Montag, 25. März
»Wir« sprechen hier nie von Ausländern, sondern ausschließlich über »ausländische Mitbürger«. Ob sie niederländische Staatsbürger sind oder nicht, tut nichts zur Sache. Politische Korrektheit ist eine komische Sache.
Die Niederlande sind eine Apartheidgesellschaft: Weiße mit Weißen, Türken mit Türken, Arme mit Armen, Dumme mit Dummen. In unserem Heim kommt noch eine Trennlinie dazu: Alte mit Alten.
Hier wohnen hauptsächlich weiße, arme, nicht allzu gebildete Menschen. Es gibt sage und schreibe zwei Inderinnen und einen Herrn aus Pakistan.
Mit dem Rest der Niederlande haben wir wenig bis nichts zu tun, abgesehen vom Personal. Darunter gibt es aber verhältnismäßig viele Ausländer.
»Das sind ja wirklich ganz goldige Menschen, kann man nichts sagen, aber ich hab dann doch lieber eine niederländische Pflegerin«, findet man hier im Allgemeinen. Je älter, desto reaktionärer. Hier laufen schon so einige Rassisten herum, die Kommentare an der Kaffeetafel sprechen eine deutliche Sprache.
Auch Teenager wagen sich nicht oft auf diese Flure, es sei denn, sie werden von ihren Eltern mehr oder weniger gezwungen, endlich mal wieder bei Oma oder Opa vorbeizuschauen. Höflichkeitsbesuche mit steifen Gesprächen. Teenager fühlen sich unter alten Leuten unwohl. Die kapieren nichts, hören schlecht, haben keinen Computer, sind langsam, verstehen nichts von Mode und Musik und setzen einem immer nur Kekse vor: zwischen den beiden Lagern liegen Welten.
Alte Leute und Kleinkinder dagegen passen irgendwie ganz gut zusammen. Die Kleinen plappern lustig drauflos und haben noch nicht gelernt, irgendetwas peinlich zu finden.
Evert verwaltet ein Wettbüro, in dem man für einen Euro pro Tipp raten kann, wohin der morgige Ausflug des Alt-aber-nicht-tot-Clubs gehen wird. Das Geld gewinnt derjenige, der am besten geraten hat. Wenn niemand richtig lag, geht das Geld an die Bank. Die Bank heißt Evert. Alter Witzbold. Niemand hat etwas gesetzt.
Die Spannung steigt. Eefje hält dicht.