Sonntag, 21. Juli
Es gibt Bewohner, die haben die unmanierliche Gewohnheit, an der Kaffeetafel über ihren Stuhlgang zu klagen. Mit Vorliebe am Sonntag, wenn besonders viele Menschen da sind. Dann bekommt jeder Hausbewohner ein Stück Kuchen spendiert. Ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass wir hier von Aldi-Kuchen für neunzig Cent sprechen, der – auf Weisung der Abteilungsleiterin – in mindestens fünfzehn Stücke geschnitten werden muss, sodass uns ein Geschenk angeboten wird, das pro Person sechs Cent gekostet hat.
Und dann wird so ein mickriges Stück Kuchen umständlich und mit viel Getue und der Information abgelehnt: »Ich bin nämlich seit vier Tagen nicht mehr auf der Toilette gewesen!« Oder auch geradeheraus abgelehnt mit dem Argument: »Ich habe den halben Morgen auf der Toilette gesessen, ich bin ganz leer.«
DAS WILL ICH ALLES NICHT WISSEN!
Besprecht das doch bitte mit eurem Hausarzt oder geht in eure Pupoli-Klinik (die scheint es wirklich zu geben), aber kommt mir nicht mit eurem Stuhlproblem, wenn ich gerade ein Stückchen Kuchen esse. Dann hab ich nämlich auch keinen Appetit mehr auf Kuchen!
Die seltsame Schamlosigkeit, die viele alte Menschen an sich haben … Und dann setzen sie auch noch stillschweigend voraus, dass Menschen sich aufrichtig für das Klagen und Jammern eines anderen interessieren müssen.
Kleine Kinder laufen mit ihrem Bauchweh und aufgeschürften Knien lautstark heulend zu ihren Müttern, damit die mit warmer Milch und Pflastern helfen, aber das ewige Gejammer von Senioren ist völlig nutzlos und unerträglich.
Morgen kommen wir mal wieder einen Tag raus mit dem unvergleichlichen Alt-aber-nicht-tot-Club.