17. Kapitel

Eine Stunde später hatte er immer noch keinen im Präsidium erreicht. Der Empfang hier draußen war schwierig, und sie schienen dort in einer Dauersitzung zu sein. Kathleen war inzwischen von ihrem Linus abgeholt worden und mit seligem Lächeln die Treppe hinuntergeschwebt und zu ihm ins Auto gestiegen. Die Szene hatte ihn an die Ballszene bei Cinderella oder irgendeinem anderen Disneyschrott erinnert und machte ihn irgendwie wütend. Auch wenn er nicht sagen konnte, warum. Vielleicht war es ja auch einfach nur die Tatsache, dass Kathleen hier auf Märchenprinz und -prinzessin machte, während er weit weg von Susa war und es ihr so schlecht ging. Immerhin hatte er mit der Anwaltsgehilfin im Büro von Felix von Keitenburg gesprochen, aber auch das hatte keine neuen Erkenntnisse zutage gefördert. Alex tigerte durch den dunklen Schlosspark und drückte immer wieder auf Wahlwiederholung. Die säuberlich gestutzten Buchsbaumbüsche waren mit Schnee bedeckt und wirkten wesentlich bedrohlicher als im Hellen. Er rechnete nicht mehr wirklich damit, jemanden ans Telefon zu bekommen, als plötzlich abgenommen wurde.

»Hallo Alexander, was gibt es Neues?« Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so über Varenkes Stimme gefreut zu haben.

Schnell berichtete er ihm von ihrem Fund, und ihr Chef versprach, so schnell wie möglich Näheres über Friedrich-Wilhelms Tätigkeit herauszubekommen und sich dann zu melden.

 

Kathleen saß auf dem Beifahrersitz von Linus’ Auto. Es war ein Sportwagen, sodass man ziemlich tief in den beheizten Ledersitzen lag. So wohl und bei sich hatte sie sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt. Er sah einfach fantastisch aus mit seinen fluffig geföhnten Haaren und dem dunklen Sakko über den Jeans. Vollendet hatte er ihr die Tür aufgehalten und ihr noch einen Handkuss gegeben, als sie schon saß, während er ihr tief in die Augen blickte. Sie hatten beschlossen, ins Kino zu gehen und das Ganze mit einem Essen im Restaurant abzuschließen. Kathleen hätte zu allem Ja gesagt, wenn sie nur mit diesem Traummann zusammen sein durfte. Er fuhr gleichmäßig und sicher, und sie ertappte sich dabei, dass sie vor Wohlbehagen die Augen schloss. Doch gleich riss sie sie wieder auf und setzte sich abrupt auf, denn ihr Handy klingelte und diesen Klingelton hatte nur einer: Mattis.

Kathleens Gedanken rasten. Was, wenn Mattis etwas passiert war und er seine Mama brauchte? Doch für Linus war sie offiziell eine Single-Frau ohne Anhang. Sie konnte das Gespräch nicht annehmen, was sollte sie ihm denn sagen, um ihre Tarnung aufrecht zu erhalten? Sie spürte, wie Schweißperlen auf ihre Stirn traten und ihre Hand zu zittern begann. Immer noch wusste sie nicht, was sie tun sollte, und das Handy klingelte weiter.

»Willst du nicht rangehen?«, fragte Linus sanft. »Vielleicht ist es etwas Wichtiges.«

Kathleens Zunge klebte vor Panik an ihrem Gaumen. Sie wusste nicht, was sie antworten, geschweige denn, was sie tun sollte. Sie saß da und tat nichts. Dann hielt sie es nicht mehr aus. Die Mutter in ihr war stärker. Mit einem Ruck riss sie das Handy aus ihrer Handtasche.

»Ja?«

»Mama, bist du das?«, tönte Mattis’ Stimme aus dem Hörer. Kathleen warf einen nervösen Blick auf Linus. Hatte er die vertraute Ansprache gehört? Aber er sah mit seinen wunderschönen grünen Augen konzentriert geradeaus, und sie konnte ihm nicht ansehen, dass irgendetwas anders war als noch vor ein paar Minuten.

»Hmhm«, sagte sie nur. »Was gibt es denn?« Hoffentlich merkte Mattis an ihrem reservierten Verhalten, dass sie jetzt nicht so reden konnte wie gewohnt. Leider war das nicht der Fall.

»Warum bist du denn so komisch, Mama? Vermisst du mich denn gar nicht?« Er klang ganz klein.

»Doch und wie, aber im Moment ist es ein wenig ungünstig. Ist es was Dringendes?« Wieder warf sie einen Blick auf Linus.

»Ich will hier weg. Ich will zu dir. Hier ist es voll blöd. Roxana meckert nur rum, und Papa macht alles, um ihr zu gefallen. Das ist zum Kotzen.«

»Oh«, sagte Kathleen. Was sollte sie nur tun? Ihrem Kind ging es nicht gut, aber sie konnte ihre Tarnung nicht aufgeben. Nicht jetzt. »Pass auf: Wir schlafen noch eine Nacht drüber, und dann suchen wir nach einer Lösung, einverstanden?«

»Hmhm.« Er zögerte. »Ich vermisse dich, Mama!«

Kathleen spürte, wie ihr Herz warm wurde. Wie lange hatte er so etwas nicht mehr zu ihr gesagt. Sie hätte ihm so gerne etwas Liebes gesagt, aber sie spürte Linus’ Aufmerksamkeit und so sagte sie nur: »Das ist schön. Ich melde mich morgen. Tschüss.« Dann legte sie auf.

Sie atmete tief aus und starrte auf die Fahrbahn. Sie musste sich konzentrieren, um nicht loszuheulen. Wie gern hätte sie ihm auch gesagt, dass er der größte Schatz auf der Erde war und sie ihn abgöttisch liebte, doch das hätte unweigerlich zu Irritationen bei Linus geführt. Sie schluckte und wandte sich dann wieder dem Traum aller Männer zu.

»Mein Nachbarsjunge. Wir haben ein enges Verhältnis«, sagte sie knapp.

»Aus Uruguay? Wow, das muss wirklich ein hautenges Verhältnis sein! Und du sprichst mit ihm Deutsch und nicht Spanisch? Woher kann er das denn so gut?«, fragte er und lächelte, während Kathleen sich auf die Lippen biss. Uruguay! Das hatte sie ja ganz vergessen.

»Ja, ähm, er lernt in der Schule Deutsch, und damit er üben kann, spreche ich immer mit ihm Deutsch. Du glaubst gar nicht, wie weit das Deutsche in Uruguay verbreitet ist«, sagte sie zögerlich, während sie sich krampfhaft bemühte, sich ihren Ärger über ihren Fauxpas nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

 

Alex war durchgefroren, als er das Schloss wieder betrat. Er hatte keine Handschuhe und keine Mütze dabei gehabt, und das Prickeln, als wieder Leben in seine eiskalten Finger kam, war unangenehm. Leider hatten sie nichts Neues erfahren. Kathleens Gespräch mit der Ex von Felix war ergebnislos verlaufen. Nur dass die Verflossene sich offensichtlich eher mit Äußerlichkeiten beschäftigte und nicht die leiseste Ahnung hatte, wo ihr Noch-Mann stecken konnte, wussten sie jetzt. Alex bemerkte, dass es inzwischen schon fast vertraut war, Schloss Keit zu betreten und die Treppen zum Gästetrakt hochzusteigen.

Er war gerade zur Hälfte oben und rieb sich die schmerzenden Finger, als er jemanden näherkommen hörte. Die lauten Stimmen kamen aus dem Bürotrakt, und offenbar wurde etwas Aufregendes erörtert. Alex blieb stehen und wartete einfach. Es waren Julius und Jasmin von Keitenburg, die wild gestikulierend und mit erhobenen Stimmen miteinander redeten. Sie schienen sich über irgendetwas nicht einig zu sein. In einigem Abstand folgte ihnen Ariane, die aber gemessen an der Erregung der beiden anderen seltsam unbeteiligt wirkte. Allerdings hellte sich ihr Gesicht auf, als sie Alex bemerkte. Die beiden anderen waren zu sehr in ihre Diskussion vertieft, als dass sie von ihm Kenntnis genommen hätten.

Alex bemühte sich mitzubekommen, worum es bei dem Gespräch der Geschwister ging, doch die Fetzen, die er hörte, ergaben keinen Sinn für ihn.

»Und wenn doch? Woher willst du das wissen?«, fauchte Jasmin ihren Bruder an.

»Das ist doch Blödsinn. Warum sollte er? Denk doch erst nach, bevor du so etwas in die Welt setzt, Jasmin. Immer diese Verschwörungstheorien. Wahrscheinlich war es Elvis mit dem Dolch im Kaminzimmer.«

»Musst du eigentlich immer so arrogant sein? Ich frage mich, wie es Friederike mit dir aushält. Wahrscheinlich klappt das nur, weil sie weit weg in London ist.« Ihre Stimme hatte einen schneidenden Klang.

»So einen Mist kannst du dir schenken. Das bringt uns keinen Schritt weiter.«

»Ich habe doch gesagt, dass wir allein stecken bleiben. Aber Mr. Allmächtig weiß ja mal wieder alles besser.«

»Wie wäre es denn, wenn wir Oscar nach seiner Meinung fragten?«, warf Ariane jetzt ein und nickte mit dem Kinn in seine Richtung. Obwohl er wusste, dass sie ihn wahrgenommen hatte, fühlte er sich ein wenig ertappt, als sie ihn jetzt so direkt ins Gespräch brachte.

Die Köpfe von Julius und Jasmin fuhren herum.

»Sehr gute Idee, Schwesterchen«, sagte Jasmin sofort, und ein wissendes Lächeln überzog ihr Gesicht.

»Auf keinen Fall! Das ist eine familieninterne Angelegenheit«, sagte Julius kategorisch und schickte sich an weiterzugehen.

»Du bist überstimmt, Julius. Zwei gegen einen, und außerdem müssen wir den Brief sowieso der Polizei übergeben. Vielleicht hat Oscar ja eine gute Idee, die uns weiterbringt«, entgegnete Jasmin und streckte auffordernd die Hand aus.

Julius, der ein Stück Papier in der Hand hielt, schob diese hinter den Rücken. »Was soll denn das bringen?«, fragte er und musterte Alex von oben bis unten.

»Eine weitere Meinung, die nicht dadurch beeinflusst ist, dass er Vater kennt. Was haben wir denn schon zu verlieren. Komm, Julius!«, sagte Ariane jetzt sanft. Sie schien eine beruhigendere Wirkung auf ihren Bruder zu haben als ihre kleinere, aber temperamentvollere Schwester.

Julius zögerte einen Moment. Offensichtlich wog er das Für und Wider des Vorschlags ab. Dann sagte er: »Aber nicht hier im Treppenhaus. Gehen wir in den Salon.«

Alex bemühte sich, nicht allzu eifrig zu wirken, auch wenn er es kaum erwarten konnte, zu erfahren, was in diesem geheimnisvollen Brief stand.

Im Salon nahmen Jasmin und Ariane malerisch auf den Armlehnen der großen Sessel Platz und sahen auffordernd zu ihrem Bruder, der wie ein angeschossenes Wildschwein durch den Raum tigerte. Alex stand in der Nähe der Tür und wartete, bis Julius so weit war, sich ihm zu öffnen. Das Blatt flatterte in seiner Hand, als er herumlief. Am liebsten hätte Alex es sich geschnappt und überflogen, doch das wäre unpassend gewesen. Also übte er sich in Geduld, auch wenn das nicht gerade seine Stärke war.

Endlich schien sich Julius so weit beruhigt zu haben, dass er das Vertrauen aufbringen konnte, das seine Schwestern von ihm forderten. Ohne etwas zu sagen, hielt er Alex das Blatt hin. Er stand ein ganzes Stück entfernt, sodass Alex zu ihm gehen musste, um danach zu greifen.

Sobald er den Zettel in der Hand hatte, las er. Der Brief war getippt und nicht unterschrieben, aber das war auch kaum nötig, angesichts dessen, was darin stand.

An die Bewohner von Schloss Keit

Nun ist euer Hauschef weg. Und trotzdem geht es weiter. Es wird mit den von Keitenburgs immer weitergehen. Macht euch keine Sorgen. Es ist besser so. Keine Forderungen nach Geld, nur eines: Haltet den Laden am Laufen. Da es keine Spur geben wird und alles auf ein Kapitalverbrechen hindeutet, zahlt auch die Versicherung, wenn er zehn Jahre verschollen ist. Das wird euch helfen, alle Außenstände zu begleichen und das Dach neu einzudecken. Er hat sein Bestes getan, euer alter Herr, aber es hat nicht immer gereicht. Seid aber versichert: Er hat euch immer geliebt.

Mit brennenden Wangen blickte Alex auf und sah in drei mehr oder weniger angespannte Gesichter. »Er hat sich also abgesetzt«, stellte er fest.

Jasmin schüttelte energisch den Kopf. »Das kann auch eine Fälschung sein, das habe ich schon versucht, Julius klarzumachen. Es passt nicht zu Papi, dass er …«

»Ach, du hast doch keine Ahnung, Jasmin«, wurde sie von ihrem Bruder unterbrochen. »Wenn du wüsstest, was da so hinter den Kulissen vorging, dann würdest du ganz anders reden.«

Sofort stiegen Tränen in Jasmins Augen und kullerten dekorativ die Wangen hinab. »Rede nicht so von ihm. Er war der beste und tollste Vater, den ich mir hätte wünschen können.«

»Du warst ja auch sein Liebling. Ist schon klar, dass du ihn sogar noch vergötterst, wenn er von seiner Familie einfach davonläuft und sie mit allen Problemen sitzen lässt. Das Gleiche hat er doch mit Mutter schon gemacht.« Julius’ Nasenflügel bebten, während er redete. Alex starrte ihn fasziniert an. So etwas hatte er noch nicht gesehen.

»Halt doch die Klappe. Das bringt uns nicht weiter. Was sollen wir denn jetzt machen?«, schluchzte Jasmin.

Nun schaltete sich die bisher schweigsame Ariane ein. »Hat er doch geschrieben: weitermachen und das Geld der Versicherung einstreichen.« Sie zuckte mit den Schultern. Offenbar ging ihr das Ganze wesentlich weniger nah als ihren Geschwistern. Alex musste sich mal genauer ihr Verhältnis zu ihrer Adoptivfamilie ansehen, aber jetzt war es an ihm, etwas zu dem Gespräch beizusteuern.

»Das ist Versicherungsbetrug und strafbar. Außerdem ist das gar nicht so einfach. Die Versicherung prüft die Fälle, in denen sie derartig hohe Beträge ausschütten muss, äußerst genau. Und da gibt es ja doch noch die eine oder andere Frage, was das Verschwinden eures Vaters angeht.«

Julius blickte auf. Sein Gesicht war rot angelaufen, und offensichtlich kämpfte auch er mit den Tränen, allerdings konnte Alex nicht sagen, ob wegen des Verschwindens seines Vaters oder der Wut auf seine Schwester.

»Dann müssen wir ihn eben finden und ihm klarmachen, dass es so nicht geht. Er wollte uns doch nur helfen und Schloss Keit retten. Wahrscheinlich ist er verzweifelt. Oh Gott, nicht dass er sich wirklich umbringt, damit die Versicherung zahlt«, sagte Jasmin mit leiser Stimme. Während der Auseinandersetzung mit ihrem Bruder war auch sie von der Sessellehne aufgesprungen und im Salon herumgelaufen, doch jetzt wirkte es, als hätte sie ihre Energie verbraucht. Sie sank auf einen der Sessel und zog die Beine dicht an sich heran, als suche sie Schutz in der zusammengekauerten Haltung.

Julius starrte unschlüssig auf den getäfelten Eichenboden, während Ariane zunächst die Stirn runzelte, dann mit Schwung aufstand, sich neben Jasmin setzte und den Arm um sie legte. »Wir sollten Vater auf jeden Fall ausfindig machen. Julius?« Sie sah ihren Bruder auffordernd an.

Einen Augenblick zögerte er noch, dann seufzte er auf und fragte leise: »Aber wie?«

»Vielleicht können Emilia und ich euch helfen. Wir sind hier im Urlaub und nicht so eingebunden, das heißt, wir haben Zeit und können uns für die Gastfreundschaft erkenntlich zeigen. Wo könnte er sein?«, sagte Alex.

»Im Jagdhaus vielleicht«, meinte Ariane, aber ihre Schwester schüttelte den Kopf.

»Da würde er doch sofort gefunden werden. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«

»Aber vielleicht war er ja kurzzeitig da und hat irgendwelche Spuren hinterlassen. Wir sollten uns dort mal umsehen, wo ist es?«, erkundigte sich Alex.

»Wir haben verschiedene. Eines ist ganz hier in der Nähe. Da beginnt auch die Jagd morgen. Herrje, was ist eigentlich mit der Jagd? Müssen wir sie absagen?«, fragte Jasmin beklommen.

»Kommt gar nicht in Frage! Wir können doch nicht so kurzfristig die Jagd absagen. Der ganze Adelsverein kommt. Sogar Schambach. Und was sollen wir sagen? Unser Vater hat sich verkrümelt, und wir müssen ihn finden, damit er sich nicht umbringt? Das geht doch nicht«, mischte sich jetzt Julius ein.

Der Name Schambach ließ irgendetwas in Alex klingen. Dann fiel es ihm wieder ein: Leopold von Schambach war ein bekannter Politiker und der Vorsitzende des Adelsvereins. Er war ein großer Fürsprecher und das Aushängeschild des Adels, und offenbar war es als besondere Auszeichnung anzusehen, wenn er sich die Ehre gab, an einer Jagd teilzunehmen.

»Vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Ich brauche als Erstes die Adressen der Jagdhäuser und eine Liste der Menschen, mit denen euer Vater befreundet ist oder zumindest engen Umgang pflegt. Was ist eigentlich dran an der Geschichte mit seinem Cousin?«

»Mit Maxim? Klar hatte er da seine Finger im Spiel. Aber es gibt keine Beweise, und somit spielt das absolut keine Rolle«, sagte Julius, während er zur Bar ging und sich ein Glas einschenkte.

»Ach, so geht man in euren Kreisen also mit so etwas um?«, rutschte es Alex heraus, doch er bereute seine Äußerung sofort wieder.

»In unseren Kreisen? Sind das nicht auch die deinen?« Julius’ Augen blitzten hinter seiner Brille, als er ihn ansah.

»Ja, natürlich, ich meinte eher hier … in Deutschland. Kann ich noch ein möglichst aktuelles Foto von eurem Vater bekommen, bevor wir uns auf die Suche machen?«, beeilte er sich zu sagen.

»Was wird das hier? Sherlock Holmes und Miss Marple ermitteln zusammen? Wieso sollten wir euch vertrauen?« Julius klang immer noch wütend. Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas, in das er einen guten Schuss von dem Teufelszeug gegeben hatte, und sah Alex auffordernd an.

Bevor der aber dazu kam, etwas zu erwidern, schaltete sich Jasmin ein. »Wir haben wohl nicht viele Wahlmöglichkeiten. Wir sind alle mit der Vorbereitung der Jagd beschäftigt, und ich bin sicher, keiner von uns will, dass Papi etwas Unüberlegtes tut, nicht wahr?«

Ihre Geschwister schwiegen. Doch an Julius’ verkniffenen Lippen war deutlich seine Anspannung erkennbar. »Aber bitte absolut diskret!«, war alles, was er sagte, bevor er sein Glas mit einem Ruck abstellte und hinausrauschte.

Jasmin sah Alex zerknirscht an und folgte dann ihrem Bruder. Er blieb alleine mit Ariane zurück, die ihn entschuldigend anlächelte. »Julius neigt manchmal ein bisschen zur Impulsivität. Er meint es nicht so.«

»Es ist eine aufreibende Situation für alle«, sagte Alex und wunderte sich über Arianes Reaktion.

Sie zuckte nur mit den Schultern und meinte dann: »Den einen nimmt es stärker mit als den anderen. So ist das Leben.«

»Ist deine Beziehung zu deinem Vater nicht so eng?«

»Doch, selbstverständlich«, erwiderte sie zögernd. »Aber nicht jeder klammert sich so stark an andere Menschen wie Jasmin. Ein Tässchen Tee?«, fragte sie und war auch schon an der Tür.

Alex nickte langsam. Es war offensichtlich, dass Ariane nicht gerne über ihren Vater redete. Aber war sie deshalb verdächtig?

Nachdenklich folgte er ihr in die Küche.