Samstag, 2. Februar

»Den Verfall aufhalten – in Bewegung bleiben.« Das war der Titel eines alten Zeitungsartikels, und darüber stand: »Wissenschaftler suchen nach Ursachen und Lösungen für Probleme des Alterns.« Na, liebe Wissenschaftler, ihr habt ja früh angefangen. Hier ist nichts mehr zu retten. Aber kommt ruhig mal vorbei, hier schlurfen genügend Studienobjekte durch die Flure.

Biologisch gesehen sei ein Mensch ab dem vierzigsten Lebensjahr überflüssig, denn dann sind die Kinder erwachsen und brauchen keine Eltern mehr. Der körperliche Verfall setze zu dieser Zeit ein, mit Haarausfall und Lesebrille. Auch auf Zellniveau gehe es bergab. Immer mehr Fehler beim Teilen und Vervielfältigen. Verminderter Stoffwechsel verursache müde Nervenzellen, wodurch es im Kopf auch immer schlechter laufe. (Ich gebe den Artikel sehr summarisch wieder.)

Viel wissen sie noch nicht, aber eines stehe fest: Wer rastet, der rostet. Man muss Körper und Geist in Bewegung halten, vor allem den präfrontalen Cortex, den Hirnbereich, der für Funktionen wie Planen, Initiative ergreifen und Flexibilität zuständig ist. Tja, wir können wohl behaupten, dass die Direktion dieses Theaters hier nicht viel für den präfrontalen Cortex übrig hat. Man scheut weder Kosten noch Mühen, um die alten Leute fügsam, passiv und schlapp zu machen, und das wird dann getarnt hinter Bingo, Billardclub und »Bewegung für Senioren«.

Dabei mag ich die Schuld gar nicht mal so einseitig der Heimleitung in die Schuhe schieben. Die Bewohner lassen sich diese Überbetreuung nur zu gern gefallen. Und eins vorweg: Manchmal versteh ich das auch. Es gibt Tage, da lauf ich auch gerne auf Sparflamme.

Ich gehe mich mal kurz ein wenig bewegen. Mal gucken, wie weit ich komme. Der Kopfverband ist inzwischen abgenommen worden, das erspart mir die dummen Kommentare.