Sonntag, 28. April

Es ist schon gut, wenn man vom Tod eines alten niederländischen Promis in der Zeitung liest und sich denken kann: Du liebe Zeit, der lebte noch? Danach kann er dann mit Fug und Recht in Vergessenheit geraten. Das Gegenteil kommt auch vor: Dann wird ein längst abgeschriebener Alt-Star wieder ins Scheinwerferlicht gerückt. Peinlich.

Ramses Korsakov Shaffy wurde vor seinem Tod noch einmal auf die Bühne gehievt, um eine wackelige, schauderhaft schief gekrächzte Interpretation seines großen Hits »We zullen doorgaan« zum Besten zu geben. Moderator Willem Duyn saß sabbernd und zusammengesunken in einem Fernsehstudio, sprachlos nach seinem fünften Schlaganfall. Wenn Schauspieler Rijk de Gooyer früher betrunken war, streckte er große Kerle mit einem Hieb nieder, wenn ihm ihr Gesicht nicht gefiel. Halb tot, als hilflose, lispelnde Mumie wurde er für die Kameras zu seinem alten Kumpel Johnny geschleppt. Von Rijk hätte ich erwartet, dass er dem Verfall keine Chance gibt und sich beizeiten eine Kugel in den Kopf jagt.

Warum dokumentieren die Leichenfledderer vom Fernsehen den Niedergang mit so sichtlichem Vergnügen? Warum sagt niemand von all den »großartigen Kollegen«, dass es schamlos und respektlos ist, die Größen von früher derart hilflos zur Schau zu stellen?

Jedes Mal, wenn wieder so etwas gesendet wird, mache ich schnell den Fernseher aus, aber das Bild bleibt mir im Kopf.

Die Krönungsfeierlichkeiten rücken näher. Der Ärger über den Umstand, dass alles und jeder in Amsterdam sich nach diesem Puppentheater richten muss, wächst. Herr Schaft, einer der wenigen, die sich noch mit dem Fahrrad fortbewegen, war wütend. Letzten Dienstag hat die Polizei sein Fahrrad an der Fähre »gestohlen«, weil eine Woche später ein großer dicker Mann mit einer Krone auf dem Kopf in hundert Metern Entfernung dort vorbeifahren wird. Die ganze Stadt wird aufgeräumt, glatt geharkt und gewienert, und wenn der Zirkus dann vorbei ist, kann Amsterdam wieder verlottern wie eh und je.

Doch mit diesem meinem Lieblingsthema brauche ich meinen Mitbewohnern gar nicht zu kommen. Kein böses Wort über Oranje.