Freitag, 10. Mai
Es gibt ein Projekt namens »Mit Oma unterwegs«. Kinder gehen einen Tag lang mit einer wildfremden Oma spazieren, die sonst traurig alleine zu Hause hocken würde. Ich nehme an, es darf auch ein Opa sein. In dem Rahmen gingen einige Mädchen und Jungen aus der achten Klasse mit ein paar Senioren ins neue Madurodam, einen neuen Miniaturpark. Auf die Gefahr hin, ein alter Miesepeter zu sein, sage ich: Lasst mich mal schön zu Hause. Madurodam an sich klingt in meinen Ohren schon nicht besonders vergnüglich, aber dann auch noch stundenlang in Gesellschaft von wildfremden, eigenwilligen elf- oder zwölfjährigen Gören, das wäre nichts für mich.
Na, nicht so negativ, Groen – ist doch eine schöne Initiative. Vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass viele Kinder meinen, dass man sich um die Älteren nicht mehr zu kümmern braucht, weil die häusliche Pflege das alles für sie regelt. Viele Erwachsene meinen das übrigens auch.
Die Zeitung, die das Projekt »Mit Oma unterwegs« vorstellte, meldete bestürzende Zahlen: In den Niederlanden gibt es um die anderthalb Millionen einsame alte Menschen, von denen über 300000 extrem einsam sind. Das sind viele.
Aber manche Senioren sind auch selbst dran schuld, das muss man auch mal sagen. Allein in diesem Heim wohnen um die zehn alte Leute, die man meiden muss wie die Pest, weil es einfach so beschränkte Nervensägen sind. Man verzeihe mir meine Ehrlichkeit, aber es ist wahr.
Oft hört man: »Hier hab ich zumindest jemanden, mit dem ich reden kann.« Das ist in der Tat ein großer Vorteil gegenüber dem selbstständigen Wohnen. Dort hat man nur die Katze oder den Kanarienvogel, um übers Wetter zu sprechen.
Wer würde sich in unserem Heim extrem einsam fühlen?