Onoda und Shimada haben sich in ein paar Streifen von zur Tarnung schmutzbeschmiertem Segelstoff gewickelt und kauern im Urwald im dichten Gestrüpp an einem Abhang. Nacht, fernes Grollen von Artillerie und vereinzelte Explosionen erreichen sie in Wellen, wie das Meer einen schroffen Strand hochrollt. Garben von Leuchtspurmunition zeichnen Linien ins Dunkel. Ein großes Feuer pulsiert, als würde ein großes Tier Glut atmen. Onoda schiebt einen nassen Zweig etwas beiseite. »Tilik. Es ist, wie wir es kommen sahen. Dies ist die Invasion.«
Shimada zögert, die Wahrheit auszusprechen, aber von jetzt an ist alles, was einfach nur ist, die Wahrheit, auch wenn sie sich wandeln wird, ein Eigenleben entwickeln wird. »Wir haben den Landungssteg nicht zerstört.«
Onoda schweigt einen Moment. »Ich bin von Scham erfüllt. Aber nichts wird daran etwas ändern.«
Shimada versucht, etwas Tröstendes zu sagen. »Dieser Angriff sieht so groß, so überwältigend aus, dass wir sicher sein können, die Amerikaner wären hier gelandet, ob mit oder ohne Pier, ob gegen oder ohne Einheiten von uns.«
Am folgenden Tag steigen Onoda und Shimada zum Gipfel des Zwillingsbergs hinauf. Die blasse Linie des Ozeans liegt in der Ferne zu ihrer Linken. Hier oben haben japanische Einheiten einen Laufgraben ausgehoben, genügend Schutz für ein gutes Dutzend Soldaten. Versprengte kauern apathisch auf dem Boden, verwahrlost, desillusioniert. Ein Zelt ist in der Nähe aufgebaut, jedoch ohne jemanden darin. Munitionskisten liegen verstreut herum, ein aufgerissener Sack mit Reis, Küchengeräte, alles ohne erkennbare Ordnung.
»Wer führt hier das Kommando?«, will Onoda wissen.
»Wir sind auf uns alleine gestellt. Und ich gehe jetzt«, antwortet ein Soldat, ergreift tatsächlich Initiative und klettert aus dem Graben.
Er hat auch einen Plan: nach Süden, ans Ende der Insel bei Looc. Vom Gipfel hier oben aus hätten sie große Bewegungen auf See im Osten, Richtung Manila, beobachten können. Die Landung des Feindes bei Tilik sei zwar mit beträchtlicher Truppenstärke erfolgt, aber wichtig sei für die amerikanischen Invasoren nur der nördliche Teil mit den Ortschaften Lubang und Tilik. Onoda jedoch ist überzeugt, dass die gesamte Insel eingenommen werden wird. Doch der Soldat setzt sich einfach in Bewegung, zwei weitere Mann klettern aus dem schlammigen Graben und folgen ihm. Onoda kann sie nicht aufhalten. Die Soldaten verweigern ihm den Gehorsam und marschieren ab. Die verbleibenden Soldaten ducken sich tiefer in ihren Graben, vermeiden jeden Augenkontakt mit Onoda. Wie sie denn hier Widerstand leisten wollten, fragt er auf die Rücken hinab. Eine riesige Streitmacht werde hier bei ihnen auftauchen, unterstützt von Artillerie, Granatwerfern und MGs, nicht zu sprechen von der Luftunterstützung der amerikanischen Air Force. Ein Soldat wendet sich Onoda zu. »Umgekehrt, die Luftunterstützung wird von unserer kaiserlichen Luftwaffe kommen.«
Onoda hat genug davon. Er zieht sein Schwert und deutet auf den Urwald. »Folgt mir. Das ist die einzige Möglichkeit, den Kampf fortzusetzen. Hier oben wird niemand überleben, und im Süden wird auch niemand überleben.«
Er dringt in den Urwald ein, wo er am dichtesten ist. Außer Shimada folgt ihm niemand. Einen Moment noch bewegen sich die Blätter, dann hat die Wand aus grünem Laub sie verschluckt.