Sonntag, 21. April

Gestern Abend fuhr der Leichenwagen vor. Oder eigentlich hinter, denn es gibt einen Hinterausgang, der eigentlich nur für den diskreten Abtransport der Toten benutzt wird. Frau Tuinman war diesmal die Glückliche. Sie hatte schon eine ganze Weile keine rechte Lust mehr gehabt, habe ich mir sagen lassen. Ich selbst kannte sie kaum.

Es gibt ein ganzes Protokoll, das im Fall des Todes eines Bewohners eingehalten werden muss. Edward hat einmal nachgefragt, aber diese Vorschriften waren »nicht einsehbar«. Das vergrößerte seine Neugier nur. Ich weiß, dass er nachdenkt, wie er sie sich doch noch beschaffen kann. Er hat schon mal versucht, einer Schwester, mit der er gut kann, etwas zu entlocken, aber die hielt dicht. Ich setze meine Hoffnungen auf Anja. Sie werde ihr Bestes tun, meinte sie lachend.

Offenheit ist in diesem Haus nicht die größte Tugend. Die normalsten Dinge sind hier vertraulich. Zum Beispiel die Frage, woran jemand gestorben ist. Das Personal darf keine Informationen über Bewohner herausgeben. Nicht mal, ob jemand erkältet ist oder bloß zu Besuch bei seiner Tochter.

Evert hat eine Weile seine ganze Post in unfrankierten Trauerumschlägen verschickt, in der Hoffnung, aus Pietät werde man ihm kein Strafporto berechnen und den Brief trotzdem pünktlich zustellen. Bis er eines Tages auch ans Finanzamt einen Trauerumschlag schickte.

Aber es geht noch schlimmer, denn sein Bruder fuhr früher mit einem gebrauchten Leichenwagen herum, und zwar mit einem selbst geschreinerten Sarg darin, sodass er überall falsch parken konnte.

Eefje ließ beim Kaffee die Bemerkung fallen, sie fände es schön, wenn Willem-Alexander einen Tag vor der Krönung sagen würde: »Ich hab eigentlich keine richtige Lust, ich mach das jetzt doch nicht!«

»Hat er das gesagt?«, kam die entsetzte Reaktion von drei, vier anderen Bewohnern. Hier hört man schlecht, und obendrein hört man nur halb zu.