Donnerstag, 3. Oktober

In unserem subtropischen Schwätzparadies hört man mehrmals täglich, dass früher alles besser war. Frau de Vries meinte gestern mit Wehmut in der Stimme, dass man früher immer Zeit gehabt habe für eine Tasse Kaffee und einen Plausch. Evert bemerkte, dass sich in der Hinsicht ja eigentlich nichts verändert habe.

»Wieso?«

»Ich muss mir seit Jahr und Tag dein Geplauder anhören, kaum unterbrochen durch kurze Pausen für ein Schlückchen Kaffee.«

Die Antwort war ein entrüstetes »Also wirklich …«.

Zum ersten Mal, seit ich sie kenne, schwieg sie ganze fünf Minuten. Dann forderte sie laut, Evert solle sie ab jetzt siezen. Die meisten Menschen siezen sich hier. Wahrscheinlich ein Überbleibsel aus der Zeit, in der alles besser war und die Menschen noch Respekt voreinander hatten. Nur Evert duzt ohne Ansehen der Person.

Ich kann schon wieder ziemlich flott laufen und werde heute Abend ganz sorglos ein Gläschen Wein trinken. Ich bin doch süchtiger nach Alkohol, als ich dachte. Solange man einfach so trinkt, merkt man das nicht, aber wenn man ein paar Tage gezwungenermaßen auf dem Trockenen sitzt, bekommt man mehr Gelüste auf ein Gläschen, als gut für die Laune ist.

Zur Verteidigung meiner Trunksucht kann ich immer noch anführen, dass es in meinem Alter ja nichts mehr ausmacht. Dann schenke ich mir mit Vergnügen zum Essen das erste Glas Wein ein. Bis vor Kurzem habe ich mir dazu auch noch eine Zigarre angesteckt, aber das geht leider nicht mehr, ohne mich totzuhusten.