Samstag, 25. Mai

Der Sarg war auf halbem Weg stecken geblieben, hatte die Tür des Verbrennungsofens blockiert und Feuer gefangen. Wer vorher noch keine Tränen in den Augen hatte, dem kamen sie, als der Rauch in den Saal zog. Das Krematorium musste geräumt werden. Das nenne ich mal einen spektakulären Abschied – der vor ein paar Jahren wirklich so passiert ist.

Ich hab mir gedacht, dass ich in meinem Sarg gern einen kleinen CD-Spieler mit Fernbedienung hätte, aus dem dann meine Stimme tönt: »Hallo, hallo! (Klopf, klopf.) Das ist ein Irrtum. Lasst mich raus. Ich lebe noch … Nein, nein, war nur ein Scherz, ich bin mausetot.«

Zu schade, dass ich das nicht mehr werde miterleben können.

Ich muss mich übrigens wirklich ernsthaft an meinen letzten Willen setzen. Nicht, dass ich so viel wollte, aber es gibt schon ein paar Dinge, die ich nicht will. Und schriftlich festgehalten habe ich noch nichts davon. So etwas gehört halt doch zu den Aufgaben, die der Mensch gern ein bisschen vor sich herschiebt.

Bedürftige Amsterdamer Senioren dürfen demnächst gratis mit Bus und Tram fahren. Bedürftig sind wir durchaus, nur schade, dass sich fast niemand mehr traut, mit Bus und Tram zu fahren. »Die Tram ist doch voller Taschendiebe und Handtaschenräuber!«

Na, gegen Taschendiebe kann man sich ja wappnen, indem man sein Portemonnaie gut wegsteckt, aber gegen wilde, viel zu schnell fahrende Busfahrer ist kein Kraut gewachsen. Ich muss meinen Mitbewohnern schweren Herzens recht geben: Öffentliche Verkehrsmittel und über Achtzigjährige passen nicht besonders gut zusammen. Es ist zu stressig, es geht zu schnell, und es verlangt eine körperliche Geschmeidigkeit, die man einfach nicht mehr hat. Man hält alle schrecklich auf. Und das macht alte Leute furchtbar ängstlich und wehrlos. Ich merke selbst, dass ich unsicher werde, so schlimm ich das auch finde. Deswegen: Vielen Dank, Amsterdamer Verkehrsbetriebe, aber wir fahren lieber mit unserem eigenen Bus.