5. Kapitel
William parkte den Wagen in einer Scheune, die sich etwas abseits des großen Haupthauses befand. Diese Plantage stand eigentlich der Öffentlichkeit für Besichtigungen offen, doch vor einigen Wochen war sie wegen dringender Renovierungsmaßnahmen geschlossen worden. So langsam kam mir der Verdacht, als könnte mein Vater seine Finger dabei im Spiel haben, denn hier standen zwar eine ganze Menge Baufahrzeuge und Materialien, doch obwohl es gerade erst Mittag war, schien niemand zu arbeiten.
Mit etwas Abstand folgte ich William über die Veranda ins Innere des Hauses. Hier führte er mich auf direktem Weg die große Treppe nach oben, in ein Arbeitszimmer.
»Das gesamte Gelände ist kameraüberwacht und mit Bewegungsmeldern ausgestattet. Wenn sich uns jemand nähert, werden wir es rechtzeitig erfahren, denn es löst sofort Alarm aus.« Er deutete auf ein Telefon, das vor den unzähligen Bildschirmen auf dem Schreibtisch stand. »Damit kannst du telefonieren.«
»Warum kann ich nicht mit meinem ...«
Während ich sprach, tastete ich nach dem Smartphone, das ich immer in der Hintertasche meiner Jeans aufbewahrte, doch es war weg.
»Das liegt im Büro. Ich wollte das Risiko nicht eingehen, dass es jemand aufspürt.«
Genervt verdrehte ich die Augen und stapfte an ihm vorbei, zum Schreibtisch hinüber. Keine Sekunde später packte er mich am Arm, drehte mir diesen auf den Rücken und presste mich so mit dem Gesicht nach unten auf die Tischplatte.
»Verflucht, was soll das?«, keifte ich und kassierte prompt einen Hieb auf den Po, der sich gewaschen hatte.
»Du willst nicht hier sein, das habe ich verstanden. Dennoch bleibt dir nichts anderes übrig, als dich damit abzufinden, denn ich werde nicht zulassen, dass du sehenden Auges in eine Falle läufst. Also wirst du dich jetzt zusammenreißen und aufhören, dich wie ein trotziges Kind zu benehmen, sonst schwöre ich, werde ich dich genau so behandeln«, knurrte er mir ins Ohr.
»Nimm deine Hände von mir, verdammt«, giftete ich und sein leises Lachen jagte mir einen Schauer durch den ganzen Körper.
»Insgeheim hatte ich gehofft, du würdest so reagieren, denn in meinen Augen hast du dich schon seit einiger Zeit für ein ordentliches Spanking qualifiziert.«
»Das wagst du nicht«, entgegnete ich aufgebracht und versuchte mich mit allen Mitteln gegen ihn zu wehren.
»Mach ruhig so weiter, du machst es nur schlimmer«, flüsterte er mir zu und fing meinen zweiten Arm ebenfalls ein, den er gemeinsam mit dem anderen auf meinem Rücken fixierte.
Sein Griff war unerbittlich und ich konnte mich kaum noch rühren, doch so leicht würde ich mich ganz sicher nicht geschlagen geben. Ich versuchte, nach ihm zu treten und erwischte tatsächlich sein Schienbein.
»Du möchtest also gerne richtig fixiert werden?«
»Ich will, dass du mich auf der Stelle loslässt. Nichts, aber rein gar nichts gibt dir das Recht dazu«, entgegnete ich ihm wütend und er lachte erneut.
»Schönheit, ich soll auf dich aufpassen und dein Vater hat mir die Erlaubnis erteilt, dich mit allen Mitteln daran zu hindern Unsinn zu machen. Da du mir bis dato keinerlei Respekt entgegengebracht hast und das Ganze hier offensichtlich für einen nervigen Zeitvertreib hältst, lässt du mir leider keine andere Wahl, als dir die von nun an herrschenden Regeln zu verdeutlichen.«
»Glaub mir, ich habe gehört, wie ihr vom Orden mit Frauen umgeht. Ich lege keinen Wert darauf, das zu vertiefen.«
Dass William und sein Vater zur Bruderschaft von Fire & Bones gehörten, hatte ich erst vor wenigen Monaten herausgefunden. Es hatte mich aber nicht wirklich gewundert. Das hatte mich nur in meinem Entschluss bekräftigt, mich so weit wie möglich von diesem Mann fernzuhalten.
»Daher weht der Wind«, bemerkte er und ließ mich tatsächlich los. Umgehend brachte ich genug Raum zwischen uns, sodass ich wenigstens eine Chance hatte, vor ihm zu fliehen. »Du provozierst mich also, um zu sehen, wie weit du mich treiben kannst, bevor ich dich an einen Altar kette und den Göttern opfere?«, fragte er mit überheblichem Grinsen.
»Das ist doch Unsinn«, entgegnete ich umgehend. »Ich provoziere dich gar nicht, ich bin ja nicht lebensmüde.«
»Hat die große Gia Stokes etwa Angst vor mir? Schönheit, wenn ich dem glaube, was so über dich erzählt wird, dann verspeist du so einen wie mich doch zum Frühstück«, bemerkte er amüsiert, ließ mich dabei aber keine Sekunde aus den Augen.