Samstag, 5. Januar
Gestern war wieder was los beim Abendessen: Auf dem Speiseplan stand Nasi Goreng. Die meisten alten Jungs und Mädels hier sind eher einfach gestrickt, denen braucht man gar nicht zu kommen mit so einem exotischen Kram. Die sind ja schon ausgestiegen, als Mitte der Sechzigerjahre Spaghetti in den Niederlanden eingeführt wurden. Das passte nicht ins Schema: Montag Endivien, Dienstag Blumenkohl mit Hollandaise, Mittwoch ist Hackfleischtag, Donnerstag Grüne Bohnen, Freitag Fisch, Samstag Suppe mit Brot dazu und Sonntag Roastbeef. Wenn sie mal so richtig auf den Putz hauen wollten, dann aßen sie am Dienstag schon Hackfleisch, waren danach aber für den Rest der Woche völlig von der Rolle.
Und für ausländische Faxen haben wir ja gar nichts übrig. Meistens können wir eine Woche im Voraus zwischen drei verschiedenen Menüs wählen, aber manchmal läuft eben was falsch. Gestern gab es aus unerfindlichen Gründen nur Nasi Goreng. Irgendwas mit »falsche Lieferung« oder so. An unserem Koch lag es sicher nicht.
Also konnten wir aus Nasi Goreng wählen. Menschen mit speziellen Diätvorschriften bekamen Brot.
Ein Aufschrei der Entrüstung. Frau Hoogstragen van Dam, die sich gerne mit ihrem vollen Namen ansprechen lässt, puhlte nur die Eierstückchen heraus, van Gelder »fraß« kein Nasi Goreng, aber dafür das ganze Glas saure Gurken, und der dicke Bakker verlangte lautstark nach Sauce für seinen Reis.
Mein Freund Evert, der manchmal mitisst, wenn er von seinen eigenen Kochkünsten genug hat, bot seinen nichts ahnenden Tischgenossen Sambal Oelek an. »Wollen Sie vielleicht etwas Ketchup übers Nasi Goreng?«
Er stellte sich einfach dumm, als Frau De Prijker anschließend ihre Dritten ins Dessert hustete. Sie wurde röchelnd weggeführt, und Evert ging etwas später mit ihrer Prothese herum und ließ die Leute sie anprobieren, als wäre sie Aschenputtels gläserner Schuh. Als er hinterher zur Abteilungsleiterin bestellt wurde, mimte er den Unschuldigen und drohte sogar, die Lebensmittelaufsicht einzuschalten, weil er im Dessert ein Gebiss »gefunden« hatte.
Vor dem Mittagessen bin ich noch schnell auf Teebesuch bei Frau Visser gewesen. Ihr Geschwätz ist noch dünner als ihr Tee. Habe behauptet, dass mein Arzt mir Kuchen verboten hat. Warum auch nicht? Ich behauptete, es sei wegen meines Blutspiegels. Der ist mit 20 bis 25 an der Obergrenze. Ich hab den Blödsinn einfach so rausgeblökt, bevor ich drüber nachdenken konnte, aber sie fand es sehr vernünftig. Ich musste drei Stück Kuchen mitnehmen, für später, wenn der Spiegel wieder gesunken ist. Die liegen jetzt im Aquarium im dritten Stock.