4. Kapitel
Jeffrey Stokes war ohne großen Widerstand mit mir gekommen, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass seine Frau bei mir auf ihn wartete. Es war ein Kinderspiel gewesen, die nette Mrs. Stokes nach ihrem Friseurtermin abzufangen. Meine pure Anwesenheit, na ja, und vermutlich der schnelle Tod ihres Bodyguards, hatten sie dazu gebracht, mir widerstandslos zu folgen.
Dennoch war die Ähnlichkeit zu ihrer Tochter nicht zu übersehen. Sie waren beide wunderbar stur. Die gute Frau weigerte sich recht rigoros, mit mir zu sprechen und es widerstrebte mir, eine Dame ihres Alters zu verletzen. Bei ihrem Mann war das etwas anderes. Wenn es sein musste, würde ich ihn nicht verschonen, es sei denn, seine Tochter würde kooperieren, worauf ich insgeheim hoffte.
Die hübsche Gia würde sich verflucht gut in meinem Bett machen. Dummerweise war sie nicht zu erreichen. Ich hatte bereits versucht, sie über das Handy ihrer Mutter zu kontaktieren und nun auch über das ihres Vaters, doch ihr Telefon war aus.
»Wo ist deine Tochter, alter Mann?«, wandte ich mich an Jeffrey, den ich in einem meiner Befragungsräume an einen Stuhl gefesselt hatte.
»Ich habe keine Ahnung. Wie du vielleicht weißt, war ich dank dir die letzten Tage im Gefängnis«, entgegnete er mir trocken und ich kam nicht umhin, seinen Mut zu bewundern.
»Dir war sofort klar, dass ich dahinterstecke?«
»Mir ist vor allem klar, dass du nicht alleine agierst. Ich wüsste nur wirklich gerne, wie es dir gelungen ist, meinen engsten Vertrauten auf deine Seite zu ziehen?«
Erstaunlich.
»Wenn du doch all das weißt, warum konnte ich dich dann gefangen zu nehmen?«
»Mein Junge, ich bin entbehrlich. Gia leitet bereits seit Jahren die Geschäfte. Wären Francos Ansichten über Frauen in Führungspositionen nicht genauso antiquiert wie deine auch, wüsstet ihr das. Wenn du es nicht lassen kannst, töte mich. Es wird nichts ändern. Die Partner stehen geschlossen hinter meiner Tochter und an sie kommst du nicht ran, dafür wurde gesorgt.«
Das war das Letzte, was über seine Lippen kam, egal, was ich auch tat und womit ich drohte, er schwieg. Es war zum Verrücktwerden. Wenn er so weiter machte, hatte ich keine andere Wahl als die Drohung, seine Frau zu uns zu holen, wahrzumachen.
Vorher brauchte ich allerdings eine Pause. Ich musste etwas Essen und mir das Blut abwaschen. Morgen würden wir weitersehen.