Donnerstag, 6. Juni

Wenn man in Amsterdam Stadtwachen sieht, die momentan, glaube ich, »Nachbarschaftsregisseure« heißen, kann man davon ausgehen, dass man sicher ist. Denn gefährlichere Stadtviertel werden von ihnen gemieden wie die Pest. Bei schönem Wetter sitzen sie jeden Tag bei uns vor der Tür auf der Bank. Wahrscheinlich kann man ihnen bei ihrem mickrigen Gehalt noch nicht mal einen Vorwurf machen, wenn sie Konflikten mit Halbstarken-Straßengangs aus dem Weg gehen. Ich sehe sie auf ihren Fahrrädern auch keine Mopeds anhalten, die mit siebzig Stundenkilometern und dem Lärmpegel eines Düsenjägers über Fahrradwege rasen. Die Stadtwachen strahlen eine betrübliche Machtlosigkeit aus. Und ihre Uniformen sind ihnen auch immer ein bisschen zu eng.

Aber schlimmer geht immer, denn vor einer Weile las ich, dass in Den Haag die durchschnittliche Politesse einen Strafzettel pro Tag ausstellt. Die arbeitet sicher nicht auf Provisionsbasis. Worauf wird da wohl bei der Bewerbung geachtet?

Ja, und gestern hab ich wieder die ersten Klagen über die Wärme gehört! »In den Niederlanden ist es immer gleich so schwül!«, so der dicke Bakker. Sein Gejammer über die Kälte ist erst seit zwei Tagen verstummt. Manchmal hätte ich Lust, ihn umzubringen.

Ich habe meinen schönsten und einzigen Sommeranzug angezogen. Ein altmodischer Strohhut liegt bereit. Ich will ein bisschen so aussehen wie Maurice Chevalier. Nach dem Mittagessen müssen wir uns für einen Ausflug unter Graemes Leitung einfinden. Er ruft schon seit Tagen, dass mit solch schönem Wetter einfach nichts schiefgehen könne.