Mittwoch, 24. April
»Ich habe in diesem Krankenhaus anderthalb Tage so gut wie auf dem Trockenen gesessen, ich muss eben schnell mal was tanken.« Als ich Evert um halb acht besuchen ging, um nach ihm zu schauen, hatte er schon ein paar intus. Er hat aber nicht viel mehr verraten, als dass er im Krankenhaus seine Schnäpschen heimlich aus einer Mineralwasserflasche trinken musste.
Wenn man jung ist, will man gerne älter sein. Als Erwachsener, so mit sechzig, will man vor allem jung bleiben. Wenn man erst mal steinalt ist, gibt es kein Ziel mehr, nach dem man streben könnte. Das ist die Essenz der existenziellen Leere hier. Man hat keine Ziele mehr. Keine Prüfungen mehr zu bestehen, keine Karriere mehr zu machen, keine Kinder mehr großzuziehen. Wir sind sogar zu alt, um auf Kleinkinder aufzupassen.
Es ist nicht immer leicht, sich in dieser inspirierenden Umgebung noch kleine Ziele zu setzen. Um mich herum lese ich nur noch Resignation in den Augen. Augen von Menschen, die von der Tasse Kaffee bis zur Tasse Tee leben, und dann von der Tasse Tee wieder bis zur Tasse Kaffee.
Vielleicht hab ich das alles schon mal gesagt.
Vielleicht sollte ich nicht so jammern.
Einfach härter arbeiten und dafür sorgen, dass jeder Tag die Mühe wert ist. Oder zumindest jeder zweite. Es muss auch Ruhetage geben, wie bei der Tour de France.