Drei Frauen am See
Die Zeit verging wie im Flug. Inzwischen war es Anfang Juli geworden, und auch wenn mein Bauch in der 16. Schwangerschaftswoche immer noch relativ flach war, so hatte sich mein Körper inzwischen doch verändert.
»Schau an, in deinem Bikinioberteil ist ja endlich mal was drin!«, feixte Ilona, als wir zusammen mit Anna an unserem abgelegenen Lieblingsplatz am See beim Baden waren.
»Hab dich auch lieb, mein Moppelchen«, sagte ich und warf ihr einen Luftkuss zu.
»Bestimmt würde dein Hendrik da voll drauf abfahren. Vielleicht wäre es ihm dann sogar egal, dass du schwanger bist«, ließ sie nicht locker.
»Ob du es glaubst oder nicht, Hendrik stand schon immer total auf meine Brüste! Die müssen sich nicht verändern, damit er darauf abfährt.«
»Wie geht es Hendrik denn?«, unterbrach uns Anna, die offenbar nicht wollte, dass es mit unseren Sticheleien wieder ausuferte.
»Ich habe die letzten Tage nichts von ihm gehört. Sie sind fast täglich und in teils sehr abgelegenen Dörfern unterwegs, und da ist nur selten ein stabiles Internet verfügbar.«
»Dazu muss man nicht erst nach Uganda. Internet, das ständig abschmiert, gibt es auch hier bei uns in Bayern auf den Dörfern!«, meinte Ilona trocken und verteilte Sonnencreme auf ihren Beinen.
»Das stimmt leider«, gab Anna ihr recht und griff nach ihrem Handy, um die eingegangenen Nachrichten zu checken.
»Wenn Hendrik Zeit hat, schreibt er Mails an mich, die er dann wegschickt, wenn es möglich ist«, sagte ich.
»Hach, das ist ja fast ein wenig romantisch«, bemerkte Ilona.
»Das, was er dort erlebt, allerdings weniger«, sagte ich. »Teilweise ist das richtig gefährlich. Letzte Woche sind sie auf einen alten Armeelastwagen gestoßen, der eine Panne hatte. Plötzlich standen zwei bewaffnete Männer da. Sie forderten alle auf, aus dem umgebauten Wohnmobil zu steigen.«
»Ach du liebe Güte!«, rief Anna erschrocken. »Und dann?«
»Glücklicherweise kam ein Wagen mit Regierungssoldaten vorbei, und die Männer sind verschwunden. Stellt euch vor: Im Lastwagen waren vier junge Mädchen eingesperrt. Die Männer waren Menschenhändler.«
»Was? Solche Schweine!«, rief Ilona aufgebracht. »Wenn mir so einer in die Finger käme, den würde ich …« Sie ließ den Satz unvollendet, aber Anna und ich konnten uns ausmalen und auch nachvollziehen, was sie meinte.
»Gegen das, was Hendrik gerade erlebt, ist mein Leben fast schon ein ödes Tal der Langeweile«, sagte ich und setzte hinzu: »Zumindest der Teil, von dem ich ihm erzählen kann.«
»Ich finde, du hast hier wirklich genug um die Ohren«, sagte Anna, während sie erneut einen Blick auf ihr Handy warf. »Vor allem brauchen wir endlich eine Vertretung in der Praxis«, erinnerte sie mich.
»Schon klar. Aber du siehst ja selbst, wie schwierig es ist. Oder hättest du gerne einen der beiden Kollegen, die sich letzte Woche vorgestellt haben, als deinen Chef?«
»Himmel, nein!«, winkte Anna ab. »Die hätten wirklich nicht zu uns gepasst … Der eine hat ja unsere Oxana mit seinen Blicken fast ausgezogen!«
»Eben. Und der andere stand schon kurz vor der Pension. Ich brauche jemanden, der in den nächsten Jahren fest in der Praxis bleibt.«
»Ich bin mir sicher, ihr findet genau die richtige Person … Sag mal, wie oft hast du jetzt in der letzten Stunde dein Handy kontrolliert, Anna? Dreißigmal? Vierzigmal?«, fragte Ilona.
»Ich bin schrecklich, oder?«, gab Anna zu und lächelte ertappt.
»Glaub mir, du erfährst es sicher rechtzeitig, wenn es bei Leo so weit ist«, versicherte ich ihr. »Und dann sind wir für dich da und zittern mit, bis das Kind da ist, Oma Anna.«
»Oma Anna!«, sie kicherte. »Das hört sich schon schräg an, oder?«
»Allerdings … Mögt ihr eigentlich schon was essen?«, fragte Ilona.
Sie hatte einen Picknickkorb voller Leckereien aus ihrem Laden mitgebracht.
»Gern!«, sagte ich und schnappte mir eines der kleinen Sandwiches.
»Mhmm …«, sagte ich, nachdem ich probiert hatte. »Was ist das denn Feines?«
»Find ich auch super!«, erklärte Anna mit vollem Mund.
»Nicht wahr? Das ist ein neues Pesto aus gegrilltem Gemüse, das ich mitgebracht habe, und darüber gehobelter Pecorino.«
»Hast du das Pesto mit Chris ausgetüftelt?«, wollte ich wissen.
Ilona war erst vor zwei Tagen wieder aus der Toskana zurückgekommen.
»Ja … wir haben gemeinsam in der Küche herumexperimentiert«, erklärte sie, und ihre strahlenden Augen bestätigten, wie glücklich sie und Chris waren.
»Das hört sich fast ein wenig unanständig an!« Anna grinste.
»Tja …«, kam es von Ilona, und ich bemerkte, dass ihre Wangen sich leicht gerötet hatten.
»Erstaunlich, wie gut das mit euch funktioniert«, sagte ich. »Vielleicht ist eine Fernbeziehung doch nicht so verkehrt.«
»Bei uns klappt es jedenfalls echt gut«, bestätigte Ilona.
»Und bei mir funktioniert genau das Gegenteil. Das Zusammenleben mit Paul ist so herrlich unkompliziert und trotzdem immer spannend«, sagte Anna.
Ilona sah mich an. »Was ist das eigentlich genau zwischen dir und Hendrik?«
Diese Frage konnte ich mir selbst nicht beantworten.
»Können wir nicht von irgendwas anderem reden als von Beziehungen?«, schlug ich deswegen vor.
»Wenn du meinst!«, sagte Anna.
»Okay.«
Wir sahen uns an, jede schien zu überlegen.
»Ich könnte euch jetzt von meinem eingewachsenen Zehennagel erzählen, der mich echt ziemlich piesackt«, begann Ilona und hob ihren Fuß mit den hellrosa lackierten Nägeln.
Anna und ich winkten sofort ab.
»Muss nicht sein!«, sagte ich.
»Na gut …«, Ilona legte das Bein wieder auf die Decke.
»Worüber haben wir eigentlich früher immer gesprochen, als es noch keine Männer in unserem Leben gab?«, überlegte Anna laut.
»Über Männer – die es damals in unserem Leben eben nicht gab und die wir uns wünschten!«, sagte ich und verputzte eine Olive.
»Und über Zyklusunregelmäßigkeiten, Wechselbeschwerden, lästige Hitzewellen und nächtliche Panikattacken«, fuhr Ilona fort.
Anna verdrehte die Augen.
»Das wollen wir jetzt aber echt nicht wieder alles aufwärmen … Was ist denn mit neuen Urlaubsplänen, Zoe?«
»Sind aus gegebenem Anlass für längere Zeit auf Eis gelegt«, erklärte ich mit einem Blick auf meinen Bauch.
»Aber unser Wochenende im Bayerischen Wald machen wir schon noch, bevor dein Baby kommt?«, fragte Ilona.
»Das können wir ja immer noch spontan entscheiden«, meinte Anna und griff wieder zu ihrem Handy.
»Anna!«, mahnte Ilona.
»Ist ja schon gut.«
»Hab ich euch schon erzählt, dass Jenny inzwischen fleißig Deutsch lernt mit dem Sprachkurs, den ich ihr geschickt habe?«
»Nein, hast du nicht!«, sagte Ilona. »Das ist ja toll. Sie scheint ein sehr aufgewecktes Mädchen zu sein.«
Ich nickte.
»Sie hat sich total über mein Geschenk gefreut. Lustigerweise kam es genau einen Tag vor ihrem 18. Geburtstag bei ihr an. Dabei wusste ich das gar nicht.«
»Das war sicher eine riesige Überraschung für sie«, sagte Anna.
»Total. Sie versucht sogar schon, kleine Passagen auf Deutsch zu schreiben, wenn sie mir Nachrichten schickt. Und das in der kurzen Zeit.«
»Beeindruckend«, sagte Anna.
»Ja … Bei jedem Gespräch mit ihr wird mir klar, wie viel mehr Möglichkeiten sie hier hätte. In ihrer Heimat bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre Großmutter im Haushalt zu unterstützen und auf die Kinder ihrer Schwester und der Cousinen aufzupassen.«
»Hm … Ich frage mich eben …«, begann Ilona.
»Was denn?«, hakte ich nach.
»Na ja, ich kenne mich da ja überhaupt nicht aus, aber könnte sie denn nicht vielleicht als Au-pair nach Deutschland kommen? Dann könnte sie sich einen Eindruck von hier verschaffen. Und du brauchst doch ohnehin jemanden, wenn dein Baby da ist. Sie versteht es ja offenbar gut, mit Kindern umzugehen, trotz ihrer Beeinträchtigung, was ich echt sehr beeindruckend finde. Und auch wenn sie deswegen natürlich etwas eingeschränkt ist, so bleibt ja trotzdem einiges, wobei sie dich unterstützen kann.«
Ich sah sie verblüfft an.
»Was für eine tolle Idee!«, rief Anna begeistert.
Der Gedanke gefiel mir zwar, doch es gab für mich einen Haken.
»Ich würde Jenny sofort mit Kusshand bei mir aufnehmen. Aber dann ist sie ja wieder nur der Babysitter!«, sagte ich und markierte das letzte Wort mit meinen Händen in Anführungsstriche. »Ich würde mir etwas anderes für sie wünschen. Sie ist eine so intelligente und wunderbare junge Frau, ich traue ihr viel mehr zu.«
»Aber gerade deswegen! Überlege doch mal, welche Möglichkeiten sie dadurch hätte. Sie könnte hier ein Jahr lang als zusätzliche Hilfe dein Kind mit beaufsichtigen. Was nur ein paar Stunden am Tag wären. Dazu bekommt sie Sprachunterricht. Und mit dir und uns allen hätte sie Leute, die sich gut um sie kümmern würden, damit sie sich willkommen fühlt.«
Ich nickte nachdenklich, während mir tausend Gedanken durch den Kopf schossen. Hier in Deutschland hätte sie natürlich auch eine ganz andere medizinische Versorgung. Vielleicht wäre es sogar möglich, dass sie eine Prothese bekäme. Damit hätte sie völlig andere Chancen im Leben. Ich wurde immer aufgeregter, trotzdem sollte ich mich nicht so in diese Sache reinsteigern. Noch war gar nichts entschieden, Jenny wusste ja noch nicht einmal von ihrem Glück. Ehe ich ihr diesen Vorschlag unterbreitete, musste alles richtig gut durchdacht sein. Für mich, aber vor allem für Jenny.
»Aber ich weiß gar nicht, ob sie ihre Familie überhaupt verlassen würde«, sagte ich.
»Es wäre doch erst einmal nur für ein Jahr. Aber frag sie doch einfach, ob sie sich das vorstellen kann«, schlug Anna vor. »Ich fände es toll, ihr so eine Chance zu bieten. Aber entscheiden muss sie es natürlich selbst.«
Ich nickte.
»Du hast recht. Ich werde recherchieren, ob so etwas möglich ist. Falls ja, schlage ich ihr vor, für ein Jahr herzukommen«, beschloss ich.
In diesem Moment meldete Annas Handy eine Nachricht, gleich darauf klingelte es.
»Leo!«, meldete sie sich sofort. »Ist es so weit? … Äh, wie bitte?« Eine Weile lang sagte sie nichts, sondern hörte einfach nur zu und nickte immer wieder.
»Ist was passiert?«, fragte Ilona alarmiert, als plötzlich Tränen über Annas Wangen liefen.
»Ich komme später … Ja klar, nehme ich Omi auch mit … Und dich drücke ich ganz fest. Hab dich sehr lieb, mein Schatz. Bis später«, sagte sie. Sie beendete das Gespräch, öffnete eine Nachricht und grinste dann so breit, wie ich es noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Sie hielt uns ihr Handy entgegen und zeigte uns das Foto eines neugeborenen Babys.
»Das ist Lena Charlotte. Meine Enkeltochter. Sie kam mit knapp sieben Pfund zur Welt. Ihr und Leo geht es gut.«
»Ach ist die süß!«, schwärmte Ilona. »Aber wieso ist das Kind schon da? Wollten sie dir nicht vor der Entbindung Bescheid geben?«
Anna nickte.
»Sie haben es niemandem gesagt. Vermutlich, damit sich keiner von uns Sorgen macht.«
»Sie ist wirklich zauberhaft … Tja dann … herzlichen Glückwunsch, Omi!«, rief ich und beugte mich zu ihr, um sie fest zu umarmen. Und auch Ilona drückte sich überschwänglich an uns.
»Ich kann euch gar nicht sagen, wie erleichtert und glücklich ich bin«, murmelte Anna.
Plötzlich hörte ich Schritte auf dem steinigen Boden. Ich löste mich von den beiden und drehte mich um.
»Sorry, ich will euch nicht stören!«, sagte der Mann hinter uns mit amüsierter Stimme.
»Jo!«, riefen Anna und Ilona gleichzeitig.
Jo Ranke, der vor Jahren für einen Oscar nominierte Filmmusikkomponist. Nach längerem Aufenthalt in Los Angeles war er im letzten Jahr wieder zurück in seine alte Heimat an den Chiemsee gekommen. Dabei hatte er nicht nur Anna, für die er die erste – und vor allem unglückliche – Jugendliebe war, in ein emotionales Chaos gestürzt, sondern sich später auch noch in Ilona verliebt. Ilona war durchaus in Versuchung geraten, wollte ihre langjährige Freundschaft zu Anna jedoch nicht eines Mannes wegen riskieren und hatte ihm eine Abfuhr erteilt. Was er ihr etwas übelgenommen hatte. Seit der peinlichen Episode zwischen ihm und Ilona im Modeladen und der Aufregung um das Video war es in den vergangenen Monaten in den sozialen Medien wieder still um ihn geworden. Es hieß, er würde an einem Musical arbeiten.
Nun stand er da mit seinem Labrador an der Leine und grinste breit.
»Euch dreien scheint es ja sehr gut zu gehen«, sagte er ein wenig süffisant.
»Ziemlich gut!«, sagte Ilona
»Fantastisch sogar«, beteuerte Anna, deren Wangen sich genauso gerötet hatten wie die von Ilona.
Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Obwohl beide inzwischen in sehr glücklichen neuen Beziehungen waren, schaffte es dieser Mann offensichtlich immer noch, sie ein wenig durcheinanderzubringen. Nun ja, übel sah er nicht aus. Und wie ich von Ilona wusste, konnte er tatsächlich charmant und auch ziemlich amüsant sein, wenn man ihn ein wenig besser kennenlernte.
»Wenn du denkst, dass das hier der Auftakt für einen erotischen Dreier war, müssen wir dich enttäuschen«, sagte Ilona. »Wir haben nur eben erfahren, dass Annas Tochter ihr Baby bekommen hat.«
Ich bemerkte, wie sehr ihn diese Erklärung überraschte.
»Du bist Oma geworden?«, fragte er erstaunt.
»Ja!« Anna hielt seinem Blick stand. »Bin ich.«
»Hey, dann herzlichen Glückwunsch. Das ist ja eine großartige Nachricht für dich. Ich hoffe, es ging alles gut?«
Anna nickte.
»Ja … alle sind wohlauf.«
»Junge oder Mädchen?«
»Ein Mädchen!«, antwortete Anna.
»Toll, wenn die Kleine so eine junge und energiegeladene Oma hat. Ich wünsche euch echt alles Gute!«
»Danke, Jo.« Anna war anzusehen, dass er sie mit seinen Worten überrascht hatte.
Für ein paar Sekunden sagte niemand etwas. Dann räusperte er sich.
»Na schön!«, sagte er und tätschelte den Hund. »Komm Hugo! Wir lassen die drei Damen jetzt wieder weiterfeiern und machen uns auf den Heimweg!«
Wir verabschiedeten uns. Er winkte uns noch mal zu, dann verschwand er auf dem schmalen Weg zwischen den Büschen.
»Das war doch jetzt echt nett von ihm. Vielleicht tut es ihm gut, wieder hier am Chiemsee zu leben«, sagte ich.
»Er scheint sich tatsächlich zu seinem Vorteil zu verändern«, sagte Anna. »Und nach dem, wie er sich im letzten Jahr mir gegenüber benommen hat, hätte ich nie gedacht, dass ich das mal sagen würde. Damals hat er mich nicht gerade freundlich als eine ältere Frau tituliert, und jetzt bin ich für ihn die junge Oma.«
Sie lachte kurz auf.
»Da siehst du mal, alles ist immer relativ!«, sagte ich und grinste.
»Ab und zu kommt er bei mir im Laden vorbei, um einzukaufen. Wir plaudern dann immer ein wenig«, erzählte Ilona.
»Ach tatsächlich? Das wusste ich ja gar nicht.« Anna war überrascht über diese Information.
Ilona zuckte mit den Schultern.
»Das Thema Jo ist für dich ja meist etwas schwierig gewesen … Übrigens, er ist immer noch Single. Vielleicht solltest du ihn dir angeln, Zoe«, schlug Ilona mit einem frechen Grinsen vor.
»Willst du mich etwa mit ihm verkuppeln?«
»Das wäre doch lustig, oder?«
»Du meinst, er sollte reihum nun an mich weitergegeben werden, damit wir alle mal was mit Jo Ranke hatten?«, feixte ich.
»Hey, ich habe nie mit ihm geschlafen! Nur fast«, betonte Ilona.
»Und ich auch nur einmal!«, erklärte Anna.
Ich lachte. Was ich in letzter Zeit ziemlich oft tat. Diese Schwangerschaft hatte irgendwelche Glückshormone in mir freigesetzt.
»Ganz abgesehen davon, dass er nicht so ganz mein Typ ist, wird auch er nicht unbedingt auf eine schwangere Frau stehen.«
»Immerhin ist er selbst Vater, und er hat doch eben sehr freundlich über Annas Großmutterschaft gesprochen«, meinte Ilona. »Womöglich hätte er ja nichts dagegen.«
Auch wenn mir klar war, dass sie es nicht ganz ernst meinte, winkte ich ab.
»Ich werde sicher nicht versuchen, das herauszufinden. Ich bekomme jetzt erst einmal ganz in Ruhe mein Küken, und dann sehen wir weiter«, sagte ich und versuchte den Gedanken an Hendrik zu verdrängen, der sich mal wieder eingeschlichen hatte.
In diesem Moment klingelte Annas Handy. Ihre Mutter rief an. Kurz darauf meldeten sich Paul und Emma.
Ilona bekam ebenfalls einen Anruf, von Ben, der völlig aus dem Häuschen war. Offenbar hatten Leonie und Timo inzwischen die Familie nach und nach informiert.
Ich ließ meine beiden Freundinnen in Ruhe telefonieren und stand auf, um ein wenig am Ufer entlangzugehen. Ich freute mich sehr, dass bei Leonie alles gut gegangen war, und hoffte, dass auch mein Baby und ich die Geburt gesund überstehen würden.
»Hey, Schätzchen«, murmelte ich. »Deine zukünftige kleine Freundin ist schon angekommen. Und in knapp sechs Monaten ist es bei dir auch so weit. Und keine Angst, auf dich werden sich alle hier genauso sehr freuen wie auf die kleine Lena Charlotte!«, unterhielt ich mich mit meinem Bauch und schaute dabei auf das Wasser, in dem das Licht der Sonne glitzerte.
Nachdem die beiden alle Telefonate geführt hatten, packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren nach Hause. Anna wollte natürlich sofort ins Krankenhaus und ihre Enkelin sehen. Ilona und ich baten sie, das Baby für uns zu filmen. Wir waren schrecklich neugierig, aber natürlich würden wir die kleine Familie erst besuchen, wenn sie wieder zu Hause und dort auch in Ruhe angekommen war.