Mittwoch, 21. August
Ich finde es immer noch überraschend, wie hier der Neid regiert. Nach einem gelungenen Ausflug unseres Clubs ist der Empfang unserer Mitbewohner überwiegend kühl bis eiskalt. Dass andere einen viel schöneren Tag gehabt haben als man selbst, ist für viele nur schwer zu verkraften. Daher sieht man heute rundherum wieder viele verdrossene Mienen.
Manche Menschen werden mit fortschreitendem Alter milder und weiser. Andere härter und dümmer.
Unterm Strich hebt sich das mehr oder weniger gegenseitig auf. Aber die Sanftmütigen in unserem Haus haben gegen Getratsche, Gerede und Neid wenig andere Waffen, als sich an einen anderen Tisch zu setzen. Und das passiert dann auch. Immer öfter sitzt unser Alt-aber-nicht-tot-Club an einem separaten Tisch. Es schafft ein besonders starkes Band, der Feind einer Gemeinschaft zu sein, aber Feindseligkeit ist ansteckend. Wenn man nicht aufpasst, entwickelt man selbst auch schnell eine starke Abneigung gegen »die anderen«.
Das Personal reagiert auf Zwietracht wie Kindergärtnerinnen, die den Frieden in der Gruppe wiederherstellen wollen: »Herr Duiker (Evert), Sie könnten doch mal versuchen, ein bisschen netter zu Frau Slothouwer zu sein, hm? Kommen Sie doch mal rüber und setzen Sie sich dazu. Dann trinken wir zusammen noch ein Tässchen Kaffee.«
»Ich hätte eigentlich eher Lust, ihr Spekulatius in die Kehle zu stopfen, bis sie qualvoll erstickt ist«, höre ich Evert dann denken. Evert gehört definitiv nicht zu den Sanftmütigen.
Damit Sie nicht denken, dass das hier eine einzige Schlangengrube ist: Hier wohnen auch liebe, nette und interessierte Menschen. Aber die fallen eben nicht so auf.