11Die Entwicklungen in Militär und Provinzverwaltung

11.1Die Entwicklungen im Militär

11.1.1Quellen

Im Zeitalter des Gallienus kam es zu bedeutenden Veränderungen auf dem Gebiet der Organisation von Militär und Verwaltung.

Die einzige erzählende Quelle, abgesehen von zwei eher obskuren mittelbyzantinischen Autoren (s. u.), die über Veränderungen auf militärischem Gebiet berichtet, stellt Aurelius Victor 100 Jahre nach Gallienus dar. Bei ihm findet sich die Thematik an folgender Stelle angedeutet:

Et patres quidem … stimulabat proprii ordinis contumelia, quia primus ipse metu socordiae suae, ne imperium ad optimos nobilium transferretur, senatum militia vetuit et adire exercitum.1742

Demnach hat Gallienus die Senatoren von Ämtern in der Armee ausgeschlossen. Aus dieser Textstelle entwickelte sich eine früh einsetzende und weiter anhaltende Diskussion darüber, ob und in welchem Ausmaß die von Aurelius Victor getroffenen Aussagen als zutreffend anzusehen sind und ob dabei eine systematische, vorausschauende Planung von Seiten des Gallienus vorlag.1743 ← 311 | 312 → Die Maßnahmen dürfte informell erfolgt sein, nicht aber in Form eines Edikts, für dessen Erlass sich außer Aurelius Victor keine zusätzliche erzählende Quelle findet.

Inschriften können Aufschluss bringen. Es sind zwar nur wenige epigraphische Zeugnisse aus jener Zeit erhalten, doch ein grobes Bild der wahrscheinlichen Entwicklung der Vergabe der militärischen Ämter und der Statthalterposten kann dennoch aus ca. 20 dafür geeigneten Inschriften gewonnen werden,1744 wenngleich sich dadurch keine volle Klarheit schaffen lässt. Es wird aber deutlich, dass während der Alleinherrschaft des Gallienus auf militärischem Gebiet als militärische Kommandanten ausschließlich Ritter zu belegen sind, und zwar nicht mehr aus der traditionellen munizipalen Schicht, sondern aus dem Milieu der Berufssoldaten, für die der Aufstieg in höchste Positionen möglich wurde. Erkennbar wird dies an den in den Inschriften mitüberlieferten neuen Titeln protector (s. u.),1745 vir egregius und vir perfectissimus sowie an der bereits in der ganzen Kaiserzeit üblichen Bezeichnung des ritterlichen Amts des praefectus, das nun auch in bisher senatorischen Provinzen aufzutauchen begann. ← 312 | 313 →

11.1.2Die Entwicklung bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts

Gemäß dem traditionellen System absolvierten Senatoren, wenn sie im kaiserlichen Dienst tätig sein wollten, in ihrer Ämterlaufbahn, in der die Statthalterschaft in einer Provinz auch den Oberbefehl über die Truppen der Provinz mit sich brachte, im Anfangsstadium der Karriere lediglich ein Latiklavtribunat und später ein Legionslegat als militärische Ämter.1746 Dadurch blieb ihre militärische Erfahrung gering. Schon seit Marc Aurel und vor allem seit den späten Severern ist eine Vertretung senatorischer Statthalter „durch Provinzprokuratoren oder ritterliche Sonderemissäre“ häufiger zu beobachten.1747 Vielleicht wurde diese neue Praxis von mächtigen ritterlichen Funktionsträgern (Timesitheus, Philippus I. Arabs) weiter gefördert.1748

Karrieremilitärs hatten schon länger eine Rolle als Kommandanten gespielt. In den immer häufigeren Kriegszeiten intensivierte sich bei Vexillationen und sonstigen Spezialeinheiten die Verwendung von aus dem Berufssoldatentum aufgestiegenen equites als Kommandanten. Zunehmend wurden nämlich seit der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts aus den Provinzarmeen Kontingente entnommen, die unter Leitung von equites die Kämpfe im Inneren des Reichsgebiets bestritten und immer mehr Reiterei aufnahmen. Solche Kontingente gewannen ab den Severern (193–235) vor allem wegen des seit der Herrschaft Marc Aurels (161–180) häufig herrschenden Kriegszustands und seit der sich verschlechternden innen- wie außenpolitischen Lage unter Severus Alexander (222–235) an Bedeutung und wurden zunehmend vom Ausnahmezustand zum Dauerzustand.1749

Diese Entwicklungen wirkten sich positiv auf die Karrieren hoher Zenturionen und Primipilare einfacher Herkunft aus, die deutlich häufiger als bisher in den Ritterstand erhoben wurden. Dabei mussten sie bereits vor Gallienus oft keine zivilen Posten versehen, verdrängten Generalisten aus dem militärischen Bereich und übernahmen dort immer höhere Positionen. Diese Aufsteiger wiederum förderten ebenfalls Personen mit ähnlichem Werdegang. ← 313 | 314 → Zunehmend führte also die Spezialistentätigkeit in einem Amt zur Standeserhöhung, nicht mehr wie traditionell der Stand zum Amt.1750 Die oberste Verantwortung für militärische Großkommandos in der Mitte des dritten Jahrhunderts lag zwar noch in senatorischer Hand und diente in jener Zeit meist als Sprungbrett für eine Usurpation.1751 Doch unterhalb der obersten Ebene nahm in der Mitte des dritten Jahrhunderts die Anzahl der Kommandos für im Militär aufgestiegene, zu equites erhobene Soldaten zu Ungunsten der anderen Gruppen zu, bis dieser Gruppe schließlich auch die Oberkommandos übertragen wurden.

11.1.3Die Veränderungen unter Gallienus

11.1.3.1Gallienus verbrachte viel Zeit bei seinen Truppen

Gallienus verbrachte spätestens vom Jahr 254 an einen Großteil seiner Zeit mit Soldaten im Rahmen von Feldzügen und Sicherheitsmaßnahmen an Rhein und Donau. In der Phase seiner Alleinherrschaft könnte sich diese Zeit nach 261 verringert haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch war auch jetzt Gallienus meist mit der Armee und den von ihm geförderten Karrieremilitärs vor allem illyrischer Provenienz zusammen, so im Rahmen des Postumusfeldzugs 266/7 und des sich anschließenden Herulerzugs auf dem Balkan.1752 Das hatte Auswirkungen, wie die Vielzahl von Veränderungen zugunsten der sich in seiner Umgebung befindlichen Karrieremilitärs aufzeigen.1753

11.1.3.2Das Verschwinden der senatorischen Militärtribunen

In mehreren Provinzen können ab 266/7 ritterliche Stellvertreter von senatorischen Legionslegaten benannt werden, zur Zeit von Gallienus nur in Pannonia inferior.1754 Solche Stellvertretungen eines senatorischen Amtsinhabers waren seit längerem gang und gäbe, wie auch deren Bezeichnung als agentes vice legatis. Die Amtsinhaber aus den genannten Inschriften agierten formal ← 314 | 315 → noch als Vertreter eines abwesenden oder verstorbenen senatorischen Amtsinhabers mit gleichen Kompetenzen, eine reguläre Besetzung war aber im Gegensatz zu früher offenbar nicht mehr vorgesehen. Bis zum Tod des Gallienus war der Vorgang offenbar abgeschlossen. Durch diese Maßnahme verschwanden die Legionslegaten, die legati Augusti pro praetore sowie das Latiklavtribunat.1755 Ein früher Vorläufer für dieses Vorgehen war der Prätorianerpräfekt Perennis, der anscheinend während eines Aufstands gegen Commodus im Jahr 184 senatorische legati durch ritterliche praefecti ersetzte.1756

Die traditionellen, nicht nur senatorischen hohen Offiziere verschwanden auch, weil Legionen zunehmend aufgeteilt und in mobile Vexillationen aufgespalten wurden (s. u.). Die Attraktivität des Dienstes in den verbliebenen Ursprungseinheiten des Heeres nahm durch den dortigen Rückgang der Personalstärke und damit des Ansehens dieser Einheiten dauerhaft ab, was den Übergang von senatorischen zu ritterlichen Befehlshabern erleichtert haben dürfte.1757 Durch die anfängliche Vertretertitulatur wird der Unwille des Gallienus deutlich, in einer konservativ geprägten Umgebung derartige Maßnahmen zu offensichtlich werden zu lassen. Dies macht nur Sinn, wenn hier keine offizielle Entscheidung des Kaisers vorliegt. Also wurde vorgegeben, dass die Posten immer noch rechtmäßig von abwesenden Senatoren verrichtet werden. Die Legionslegaten wurden offenbar nach und nach ausgewechselt, was gegen ein Edikt und damit gegen einen festen Zeitpunkt spricht.1758 Dieser ← 315 | 316 → Vorstellung eines fließenden Überganges entspricht auch die verschleiernde Bezeichnung ritterlicher Amtsinhaber als Stellvertreter. Aufgrund des inoffiziellen Charakters ist ein allmähliches Vorgehen wahrscheinlich, zumal auch in der Zeit nach Gallienus ein paar senatorische Statthalter in Militärprovinzen, die über die Truppen wenigstens formal noch das Kommando innegehabt haben dürften, bekannt sind.1759

Erst einige Zeit später, im Jahr 266/7, erhielten die ritterlichen Kommandanten aber einen eigenen Titel, nämlich den des praefectus legionis. Auf diese Weise war die neue Situation auch durch die Bezeichnung sanktioniert.1760 An den Fällen von P. Aelius Aelianus und Clementius Valerius Marcellinus lässt sich ablesen, dass dieser Titel zunächst als Provisorium vorgesehen war, wie der bei jenen anfangs weiter verwendete Titel agens vices legati anzeigt: Aelianus ist als praef(ectus) leg(ionis) II adiut(ricis) protector Gallieni n(ostri) a(gens) v(ices) leg(ati) sowie als praef(ectus) leg(ionis) ss. (sc. II adi) prot(ector) Aug(usti) und praef(ectus) leg(ionis) II adiut(ricis) protector Gallieni Aug(ustus) n(ostri) a(gens) v(ices) leg(ati) belegt und damit der früheste nachweisbare praefectus legionis, der 266 amtiert haben dürfte.1761 Clementius Valerius Marcellinus wird im Jahr 267 in einer Inschrift als praef(ectus) leg(ionis) prot(ector) / Aug(usti) n(ostri) a(gens) v(ices) l(egati) bezeichnet.1762 Aurelius Frontinus bekleidete 268 als Nachfolger des Valerius Marcellinus das Amt des praefectus legionis der legio II adiutrix in Pannonia inferior.1763 Damit war die dauerhafte Stellvertreterregelung im Jahr 268 mit Aurelius Frontinus durch das Weglassen des Zusatzes agens vices legati offiziell geworden und für jeden sichtbar. Womöglich hat dieses Sichtbarmachen der Zurückdrängung der Senatoren zu Empörung in senatorischen Kreisen in Rom geführt und die Ermordung von des Kaisers Parteigängern im September 268 ← 316 | 317 → begünstigt.1764 Vermutlich wurden in allen betroffenen Provinzen unter gallienischer Herrschaft nach und nach ritterliche Legaten mit dem Titel praefectus als Legionsspitzen eingesetzt. Die ritterlichen Legionslegaten legten dabei in Inschriften vor allem Wert darauf, die Titel praefectus und protector abzubilden, während die Anzeige einer Stellvertretung häufig unterbleibt.1765

Durch seine Maßnahmen verstärkte Gallienus einen Trend, der bereits vor Jahrzehnten eingesetzt hatte (s. o.). Somit war der Weg für nun oft aus den militärisch geprägten Grenzregionen stammende Personengruppen wie vor allem Söhne von Soldaten frei, höchste Ämter in Militär und auch Verwaltung (s. u.) zu erlangen. Durch die Beförderung in den Ritterstand bei Erreichen höherer Dienstgrade kam es zu einer Verbindung von militärischer Professionalität und ritterlicher Karriere, was erheblich zu einem sozialen Wandel beitrug.1766 Das spätantike Heer wird in weiten Teilen bereits jetzt sichtbar.1767

11.1.3.3Die Entwicklung des protector-Titels

Der Ehrentitel protector in seiner gallienischen Ausprägung scheint sich um das Jahr 260 entwickelt zu haben. Lucius Petronius Taurus Volusianus dürfte der früheste derzeit nachweisbare Träger dieses Titels gewesen sein.1768 Für eine Initiative des Gallienus spricht dabei, dass die Zahl der protectores erst nach 260 deutlich zugenommen zu haben scheint. Nun wurde der Titel außerdem auch an Legionsoffiziere außerhalb Italias vergeben.1769 Es handelte sich anscheinend um Offiziere ab einem gewissen Grad aus dem Milieu der Karrieresoldaten mit guter Verbindung zum Kaiser und der Befähigung, Truppen selbstständig zu befehligen.1770 Womöglich stellte das Protektorat eine Reaktion auf den Aufstieg ← 317 | 318 → der Vexillationen und die erste Stufe der Laufbahn oberhalb der Zenturioebene dar, die vielleicht zuerst am Kaiserhof auszuüben war.1771 Die hohen Offiziere konnten so enger an den Kaiser gebunden werden, von dessen Wohlwollen sie bei ihrer Karriere abhängig waren, und ein Korpsgefühl entwickeln.1772 Es gab keine senatorischen protectores, ein weiterer Beleg für deren Ausscheiden aus den militärischen Kommandos genau zu diesem Zeitpunkt. Die Schaffung der protectores als neue Offiziersklasse hängt demnach mit jenem Prozess zusammen. Die protectores als Nachfolger dieser Offiziere erbten auch deren Aufgabengebiete.

Überliefert sind als protectores für die Zeit von Gallienus drei Tribunen der Prätorianergarde, drei Legionspräfekten, ein Befehlshaber einer Heeresgruppe in Pannonia inferior (s. o.) und zwei Statthalter in Mauretania Caesariensis beziehungsweise Dalmatia.1773 ← 318 | 319 →

11.1.3.3.1Provinzübergreifende Sonderkommandos

An Senatoren wurden in der Mitte des dritten Jahrhunderts im Donau– und Rheingebiet zur Vertretung des Kaisers prestigeträchtige, zeitlich begrenzte provinzübergreifende Sonderkommandos mit dem Titel eines dux zur Sicherung gefährdeter Grenzen vergeben. Sie beinhalteten zivile wie militärische Kompetenzen.1774 Dabei waren sie keinen Statthaltern unterstellt, was die Amtsinhaber Pacatianus (248), Decius (249), Aemilianus (253), Valerian I. (253), Ingenuus (260), Regalianus (260/1) oder Postumus (260) zum Aufbegehren verleitete.

Gallienus schränkte während seiner Alleinherrschaft als Folge dieses Verhaltens die Vergabe von provinzübergreifenden Sonderkommandos ein.1775 Nur Odaenathus scheint als dux Romanorum und corrector totius Orientis in der Tradition von Iulius Priscus ein solches Kommando unter Gallienus noch in vergleichbarer Funktion innegehabt zu haben.1776 Senatoren verloren auf diese Weise jede realistische Möglichkeit zur Usurpation.

Equites wie Aureolus und Marcianus erhielten jetzt auch die großen, prestigeträchtigen Sonderkommandos, wahrscheinlich ohne gleichzeitig Provinzen vorzustehen, die parallel weiterhin von ritterlichen oder senatorischen Funktionären, aber nun ohne militärische Befugnisse, verwaltet wurden (s. u.).1777 Die Inhaber der Sonderkommandos scheinen dagegen nur noch für militärische Angelegenheiten zuständig gewesen zu sein. Somit unterschied ihre Position sich von den bisherigen Sonderkommanden.

Vermutlich trugen auch die neuen Sonderkommandanten den Titel dux: Während der Herrschaft des Gallienus erscheint offenbar als dux im Jahr 260 Aureolus, der während der Kämpfe gegen die Usurpatoren Ingenuus, Regalianus und Macrianus1778 eine mobile Feldarmee des Gallienus befehligte und anschließend mit dem gleichen Titel wahrscheinlich ab ca. 266 den Befehl über die Grenze zum Herrschaftsgebiet des Postumus übernahm.1779 Im Jahr 268 amtieren als duces in den Donauprovinzen im Rahmen der Herulerkämpfe ← 319 | 320 → Marcianus1780 und Aurelius Augustinus,1781 nachdem Gallienus wegen der Erhebung des Aureolus sein direktes Kommando hatte delegieren müssen. Ein dux mit unklarem Aufgabengebiet ist Aurelius Marcellinus,1782 der in Verona eine Stadtmauer errichten ließ.1783 Vielleicht schützte er Norditalien vor dem Postumus-Reichsteil1784 oder er bildete während des Feldzugs von Gallienus gegen den Usurpator die Rückhut oder leitete die Nachschubzentrale.

Es zeigt sich erneut: Gallienus führte einen seit langem bestehenden Trend forciert fort. Eine dahinter stehende Planung ist anzunehmen, da in der relativ friedlichen Zeit nach dem Jahr 262 reine ad hoc-Maßnahmen wenig wahrscheinlich sind.

11.1.3.4„Mobile Eingreiftruppe”: eine echte Neuerung?

11.1.3.4.1Quellen

Nachrichten über eine neuartige Form von Kavallerie unter Gallienus finden sich bei Leo und dem hier auf diesem beruhenden Kedrenos:

ὁ δε Γαληνὸς μετὰ τοῦτον πρῶτος ἱππικὰ τάγματα κατέστησε·1785

Die Nachricht dürfte auf die Leoquelle, die wahrscheinlich identisch mit Petros Patrikios ist, zurückgehen, der vielleicht die Information von Nicomachus Flavianus oder über andere Zwischenquellen von Dexippos hatte.1786 Die genannten Quellen sind allerdings etwas obskur.

Die Bedeutung eines Befehlshabers der Reiterei tritt aber bei verschiedenen Autoren hervor, so bei Zosimos:

… ἄνδρα δὲ εὑρὼν εἰς τὰ τοιαῦτα προχειρότατον ὃς τῆς τῶν Δαλματῶν ἧρχεν ἴλης… .1787 ← 320 | 321 →

Außerdem findet eine solche Person Erwähnung bei Johannes Antiochenos:

Γαλλιηνὸς … ἀπὸ τοῦ Δελματῶν ἱππάρχου κατακτείνεται·1788

Auch Zonaras erwähnt einen Befehlshaber:

Αὐρίολος δὲ … τῶν βασιλικῶν ἵππων φροντιστὴς προκεχείριστο. … Αὐρίολος … πάσης ἄρχων τῆς ἵππου καὶ μέγα δυνάμενος. … Ἔπι δὲ πολιορκοῦντος τοῦ βασιλέως τὰ Μεδιόλανα, Αὐρηλιανὸς σὺν ἱππεῦσι προσῆλθεν αὐτῷ·1789

Diese Überlieferungen zeigen die gestiegene Bedeutung, die der Reiterei im Vergleich zu früheren Zeiten eingeräumt wurde. Ihre obersten Vertreter waren in Gallienus’ Zeit an allen wichtigen militärischen Ereignissen entscheidend beteiligt. Teile der Reiterei waren entscheidend an der Verschwörung gegen Gallienus im Jahr 268 beteiligt.1790 Neben Claudius II. im Jahr 268 erlangte auch Aurelian als Kavalleriekommandant 270 die kaiserliche Macht.1791 Aureolus im Jahr 267/8 sowie Memor 262/3 versuchten es.1792 Aureolus hatte allerdings nicht alle Kavallerieeinheiten zur Verfügung: Die dalmatischen und batavischen Reiter sowie ein Teil der Eingreiftruppe waren bei Gallienus.1793

11.1.3.4.2Vorläufer

Vorläufer dieser fließenden Entwicklung war Traian, für den die Zusammenstellung einer Kavallerie auf Zeit für die Dakerkriege belegt ist, die für einige Jahrzehnte unter senatorischer Führung zusammenblieb, allerdings ebenfalls wieder aufgelöst wurde.1794 Außerdem zu nennen sind Marc Aurel, unter dem der Reitergeneral Vindex prominent war,1795 sowie Septimius Severus, der die Zahl der Kaiserreiter, der equites Singulares Augusti, auf 2000 verdoppelte und im Jahr 194 gegen Pescennius Niger mit einem Reiterheer ← 321 | 322 → siegte,1796 eine Entwicklung, die sich unter den Nachfolgern fortsetzte. Auch die erfolgreiche Verwendung von osrhoenischer und maurischer Kavallerie durch Maximinus Thrax im Jahr 235 ist zu nennen.1797

11.1.3.4.3Veränderungen unter Gallienus und Bestandteile der mobilen Feldarmee

Mobile Eingreiftruppen sind also im ganzen dritten Jahrhundert von Bedeutung, wobei sich deren Zusammensetzung des öfteren änderte. Bis zu den Entwicklungen unter Gallienus hatten sie aber ausschließlich die Infanterie unterstützende Aufgaben und bestanden aus auxilia. Der Zeitpunkt des Aufbaus solcher Kräfte fällt vielleicht in die Zeit, die Gallienus am Rhein verbrachte, also im Zeitraum 256/60, noch während der gemeinsamen Herrschaft mit Valerian I., als sich Gallienus mit germanischen Gegnern konfrontiert sah:

αὐτὸς μὲν οὖν τὰς τοῦ ῾Ρήνου διαβάσεις φυλάττων ὡς οἷόν τε ἦν, πῇ μὲν ἐκώλυεν περαιοῦσθαι, πῇ δὲ καὶ διαβαίνουσιν ἀντετάττετο.1798

Allerdings ist nicht ausdrücklich von Kavallerie die Rede. Während seiner Zeit am Rhein ab 256/7 veränderte der Kaiser nach Auffassung einiger Forscher die militärische Strategie und setzte zahlenmäßig überlegenen, an vielen verschiedenen Stellen über den Fluss setzenden Germanen erstmals eine bewegliche und zugleich schlagkräftige Eingreiftruppe aus Infanterie und Kavallerie entgegen, die sich als effizient erwies.1799 Die Münzstätte von Colonia Agrippinensis feierte den fünften Germanensieg des Gallienus, es erschien die Prägung GALLIENVS CVM EXERCITV SVO.1800

Die an diesen Siegen beteiligten Truppen stellten wohl den ersten Kern der neuartigen Truppen dar, der nach 259 endgültig seine Bewährungsprobe bestand. Auch britisch-germanische Vexillationen im Osten, die entweder vor der Machtübernahme des Postumus vexilliert worden waren oder von den Macriani ← 322 | 323 → aus dem Osten zurückgeführt und nach ihrer Niederlange in Sirmium stationiert wurden,1801 bildeten solche unabhängigen Vexillationseinheiten.1802 Ähnliche Einheiten existierten an mehreren Orten vor allem in den Donauprovinzen. Da der Befehl über Mauri und osrhoenische Reiter einen hohen ritterlichen Rang voraussetzte (etwa bei Traianus Mucianus anlässlich von dessen Oberbefehl über die equites Divitenses1803), dürfte das militärische Gewicht solcher Einheiten beträchtlich gewesen sein.

Womöglich war der verstärkte Einsatz von Kavallerie bereits jetzt als dauerhaft geplant. Zuerst eingeführt wegen der Situation am Rhein wurde ihr Ausbau betrieben. Unter anderem bewährte sich die Entwicklung der neuen Einheiten gegen Ingenuus, die Macriani oder im Jahr 268 bei der Verteidigung von Thessalonike gegen die Goten, wo der Tribun der Batavi als Provinzstatthalter fungierte.1804 Seit ca. 259 befand sich anscheinend auch eine Reitereinheit im Rahmen einer Feldarmee in Mediolanum.1805 Gallienus maß diesen neuen Einheiten eine sehr hohe Bedeutung bei, wie sich auch daran zeigt, dass Aureolus ihn schließlich mit einem Teil dieser Truppen herausfordern konnte.1806 Das gestiegene Selbstvertrauen und das entstandene Korpsbewusstsein werden unter Claudius II. deutlich, als die Kavallerie nach einer Auseinandersetzung mit Fußtruppen den Kampf verweigert.1807 Die Rolle der Kavallerie brachte höhere taktische Mobilität und Präsenz. In der Regel konnten Kavallerie und Fußtruppen aber nur gemeinsam und sich ergänzend die Kämpfe erfolgreich bestreiten, da die vermutlich meist leicht bewaffnete Kavallerie für direkte Konfrontation weniger geeignet war.1808

In solchen Situationen wurde auch klar, wie regionalisiert die Verteidigung an den Grenzen war, wie viel Zeit die Bereitstellung einer ausreichenden Streitmacht oft kostete, wie viel Zeit bei langen Märschen zu den militärischen Brennpunkten verloren ging und wie ausgedünnt die zurückbleibenden Kräfte dadurch wurden.1809 Das bei Zosimos kurz angesprochene Vorgehen stellte demgegenüber offensichtlich eine Veränderung dar, die diesem Zustand zumindest notdürftig abgeholfen zu haben scheint und als Folge weiter ausgebaut und großflächiger angewandt wurde. ← 323 | 324 →

Als Bestandteile sind zunächst die equites singulares Augusti zu nennen, die aus den Alen des Rhein-Donau-Gebiets an den Reichsgrenzen gewonnen wurden.1810 Sie fungierten als Begleittruppe der Kaiser sowie als geschlossene Kampftruppe und somit Ergänzung der Prätorianer, deren eigene Reitereinheiten stärker mit den Fußtruppen verbunden blieben.1811

Viele Legionen vor allem aus vermeintlich weniger gefährdeten Gebieten sowie Auxiliareinheiten, die durch diese Maßnahmen jeweils schrumpften, stellten jetzt auf Dauer oder zumindest längerfristig Teileinheiten ab, die unter eigenen Befehlshabern ähnlich wie Vexillationen selbstständig agierten oder im kaiserlichen Gefolge als Reservearmee marschierten und die dort vertretenen Prätorianer sowie die legio II Parthica verstärkten. Einen hohen Anteil machten dabei die Kavallerieregimenter aus,1812 was dafür spricht, dass vor allem bewegliche Reitereinheiten neu geschaffen werden sollten. Dadurch konnten spezialisierte Eingreifkorps mit hohem Kavallerieanteil, die in Grenznähe stationiert wurden, bei Bedarf an verschiedenen Brennpunkten eingreifen und die Legionen entlasten.

Gallienus entging bei der Durchführung seiner Maßnahmen gerade im Hinblick auf Reiter durch die Postumuserhebung wichtiges Rekrutierungsreservoir im Westen. Der Verlust dieser Gebiete bevorzugte nun den Aufstieg von Illyrern, wodurch eine seit den Severern bemerkbare Tendenz verstärkt wurde.1813 Die equites singulares Augusti verloren durch die neuen Kavallerieeinheiten an Bedeutung.1814

Die Entstehung der recht umfangreichen Kavallerieeinheiten der equites Dalmati (geschaffen aus den alae der Grenztruppen der Donauprovinzen nicht nur aus Dalmatia, nach ihren Stoßlanzen benannt und laut Notitia Dignitatum 32–37 in mindestens neun bezifferte Einheiten aufgeteilt) und Stablesiani (auf Provinzebene tätig) gehört sicher in die Zeit des Gallienus, wahrscheinlich auch die der equites Promoti (Legionärsreiterei aus Illyrern und Orientalen, deren Mitglieder von den Stammeinheiten abgezogen wurden) und equites Scutarii (so genannt wegen ihrer ovalen Schilde).1815 Diese Einheiten wurden vermutlich ← 324 | 325 → gemeinsam mit den maurischen Reitern und den osrhoenischen berittenen Bogenschützen sowie sonstigen östlichen Einheiten aus Palmyra und Emesa, die unter Severus Alexander das erste Mal erwähnt werden,1816 zusammenfassend als equites Illyriciani bezeichnet, was der herausragenden Wichtigkeit der illyrischen Soldaten seit Gallienus geschuldet sein dürfte.1817 Sie waren in Vexillationen à 500 Mann eingeteilt. Ihre einzige Gemeinsamkeit war die auch von anderen Verbänden in den Westprovinzen geführte Bezeichnung Illyriciani für Reiterverbände. Dies stellt noch einen Hinweis für die Vermutung dar, dass sie ursprünglich dem illyrischen Heer, also dem Grenzheer an der mittleren und unteren Donau, angehörten. Bald war dies aber vermutlich nur noch ein Ehrenname.1818

Die exploratores Divitenses aus Deutz und die von einem vir perfectissimus kommandierten exploratores Batavi1819 wurden beide wohl von Gallienus zur Bekämpfung von Ingenuus eingesetzt. Um 270 standen sie nach dem Zeugnis einer Inschrift unter Traianus Mucianus in den Donauprovinzen.1820 Dies spricht für eine Herauslösung der genannten Einheiten aus ihrem alten Grenzverband in Germanien vor der Postumususurpation. Die exploratores Batavi wurden im Jahr 268 in Thessalonike nachgewiesen (s. o.) und blieben damit ebenfalls großteils Gallienus erhalten.1821 ← 325 | 326 →

Dalmati, Mauri, Scutarii und Promoti wurden vermutlich unter Aurelian in den sechs Dukaten an der Ostgrenze in je vier Illyriciani–Schwadronen gleichmäßig aufgeteilt stationiert.1822 D. Hoffmann und vor allem M. P. Speidel führen nachvollziehbar alle Reitereinheiten mit dem Ehrennamen Illyriciani in der Notitia dignitatum, darunter Sagittarii und Stablesiani, auf dieses Reiterheer zurück. Die dalmatische Reiterei dürfte dabei die größte Gruppe dargestellt haben.1823

Erstmals wurde Gallienus von E. Ritterling im Jahr 1903 als Schöpfer einer neuen Reiterei genannt, was das Thema seitdem oft zum Forschungsgegenstand machte.1824 ← 326 | 327 → ← 327 | 328 →

Das Verlangen nach Kaisernähe mag als Nachteil dieser Entwicklung zugenommen haben, konnte sich doch der Herrscher mit solchen Truppen deutlich schneller als bisher fortbewegen.1825

11.1.3.4.4Fragen der Organisation

Es stellt sich die Frage, ob es wirklich einen einheitlichen Oberbefehl über die genannten Einheiten gegeben haben kann, wie für Aureolus behauptet wird: Claudius wird als ἵππαρχος bezeichnet, Aurelian kam 268 als Anführer der Reiterei nach Mediolanum, Cecropius wird als dux Dalmatarum bezeichnet.1826 Diese Bezeichnungen für verschiedene Personen sprechen gegen einen einheitlichen Oberbefehl. Gerade jene Truppe, von der bei Ritterling die Überlegungen über die Heeresreform des Gallienus ihren Anfang nahmen (s. o.), die dalmatische Reiterei, war bei Aureolus’ Usurpation nicht bei diesem, sondern bei Gallienus, und zuvor wohl in den Donauprovinzen.1827

Aureolus amtierte um 260/1 als Anführer der Stablesiani, da Zonaras ihn als, τῶν βασιλικῶν ἵππων φροντιστής bezeichnet.1828 Demzufolge war sein Titel vermutlich stabulensis und die nach ihm benannten Truppen befanden sich bei ihm.1829 Später wurde Aureolus zum Befehlshaber eines zeitweilig in Norditalien oder Raetia stationierten, gegen Postumus und vermutlich die Alamannen gerichteten ← 328 | 329 → Heeres, dessen genauere Bezeichnung unbekannt ist.1830 Eine einheitliche Führung der unter Gallienus aufgebauten Einheiten gab es vielleicht nur bei Feldzügen, in denen mehrere zusammengezogene Kavallerieeinheiten vereint auftraten, ansonsten hatten die einzelnen Teile eigene Befehlshaber.1831 Gegen ein einheitliches Hauptquartier spricht auch, dass equites-Prägungen nicht nur in Mediolanum, sondern auch in Rom geprägt wurden.1832 Ein (dauerhaftes) Hauptquartier würde auch nur schwer zu einer mobilen Truppe passen.1833 Dagegen spricht auch die unterschiedliche Schwerpunktsetzung der einzelnen Truppenteile.

Mediolanum lag andererseits günstig gegen potenzielle Raubzüge der Alamannen und auch in der Nähe der Südgrenze zum Herrschaftsgebiet des Postumus. Die Stationierung des Aureolus entlang der Grenze südlich und nördlich (Raetia) der Alpen1834 mit einem Teil dieser Truppe sowie vermutlich als Oberbefehlshaber (dux) über alle dort stationierten Truppen in den Jahren 267/8 zeigt dies an, genauso wie die Befestigung der Stadt Mediolanum, sichtbar ← 329 | 330 → an der längeren Belagerung des Jahres 268.1835 Die etwa gleichzeitig eingerichtete Münzstätte betonte dessen neu gewonnene Bedeutung als strategisches Zentrum. Die Stadt trat damit in der Funktion als Verteidigungszentrum neben Aquileia,1836 sowie vielleicht Verona am Südende der Alpen, das den Endpunkt mehrerer Alpenstraßen darstellte und um 265 unter Gallienus wie auch Mediolanum stark befestigt wurde.1837 Andere Zentren zur Zeit des Gallienus waren Poetovio als Stationierungsort für Vexillationen (vielleicht als Reaktion auf die Usurpationen in den Donauprovinzen zum Schutz von Italia),1838 vielleicht bis 260 Köln zum Schutz Galliens (sichtbar daran, dass Postumus Saloninus dort belagern musste),1839 Siscia mit seiner 262/3 gegründeten Münzstätte, womöglich Byzantium schon unter Valerian I. zum Schutz der Ägäisanrainer1840 oder Lychnidus (Vexillation der legio II Parthica sowie Vexillation der in Africa proconsularis stationierten legio III Augusta) am Verkehrsknotenpunkt via Egnatia zur Sicherung der Balkanpässe nach Macedonia und Achaia.1841 Die Stationierung einer Vexillation der legio II Parthica (sowie einer Vexillation der afrikanischen Legion) in Lychnidus bedeutet vielleicht, dass Gallienus wegen Truppenmangels sogar einen Teil seiner italischen Offensivstreitkräfte für defensive Sicherungsaufgaben verwenden musste. Die afrikanische Legion war die einzige ihm zur Verfügung stehende Kraft, die in einer weniger gefährdeten Gegend stand und solche Abstellungen am ehesten verkraften konnte. Der Kaiser sah geringe Chancen auf ein offensives Vorgehen.1842

Die genannten, südlich der Donau stationierten Vexillationen ersetzten vermutlich das bis zum Jahr 260 dort praktizierte System, an einen dux ein übergreifendes Kommando zu vergeben, um auf diese Weise weitere Usurpationen zu erschweren. Damit hatte Gallienus an dieser Grenze Erfolg: Er gewann die Loyalität jener Gebiete und zugleich fanden während seiner Herrschaft an der mittleren Donau keine Barbareneinfälle mehr statt, was auch mit dem Bündnis mit den Markomannen zusammenhängen mag (s. u.). In Poetovio waren Vexillationen der dacischen XIII Gemina und V Macedonica stationiert (s. o.), in Aquincum Vexillationen aus Moesia inferior1843 und in ← 330 | 331 → Sirmium germanische und britannische Legionen.1844 Letztere waren zuvor ebenfalls in Germanien stationiert gewesen1845 und wurden vermutlich gegen Ingenuus nach Osten beordert.1846 Dies zeigt, dass Gallienus der mittleren Donau Priorität einräumte gegenüber der unteren Donau und der Provinz Dacia, die bald aufgegeben wurde.1847 Nach dem Jahr 260 war den in Sirmium stationierten Einheiten die Rückkehr zu ihren Einheiten durch die Machtübernahme des Postumus versperrt. Thessalonike wurde 268 oder 269 von den Batavi verteidigt und könnte deshalb ebenfalls ein solches Zentrum dargestellt haben.1848

Es wurden also Vexillationen aus verschiedenen Legionen an zentralen Punkten stationiert.

11.1.3.4.5Kontext der Maßnahmen

Ein rudimentäres System einer zusätzlichen Hinterlandverteidigung war womöglich bereits seit der Zeit von Valerian I., vielleicht zu Beginn unbewusst, vorhanden und wurde von Gallienus ausgebaut. Dabei scheint nicht gesichert, dass diese Organisation nur auf ad hoc-Entscheidungen beruhte. Dies war sicher in der Krise 259/61 der Fall, danach ist ein solches Vorgehen weniger vorstellbar. Auch wenn die Maßnahmen Vorläufer ab den Severern hatten,1849 bereits in der Zeit von Valerian I. begannen1850 und teilweise improvisiert gewesen sein dürften, ist doch von einer Planung des Gallienus auszugehen, da die meisten dieser Innovationen in Taktik, Rangordnung und Einteilung unter Gallienus stattfanden1851 und unter seinen Nachfolgern weitergeführt wurden. Auf diesem Gebiet war Gallienus ein echter Neuerer. Er organisierte diese Einheiten erstmals konstant. Eine Verbesserung der Verteidigungsleistung an der Donau sollte auf diese Weise erreicht werden und wurde anscheinend auch erreicht. Zwischen 262 und 267 kam es weder zu ernstzunehmenden Usurpationen noch in Folge von Grenzentblößungen zu großen Raubzügen in das Reich, die Usurpationen provozieren hätten können.

Zu der relativen Ruhe trug sicher auch bei, dass die militärische Macht an der Donau im Zeitraum 261/7 nicht mehr wie seit den späten 240er-Jahren bei einzelnen duces zentriert lag. Gallienus musste die dortige Lage ins Zentrum ← 331 | 332 → seines Handelns stellen, denn bei Verlust dieses Gebiets drohte ihm sein Ende. Deshalb wurden sowohl die Abrechnung mit Postumus als auch ein Feldzug unter seiner Führung gegen die Perser hintangestellt. Erst als Gallienus schließlich doch Truppen vom Balkan abzog und die Beseitigung des Postumus versuchte, animierte dies Heruler 267/8 zu einem großen Einfall, was zeigt, wie labil der Frieden trotzdem weiter war und dass Gallienus eigentlich nicht über die Ressourcen für einen Krieg gegen Postumus und die Verteidigung nach außen gleichzeitig besaß. Ähnlich stellte sich die Situation 268 dar, als die Goten- und Herulergefahr auf dem Balkan noch nicht gebannt war und Aureolus’ Usurpation wichtige Truppen band.1852 Das neue System war offensichtlich tauglich, vertrug aber aufgrund Personalmangels keinerlei Schwächung.

Nach dem Ende des Gallischen Sonderreichs im Jahr 274 wurden die in Mediolanum stationierten Truppen vielleicht noch von Aurelian verlegt.1853 Dies dürfte analog auf all die anderen genannten Orte mit Besatzungen aus potentiellen Kavallerievexillationen zutreffen, sobald eine Gefahrenlage gebannt schien. M. P. Speidel plädiert trotzdem überzeugend dafür, dass ein Vorgriff auf die comitatenses des vierten Jahrhunderts vorliegt.1854

11.1.3.5Die Aufnahme von Germanen in das Römische Reich und das Heer

Als weiteres Mittel zur Grenzsicherung bediente sich Gallienus benachbarter Germanenfürsten, die im Austausch gegen Land auf römischem Boden vor allem dazu beitragen sollten, die Grenzen gegen die benachbarten Völker zu sichern. Dies stellte, weil langfristig angelegt, ein Novum dar. Während Gallienus’ Zeit am Rhein, vielleicht im Jahr 257 bald nach seiner Ankunft, geschah eine solche Vereinbarung mit einem der fränkischen Herrscher.1855 Da viele Truppen in den Osten abgezogen worden waren, musste Gallienus verstärkt auf diplomatische Mittel zurückgreifen. ← 332 | 333 →

Vermutlich 260/1 oder 2621856 wiederholte sich das Ganze mit Markomannen unter ihrem Herrscher Attalus, dessen Sechter Pipa Gallienus nach germanischem Brauch geheiratet zu haben scheint. Die Markomannen bekamen gute Vertragsbedingungen. Sie besiedelten unter Beibehaltung ihrer Selbständigkeit Land am pannonischen römischen Donauufer, sicherten die zugehörige Grenze und stellten mit ihrem Fürsten als vermutlichem Anführer eine Kavallerie-Eliteeinheit, was vielleicht der eigentliche Grund für die Anwerbung war.1857 Dieses Ereignis kann sich nicht vor dem Jahr 260 abgespielt haben, da Gallienus in jenem Jahr gegen Ingenuus und Regalianus sonst nicht ohne Verbündete in der Donauregion gewesen wäre, wie es der Fall gewesen zu sein scheint. Die Markomannen anerkannten die römische Herrschaft, durften aber unter einem eigenen Herrscher leben, bekamen Land und kämpften in eigenen Einheiten.1858 Wahrscheinlich heiratete Gallienus Pipa, um so die Festigung der Verbindung zu erhöhen.1859 Für die senatsfreundlichen Geschichtsschreiber allerdings war die angebliche Verliebtheit des Gallienus in Pipa der einzige Grund für einen Vertragsschluss:

Aurelius Victor äußert sich in diese Richtung:

… expositus Saloninae coniugi atque amori flagitioso filiae Attali Germanorum regis, Pipae nomine; qua causa etiam civiles motus longe atrociores orti.1860 ← 333 | 334 →

Es folgt Pseudo-Aurelius Victor:

… amori diverso paelicum deditus Saloninae coniugis et concubinae, quam per pactionem concessa parte superioris Pannoniae a patre, Marcomannorum rege, matrimonii specie susceperat Pipam nomine.1861

Auch in der Historia Augusta finden sich zwei Stellen dazu:

… quamvis perdite dilexit, Piparam nomine, barbaram regis filiam – Gallienus cum suis semper flavo crinem condit.1862

… cum Gallienus luxuriae et popinis vacaret et amore barbarae mulieris consenesceret.1863

M. P. Speidel hält das Vorgehen des Gallienus für wohlbegründete Politik1864 und nicht für ad hoc-Maßnahmen. Ehen von Angehörigen des Kaiserhauses mit Prinzessinnen aus Klientenstaaten verletzten römische Empfindsamkeiten, womit die Reaktionen der Quellen erklärbar sein mögen. Die Hochzeit muss nach germanischem Brauch geschlossen worden sein. Nach römischem Gesetz war eine Zweitehe nicht gestattet, weshalb sie vermutlich von Gallienus nicht als vollwertig angesehen wurde. Es dürfte aber andererseits nicht nur ein für die Markomannen inakzeptables Konkubinat vorliegen. Gallienus übernahm demnach die germanische Sitte der Vielehe.

Für eine formale Ehe mit Pipa spricht auch, dass germanische Königinnen die Gefolgschaft des Ehemanns zusammenhielten, wie Speidel anhand von Episoden bei Cassius Dio in Bezug auf Caracalla und beim Anonymus post Dionem in Bezug auf Claudius II. illustriert. Dieses Vorgehen ist laut Speidel als der formale germanische Weg anzusehen, ein geehrter Gefolgsmann zu werden. Ähnlich verhielt es sich vielleicht bei Gallienus.1865 ← 334 | 335 →

Also erhielt Gallienus durch diese Ehe Elitetruppen für seine Feldarmee und eine Machtbasis in Pannonia. Der Vertrag hielt offensichtlich lange: Noch Ammian spricht für das Jahr 380 von der Verteidigungslinie an der Donau von den Markomannen bis an das Schwarze Meer.1866 Auf jeden Fall sind im Jahr 286 die equites Marcomanni als Eliteeinheit im römischen Heer belegt,1867 außerdem als Siedler in Pannonia,1868 was zum Ausdruck bringt, dass der Vertragsschluss sich auch auf lange Sicht für beide Parteien als lohnend erwies, und Gallienus mit seiner Taktik Recht behalten hatte.

Die Bezeichnung eines Teils dieser Markomannen als equites spricht zusätzlich für frühestens 260 als Termin des Bündnisses, da die Förderung von Reitertruppen erst ab Gallienus’ Zeit am Rhein belegt ist, in der zuvor an der Donau verbrachten Zeit dagegen nicht. Als equites-Regiment waren die Markomannen im Gegensatz zu anderen Barbarenregimentern in Form von alae und cohortes eine hochrangige Einheit der kaiserlichen Feldarmee. Die Notitia Dignitatum führt sie bei den pannonischen Streitkräften vor den Legionen auf. Daraus lässt sich schließen, dass die Markomannen durch den Vertrag mit Gallienus große Vorteile erlangten.1869 Womöglich wurden die Markomannen auch als Gegengewicht gegen die im Jahr 260 rebellische pannonische Armee angesehen.1870

Vermutlich in den ersten Monaten des Jahres 268 wurde in das Reich eingefallenen Herulern, nachdem sie sich dem bei Naissus siegreichen Gallienus ergeben hatten, Aufnahme ins Heer gewährt. Ihr Führer Naulobatus erhielt den (Suffekt-)Konsulat und die Aufnahme als Offizier in die römischen Hilfstruppen mitsamt seinen Gefolgsleuten.1871 Dieses Vorgehen ist ein Zeichen dafür, dass auf römischer Seite weitere Truppen dringend benötigt wurden und dass sich die Regelung mit den Markomannen bewährt hatte.

Das Prinzip, germanische Hilfstruppen anzunehmen, scheint erfolgreich gewesen zu sein, wie dessen dreimalige Anwendung zum Ausdruck bringt, wenngleich dies teilweise aus purer Not heraus geschah. Aufgrund der wiederholten Anwendung derartiger Maßnahmen kann nicht von bloßen ad hoc- ← 335 | 336 → Maßnahmen ausgegangen werden. Offensichtlich verhielten sich zumindest die markomannischen Verbündeten loyal gegenüber den Römern.

11.2Entwicklungen bei den Ämtern in der Provinzverwaltung

Wie das Heer verselbstständigte sich seit der Severerzeit auch die Provinzverwaltung zunehmend und entwickelte ein politisches Eigengewicht.1872 Unter Gallienus kam es dabei zu Änderungen, die letztlich zur Verwaltung der prätorischen Kaiserprovinzen durch ritterliche praesides führte, während bei den konsularen Kaiserprovinzen die Lage nicht eindeutig ist.1873 In einem sich länger hinziehenden Prozess, der weit über Gallienus hinaus bis in die Zeit der Tetrarchie andauerte, wurden equites verschiedener Herkunft auf administrativem Gebiet zunehmend bevorzugt.

11.2.1Die kaiserlichen prätorischen Provinzen

Die kaiserlichen Provinzen prätorischen Rangs wurden nach und nach Rittern im Rang eines vir perfectissimus oder vir egregius übergeben.1874 Wenn zur Verschleierung des Wandels eine Stellvertretung für einen senatorischen Amtsinhaber angezeigt werden sollte, nannten sich die Statthalter analog zu den Nachfolgern der senatorischen Militärtribunen (s. o.) procurator agens vices praesidis. Der offizielle Übergang einer Provinz an einen eques brachte die Bezeichnung des ritterlichen Amtsinhabers als praeses mit sich (s. u.).1875

Manchmal scheint der Übergang fließend gewesen zu sein, so dass nach Einsetzung eines ritterlichen Statthalters durchaus wieder ein Senator dessen ← 336 | 337 → Nachfolger werden konnte.1876 Aus ärmeren Schichten stammende Interessenten hatten es im zivilen Bereich schwerer mit einem Aufstieg, da dafür oft erforderliche juristische Kenntnisse teuer zu erwerben waren.1877

Ein allgemeiner gleichzeitiger Übergang im Jahr 262 (s. o.), wie vor allem in der französischsprachigen Forschung oft postuliert, ist jedoch vom Tisch, seit erkannt wurde, dass der angeblich erste ritterliche Statthalter von Arabia im Jahr 262/263, Iunius Olympus, in Wahrheit ein Senator war.1878 Y. Le Bohec meint zu Recht, dass die These eines Edikts dadurch weiter geschwächt wird. Gallienus hat die Senatoren nicht per Edikt, sondern allmählich durch Nichtbesetzung aus den militärischen Kommandos entfernt in einem vor ihm beginnenden Prozess.1879 Zudem war bereits im Jahr 1993 der im eigentlich senatorischen Raetia im Jahr 26(0/)1 amtierende Statthalter Genialis als eques identifiziert worden.1880 Die Vertreter eines Edikts erklären die Überlieferung von senatorischen Statthaltern in Syria Phoenice1881 und Numidia1882 nach dem Jahr 262 damit, dass in solchen Fällen die militärische Gewalt einem dux übergeben worden sei. Der Statthalter habe dort somit nur über zivile Befugnisse, auf militärischem Gebiet dagegen höchstens noch über fiktive Macht verfügt.1883 Auch ein solches Vorgehen würde die Existenz eines Ediktes aber nicht wahrscheinlicher machen.

Die traditionelle Provinzeinteilung geriet in Gefahr durch provinzübergreifende Militärkommandos, denen die Provinzen nachgeordnet waren (s. o.). Durch die Häufigkeit und längere Dauer solcher Sondermaßnahmen nahm die Möglichkeit von deren Institutionalisierung zu.1884 Die schlechte epigraphische Überlieferung macht genauere Aussagen dazu bisher kaum möglich. ← 337 | 338 →

Die Anzahl der Posten für Senatoren reduzierte sich in Gallienus’ Zeit also nicht nur durch den Wegfall der militärischen Möglichkeiten. Auch die Tätigkeit als Statthalter prätorischer kaiserlicher Provinzen entfiel zunehmend.

In Raetia ist dank der Inschrift des Augsburger Siegesaltars ein erster Wechsel zu einem ritterlichen Stellvertreter spätestes für das Jahr 261 gesichert.1885 In Arabia könnte erstmals im Jahr 263 ein eques zum Zuge gekommen sein. Iunius Olympus, der dort 262/3 amtierte, war noch Senator.1886 Dessen Nachfolger Statilius Ammianus dagegen war im ritterlichen Rang eines vir egregius und wird als διέπων τὴν ἡγεμονίαν bezeichnet:1887 Er vertrat den regulären senatorischen Statthalter, wobei unklar bleibt, ob zu dieser Zeit bereits an eine endgültige Übertragung an equites gedacht war oder ob es sich um eine tatsächliche Vertretung für einen real abwesenden Statthalter handelte.1888 Der nächste bekannte Statthalter in Arabia ist ebenfalls eques mit dem Titel eines vir perfectissimus, als ἐγκεχειρισμένος τὴν ἡγεμονίαν und, obwohl formal Stellvertreter, vielleicht de facto schon regulärer Statthalter.1889 Erst ab Aurelians Statthalter Flavianus Aelianus sind in dieser Provinz viri perfectissimi mit dem Titel ἡγεμών (= praeses) als Statthalter bezeugt.1890

In Numidia erfolgte ein Wechsel offensichtlich gegen Ende der Herrschaft des Gallienus mit Tenagino Probus.1891 In Syria Coele und Syria Phoenice sowie Pontus et Bithynia und Moesia inferior blieb über die Soldatenkaiserzeit hinaus ← 338 | 339 → ein Senator Provinzleiter.1892 Unklar ist der Zeitpunkt des Übergangs an einen ritterlichen Amtsinhaber in Noricum, Dalmatia, Lycia-Pamphylia und Pannonia superior.1893 Gemischte Berufungen von ritterlichen und senatorischen Statthaltern liegen in Pannonia inferior vor.1894 Auch in Cilicia scheint mit Voconius Zeno der Übergang auf ritterliche Statthalter unter Gallienus erfolgt zu sein beziehungsweise begonnen zu haben.1895 Aegyptus und Mesopotamia waren ohnehin seit ihrer Provinzialisierung unter Augustus beziehungsweise Septimius Severus unter der Leitung von equites. Pontus et Bithynia wurde in den 230er-Jahren geteilt. Eine der beiden neuen Provinzen unterstand einem eques.1896 Die Maßnahmen des Gallienus standen also in der Tradition früherer Entwicklungen und beschleunigten diese.

Vorerst beschränkten sich die zugehörigen Maßnahmen auf prätorische kaiserliche Provinzen,1897 vor allem solche mit einer Legion, über die der Statthalter den Befehl hatte.1898 Der erste Träger des vollwertigen praeses-Titels war nach derzeitigem Kenntnisstand Clementius Silvinus. Dieser amtierte in Pannonia inferior anno 267 noch als agens vice praesidis, im Jahr darauf war er praeses,1899 ein Ausdruck, der einst allgemein einen Provinzvorsteher bezeichnet hatte und jetzt zum Ausdruck brachte, dass der bisherige Ausnahmezustand nunmehr als normal angesehen wurde.1900 Der eques Tenagino Probus amtierte 267/9 in Numidia als praeses (s. o.).1901 Im Jahr 280 wurde allerdings in Numidia ein Statthalter als wahrscheinlich senatorisch identifiziert, was nahelegt, dass Senatoren wie equites hier zum Zug kommen konnten, doch war ← 339 | 340 → dieser Amtsinhaber vielleicht nur noch zivil zuständig.1902 F. Porrà und M. Le Glay sehen in einer numidischen Inschrift die These der Machtteilung bestätigt. Der Senator Sallustius Saturninus Fortunatianus, der zuvor irgendwann zwischen 262 und 268 amtierende letzte bekannte senatorische Statthalter der Provinz, der zivile und militärische Macht in seiner Person vereinigt habe, musste seine militärische Zuständigkeit über die legio III Augusta an den ritterlichen Legionspräfekten Aurelius Syrus abtreten.1903 Die Provinzen auf dem Gebiet des Postumus blieben offensichtlich in senatorischer Hand.1904

Am wahrscheinlichsten ist die Vermutung, dass Gallienus flexibel Positionen je nach der Situation vergeben wollte, ohne sich dabei einschränken zu lassen, um so einen größeren Entscheidungsspielraum zu bekommen. Um mehr Macht bei der Ämtervergabe zu erlangen, war keine offizielle Verwaltungsreform nötig.1905 Bei den bekannten Beispielen handelt es sich um in jener Zeit grundsätzlich von Krieg und Plünderungszügen gefährdete Gebiete, in denen erfahrene Militärs benötigt wurden. Das Verfahren dürfte sich bewährt haben, weshalb es auf andere Gebiete ausgedehnt wurde, wobei allerdings die Senatoren keineswegs ganz aus der Verwaltung der kaiserlichen Gebiete verdrängt wurden. Dies geschah erst unter Diokletian.1906

11.2.2Die kaiserlichen prokonsularen Provinzen

In den prokonsularen Senatsprovinzen scheint es indes auf der Verwaltungsebene zu keinen besonderen Veränderungen gekommen zu sein.1907 In kaiserlichen konsularen Provinzen, in denen insgesamt zwei Legionen standen (z. B. Hispania Tarraconensis, Syria Palaestina), sowie in Senatsprovinzen mit einem Prokonsul an der Spitze änderte sich während der Herrschaft von Gallienus offenbar nichts Grundsätzliches.1908 Erst unter den Nachfolgern erscheinen auch hier ritterliche praesides.1909 Allerdings wurden ← 340 | 341 → auch in jenen Provinzen ritterliche Stellvertreter schon vor Gallienus des öfteren eingesetzt.1910 Die Statthalter hatten in solchen Provinzen vielleicht ohnehin nicht den militärischen Oberbefehl inne. Beide Formen der Ämterbesetzung wechselten sich insgesamt, bei einem senatorischen Übergewicht, bis in die Zeit Diokletians hinein ab.1911

11.2.3Fazit

Es ist bei diesen Veränderungen nicht mit einem Edikt als Grundlage zu rechnen, sondern mit einer zwar bewussten, aber schleichenden Nichtberücksichtigung von Senatoren.1912 Die Vorgänge setzten bereits vor Gallienus ein, vor allem seit spätseverischer Zeit, mit einem Stellvertretersystem, in dem ritterliche Stellvertreter für vorläufig vakante senatorische Statthalterstellen eingesetzt wurden.1913 Dieses System verstetigte sich im Lauf der Zeit, bis am Ende des Jahrhunderts nur noch in Italia Senatoren in Ämtern zu finden waren. Aufgrund der Häufung solcher außerordentlicher Maßnahmen ist anzunehmen, dass bereits vor Gallienus nicht immer ein Notfall vorlag, der eine ritterliche Ämterbesetzung begründete, sondern dass es sich oft um einen vorgeschobenen Grund handelte, um equites einsetzen zu können.1914

Die Maßnahmen setzten sich bei den Truppen schnell durch, während der Prozess in der Provinzverwaltung langsamer vor sich ging. Nach Raetia im Jahr 261 wurden gesichert zuerst im Jahr 263/4 in Arabia legati Augusti durch praesides durchgehend ersetzt und zur Verschleierung als vir egregius agens vices praesidis bezeichnet. Erst in den 270er-Jahren erhielten diese Amtsinhaber zunehmend reguläre Namen. Aber andererseits blieb gerade eine Grenzprovinz wie Moesia inferior unter Gallienus offenbar konsularisch. Einige Provinzen wie Syria Coele waren bis Diokletian senatorisch. In anderen Provinzen wechselten sich senatorische und ritterliche Amtsinhaber ab.1915 Getroffen wurden auch hier zumindest unter Gallienus nur die Senatoren, die durch Kommandos im Heer, hier als Statthalter in Provinzen mit einer Legion, vorankommen wollten. ← 341 | 342 →

11.3Mögliche Gründe für die getroffenen Maßnahmen

Die Gründe für die weitgehende Entfernung von Senatoren vor allem aus militärischen Positionen sind umstritten.

11.3.1Misstrauen gegenüber Senatoren

Womöglich misstraute Gallienus einflussreichen Senatoren und sah bei dieser Gruppe eine größere Aufstandsgefahr in einschlägigen Ämtern als bei weniger gut im Reich vernetzten, im Militär aufgestiegenen equites. Dies lehrten ihn die turbulenten Jahre mit den Usurpatoren um 260, bei denen die Gegenkaiser wahrscheinlich von weiteren einflussreichen Senatoren unterstützt worden waren. Auch Valerian I. war auf solche Weise an die Regierung gelangt.

Analog dazu erwartete Gallienus von im Militär aufgestiegenen equites vielleicht durch ihr größeres Spezialistentum in kleineren Zuständigkeitsbereichen kompetentere Amtsführung und konnte zu ihnen eher direkte persönliche Bande als Untergebene knüpfen, etwa durch den protector-Titel (s. o.). Die neuen Amtsinhaber waren durch den anfänglichen ad-hoc-Charakter ihrer Posten stärker vom Kaiser persönlich abhängig als senatorische Amtsträger und so vermeintlich leichter unter Kontrolle zu halten.1916

Außerdem wurde auf diese Weise Senatoren den oft weit verzweigten Senatoren die Möglichkeit der Kombination von großem Vermögen, guter Vernetzung und Militärkommandos verschlossen. Eine Chance zur Usurpation wurde auf diese Weise weitgehend eliminiert.1917 Die Entwicklung verstärkte sich unter Gallienus’ Nachfolgern, die selbst Profiteure des neuen Systems waren, und kaum Grund gesehen haben können, die Vorgehensweise zu ändern.

Auf dem Feld der Provinzadministration fanden Angehörige der traditionellen Eliten weiterhin Positionen vor, zumal Senatoren und equites traditioneller Herkunft eher juristische Kompetenz vorweisen konnten, während im Militär Aufgestiegene häufig in Fragen der Organisation, des Finanzwesens sowie der Logistik viel praktische Erfahrung erworben hatten.1918 Auch dürfte Gallienus und seinem Umfeld klar gewesen sein, dass Amtsinhaber niedrigeren sozialen Standes ebenso einen Umsturz durchführen konnten, wie ihn das Beispiel vor allem von Maximinus Thrax lehrte. Der Senat als Institution hatte zudem seit längerem den Großteil seiner Macht eingebüßt, so dass eine ← 342 | 343 → grundsätzliche Feindschaft seitens des Kaisers nicht nötig war. Die Voraussetzungen waren nun weniger einheitlich. Demzufolge hatten unterschiedliche Personen die Ämter inne.1919

11.3.2Wunsch nach höherer Professionalität

Ansonsten waren die Senatoren vielleicht auch fachlich nur noch schwer in der Lage, die gestiegenen Ansprüche zu erfüllen. Die militärische Erfahrung, die sie als Latiklavtribunen sammelten, war nur für Friedenszeiten, in denen in dieser Funktion überwiegend Verwaltungsaufgaben erledigt werden mussten, ausreichend. Spätestens im Verlauf des dritten Jahrhunderts wurde einschlägige militärische Erfahrung aufgrund der zunehmenden inneren wie äußeren Kämpfe wichtiger, zumal die Ansprüche an Truppenführer mit der verstärkten Bedeutung von spezialisierten Truppen und Vexillationen sowie der Truppenmobilität und Truppenflexibilität in weiten Räumen stark anstiegen. Die Offiziere waren also in jeder Hinsicht geforderter als früher, Tradition verlor an Bedeutung.1920 Bereits vor Gallienus amtierten nur wenige Senatoren noch in den offenbar unbeliebten Stellen als Legionslegaten oder Militärtribunen.

Die wiederholten Niederlagen senatorischer Heerführer schadeten deren traditionell begründeter Autorität1921 und machten es schwerer für sie, auf die traditionelle Weise ihre Truppen zu kontrollieren. Dies erleichterte Undiszipliniertheiten und sonstige Vergehen. Auch die kulturelle Entfremdung zwischen grenzprovinzstämmiger Truppe und senatorischen Kommandeuren nahm zu, wie sich in einer persönlichen Erfahrung bereits unter Severus Alexander für Cassius Dio zeigte.1922 Vielleicht hatten im Heer aufgestiegene Offiziere die Truppe, aus der sie selber stammten, aufgrund des gleichen Hintergrundes besser unter Kontrolle. So wuchs aber auch die Gefahr einer zu großen Nähe. Die Empfindlichkeit gegenüber der Truppenstimmung dürfte wegen der rasch aufeinander folgenden Umstürze erheblich zugenommen haben, was zum Ausdruck kommt bei Aurelian1923 sowie bei Probus.1924 Im dritten Jahrhundert waren die Soldaten außerdem zunehmend dauerhaft an ihren ← 343 | 344 → Stationierungsorten und daher zunehmend gegenüber der jeweiligen Heimatprovinz loyaler als dem Reich.

Darüber hinaus scheint, dass die veränderten militärischen Gegebenheiten, die bislang marginale Waffenformen, Mehrfrontenkriege, neuartige Gegner, innere Auseinandersetzungen und Kämpfe mit Plünderern mit sich brachten, die Entwicklung neuer Taktiken und Organisationsformen nötig machten: neue Kommandostrukturen, eine andere Organisation der Versorgung (gerade für auf dauernde Bewegung spezialisierte Eingreiftruppen mit hohem Kavallerieanteil) und des Wiederaufbaus. Besonders die Reiterei und Spähtrupps wurden wichtiger. Letztere mussten in Bezug auf nun häufig im Reichsgebiet plündernde Horden, die nicht entdeckt werden wollten, anders als früher ausgebildet werden. Für deren Leitung waren Leute gefragt, die große militärische Erfahrung hatten und die frei vom Ballast der Tradition waren und darum eher in der Lage, neue Kampfformen zu akzeptieren. Es ist zweifelhaft, ob die der Tradition verpflichteten Senatoren zu all dem bereit oder in der Lage gewesen wären. Die Tätigkeit in nach Rang und Ausstattung gegenüber zuvor nun weniger angesehenen Grenzeinheiten sowie neuartigen Feldheeren, die Senatoren unvertraute Tätigkeiten als Hauptaufgabe hatten, wirkte auf Senatoren vermutlich wenig attraktiv. Für das Auffinden von sich gegenüber Heeren defensiv verhaltenden Plünderern etwa waren kleinere Abteilungen, die sich unauffälliger bewegen konnten, besser geeignet. Solche kleineren Vexillationen waren aber schon bisher meist von Berufssoldaten geleitet worden, wobei der Rang eines solchen Befehlshabers kleiner Trupps für Senatoren ohnehin zu niedrig gewesen wäre.

Wenn Gallienus wirklich den Senatoren jedes politische Handlungsmittel hätte nehmen wollen, hätte er ihnen aber die Regierung über kaiserliche Konsularprovinzen nicht gelassen (s. o.). Gegen eine grundsätzliche Feindschaft sprechen auch Münzzeugnisse: Gallienus wurde vom Senat mit Münzen geehrt. Der Senat erkannte auf diese Weise die Herrschaft des Gallienus an.1925

Betroffen von Gallienus’ Maßnahmen waren vielleicht einzelne Mitglieder, die es auch im militärischen Dienst in die höchsten Ämter schaffen wollten, sowie Senatoren, die in den Jahren zuvor erst in den Senatorenstand erhoben worden waren und zuvor als zu equites erhobene Berufssoldaten eine rein militärisch geprägte Karriere gehabt hatten. Diese wären von ihrem ← 344 | 345 → grundeigenen Metier abgeschnitten worden. Andererseits aber konnte die Gruppe der militärischen Aufsteiger im dritten Jahrhundert bereits vor Gallienus auf eigentlich Senatoren vorbehaltenen Posten amtieren.1926 Es ist deshalb unklar, ob es überhaupt noch aktive zu Senatoren beförderte viri militares gab, die sich von den Maßnahmen des Gallienus betroffen fühlen mussten.

Es gibt auch Gegenstimmen zu der angeblichen militärischen Unerfahrenheit der Senatoren.1927 E. Birley betont im Gegensatz dazu zwar auch, dass die militärische Ausbildung vieler Senatoren besser war, als oft angenommen wird. Doch gelte dies für Friedenszeiten mit wenigen Kriegen, zumal Senatoren auch in Verwaltung und Rechtsprechung kompetent sein mussten und somit weniger Zeit für militärische Bildung erübrigen konnten.1928

Die Karrieremilitärs, die unter Gallienus die höchsten Ämter auf militärischem und teilweise administrativem Gebiet einnahmen, haben vielleicht in ihrer Mehrheit nicht mehr den Wunsch verspürt, in den Senatorenrang aufzusteigen.1929 Das System mit den Titeln protector, vir egregius, vir perfectissimus und vir clarissimus, das sich seit Gallienus entwickelte, bot vielleicht eine vorzuziehende Alternative. Der Fall von Petronius Taurus Volusianus ist hier typisch: Dieser gehörte vermutlich auch als Konsul des Jahres 261 weiter dem Ritterstand an und amtierte wohl bis in das Jahr 266 weiter als Prätorianerpräfekt.1930 Deutlich wird dies auch im Fall des unter Claudius II. als praefectus vigilum als Kommandeur einer Reitereinheit nachweisbaren Iulius Placidianus, der im Jahr 273 als Konsul amtierte und danach das Amt des Prätorianerpräfekten bekleidete, also von einem senatorischen in ein ritterliches Amt wechselte, was früher nicht möglich ← 345 | 346 → gewesen war.1931 Gallienus dürfte diesen im Fluss befindlichen Prozess durch anfangs nicht als dauerhaft beabsichtigte ad hoc-Maßnahmen akzentuiert und beschleunigt haben, die im Lauf der Jahre allmählich institutionalisiert wurden.

11.3.3Sonstige vorstellbare Gründe

Viele Senatoren waren vielleicht froh, in die prestigeträchtigen Ämter in Rom gelangen zu können, ohne zuvor gefährliche militärische Tätigkeiten ausüben zu müssen.1932 Außerdem standen Gallienus Senatoren aus dem Postumusreichsteil nicht zur Verfügung. Die senatorenarmen Donauprovinzen, aus denen schon vor 260 die meisten Soldaten kamen, gehörten dagegen weiter zu Gallienus’ Herrschaftsgebiet. Es ist daher verständlich, dass dieser Kaiser Personen förderte, die aus seinem Machtbereich.

Die senatorische Tätigkeit in kaiserlichem Dienst konzentrierte sich in einem längeren Prozess zunehmend auf Italia,1933 wo viele der neuen Aufgaben, welche die Veränderungen für diese Gruppe mit sich brachten, anscheinend nur mit konsularem Rang bekleidet werden konnten. ← 346 | 347 →

Die senatorische Laufbahn änderte sich damit in jener Zeit definitiv.1934 Der ← 347 | 348 → ordentliche Konsulat und die Stadtpräfektur Roms wurden durch die zahlenmäßige Begrenztheit der Posten und die zunehmende Bedeutungslosigkeit der anderen traditionellen Ämter noch begehrter.1935 Auf administrativ-juristischem Gebiet nahm außerdem allgemein die Anzahl der neuen Posten für Senatoren während des dritten Jahrhunderts zu, auch wegen des teilweisen Zusammenbruchs der munizipalen Selbstverwaltung. Viele Senatoren hatten schon vor Gallienus begonnen, sich auf die Verrichtung ausschließlich ziviler Ämter zu spezialisieren.1936 Ähnlich wie bei den Senatoren verläuft die Entwicklung bei der Gruppe der traditionellen equites, die aus den städtischen Oberschichten kaum noch belegt werden.

11.4Zusammenfassung

Gallienus erkannte offensichtlich, dass für ein Ende der inneren militärischen Probleme die regionalen Bindungen der Teilheere,1937 unter denen er selbst zu leiden hatte, aufgelöst werden mussten, allerdings konnte er das Problem nicht lösen. Stattdessen setzte er sein Vertrauen in seine hohen Karriereoffiziere, wie die vielen Ehrungen, etwa ihre Ernennung zu seinen protectores, verdeutlichten (s. o.). Er wollte ein starkes Band zu diesem Personenkreis, um die Unterstützung dieser Gruppe, welche die Teilheere kontrollierte, zu erhalten. Aber diese Loyalität erreichte er letztlich nicht.1938

Die getroffenen Maßnahmen waren vielleicht unumgänglich. In den Donauprovinzen befanden sich nämlich die bedeutendsten militärischen Potentiale, die Gallienus geblieben waren. Diese Region gewann im dritten Jahrhundert allgemein an Bedeutung, stellte aber nur wenige Senatoren. Stattdessen stiegen dort viele zu equites auf. Gallienus wollte sich durch seine Maßnahmen die Unterstützung der dortigen Militärangehörigen sichern. Diese Maßnahmen kosteten den Kaiser zwar das Leben, die neue militärische Elite rettete schließlich aber das Reich. Militärische Erfolge wurden regelmäßig, wenngleich unspektakulär und selten entscheidend, erreicht.

Die zunehmende Rekrutierung der Soldaten in Grenzgebieten stellte somit trotz der Nachteile eine strategisch logische Weichenstellung dar: Diese ← 348 | 349 → Personengruppe konnte eher auf Mitarbeit der Bevölkerung hoffen, setzte sich wahrscheinlich besser für die eigene Heimat ein und kannte die Gegend, samt der angrenzenden auswärtigen Regionen, von denen aus die feindlichen Angriffe meist ausgingen.

Die Maßnahmen von Gallienus stellen somit in mancherlei Hinsicht einen Endpunkt einer länger andauernden Reformphase auf dem Gebiet der Kommandostrukturen des römischen Heers dar. Nach den Vexillationen und auxilia befand sich nun auch bei den Legionen aus der Truppe stammendes Personal an der Spitze.1939 ← 349 | 350 →

1742Aur. Vict. Caes. 33,33f. (Üs. Fuhrmann / Groß-Albenhausen 1997: „Und die Väter stachelte hierzu … die Erniedrigung des eigenen Standes an, weil Gallienus als erster in der ihm von seiner Schlaffheit eingegebenen Furcht, die Herrschaft möchte an die Besten des Adels gelangen, dem Senat den Kriegsdienst und den Besuch der Truppen verbot.“).

1743Alföldi 1967, 228ff., sowie Christol 1981, 218ff.; ders. 1982, 146f.; ders. 1986, 45ff. (glauben beide an die Existenz und den Inhalt des von Victor überlieferten Edikts); Johne 1993, 230–234 (Gallienus verwirklichte hier behutsam im Rahmen eines unter den Severern einsetzenden Prozesses aus der Not heraus das, was im Jahr 238 vom Senat bekämpft worden war. Johne hält die Einschätzung von Aurelius Victor für zutreffend. Die Maßnahmen setzten sich im Militär schneller durch als in der Provinzverwaltung. Betroffen waren nur wenige Senatoren, die im Militärdienst aufsteigen wollten.). Gegen diese Ansicht sprechen sich u. a. aus: Malcus 1969, 231ff.; Arnheim 1972, 37 (auf diese Weise wollte Aurelius Victor einen langen Prozess begreiflich machen); de Blois 1976, 40 (geht aber von einem Körnchen Wahrheit bei Aurelius Victor aus); Le Bohec 2004a und b; ders. 2009, 235ff. (Wenn das Edikt nicht von Haus aus nachträglich konstruiert wurde, hatte es zumindest nicht den ihm zugesprochenen Inhalt); Cosme 2007, 109 (Die Reichweite eines eventuellen Ediktes muss relativiert werden. Senatoren gerieten ins Hintertreffen, da die an Bedeutung stark zunehmende Kavallerie nicht deren Spezialgebiet war.); Alföldy 2011, 232 (kein grundsätzliches Verbot; die meisten Senatoren strebten keinen Militärdienst mehr an; allerdings hatten die Einschränkungen auch Auswirkungen auf die Zivilverwaltung).

1744CIL III 892 (Potaissa, Dacia); 1560 (Ad Mediam, Dacia); 3228 (Sirmium, Pannonia inferior); 3418 (Aquincum, Pannonia inferior); 3424 (Aquincum, Pannonia inferior); CIL V 856f. (Aquileia, Venetia et Histria); 3329 (Verona, Venetia et Histria); 3525 (Aquincum, Pannonia inferior); CIL VI 1106 (Rom); CIL X 1706 (Puteoli, Latium et Campania); AE 1900, 575 (Thessalonika, Macedonia); AE 1915, 51 (Adanda, Cilicia); AE 1920, 108 (Zucchabar, Mauretania Caesariensis); AE 1936, 53 (Poetovio, Pannonia superior) und 57 (Poetovio, Pannonia superior); AE 1965, 9 (Ulcisia Castra, Pannonia inferior); AE 1965, 114 (Philippopolis, Thracia); AE 1971, 508ff. (Lambaesis, Numidia); AE 1974, 723a (Lambaesis, Numidia); AE 1976, 644 (Thessalonike, Macedonia); AE 1993, 1231 (Augusta Vindelicorum, Raetia); Il Jug III 1234 (Lychnidus, Macedonia); OGIS 614f. (Adraha, Syria Septentrionalis et Orientalis); Šašel 1961, 24 (Sirmium, Pannonia inferior).

1745AE 1920, 108 (Miliana, Mauretania Casariensis); AE 1965, 9 (Ulcisia Castra, Pannonia inferior); CIL III 3424 (Aquincum, Pannonia inferior); CIL XI 1836 (Arretium, Etruria); AE 1908, 259 (Traiana Augusta, Thracia).

1746Le Bohec 1993, 40f. 43.

1747Eich 2005, 343ff.; Mennen 2011, 142; zur Entwicklung senatorischer Karrieren unter den Severern: Handy 2009, 193ff.

1748Eich 2005, 345.

1749Christol 1986, 35f.; Handy 2006, 74; Heil 2008a, 719; ders. 2008b, 746; zur militärischen Entwicklung von der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts bis zum Ende der Soldatenkaiserzeit: Le Bohec 2009, 23–96 und 219–280; zur Entwicklung unter den Severern: Handy 2009; zur Herkunft der hohen Offiziere unter den Severern: Mennen 2011, 194–215; Glas (im Druck), 307ff.

1750Heil 2008b, 748.

1751Heil 2008a, 722f.

1752S. Kapitel 4,11,3 und 4,13,5,3.

1753De Blois 1976, 26; Eich 2005, 348; Mennen 2011, 44f. 159–166.

1754CIL 1560 (Ad Mediam, Dacia, 260/8). 3424 (Aquincum, Pannnonia inferior, 267). 3426 (Aquincum). 3469 (Aquincum, 282/5). 3525. 3529 (jeweils Aquincum, 268 / ca. 267); 4289 (Brigetio, Pannonia superior, 269); VIII 2665 (Lambaesis, Numidia, 270/5). 2685 (Lambaesis); AE 1965, 9 (Ulcisia Castra, Pannonia inferior; ca. 266).

1755De Blois 1976, 39f.; Christol 1982, 151. Die letzten bekannten senatorischen Legaten sind Iunius Tiberianus (CIL III 4558) im Jahr 249 und Balsamius Tiberianus (CIL III 8571) vermutlich unter Gallienus.

1756HA Comm. 6,1f. Hekster 2002, 63.

1757Barnett 1993, 30ff.; Kuhoff 2001, 372.

1758Le Bohec 2004b, 124; außerdem Malcus 1969, 219ff. (Man ließ die Angelegenheit absichtlich in der Schwebe, um eine große Auswahl an potentiellen Kandidaten zu haben. Aurelius Victor ist hier unglaubwürdig.). 235 (Die militärischen Maßnahmen unter Gallienus waren trotzdem innovativ und führen zu einer Krise in der Armee, da alte Loyalitäten zerstört wurden); Arnheim 1972, 34; Osier 1974, 60; ders. 1977, 676–9; Strobel 2007, 271ff.; Glas / Hartmann 2008, 661ff. (Anfang der 260er-Jahre war kein allgemeiner Systemwechsel beabsichtigt, sondern die militärische Lage sollte stabilisiert werden. Der Erfolg der Maßnahmen in Raetia und Arabia führte aber zu deren Ausweitung.); Speidel 2008, 674 (Zeitpunkt, Abfolge und Reichweite der Maßnahmen bleiben im Dunkel); Heil 2008a, 724ff. (Gallienus improvisierte zunächst in verzweifelter Lage unter Rückgriff auf Ansätze, die sich schon angekündigt hatten, und setzte diese Maßnahmen dann planvoll fort, wobei keine neue Rechtslage geschaffen wurde.); Mennen 2011, 144 (Gallienus formalisierte eine bereits gängige Praxis. Neu ist die Schaffung militärischer Einheiten unabhängig von den Legionen unter kaiserlichem Kommando.). Für festen Zeitpunkt: Christol 1981, 187f.; ders. 1986, 45f.; Menéndez Argüín 2000, 57; Handy 2006, 74.

1759Etwa Velleius Macrinus im Jahr 269 in Pontus et Bithynia (Gerhardt / Hartmann 2008, 1169, Pont. et Bith. 8).

1760Heil 2008b, 754f.

1761AE 1965, 9 (Ulcisia Castra, Pannonia inferior). CIL III 3529 (Szentendre, Pannonia inferior). Nagy 1965, 291ff.; Kuhoff 2001, 416f.; Handy 2006, 74; zu Aelius Aelianus außerdem: PIR² A 129; PLRE I, Aelianus 10; Pflaum 1960/1, Band 2, 948–952; Christol 1981, 145–150; Mennen 2011, 229.

1762CIL III 3424 (Aquincum, Pannonia inferior, Jahr 267). Nagy 1965, 291ff. 303; Kuhoff 2001, 417f.; zu Clementius Valerius Marcellinus außerdem: PIR² C 1143; PLRE I 550, Nr. 23; Alföldi 1943, 492f.; Gerhardt / Hartmann 2008, 1142, Maur. Ting. 4; Mennen 2011, 229.

1763CIL III 3525 = 10492 (Aquincum, Pannonia inferior, Jahr 268). Alföldi 1943; Nagy 1965, 299ff.; Kuhoff 2001, 418.

1764S. Kapitel 4,14,7.

1765Nagy 1965, 297ff.

1766De Blois 1976, 43.

1767Speidel 2008, 690.

1768CIL XI 1836 (Arretium, Etruria). „Augg” kann sich sowohl auf Valerian I. und Gallienus als auch im Jahr 260 auf Gallienus und Saloninus beziehen; Kuhoff 2001, 421f. (Titel noch in der Regierungszeit von Valerian I. entwickelt); zu Petronius Taurus Volusianus außerdem: PIR² P 313; PLRE I 980f., Nr. 6; Pflaum 1960/1, 901–905, Nr. 347; Christol 1981, Nr. 13, 279–286; ders., 1986, 102f. 130f.; Kuhoff 2001, 415f.; Porena 2003, 53ff.; Handy 2006, 77f.; Goltz / Hartmann 2008, 279; Gerhardt / Hartmann 2008, 1067, PU 16 und 1073, PPO 13; Mennen 2011, 184. 227ff. 161 (vor der Prätorianerpräfektur hatte Petronius das Amt des praefectus vigilum versehen).

1769Z. B. CIL III 3424 (Aquincum, Pannonia inferior). Keyes 1915, 40.

1770De Blois 1976, 44ff.; außerdem Nagy 1965, 304 (Protector wurde ein Offizier, sobald er es zum praefectus legionis gebracht hatte); Christol 1977b, 406 (Protectores wurden Offiziere in der Umgebung des Kaisers, Zenturionen der Mobilarmee sowie hohe Mitglieder der Prätorianer. Die Bezeichnung steht wie die ähnliche Bezeichnung comes für eine besondere Nähe zum Kaiser.); Doyen 1989, 119; Ibeji 1991, 244ff. (hohe symbolische Auszeichnung für ritterliche Karriereoffiziere); Kuhoff 2001, 421f. (Es handelte sich um einen Ehrenrang für Offiziere in höherem Karrierestadium, den Prätorianertribunen, ritterliche Legionskommandanten, Zenturionen der stadtrömischen Kohorten und der Legionen in der kaiserlichen Umgebung auf ihrem Weg zu eigenen Befehlshaberstellen erhielten); Campbell 2005, 119; Strobel 2007, 273 (Protectores konnten duces, praepositi sowie ritterliche Statthalter und Legionskommandanten werden. Protectores duces konnten auch Vexillationen aus vereinten Legions- und Auxilienabteilungen kommandieren.); Speidel 2008, 687 (Den Titel trugen die Offiziere der Feldheere); Mennen 2011, 227–231 und 245 (Protectores Reservoir für Leitungspositionen).

1771Barnett 1993, 30ff.

1772De Blois 1976, 45. 82f.

1773CIL III 1985 (Salona, Dalmatia): Aurelius Sabinianus (zu Sabinianus: Christol 1981, Microfiche 13, 187–191; Meens 2009, 458); CIL III 3126 (Curictae, Dalmatia): Ein (früherer) Tribun der Urbani (vgl. Meens 2009, 461); CIL III 3228 (Sirmium, Pannonia inferior): Vitalianus (zu Vitalianus: Saxer 1967, 55; Jones 1971, 969; Christol 1981, Microfiche 13, 356; Kuhoff 2001, 423); CIL III 3424 (Aquincum, Pannonia inferior): Clementius Valerius Marcellinus (s. o.); CIL III 3529 (Szentendre, Pannonia inferior) und AE 1965, 9 (Ulcisia Castra, Pannonia inferior): Aelius Aelianus (s. o.); CIL XI 1836 (Arretium, Italia): Petronius Taurus Volusianus (s. o.); AE 1920, 108 (Zucchabar, Mauretania Caesariensis): M. Aurelius Victor (zu dieser Person: PIR² A 1634; PLRE I 959f., Nr. 11; Thomasson 1984, 416, Nr. 49; ders. 1996, 220f., Nr. 47; Christol 1981, Microfiche 13, 199–202; Le Glay 1992, 183–206; Kuhoff 2001, 423; Witschel 2006, 166f.; Gerhardt / Hartmann 2008, 1139, Maur. Caes. 9; Mennen 2011, 230); AE 1965, 114 (Philippopolis, Thracia): Marcianus (zu Marcianus: PIR² M 204; PLRE I 553, Nr. 2; Gerov 1965; Pflaum 1976, 111f.; Thomasson 1984, 146, Nr. 146 und 175, Nr. 65; Christol 1998, 120; Kuhoff 2001, 415 mit Anm. 1005; Hartmann 2006b, 84 Anm. 10 und 90–93; Gerhardt / Hartmann 2008, 1150, Moes. inf. 26 und 1188; Meens 2009, 459f.; Mennen 2011, 233f.). Barnett 1993, 5ff.

1774Glas / Hartmann 2008, 654; Heil 2008a, 723; Glas (im Druck), 211ff.

1775Christol 1982, 146f. 151.

1776S. Kapitel 4,10.

1777Heil 2008b, 753.

1778S. Kapitel 4,6 und 4,8.

1779Aurel. Vict. Caes. 33,17; Synk. 467, 26f.; Zon. 12,25. Glas / Hartmann 2008, 658f. S. Kapitel 4,14.

1780AE 1965, 114 (Thracia, Philippopolis); HA Gall. 6,1. 13,10. 14,1,7. 15,2; Zos. 1,40,1. Gerov 1965; Hartmann 2006, 90ff.

1781AE 1934, 193 (Lychnidus, Macedonia).Zu dieser Person: Saxer 1967, 55f.; Jones 1971, 125; Christol 1981, Microfiche 12, 167f.

1782Zu Aurelius Marcellinus: Hartmann 2008c, 370 Anm. 73.

1783CIL V 3329 (Verona, Venetia et Histria).

1784Glas / Hartmann 2008, 659.

1785Leo 78,8 / Kedr. 454,6 (Üs. Brecht 1999: „Galenus aber (Kedrenos: Sein Sohn Gallienus aber) nach ihm stellte als erster ein Kavalleriekorps auf“). Kritik an Übersetzung: Speidel 2008, 677 Anm. 24 („Kavalleriekorps“ ist eine falsche Übersetzung, „Reiterabteilungen” korrekt).

1786S. Kapitel 2,1,3,3.

1787Zos. 1,40,2 (Üs. Veh 1990: „Im Führer der dalmatinischen Reiterabteilung fand er den für solch ein Unternehmen entschlossensten Mann, dem er dann auch die Durchführung der Tat überließ.“).

1788EI-Io. Ant. 63 (Üs.: Brecht 1999: „Gallienus wurde … vom Reiteroberst der Dalmater getötet.“).

1789Zon 12,24 (Üs.: Brecht 1999: „Aureolus aber … , weil er ein sehr fähiger Mann war, wurde zum Führer der kaiserlichen Reiterei ernannt”. Zon 12,25: „Aureolus …, der Befehlshaber der Reiterei und ein sehr einflussreicher Mann.”; „Während der Kaiser noch Mailand belagerte, kam Aurelian mit der Kavallerie zu ihm.“).

1790S. Kapitel 4,14.

1791Hartmann 2008d, 308.

1792S. Kapitel 4,9,2 und 4,14.

1793Speidel 1994, 72.

1794Saxer 1967, 28. 120; Handy 2009, 179f.

1795Cass. Dio 71,3,1. Saxer 1967, 121 (Von Marc Aurel an gerieten viele Ritter in Führungspositionen, wurden aber dafür in den Senat aufgenommen); Handy 2009, 180.

1796Speidel 2008, 677f.

1797Herod. 7,2,1. Speidel 2008, 678.

1798Zos. 1,30,2 (Üs. Veh 1990: „Er (Gallienus, Anm. des Verf.) persönlich bewachte so gut wie möglich die Rheinübergänge und zwar verhinderte er teils das Überschreiten <des Stromes>, teils warf er sich den Eindringlingen entgegen.“). S. Kapitel 4,4.

1799R-Alföldi 1959, 16; de Blois 1976, 27f.; Ibeji 1991, 220; Strobel 2007, 270; aber Bleckmann 1992, 236 Anm. 67: Es ist hier nicht von der Schaffung einer Kavallerie die Rede.

1800Göbl 2000, Nr. 867; R-Alföldi 1959, 16; Alföldi 1967, 361 (Auf diese Weise werde die Trennung in ein West- und ein Ostheer angezeigt, das die Streitigkeiten zwischen den beiden Herrschern sichtbar gemacht und Gallienus freie Hand für Reformen gegeben habe). S. Kapitel 4,4.

1801CIL III 3228 (Sirmium, Pannonia inferior). Simon 1980, 444.

1802Strobel 2007, 270.

1803IGR I 1496. Christol 1977b.

1804AE 1900, 575 (Thessalonike, Macedonia). Speidel 1994, 72.

1805Menéndez Argüín 2000, 58.

1806Osier 1977, 684. S. Kapitel 4,14.

1807Zos. 1,45,2. Bleckmann 1992, 234.

1808Ibeji 1991, 71f.; Whitby 2004, 163.

1809De Blois 1976, 27f.; Kuhoff 2001, 424.

1810Speidel 1965, 1; Le Bohec 2009, 256 (Equites Singulares Augusti bestanden aus Batavi [Herod. 8,78; HA Max. und Balb 8,5 und 14,7]).

1811Speidel 1965, 87.

1812Kuhoff 1979, 20f.; ders. 2001, 449f. Cosme 2007, 104 (In der Anfangszeit wurden Überlebende früherer Reitereinheiten mobilisiert, da ohne einen solchen Kern eine Kavallerie nicht so schnell hätte aufgestellt werden können).

1813Cosme 2007, 108.

1814Speidel 1994, 72.

1815Speidel 2008, 678ff. (Die Mauri, seit dem zweiten Jahrhundert im kaiserlichen Feldheer und als Speerwerfer und Bogenschützen tätig, wurden von Gallienus auf einen den equites Singulares vergleichbaren Stand gebracht. Die Promoti waren zu Reitern beförderte gepanzerte Lanzenreiter, die stärker mit ihren Muttereinheiten verbunden blieben, die Scutarii dagegen eine zahlreiche, aus den Donauheeren stammende Gardereiterei.); ders. 1994a, 72, (auch Mauri eine Schöpfung von Gallienus); ebenso Hoffmann 1969/70, 248; auch Große 1920, 16, hält Gallienus für den Schöpfer der Dalmati. Dagegen spricht sich Simon 1980, 445f., aus. Große 1920, 17f. (Promoti gingen aus in der Mitte des dritten Jahrhunderts verschwindenden Kavallerieabteilungen der Legionen hervor); außerdem Christol 1981, 143 (sieht in den Promoti die einzige Neuerung unter Gallienus). Doyen 1989, 114ff; Ibeji 1991, 43 (equites Dalmati sollten Bewegungen von in die Donauprovinzen einbrechenden Feinden kontrollieren). 99f. (Mauri ab dem Jahr 213 an allen Kriegen beteiligt). 161 (Dalmati keine strategische Reserve, da Gallienus jede verfügbare Einheit direkt brauchte); Menéndez Argüín 2000, 58; Handy 2009, 180 (Gallienus schuf eigenständige Kavalleriebrigaden zur Begleitung des Kaisers auf Feldzügen); Glas (im Druck), 225ff.

1816Große 1920, 16; Southern 1996, 12; Cosme 2007, 104.

1817Hoffmann 1969/70, 149. 250f.; Ibeji 1991, 175.

1818Ibeji 1991, 74f.

1819AE 1900, 575 (Thessalonike, Macedonia). Exploratores Divitenses waren auch in dem Kastell Niederbieber am Niederrhein stationiert, das Widerstand gegen die Kaiserproklamation des Postumus leistete (s. Kapitel 4,13). Kissel 1995, 105.

1820IGBulg. III 1568 (Philippopolis, Thracia). Kissel 1995, 105

1821Kissel 1995, 105.

1822Notitia Dignitatum 32–37. Speidel 2008, 678.

1823Hoffmann 1969/70, 247ff.; Speidel 2008, 679f. 684

1824Ritterling 1903, 345ff. (Ihm war die Bedeutung der equites Dalmati im spätantiken Heer aufgefallen. Außerdem befanden sie sich in allen Dukaten des Orients an der Spitze der Truppen. Ihr Beiname Illyriciani kennzeichnet sie als ursprünglich dem illyrischen Heer angehörende Truppenkörper, nämlich equites Dalmati, Mauri, Scutarii und Promoti. Ritterling schließt auf eine gleichzeitige militärische Neuorganisation der Ostprovinzen unter Aurelian. Zuvor waren diese Truppen schon im Rahmen der Kämpfe von Claudius II. genannt worden [HA Claud. 11,9; Zos. 1,43,2]. Wegen der Bezeichnung von Aureolus als Reiterführer [Zos. 1,40,1] erkannte Ritterling Gallienus als Schöpfer); Erweitert wurden diese Erkenntnisse durch Alföldi 1967, 1–16, (weist equites ehrende Münzen Gallienus zu und vermutet erstmals ein Hauptquartier dieser Einheiten in Mediolanum.); R.-Alföldi 1959, 13ff. (Sie betont die Rolle der sich verfestigenden Vexillationen und deren Erfolg unter Gallienus. Die Kavalleriereform sei Teil einer umfassenden Militärreform gewesen, durch die sich allmählich das System eines mobilen Heeres ausbildete.); Saxer 1967, 123ff. (Gallienus löste die Reiterei aus allen Truppenkörpern und formierte daraus lange zusammenbleibende, immer unabhängigere Reiterbrigaden, was bei den auxilia schon vor den Markomannenkriegen Marc Aurels üblich war); Pflaum 1976, 109f. (Gallienus bildete durch Herauslösungen aus je zwei Legionen Verbände von je 2000 Mann, die an strategisch wichtigen Straßenknotenpunkten im Hinterland konzentriert wurden); Simon 1980, 447f. (Die Zusammensetzung des Heeres des Aureolus 267/8 bietet Hinweise auf eigene organisatorische Leistung. Laut Aurelius Victor waren Aureolus Legionen oder Vexillationen unterstellt, darunter laut dem Zeugnis der Münzen auch größere Reiterverbände. Anscheinend waren solche aus Legionen oder Legionsvexillationen und großen Reitereinheiten kombinierte Verbände das Werk von Gallienus. Parallel dazu entstanden Einheiten aus Vexillationen zweier Legionen unter gemeinsamem Kommando, die auch mobil in Kämpfen eingesetzt wurden. Gallienus’ Verdienst liegt eher darin, seit langem vorhandene Tendenzen zu einem Abschluss gebracht zu haben.); (Laut Simon ist die Annahme eines von Gallienus geschaffenen, einheitlichen Reiterheeres keiner Quelle zu entnehmen. Für ein einheitliches Oberkommando gegen Simon könnte aber sprechen, dass Claudius II., ein Reiterführer, Nachfolger des Gallienus wurde, und nicht der Prätorianerpräfekt Heraclianus, der die höhere Position innehatte. Um gegen die Macht des Prätorianerpräfekten Heraclianus anzukommen, war ein möglicher Oberbefehl über die Eingreiftruppen eine geeignete Basis.); Christol 1981, 140ff. (Auf diesem Gebiet herrschte bei Gallienus Kontinuität, da es schon lange eine Rolle für berittene Einheiten in der römischen Armee gegeben hatte. Die Maßnahmen des Gallienus verstärkten diesen Trend, leiteten aber keine unumkehrbare Entwicklung ein. Die Kavallerie wurde nicht von der Legion abgetrennt und sie war nicht anders als die traditionellen berittenen Einheiten, aber Gallienus erkannte die Notwendigkeit einer erhöhten Mobilität und die gestiegene Rolle der Kavallerie in kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Umstände zwangen ihn zur Bildung von Expeditionskorps und dadurch vielleicht zur Schwächung der Grenzverteidigung. Wegen der zunehmenden Kämpfe mit Germanen, Sarmaten oder der schweren sassanidischen Kavallerie wuchs die Bedeutung einer schlagkräftigeren römischen Kavallerie. Durch die Maßnahmen entstand letztlich eine eng mit dem Kaiser verbundene Feldarmee. Unbewusst und vielleicht ohne als Bruch bemerkt zu werden, bürgerte sich so eine neue militärische Organisationsform ein.); Bleckmann 1992, 228ff. (Als die Germanengefahr während der gemeinsamen Herrschaft mit Valerian I. weiter zunahm, wurde dem durch massierte Reiterverbände im Rahmen eines Bewegungsheeres, das Vorstufen in früheren Operationsheeren hatte, begegnet. Ein Korpsbewusstsein entwickelte sich rasch. Aureolus kommandierte auch zuvor zeitweise Reiter, vor allem bei der Auseinandersetzung mit Ingenuus und Postumus. Zosimos verkürzte seine Quelle, so dass der Eindruck entsteht, Aureolus habe im Jahr 268 immer noch ein solches Amt ausgeübt. Als enger Vertrauter des Gallienus kann Aureolus nicht nur ein Kommandeur einer Vexillation gewesen und Claudius II. wäre kaum als bloßer ἵππαρχος sein Nachfolger geworden. Ein einheitliches Reiterkommando existierte jedoch nicht.); Carrié / Rousselle 1999, 136f. (Es gibt keinen Beweis, dass Gallienus eine autonome Kavallerie geschaffen hat, die der Vorläufer analoger spätantiker Einrichtungen war. Die Bestandteile der Kavallerie [seit Traian und Marc Aurel Mauri und Dalmati, seit drittem Jahrhundert Osrhoeni, Palmyreni und Illyrer] blieben gleich. Sie begleitete wie auch eine Eliteinfanterie den Kaiser, wurde aber bei Bedarf in mehrere Expeditionskorps aufgeteilt. Die genannten Nationen der Interventionsarmee wurden aber auch in den Grenzgarnisionen stationiert.); Kuhoff 2001, 449f. (Unter Gallienus erfolgte die teilweise Aufgabe des linearen Grenzschutzsystems. Verbände aus Legionsreiterei und alae sowie übernahmen diese Aufgabe. Auch Vexillationen kehrten oft nicht zu ihren Stammeinheiten zurück, sondern stießen gleichfalls zur Eingreiftruppe.); Potter 2004, 257 (Bereits vor Valerians I. Gefangennahme verfügte Gallienus über eine unabhängige Kavallerie, die zu einem selbstständigen Infanterie-Kavallerie-Korps unabhängig von den Prätorianern, ohne festen Standort und mit eigenständiger Kommandostruktur weiterentwickelt wurde); Cosme 2007, 104 (Als Basis des mobilen Kavallerieteils fungierten noch lebende Veteranen aus früheren Reitereien, denen die Batavi hinzugesellt worden seien. Danach dienten die Truppen unautonom in Mediolanum als Reserve, ohne längere Zeit von ihren Stammeinheiten getrennt zu sein); Strobel 2007, 273ff. (Die equites Dalmati wurden im Jahr 260 gegründet zur Stärkung der Feldarmee. Einige dieser Einheiten entwickelten sich zu den equites Stablesiani, um die schwere Kavallerie zu stärken. Ein großes Kavalleriekorps fungierte als Eskorte des Kaisers und als Vorhut der Feldarmee. Der Kontakt zu den Muttereinheiten ging meist verloren. Die Verlegung der beweglichen Reichsverteidigung in das Hinterland, vor allem in den Norden der italischen Halbinsel, machte für diese Einheiten eine veränderte Rekrutierung und Organisation erforderlich. Die Illyrer nahmen jetzt ihren Aufstieg, da Gallienus nach 260 hauptsächlich die Donauprovinzen als personelles Reservoir zur Verfügung standen. Die Logistik und Versorgung dieser Einheiten funktionierten überraschend gut.); Le Bohec 2009, 255 (Wenn Gallienus nicht die Kavallerie vergrößert hätte, gäbe es bei ihm keine organisatorischen Veränderungen. Die auxilia ersetzten als einzige Neuerung die Legion als Kampftruppe).

1825Hedlund 2008, 107.

1826HA Gall. 14,7.

1827S. Kapitel 4,14.

1828Zon. 12,24. Speidel 2008, 682 (Dies bedeutet eher „Vorsteher des kaiserlichen Marstalls“ als „Befehlshaber der kaiserlichen Reiterei“); Bleckmann 1992, 226ff.

1829Aurel. Vict. Caes. 33,22; Pseudo-Aurel. Vict. 34,2. Bleckmann 1992, 230ff.; Speidel 2008, 682f.

1830Speidel 2008, 683; außerdem Simon 1980, 442f. (In Bezug auf die Bezeichnung des Aureolus als Reiterkommandant bei Zosimos und Zonaras liegt womöglich ein Missverständnis in der Terminologie bei der Übersetzung des Begriffs ins Lateinische im vierten Jahrhundert vor. Demnach sei Aureolus 267/8 wohl dux omnium vexillationum in Raetia gewesen.); Ibeji 1991, 61ff. (Aureolus kommandierte eine gemischte Truppe aus Reitern und Fußsoldaten und amtierte wahrscheinlich als dux exercitus, womit er im Rang nicht über anderen Generälen stand, auch in Mediolanum nicht ausschließlich mit Reitertruppen zu tun hatte und sich in seiner Karriere nicht von anderen unterschied. Das flache Gelände im Norden Italias war günstig für die Stationierung von Reitereieinheiten, die von dort aus schnell auf Bedrohungen durch Alamannen oder Postumus reagieren konnten, was im Jahr 268 von Aureolus auch gegen Gallienus angewandt worden sein dürfte.).

1831Speidel 2008, 686; außerdem Simon 1980, 444. (Die Bezeichnung Illyriciani passt nicht zu einem hypothetischen Reiterheer des Aureolus. Als das Eingreifheer gegen Ingenuus, der sich auf die Donaulegionen stützte, erstmals in den schriftlichen Quellen in Aktion trat [s. Kapitel 4,6], wurden Truppen aus den germanischen und britannischen Legionen verwendet [CIL III 3228 [Sirmium, Pannonia inferior]]. Diese Truppen waren teils sicher dieselben, derer sich Gallienus vermutlich erstmals als Einsatzheer gegen Rheingermanen bediente. Sie können ihrer Zusammensetzung nach kaum als Illyriciani bezeichnet worden sein. Die Benennung treffe aber auf die Zusammensetzung von Aurelians Heer vor Emesa im Jahr 272 zu.); Mennen 2011, 239 (Die Anführer der mobilen Kontingente wurden vielleicht wie die Reiterführer der Spätantike als duces vexillationum bezeichnet, die auch Fußtruppen unter sich hatten).

1832S. Kapitel 5,1,2.

1833Simon 1980, 441f.

1834Zos. 1,40,1; Aur. Vict. Caes. 33,17.

1835S. Kapitel 4,14.

1836CIL V 856f. (Aquileia, Venetia et Histria). Kissel 1995, 105.

1837CIL V 3329 (Verona, Venetia et Histria). Campbell 2005, 115f.

1838AE 1936, 53–57 (Poetovio, Pannonia superior). Kissel 1995, 105.

1839S. Kapitel 4,13.

1840HA Gall. 13,6.

1841ILJug III 1234 (Lychnidus, Macedonia). Ibeji 1991, 89f.; Kissel 1995, 105.

1842Ibeji 1991, 89f. 145.

1843AE 1935, 164 (Aquincum, Pannonia inferior).

1844CIL III 3228 (Sirmium, Pannonia inferior).

1845CIL XVII 2, 635 (Lopodunum, Germania superior).

1846S. Kapitel 4,6.

1847Ibeji 1991, 145f.

1848AE 1900, 169 (Thessalonike, Macedonia). Speidel 1994, 72.

1849Birley 1988, 21–40.

1850Kuhoff 2001, 412.

1851Speidel 2008, 677.

1852S. Kapitel 4,11,3, 4,13,5,3 und 4,14.

1853De Blois 1976, 28f.

1854Speidel 2008, 677ff.

1855Zos. 1,30.

1856Van Berchem 1956, 12–16 (Ansiedlung nach dem Ende von Ingenuus und Regalianus); Christol 1981, 72 (zwischen 262 und 266 angesiedelt); de Blois 1976, 34 (nach Ingenuus’ Niederlage), Ibeji 1991, 197, sowie Speidel 2006, 73; ders. 2008, 685, legen das Ereignis auf ca. 258, als Gallienus gar nicht an der Donau weilte, sondern am Rhein, doch scheint es plausibler, an die Zeit des Wiederaufbaus nach der Usurpation des Regalianus zu denken. Eine andere Möglichkeit liegt während der Usurpation des Regalianus vor, als Gallienus vielleicht die diesem benachbarten Markomannen als Verbündete gewinnen wollte. Auch die Zeit nach dem Sieg Valerians I. im Jahr 254, als die mittlere Donau durch Abstellung von Truppen geschwächt war [R.-Alföldi 1959, 15] scheint ein mögliches Datum; Fitz 1966, 37 (Ansiedlung nach der Niederlage des Ingenuus, der wenig wahrscheinlich dessen Usurpation von der des Regalianus zeitlich trennt); Okamura 1984, 243 (ca. im Jahr 257); Goltz / Hartmann 2008, 239 (während Gallienus’ Aufenthalt an der Donau 254/6); ebenso Goltz 2008, 449f. Die allerdings unzuverlässige HA Tyr. trig. 3 behauptet, dass Postumus bereits geherrscht habe, als Gallienus in Beziehung zu Pipa stand, was auf die Zeit ab 261 hindeuten könnte.

1857Davon geht Speidel 2006, 74f., aus; Goltz / Hartmann 2008, 239. Außerdem Ibeji 1991, 198 (mutmaßt aufgrund der Bezeichnung Germani für diese Gruppe bei Aurelius Victor, dass eine Verwechslung vorliegt und in Wahrheit dieselben Franken wie oben gemeint sind).

1858Speidel 2006, 76.

1859Speidel 2006, 76f.

1860Aurel. Vict. Caes. 33,6 (Üs. Groß-Albenhausen / Fuhrmann 1997: „… während er seiner Gattin Salonina sowie einer schändlichen Liebe zur Tochter des Germanenkönigs Attalus, namens Pipa, verfallen war; daher kam es auch noch zu weit schlimmeren bürgerlichen Wirren.“).

1861Pseudo-Aurel. Vict. 33,1 (Eig. Üs.: „Er gab sich verschiedenen Leidenschaften hin mit seiner Frau Salonina und einer Konkubine, die er, gegen vertragliche Überlassung eines Teils von Pannonia superior, von ihrem Vater, dem König der Markomannen, unter dem Vorwand, dass er sie heirate, erhielt. Sie hieß Pipa.“).

1862HA Gall. 21,3f. (Üs. Hohl 1985: „Wiewohl Gallienus in Pipara, die Tochter eines Barbarenkönigs, sterblich verliebt war … Deshalb puderte Gallienus mit den Seinen das Haar stets goldblond.“).

1863HA Trig. tyr. 3,4. (Üs. Hohl 1985: „… während Gallienus sich einem ausschweifenden Schlemmerleben widmete und in den Liebesbanden eines Barbarenweibes erschlaffte.“).

1864Speidel 2006, 74.

1865Cass. Dio 77,14,4; ES-Petr. Patr. 167f. Speidel 2006, 77.

1866Amm. Marc. 31,4,2. Speidel 2006, 76.

1867BGU XI 2074. II 5. Notitia Dignitatum. Occ. 6f. Für die Zeit unter Aurelian ist analog von vandalischen Reitern die Rede (Dexip. FGrH 100 Fragm. 7); Speidel 2006, 74f.; ders. 2008, 685.

1868Notitia Dignitatum Occ. 34: Markomannische Reiter in Ägypten stationiert und Markomannen als Teil von Pannonia Prima genannt.

1869Speidel 2006, 75.

1870Speidel 2006, 75 Anm. 15.

1871Synk. 467,24ff. Speidel 2008, 688.

1872Heil 2008b, 751.

1873Eich 2005, 345f.; Listen zur Herkunft der Provinzstatthalter am Beginn und am Ende der Soldatenkaiserzeit: Glas / Hartmann 2008, 642 und 669.

1874Zu Gallienus’ Reformen auf dem Feld der Provinzverwaltung: Petersen 1955; Malcus 1969; Thylander 1973; Osier 1974, 42ff.; Pflaum 1976; de Blois 1976, 47ff.; Porrà 1977; Christol 1981, 218–339; ders. 1982, 147ff.; ders. 1986, 45–54; Ibeji 1991, 219ff.; Johne 1993, 230–4; Hallof / Heil 2000; Eich 2005, 345–370; Lo Cascio 2005, 158–162; Glas / Hartmann 2008, 661–664; Heil 2008a, 726ff.; ders. 2008b, 756ff.; Mennen 2011, 138ff.; Glas (im Druck), 307ff.

1875Frühestes Beispiel: Clementius Silvinus in den Jahren 267 und 268: CIL III 3424. 3525 (beide Aquincum, Pannonia inferior).

1876Malcus 1969, 219.

1877Heil 2008b, 751.

1878Hallof / Heil 2000, 488ff.

1879Le Bohec 2004b, 127f.; Heil 2008a, 724f.; ders. 2008b, 757. außerdem Ibeji 1991, 226f. (Provinzen, deren Armeen Vexillationen abstellen mussten, waren eines senatorischen Kommandos nicht mehr würdig, konnten aber bei erneuter Vollständigkeit der jeweiligen Legion durchaus wieder einen senatorischen Amtsinhaber bekommen. Entscheidend war allein die individuelle militärische Kompetenz.).

1880AE 1993, 1231. Bakker 1993.

1881AE 1939, 58 (Heliopolis, Syria); AE 1961, 46 = AE 1967, 481 (Rom).

1882CIL VIII 2729 (Lambaesis, Numidia).

1883Pflaum 1976, 113; Christol 1981, 188.

1884Christol 1986, 45.

1885AE 1993, 1231. Bakker 1993.

1886Iunius Olympus (OGIS 615 = AE 1897, 129 = ΑΕ 1915, 104 [Adraha, Syria Septentrionalis]) war noch Senator, wie Petersen 1955, 48 mit Anm. 8, und Hallof / Heil 2000, 488ff., begründen, vor allem wegen dessen Bezeichnung in der eben erwähnten Inschrift als διατειμοτάτος. Außerdem zu dieser Person: PIR² I 787; PLRE I 648, Nr. 4; Christol 1981, Microfiche 13, 260; Thomasson 1984, 333, Nr. 32; Gerhardt / Hartmann 2008, 1100, Arab. 11.

1887OGIS 614 (Adraha, Arabia). Zu Statilius Ammianus: PIR² S 815; PLRE I 53f., Nr. 1 und 5; Christol 1981, Microfiche 13, 298–301; Thomasson 1984, 333, Nr. 32; Hallof / Heil 2000, 489; Gerhardt / Hartmann 2008, 1086f., Aeg. 20 und 1100, Arab. 12.

1888Osier 1974, 78 (hält ab Statilius Ammianus alle Amtsinhaber für Ritter); Hallof / Heil 2000, 490 (gehen anfangs von einem Provisorium aus).

1889AE 1922, 133 (Adraha, Arabia); Hallof / Heil 2000, 489.

1890Gerhardt / Hartmann 2008, 1101, Arab. 14.

1891Osier 1974, 80. Dagegen spricht sich Petersen 1955, 54f., aus, der die Übereinstimmung zwischen dem praefectus Aegypti Probus 269/70 und dem numidischen Statthalter Tenagino Probus 268 für nicht gegeben hält, da der Posten in Numidia als ranghöhrere Provinz nicht zuerst hätte bekleidet werden können. Zu Tenaginus Probus: PLRE I 740f.; Christol 1981, Nr. 13, 302–307; Thomasson 1984, 358, Nr. 119 und 406, Nr. 78; Le Glay 1992, 197; Hartmann 2001, 282ff.; Gerhardt / Hartmann 2008, 1086, Num. 11 und 1156, Aeg. 18

1892Petersen 1955, 48f.

1893Petersen 1955, 49ff.; Osier 1974, 78 (setzt den Übergang in Pannonia superior in das Jahr 268); Christol 1981, 187f.; Johne 1993, 232 (spätestens im Jahr 267 amtierten die frühesten feststellbaren ritterlichen Militärbefehlshaber, die nicht mehr als Vertreter von Senatoren bezeichnet wurden [CIL III 3525; AE 1965, 9 [Ulcisia Castra, Pannonia inferior] s. o.]).

1894Petersen 1955, 50f.

1895Rosenberg 1920, 319ff.; Osier 1974, 80; zu Voconius Zeno: PLRE I 993, Nr. 9; Rosenberg 1920; Pflaum 1960/1, 924, Nr. 348; Thomasson 1984, 292, Nr. 28; Feld 2008, 793f.; Gerhardt / Hartmann 2008, 1113, Cil. 3.

1896Heil 2008b, 756f.

1897Glas / Hartmann 2008, 663f.; außerdem Porrà 1977, 6ff.

1898Heil 2008a, 726.

1899CIL III 3424 und 3525 (jeweils Aquincum, Pannonia inferior). Zu Clementius Silvinus: PIR² C 1142; PLRE I 843; Alföldi 1943; Christol 1981, Microfiche 13, 223f.; Thomasson 1984, Spalte 118, Nr. 48; Hartmann 2006b, 88 Anm. 17; Gerhardt / Hartmann 2008, 1159, Pann. Inf. 8.

1900Heil 2008b, 758.

1901AE 1974, 723a (Lambaesis, Numidia). Le Glay 1992, 197; Glas / Hartmann 2008, 663.

1902CIL VIII 2729 (Lambaesis, Numidia). Gerhardt / Hartmann 2008, 1157, Num. 14.

1903AE 1971, 508 (Lambaesis, Numidia); CIL VIII 2797 (Lambaesis, Numidia). Porrà 1977, 5; Le Glay 1992, 197ff.; außerdem Malcus 1969, 227f. Zu Fortunatianus: PIR² I 540; PLRE I 370, Nr. 6; Thomasson 1984, 406, Nr. 77; Christol 1986, 200–203; Ibeji 1991, 229f. 234; Gerhardt / Hartmann 2008b, 1156, Num. 10.

1904Petersen 1955, 52ff.

1905Heil 2008b, 758.

1906Zu den Entwicklungen in der Provinzverwaltung unter Diokletian: Kuhoff 2001, 329ff.

1907Christol 1986, 53f.

1908Heil 2008a, 726f.

1909Heil 2008a, 727 mit Anm. 62–67.

1910Heil 2008b, 750 Anm. 49f.

1911Christol 1982, 150f.; ders. 1986, 48–53.

1912Heil 2008b, 758.

1913Heil 2008b, 757.

1914Belege: Heil 2008b, 750 Anm. 49f.

1915Verzeichnis der spätesten belegbaren senatorischen Statthalter in prätorischen Kaiserprovinzen: Heil 2008a, 726 Anm. 55.

1916Glas / Hartmann 2008, 662f.; ähnlich Heil 2008a, 728; Mennen 2011, 244f.

1917De Blois 1976, 81f.; Eich 2005, 355.

1918Heil 2008b, 759.

1919Heil 2008b, 759.

1920De Blois 1976, 66f.; Malcus 1969, 236f. (nicht genügend geeignete Senatoren für neue Aufgaben vorhanden).

1921Eich 2005, 348; Alföldy 1987, 13 (die halbdilettantische senatorische Armeeführung musste beseitigt werden).

1922Cass. Dio 80. Osier 1974, 64.

1923Dexipp. FGrH 100 Fragm. 7.

1924HA Prob. 20,3. 21,2; Aurel. Vict. Caes. 37,3f.

1925Göbl 2000, Nr. 528: Rs: SPQR (Adler auf Löwe im Kranz) (Rom 262/3); 536: Rs: SPQR OPTIMO PRINCIPI (Rom 262/3); 566: Vs: GALLIENVM AVG SENATVS; Rs: PM TR P XII COS VI P P mit Abbildung eines processus consularis (Rom 264); 567f.: jeweils Vs wie bei Nr. 566; Rs: OB LIBERTATEM RECEPTAM / OB REDDIT LIBERT (Rom 264; vielleicht eher 268); 702f.: GENIVS P R INT S C VRB (Rom 266/7).

1926Arnheim 1972, 32f.

1927Speidel 1994, 115 (Senatoren trainierten von Kindheit an auch körperlich hart und hatten zudem den nötigen Einblick in die Staatsgeschäfte); Le Bohec 2004a, 25; ders. 2004b, 128ff.; ders. 2009, 237f. (Nichts beweist senatorisches Desinteresse am Militärdienst oder Inkompetenz. In Krisenzeiten waren Senatoren auch auf anderen Gebieten gefragt, weswegen sie dann militärisch eine geringere Rolle spielten. Aber sie waren trotz der größeren direkten Erfahrung von Aufsteigern im Heer ideal als sowohl kompetente als auch kultivierte Führungskräfte. Durch den Ausschluss der praktisch wie theoretisch gut geschulten Senatoren entstand gerade in einer Krisenzeit großer Schaden. In 2004b, 132, wirft Le Bohec Gallienus wenig nachvollziehbar Neid als weiteres Motiv vor und den Wunsch, den Senat zu demütigen.); Eich 2005, 347f. (Das System hatte immer genügend fähige senatorische Generäle hervorgebracht. Eine Sozialisierung in der Armee befähigt nicht automatisch zum Führen großer Verbände, es gab auch für solche Offiziere keine formale Ausbildung.).

1928Birley 1988, 75–92.

1929Mennen 2011, 158. 243.

1930Arnheim 1972, 48; Porena 2003, 55 (bis 266 in diesem Amt).

1931CIL XII 2228 (Grenoble, Gallia Narbonensis). de Blois 1976, 62f.; Arnheim 1972, 33.

1932Heil 2008a, 729.

1933Christol 1986, 86f.

1934Petersen 1955, 55f. (In der Zeit von Gallienus wurden keine senatorischen Statthalter in Provinzen mit Legionen ersetzt. Der Übergang von senatorischen zu ritterlichen Amtsinhabern in anderen Provinzen habe deshalb nichts mit den Militärkommandos zu tun. Da sich durch den Aufstieg von Rittern in den Senat prätorische Provinzen im Rang verschlechtert hatten, wurden dort Senatoren zuerst entfernt.); Malcus 1969, 217ff.; Osier 1974, 80f. und 84ff. (Gallienus wollte seine administrativen Neuerungen nicht auf alle Provinzen ausdehnen, sondern auf einige militärisch wichtige beschränken. Die verhüllende Bezeichnung zeigt, wie vorsichtig Gallienus dabei vorgehen musste. Wenn senatorische Statthalter tatsächlich nur zivile Befugnisse hatten, stellt sich die Frage, warum sie in militärlosen Provinzen häufig nicht mehr eingesetzt wurden. Militärische und zivile Machtausübung sollten nicht getrennt werden. Osier glaubt, dass Gallienus equites in allen Positionen unterbringen wollte, die bis dahin nur Senatoren offenstanden. Den Verbleib von Senatoren in einigen Militärprovinzen erklärt Osier dadurch, dass Gallienus den Senat nicht entfremden wollte und die militärische Gewalt des Statthalters nur theoretisch gewesen sei.); de Blois 1976, 50ff. (Alle Statthalter in Provinzen mit Armeen verloren inoffiziell ihre militärischen Befugnisse an Sonderkommandos unter duces. Aus dem Militär kommende Finanzprokuratoren ersetzten teilweise in der Provinzialverwaltung Senatoren, da in jener Zeit finanztechnische Probleme im Vordergrund standen und um so Militär, Verwaltung, Finanzen und Recht in einer Hand zu vereinigen. Diese Personen hätten aufgrund ihrer militärischen Herkunft meist bereits über Kontakte zu den jeweiligen Provinzarmeen verfügt, was die Effizienz steigerte.); Pflaum 1976, 110ff. (Es ist unklar, wie die normale Provinzverwaltung aussah. In Kriegszeiten konnte der Befehlshaber über die Streitkräfte keinen Statthalter mit eigenem Truppenkommando neben sich dulden. In den Senatsprovinzen bedeutete ritterliche Stellvertretung noch eine wirkliche Vertretung. In kaiserlichen konsularen Provinzen, die weiter von Senatoren regiert wurden, waren von diesen unabhängige duces die militärischen Leiter. Im nicht generellen Ausschluss senatorischer Statthalter aus der Verwaltung kaiserlicher Provinzen zeigt sich die „Elastizität der römischer Einrichtungen.“); Le Bohec 2004b, 125f. (Es kann in Bezug auf direktes Kommando über Legionen nicht zwischen Statthaltern in Provinzen mit einer oder zwei Provinzen unterschieden werden. Jeder Offizier hatte Befehlsgewalt über alle seine Untergebenen, der Titel legatus Augusti pro praetore zeigt, dass der Amtsinhaber den Kaiser in jeder Hinsicht direkt vertrat, auch im Kriegsfall und in Provinzen mit zwei Legionen. Le Bohec wird darin von Heil 2008b, 758, unterstützt, der davon ausgeht, dass die besondere Konstellation des Augenblicks für die Ämtervergabe ausschlaggebend war, in deren Rahmen alle möglichen Gruppen zum Einsatz kommen konnten.); Eich 2005, 352ff. (Es kam durch die Entwicklung ab den 260er-Jahren zu einer „sinnvollen Kompetenzhierarchie“ in der römischen Provinzverwaltung sowie zu einer Vereinheitlichung der jeweiligen Stäbe mit homogenen Amtsträgern. Die Zivilverwaltung der Provinzen sollte verstärkt der Prätorianerpräfektur unterstellt werden. Die entmilitarisierte Zivilverwaltung gewann sogar an Bedeutung durch die neuen Befugnisse in der Finanzverwaltung und der Jurisdiktion.).

1935Heil 2008a, 730ff.

1936De Blois 1976, 73ff.

1937Alföldy 1987, 38ff. (Die Soldaten blieben zunehmend in ihrer Heimatprovinz als gleichzeitigem Ort der Stationierung. Dadurch waren die Teilarmeen kaum noch miteinander in Verbindung und der Gegensatz zwischen Grenzprovinzen und inneren Provinzen nahm zu.).

1938Osier 1974, 64ff.; ders. 1977, 685.

1939Handy 2006, 80.