Freitag, 8. Februar

Unruhe in unserem ruhigen Haus. Am Schwarzen Brett hängt ein Schreiben mit der Mitteilung, dass die Bewohner sich bei ihrem Hausarzt ein Armbändchen besorgen können, auf dem steht: »Reanimieren Sie mich nicht.« Ein Absender stand nicht dabei. Ein großer Teil der Bewohner äußerte sich beim Kaffee ungnädig über diese Werbeaktion.

»Die sind uns lieber los, als reich zu werden.«

»Wir kosten zu viel Geld.«

Der dicke Herr Bakker hätte nichts dagegen gehabt, sich von einem Mädchen reanimieren zu lassen, wollte aber absolut nicht von einem Mann wiederbelebt werden. »Dann sterb ich lieber.« Ob es dafür besondere Armbänder gebe?

Nach dem Kaffee war der Zettel verschwunden. Niemand wusste, wer ihn abgenommen hatte.

Ich hoffe ja, dass dieses Armband nicht allzu auffallend ist, sonst muss ich mir deswegen den ganzen Tag das Gezeter anhören. Ich werde mich mal bei meinem Arzt informieren.

Für morgen hab ich Eefje und Evert zum Tee eingeladen. Ein bisschen auf die englische Art, mit gebuttertem Weißbrot, von dem ich die Kruste abgeschnitten habe, schön durchgeschnitten. Und Süßigkeiten: Pralinen, Kekse und einen Kuchen. Und etwas mit Creme. Ich muss noch herausfinden, was alles zum High Tea passt. Im fünften Stock wohnt ein englischer Herr mit pakistanischem Namen. Vielleicht weiß der nur über pakistanische Teesitten Bescheid, aber ich riskiere es einfach und geh gleich mal zu ihm hoch.

Im Gang kam mir die süße Sozialarbeiterin entgegen, die mich im Auftrag des Arztes vor dem Selbstmord bewahren sollte. »Ich leb immer noch!«, sagte ich und zwinkerte ihr zu. Sie musste lachen. Die ist schon goldrichtig. Und ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal jemandem zugezwinkert habe. Das muss meine kleine Tochter gewesen sein.