Freitag, 8. November

Die finanziellen Probleme in der Verlagswelt haben unsere ganze Aufmerksamkeit. Genauer gesagt: Man ist sehr beunruhigt über die drohende Einstellung der Frauenzeitschriften Margriet und Libelle, zwei Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Unruhe vor allem bei den Damen, aber auch bei einem Herrn.

Meinen Vorschlag, beim Verschwinden dieser Qualitätszeitschriften einfach die alten Jahrgänge von vorne zu lesen, empfand man als Affront.

»Die meisten Menschen hier haben so ein schlechtes Gedächtnis, dass sie es nicht mal merken würden«, pflichtete Graeme mir bei, aber dadurch wurde der Volkszorn nur noch größer. Was für böse Blicke! Wir haben uns darauf hinausreden müssen, dass es nur ein Scherz gewesen sei.

»Ich les die Margriet selbst auch ganz gern«, behauptete ich.

Ich finde es geradezu beleidigend, dass niemand auf die Idee kam, das wirklich für einen Scherz zu halten.

Dabei will ich die Wichtigkeit von Zeitschriften wie Libelle und Margriet gar nicht unterschätzen. Für viele Bewohner sind sie ein Fenster zur Welt. Zeitungen werden wenig zur Hand genommen, Nachrichten selten gelesen. Die Welt der Senioren wird mit steigendem Alter immer kleiner und kleiner. Kaum einmal kommen sie aus dem Haus. Freunde und Bekannte sterben. Schon seit Jahrzehnten haben sie keine Arbeit mehr. Nichts oder niemand, um den man sich kümmern müsste. Was bleibt, ist die Margriet. Und viel Zeit, um alles und jeden genau zu beobachten.