Sechsundzwanzig Jahre nach dem Ende des Krieges. Ein gleichgültiger Morgen geht über der Insel auf. Die Sonne zieht hoch in einem Spektakel von roten und orangen Farben. Streifen von Regen über dem Tiefland. Seltsame Insekten krabbeln an Lianen hoch, ihre Geschäfte sind undurchschaubar. Onoda beobachtet B-52-Bomber hoch oben am Himmel, ihre vierfachen Kondensstreifen in der Atmosphäre. Onoda ist jetzt über fünfzig Jahre alt und noch gelassener, noch stoischer. Die Küste hier ist aus schwarzem, vulkanischem Gestein geformt, dazwischen kurze Strände. Dahinter steigen die Berge, mit Urwald überwachsen, steil an. Die Küste selbst ist gefährlich weit den Blicken ausgesetzt. Onoda liegt auf dem Rücken, Kozuka hält Wache. Onoda reicht ihm den Feldstecher weiter. Auf einem Auge ist das System der Gläser noch nicht ganz von Pilzen befallen.
Onoda ist sich sicher, dies müsse eine neue Generation von Bombern sein, die sie jetzt schon seit einigen Jahren beobachten könnten, seit 1966 etwa. Die Verbände werden immer größer. »Amerikanische Bomber?«, fragt Kozuka.
Onoda zweifelt nicht daran, obwohl er auf so große Entfernung keine Hoheitszeichen erkennen kann. »Von der Clark Air Base?«, vermutet Kozuka, aber Onoda bezweifelt das. »Aus so kurzer Entfernung steigt kein schweres Flugzeug so hoch. Vermutlich kommen die Verbände aus Guam.« Das sei auch die logische Erklärung dafür, dass sich der Kriegsschauplatz nach Südostasien oder Indien verlagert habe. Warum er an Indien denke?
»Indien«, erklärt Onoda seine Theorie, »hat sich von England befreit, und Sibirien sich von Russland abgespalten. Zusammen mit Japan formen sie jetzt eine mächtige Allianz gegen Amerika.« Kozuka wird unruhig. Sie seien hier viel zu lange allen Blicken ausgesetzt gewesen. Onoda befiehlt einen raschen Rückzug, den steilen Dschungel hinauf.
Ein Rastplatz im dichtesten Dschungel. Vogelstimmen, zornige Moskitos. Die beiden Männer stehen dicht aneinandergedrängt. Onoda, technisch begabt, hat lange darüber nachgedacht: Diese neue Generation von Flugzeugen benutzt keine Propeller mehr. Die Maschinen fliegen derart hoch, dass sie viel schneller fliegen müssen, als dass die Rotation von Propellern den Vortrieb erzeugen könnte.
»Warum?«, will Kozuka wissen.
»Weil die Luft oben so dünn ist, dass ein Flugzeug dort nicht mehr fliegen kann, es sei denn, es ist extrem schnell.« Onoda hält eine Flasche waagrecht in die Luft, um das Prinzip aus seiner Sicht zu erklären: Es müsse eine geschlossene Kammer geben, in der Brennstoff explosionsartig verbrannt werde, mit einer Öffnung an einem Ende. Die entweichende Energie der Explosion zwinge die Kammer, sich vorwärts zu bewegen, so wie ein Gartenschlauch von seiner Öffnung wegzucke, wenn man ihn nicht festhalte.
»Wie aber kommt es, dass die Explosion oder viele aufeinanderfolgende Explosionen die Kammer und die Maschine nicht sofort zerstören?«, will Kozuka wissen.
»In einem Automobil hat man ja auch Tausende von Explosionen pro Minute im Inneren des Antriebs, ohne dass das den Motor zerstört«, bescheidet ihn Onoda knapp. Er hoffe darauf, dass eine der Maschinen hier auf Lubang abstürze, dann könne er im Detail verstehen, wie diese Düsenmaschinen gebaut seien.