Donnerstag, 10. Oktober
Als das Nobelpreiskomitee Ralph Steinman vor ein paar Jahren anrief, um ihm zu seinem Medizin-Nobelpreis zu gratulieren, konnte er nicht ans Telefon kommen, weil er seit drei Tagen tot war.
Das war Pech für Ralph. So einen Preis gewinnt man nicht alle Tage, und dann wäre man doch gerne dabei. Aber andererseits hatte er Glück gehabt, auch wenn er nicht mehr mitreden konnte – nach den Regeln kann nämlich eigentlich kein Toter den Nobelpreis gewinnen, und nun musste sich das Komitee schnell eine neue Regel ausdenken: Man kann als Toter den Preis sehr wohl gewinnen, und zwar, wenn das Komitee noch nicht weiß, dass man tot ist.
Es geht das Gerücht, dass ein Mitglied der Organisation einen Gewinner jetzt immer erst persönlich am Telefon sprechen muss, bevor er oder sie als Gewinner bekannt gegeben wird. Meine Damen und Herren Gelehrten, es ist also zwecklos, den eigenen Tod zu verschweigen.
Übrigens ist es natürlich in erster Linie die Schuld des Nobelpreiskomitees: Wer zehn, zwanzig, manchmal erst dreißig Jahre nach einer großen Entdeckung mit einem Preis daherkommt, bittet ja geradezu um Probleme. Wer weiß, wie viele tote Professoren dadurch den schönsten Moment ihrer wissenschaftlichen Karriere verpasst haben?
Man fand es sehr traurig für Ralph Steinman, als ich davon erzählte.
»Es ist auch sehr traurig, dass Vincent van Gogh nicht einen Cent von den Millionen gesehen hat, die man später für sein Werk bezahlt hat«, seufzte Frau Aupers.
»Dann ist es ja ein Glück, dass er tot ist!«, schloss Evert gewitzt.
Für das Higgs-Teilchen interessiert man sich hier nicht so.