Es schneite noch immer, als sie kurz nach halb elf die Jahnstraße erreichten und gut gelaunt aus der Kraftdroschke stiegen. Katharina bezahlte den Fahrer, während Lola schon zur Haustüre ging.
»Lola! Katharina!«
Der schrille Ruf ließ Katharina innehalten. »Warten Sie einen Moment«, bat sie den Fahrer.
Als sie sich umdrehte, stand Zara bei Lola.
»Was ist denn passiert?«, rief Katharina.
»Ich … wir brauchen Hilfe!« Zara war völlig außer Atem.
»Es ist wohl etwas mit Eva.« Lola steckte den Hausschlüssel wieder ein. »Wir müssen nach Bogenhausen!«
»Können Sie uns in die Maria-Theresia-Straße bringen?«, fragte Katharina den Fahrer, der noch immer wartete.
»Kann i scho«, erwiderte er in breitestem Münchnerisch. »Des kost’ dann zwei Mark zwanzig. Nachttarif, Sie wissen’s ja.«
»Kommt!« Katharina winkte die Freundinnen zum Wagen. »Er fährt uns nach Bogenhausen.«
Lola schob Zara auf die Rückbank. Die vierte der Freundinnen besaß großväterlicherseits afrikanische Wurzeln und kannte Eva und Lola von der Akademie der Bildenden Künste. Neben ihrer Arbeit in einem Kinderasyl verdiente sie sich dort als Aktmodell ein paar Mark dazu.
Die Türen schlugen, der Fahrer fuhr schlingernd an. »Herrschaftszeit’n, des is a Sauwetter!«
»Was hat Eva?«, fragte Katharina noch einmal.
»Sie blutet so schrecklich, aber sie sagt nicht, was passiert ist.« Zara war völlig durchnässt. »Ich habe Angst, dass sie verblutet!«
»Hatte sie einen Unfall?«
»Nein. Es ist … zwischen ihren Beinen und wirklich so schrecklich viel Blut!«