Montag, 7. Oktober

Hier laufen ein paar Damen mit Ansteckungsphobie herum und ein paar, die – um es mal vorsichtig auszudrücken – einen Lebensstil pflegen, bei dem es mit der persönlichen Hygiene nicht so genau genommen wird. Das kollidiert natürlich.

Frau Aupers, eine von den Damen, die nicht jeden Monat saubere Strümpfe anziehen, erklärte beim Essen ihren zwei Tischgenossinnen, die sehr auf Hygiene achten, dass all das Waschen und Putzen keinen Sinn habe.

»Allein auf den Fersen siedeln ungefähr achtzig Arten von Schimmel. Hab ich gelesen. Stellt euch mal vor, was da erst alles im Schritt siedeln muss.«

»Ich esse gerade!«, sagte eine von den sauberen Damen.

»Ich will ja nur sagen, dass das ganze Waschen sinnlos ist. Auch eure Hände sind voller Schimmel und Bakterien.«

Sie hatte es geschafft: Die zwei Damen mit dem Hygienefimmel riefen die Schwester. Ob Frau Aupers beim Essen bitte den Mund halten könne. Frau Aupers berief sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung. Es entstand ein kurzer Tumult. Schließlich musste sich Frau Aupers mit ihrem schmuddeligen Rock, an dem man noch den Speiseplan der letzten Tage nachvollziehen konnte, an einen anderen Tisch setzen.

Aber der Schaden war schon angerichtet. Fast niemand aß seinen Teller leer. Nur die dicke Frau Zonderland profitierte von der Situation und aß vier Vanillepuddings mit Joghurt und Sirup. Eigentlich eines der Lieblingsdesserts der Bewohner, bei dem die Gläser normalerweise mit dem Löffel leer gekratzt werden.