15. Kapitel
Als ich aufwachte, war ich allein im Schlafzimmer, was mich nicht sonderlich störte, denn so konnte ich in aller Ruhe richtig wach werden und mich ausstrecken. Mein Körper trug nach nur knapp vierundzwanzig Stunden mit William bereits deutliche Spuren. Nicht nur meine Oberschenkelrückseiten und mein Po waren von seinem Gürtel nach wie vor empfindlich und wiesen Striemen auf, nein, ich fühlte mich ein wenig, als hätte er mir jeden Knochen zu Gummi verarbeitet. Außerdem war ich wund zwischen den Beinen und konnte nur hoffen, dass unsere Verbündeten die Sache mit den Russen schnell in den Griff bekamen. Noch so eine Nacht mit diesem Mann würde ich vermutlich nicht überleben.
Um ihn gar nicht erst zu sexuellen Handlungen zu motivieren, zog ich mir nach einer schnellen Dusche eines der wunderschönen bodenlangen Sommerkleider an. Natürlich mit Unterwäsche, auch wenn der feine Stoff gegen den Mann vermutlich keine Chance hatte.
Die Uhr verriet mir, dass es bereits nach Mittag war und ich ging hinüber in Williams Zentrale, doch hier war er nicht. Also überprüfte ich die Überwachungsbilder und entdeckte ihn draußen im Garten. Er war jedoch nicht allein, Dad, Gerera und Mironow waren bei ihm.
Bei den anwesenden Männern war ich kurz versucht, mir doch etwas weniger Weibliches anzuziehen, leider gab der Schrank da nichts her. Hotpants fielen auf Grund der Striemen aus und meine Jeans von gestern wollte ich nicht wieder anziehen. Somit blieb ich, wie ich war, kämmte meine Haare durch und machte mich auf den Weg nach unten.
Dad sah schlimm aus. Er hatte ein blaues Auge, einen Cut an der Augenbraue und einen weiteren an der Lippe. Sofort packte mich die Wut. Was hatte der Mistkerl meinem Vater angetan? Und warum saß er jetzt mit den anderen hier am Tisch und zog mich mit Blicken förmlich aus?
Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich mit Fäusten auf den Russen los, der gelinde gesagt überrascht war. Als ich von ihm fortgezogen wurde, zierte ein blutiger Kratzer seine rechte Wange, was mir zumindest ein wenig Befriedigung verschaffte.
Dennoch wand ich mich in dem festen Griff von Antonio Gerera, denn ich wollte dem Russen wirklich wehtun. Irgendwann wurde es dem Mexikaner offensichtlich zu dumm. Er wickelte sich meine langen Haare um die Hand und zog meinen Kopf in den Nacken.
»Beruhige dich, Belleza. Ich will dir wirklich nicht wehtun müssen, aber wenn du dich wie eine Furie benimmst, schwöre ich dir, dann musst du mit dem Echo leben«, raunte er mir ins Ohr.
Da ich sehr gut wusste, wozu er im Stande war, zwang ich mich, tief durchzuatmen. Es dauerte einen Moment, doch dann war ich ruhig genug, dem Russen nicht erneut ins Gesicht zu springen. Ehrlich gesagt war ich viel zu neugierig, was das hier werden sollte.
»Geht es wieder?«, wollte Antonio wissen und löste dabei schon den Zug an meinen Haaren. Sein anderer Arm lag nach wie vor um meine Mitte. Dies aber sehr sanft, was mich fast nervöser machte, als die Härte von davor.
»Du kannst mich loslassen. Ich werde ihm einfach eine Kugel in den Kopf jagen, wenn ihr nicht in der Nähe seid«, entgegnete ich ihm mit einem leichten Schmunzeln und er ließ mich tatsächlich los.
Sofort nutzte ich die Gelegenheit, um mich Dad vorsichtig in die Arme zu werfen. So wie er sich bewegte, war sein Gesicht das geringste Problem. Nach dem, was man so über den Russen hörte, beherrschte er es, Informationen aus einem Menschen herauszuholen.
»Wie geht es dir?«, fragte ich daher besorgt, doch Dad winkte ab.
»Mir geht es gut. Setz dich, wir müssen reden.«
Sein Ton gefiel mir ganz und gar nicht. Er hatte hoffentlich keinen Deal mit Mironow gemacht.
Ich sah mich ein wenig beunruhigt um und stellte nun erst bewusst fest, dass die anwesenden Männer alle sehr angespannt miteinander agierten. Außerdem fehlten die Biker und die Iren. Es konnte also nicht um den Vertrag gehen. Das hier war definitiv etwas anderes.
»Gia? Du solltest dich setzen«, forderte mein Vater erneut und nun war ich endgültig einer Panik nahe.
»Was ist das hier?«, schnaubte ich, denn ich hatte da einen schrecklichen Verdacht. Die drei anwesenden Männer waren die Einzigen, die es jemals geschafft hatten mich nervös zu machen. Für Antonio hatte ich vor Jahren eine echte Schwäche gehabt, bis ich dahinter gekommen war, wie er sein Geld verdiente. Danach hatte meine Kleinmädchen-Träumerei von einer romantischen Beziehung mit dem attraktiven Mann ein jähes Ende gefunden.
»Es ist an der Zeit, dass du heiratest«, sprach Dad die magischen Worte aus, die mein Blut zum Kochen brachten.
»Ich hoffe stark, dass das ein schlechter Scherz ist. Du kannst nicht wirklich von mir erwarten, dass ich Roman heirate«, zischte ich aufgebracht.
»Nun, Roman ist nicht der einzige Kandidat. Du brauchst einen Mann, der dich zähmen kann. Die drei Anwesenden kommen alle dafür infrage«, erklärte Dad und nun musste ich mich tatsächlich setzen, denn meine Knie wollten mich nicht länger tragen. »Es ist wichtig fürs Geschäft und das weißt du ganz genau. Sie alle haben versichert, dass sie deine Entscheidung akzeptieren werden, egal, auf wen sie fällt«, erklärte er und ich sah zwischen den Männern hin und her.
Natürlich hatte Dad recht. Mir war klar, dass es zum Krieg kommen würde, wenn er irgendwann starb und ich keinen starken Mann an meiner Seite hatte. Ja, die Partner hatten Respekt vor mir, aber ich war nicht dumm. Keiner von ihnen würde sich von einer Frau Befehle erteilen lassen. Dazu waren sie alle zu krasse Alphas.
»Warum ausgerechnet einer von ihnen?«, rutschte es mir heraus und ich merkte deutlich, wie die drei sich anspannten.
Dad lachte. »Weil jeder einzelne von ihnen im Stande sein dürfte, dich zu händeln, mein Engel. Zumindest William scheint es ja bereits ganz gut gelungen zu sein.«
Ertappt senkte ich den Blick. Ich stand auf Will, das stimmte, aber ich hatte auch Angst vor dem, was in ihm schlummerte. Der Mann war unbeherrscht und fordernd, außerdem war ich mir sicher, dass er darauf stand, Frauen Schmerzen zuzufügen. Dasselbe galt auf jeden Fall auch für Roman und bei Antonio war ich mir da ebenfalls fast sicher.
»Dad, mal ganz im Ernst, alle drei, wie sie hier sitzen, sind Sadisten. Willst du wirklich so ein Leben für mich?«
»Süße, ich habe deine lustvollen Schreie noch ganz frisch in den Ohren. Ich habe dir genau das gegeben, was du wolltest, jetzt tu nicht so, als wäre dem nicht so gewesen«, knurrte Will und mir war klar, was mir blühte, sollte ich mit ihm allein sein.
»Ich bin dafür, dass du jeden von ihnen besser kennenlernst, um eine Entscheidung zu treffen«, schlug Dad vor und ignorierte Williams Worte gekonnt. »Jeder von ihnen bekommt ein Wochenende mit dir und am Ende kannst du wählen, wer von ihnen dein Herz erwärmen konnte.«
Völlig entgeistert sah ich von einem zum anderen.
»Ist das etwa wirklich euer Ernst?«
»Die Lösung ist perfekt. Du lernst uns kennen, wir machen uns eine schöne Zeit und am Ende triffst du die Entscheidung«, sagte Antonio, der direkt neben mir saß und mir mit dem Finger zärtlich über den Arm strich.
»Was, wenn ich mich nicht entscheiden kann?«
Mir war klar, dass jeder Einzelne von ihnen das Potential hatte, mich schwach werden zu lassen.
»Das wird sich alles finden«, bemerkte William und wirkte sehr sicher, dass er am Ende als Sieger aus der ganzen Sache hervorgehen würde. »Sag einfach ja, was hast du schon zu verlieren?«
Dieser Plan war absurd. Wir waren doch hier nicht bei der Mafia-Bachelorette, verdammt.
»Ihr wollt das wirklich durchziehen?«
»Oh ja«, sagten alle drei wie aus einem Mund und ich schüttelte verzweifelt mit dem Kopf. »Fein, ich gebe mich geschlagen. Jeder bekommt ein Wochenende. Aber wir starten nicht vor nächster Woche. Ich muss mich erst einmal von den vergangenen Stunden erholen.«
»Ganz wie du willst, dann hole ich dich am kommenden Samstag um acht Uhr morgens ab«, bestimmte Antonio und ich nickte schwach.
Das hier war der absolute Irrsinn. Ich musste einen Weg da raus finden, und zwar schnell.