Freitag, 24. Mai

»Aus jeder Mücke müssen sie einen Elefanten im Porzellanladen machen«, bemerkte Frau Pot anlässlich des neuesten Giftgasangriffs in Syrien.

»Der Arabische Frühling ist ein bisschen so wie unser eigener Frühling: ziemlich herbstlich«, sagte ihre Tischnachbarin, während sie einen Spekulatius in ihren Tee tauchte. Der subtile Herr Bakker teilte mit, dass ihm das alles keine schlaflosen Nächte bereite, solange die Araber sich gegenseitig abmurksten.

Die Analyse der Weltnachrichten an unserer Kaffeetafel zeichnet sich nicht gerade durch Differenziertheit aus, und das Urteil wird auch von keinerlei Sachkenntnis getrübt. Das gilt übrigens ebenso für kleinere Lokalnachrichten. Gestern zum Beispiel brach eine Welle der Entrüstung los, als der kleine Laden unten wegen eines Todesfalls geschlossen hatte. Es sei eine Schande, dass man einen ganzen Tag lang kein Käsegebäck und Haarlack kaufen könne. Osteuropäische Zustände! Für eine Beerdigung reiche es doch, einen halben Tag zuzumachen!

Derselbe Laden, dessen Sortiment in drei Umzugskartons passt und über den alle ständig schimpfen, weil die WC-Ente dort doppelt so viel kostet wie beim Drogeriemarkt.

Gestern Abend habe ich noch ein Gläschen Wein bei Eefje getrunken. Wir haben besprochen, ob wir nicht, in Anlehnung an den Mobbing-Leitfaden, einen Leitfaden für einen angenehmen Aufenthalt in Altenheimen ausarbeiten sollten. Wir bezweifeln allerdings, dass es die Mühe wert wäre. Sollten wir unsere beschränkten Energien nicht lieber darauf verwenden, unsere eigenen letzten Jahre angenehmer zu machen? Oder Tage, man weiß es ja nicht. Wir neigen zu Letzterem, haben aber beschlossen, noch mal darüber nachzudenken. Dann haben wir jedenfalls wieder einen Grund, bald wieder miteinander zu sprechen.