Weil Akatsu nach zwei Tagen noch immer verschwunden ist, vergraben Onoda, Shimada und Kozuka die gesamte Munition neu, damit Akatsu, falls er dem Gegner in die Hände gefallen ist, die Verstecke nicht verraten kann. Der Dschungel in der Nähe der kahlen Stelle Fünfhundert ist ohnedies besser geeignet, weil man hier vom Urwald aus freie Sicht auf die baumfreie Kuppe hat. Nur in gewaltiger Übermacht würde sich ein Gegner hierhin wagen. Onoda ölt noch einmal sein Schwert und umwickelt die Scheide und den Schwertgriff mit Rattan, bevor er es senkrecht in die Höhlung eines Baums schiebt. Das Versteck versiegelt er sorgfältig mit Erde und Laub.
Akatsu taucht unvermittelt auf, direkt auf dem Dschungelpfad, der zu der Anhöhe führt. Er ist unendlich erleichtert, seine Einheit wiedergefunden zu haben, auch wenn er auf dem Pfad eine deutliche Spur hinterlassen hat. Er sagt, er habe den Anschluss verloren, als ein Tragriemen seines Rucksacks gerissen sei. Er zeigt, wie er ihn notdürftig mit der Rinde einer Liane repariert hat. Er habe sich verlaufen, sei fast bis Tilik gelangt, bis er seinen Fehler erkannt habe. Aber zurück am Schlangenberg sei dann niemand mehr gewesen, er sei einfach auf gut Glück herumgeirrt. Akatsu wird seine Einheit fünf Jahre später, Anfang 1950, für immer verlassen und sich philippinischen Soldaten ergeben.
Aus großer Ferne dringt Gewehrfeuer zu ihnen, begleitet von den gedämpften Explosionen von Granaten. Der Gegner hat Akatsus Fährte aufgenommen, aber davon lässt sich Onoda nicht beirren. Granatwerfer setzt man nur ein, wenn man die Position des Feindes kennt, dies hier aber ist nichts anderes als die Erzeugung von Lärm, ein Zeichen der Angst, ein Signal an die einheimische Bevölkerung, dass man die japanischen Guerillakämpfer tapfer unter Beschuss halte. Gefahr gäbe es nur bei Stille. Die Insel Lubang ist so klein, dass man Hinterhalte legen kann, auch an mehreren Stellen zugleich, ganze Netze davon. In den fast dreißig Jahren seines einsamen Krieges wird Onoda insgesamt einhundertundelf Hinterhalte überleben.
Nur drei Monate nach Akatsus Kapitulation beobachten Onoda und seine Einheit von zwei Mann, wie unterhalb der Anhöhe Sechshundert, die den Weiler Gontin und die Bucht von Ein-Haus-Dorf überblickt, ein mit großen Holzkisten beladener Lastwagen Stellung bezieht. Es stellt sich heraus, dass es Lautsprecher sind. Fragmente einer Stimme wehen von ferne herüber, schwer verständlich, aber offensichtlich in japanischer Sprache. Nach genauem Hinhören sind sich die Männer einig, dass es Akatsus Stimme sein muss, die versichert, Akatsu sei mit Respekt behandelt worden. Denkbar wäre aber auch, man hätte einen Stimmenimitator für ihn eingesetzt. Onoda vermutet, man habe Akatsu gefoltert, um ihn zum Reden zu bringen. Die Stimme wiederholt sich, kommt offensichtlich von einem Tonband, das versichert, die Filipinos würden Akatsu nach Hause entlassen, aber in Onoda verfestigt sich immer mehr der Glaube, all dies sei nur eine List des Feindes, ihn zur Aufgabe zu bewegen. Wie Rauch vom Wind weggetragen wird, nimmt ein Luftzug die Stimme mit sich. Und bald darauf nehmen auch die Anzeichen für die Fortsetzung des Krieges klare Umrisse an. Aktivitäten in der Luft und Marinebewegungen deuten auf einen nach Westen verlagerten Schauplatz des Krieges hin. Das aber sollte bereits Amerikas nächster Krieg sein.