Kapitel 27

Das Badezimmerfenster war zu klein für mich! Jack sagte, er würde draußen warten, und gab mir zehn Minuten zum Umziehen. Ich hörte ihn auf dem Gang auf und ab gehen, während ich, den Mund voller Haarnadeln, vor dem Spiegel stand und die Hasenohren feststeckte. Hinter mir sah ich den Schatten eines riesigen Hasen, der von den Kerzen, die auf dem Waschbecken aufgereiht standen, an die Wand geworfen wurde. Man kann sich bei Kerzenlicht nicht schminken, jedenfalls nicht ordentlich, und meine Hände zitterten so stark, dass ich kaum den Deckel der Grundierung aufbekam, geschweige denn sie auftragen konnte. Ich muss die blauen Flecken abdecken, dachte ich. Wenn ich die Wunden nicht abdecke, wird er wissen, dass ich es nicht mal versucht habe.

Alles war da, als wir die Schachtel öffneten, sogar die Strümpfe und die Rosette mit meinem Namen drauf, aber es sah aus, als gehörte es in die Verkleidungskiste eines kleinen Mädchens. Der Schwanz war anders, als ich ihn in Erinnerung hatte – Eustace musste den schöneren gefunden haben –, der Kragen und die Manschetten waren verknittert und vergilbt. Wenigstens passt mir das Kostüm noch, dachte ich, dafür sollte ich dankbar sein. Aber die Fliege wollte nicht gerade sitzen, und ein Ohr kippte immer wieder nach vorne und wollte nicht halten. Unvorstellbar, dass dieses Outfit mir einmal das Gefühl gegeben hatte, sexy und mächtig zu sein. Ich sah aus wie ein Clown.

Im Spiegel sah ich, wie Jack die Badezimmertür aufstieß, dann spürte ich, wie er mir die Pistole an den Hals setzte. Ich schaute auf den Abfluss. Im Porzellan war ein großer Sprung. Ich glaube, der war mir vorher noch nie aufgefallen.

Er fasste mich am Kinn und drehte meinen Kopf zu sich, so dass ich ihn anschauen musste. Ich schloss die Augen und versuchte, nicht zu weinen, als er mit dem Daumenballen über die Narbe auf meiner Wange fuhr – Lennys Narbe. Dann hielt er den Lauf der Waffe an meine Schläfe.

»Sieh mich an!« Er klang launisch wie ein Kind. Ich machte die Augen auf. Sein Gesicht war ausdruckslos, und seine Pupillen waren winzig. Stecknadelköpfe.

Er ließ die Hände sinken, so dass die Pistole auf meine Taille zeigte. »Nimm eine Kerze.«

Ich tat es, und er befahl: »Dreh dich um.« Ich erhaschte einen letzten Blick im Spiegel auf mein kaputtes, herunterhängendes Ohr. Es war beinahe so, als würde ich mir selbst Lebewohl sagen. Alles schien so unwirklich. »Mach die Tür auf.« Er stieß mir die Pistole in den Rücken. »Beweg dich!«

Aus der Übung und in den Pumps wie behindert, taumelte ich vor ihm her den Flur entlang. Keine Chance, in den Schuhen wegzulaufen, dachte ich und überlegte, wie schnell ich sie ausziehen konnte.

Jack öffnete die Küchentür. Die Vorhänge waren zugezogen, und es brannte kein Licht, doch der Tisch und die Arbeitsplatte waren mit Kerzen übersät. »Weiter.«

Im Klub hat man uns immer gesagt, wir sollen an was Schönes denken, ehe wir rausgehen, aber das gelang mir jetzt nicht. In meinem Kopf existierte nur ein Gedanke.

Ich will nicht sterben.