Kapitel 33

Eustace fing im Esszimmer an zu bellen. Es klingelte wieder. Val kauerte sich auf dem Stuhl zusammen, als Jack zu uns kam. Sie ließ meine Hand los und verschränkte die Arme über dem Bauch, doch ich wusste, dass er sie nicht anrühren würde.

Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich, ganz ruhig stehen zu bleiben, als Jack hinter mir vorbeiging, die Waffe hob und sie mir an die rechte Schläfe setzte. Ich konnte sie aus dem Augenwinkel sehen, als unscharfe, schwarze Kontur, und dahinter einen Teil von Jacks Gesicht, so nah, dass ich seinen Atem an meiner nackten Schulter spürte. Ich zuckte zusammen, als er mich mit seiner freien Hand am Rücken berührte, und es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, was er tat ... er streichelte meine Haut, meinen Nacken.

Mir war schlecht. »Bitte ...«, flüsterte ich. »Bitte nicht.«

»Keine Bewegung, Alice«, murmelte er in mein Ohr. »Halt einfach still.«

Wir fuhren beide zusammen, als es erneut klingelte, dreimal kurz hintereinander, gefolgt von lautem Rufen: »Alice? Bist du da drin? Mach auf!«

»Wer ist das?«, flüsterte Jack heiser.

»Lees Vater.«

»Alice!«, rief Fred. »Alles in Ordnung, Mädchen?«

»Hallo?« Eine andere Stimme, ebenfalls männlich. »Jemand zu Hause?«

»Wer ist der andere?«, zischte Jack.

»Ich glaube, es ist Mr. Anderson.«

»Wer ist das?«

»Der Pfarrer.«

Eustace gab ein letztes lautes Bellen von sich und verstummte. Fred und Mr. Anderson redeten miteinander, aber wir konnten nicht verstehen, was sie sagten. Ich konzentrierte mich so gut ich konnte, stellte mir die beiden vor, wie sie da draußen zusammen auf den Stufen standen, und versuchte, im Geiste mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Nicht weggehen. Helft uns. Wir brauchen Hilfe. Stumm wiederholte ich die Worte wieder und wieder, wie ein Mantra.

Val saß nach wie vor zusammengekauert und am ganzen Körper zitternd auf dem Stuhl. Sie macht das Gleiche, dachte ich. Sie muss das Gleiche machen. Ich schloss die Augen. Bitte, lieber Gott, mach, dass sie uns helfen. Mach, dass sie nicht weggehen. Bitte ...

Die Stimmen schwiegen. Stille, dann Schritte, die auf dem Kies an der Seite des Hauses knirschten, am Fenster um die Ecke bogen, dann ein anderes Geräusch, als sie über das Pflaster liefen. Jack verlagerte neben mir ganz leicht das Gewicht und stieß mir die Waffe an den Kopf. Wir starrten auf die Tür.

»... ganz schönes Chaos ... habe das Auto gar nicht erkannt ...« Mr. Andersons Stimme vor dem Fenster. »Der Wagen von Alice steht hier, auf dem Hof.«

»Ich suche meinen Jungen«, sagte Fred. »Ist seit gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Seine Mutter ist ganz krank vor Sorge. Er war mit Trudy hier. Alice hat sie gebeten, eine Zeitung zu holen, und Trudy hat gesagt, Lee wollte sie herbringen. Wir dachten, er übernachtet bei seinem Freund, aber der hat heute Morgen angerufen und gefragt, wo Lee ist. Er ist also gar nicht dort angekommen. Deshalb bin ich hier. Das Auto ... ich dachte, es hätte ihn überfahren.«

Es ist schlimmer als das. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen, und kniff sie fest zu.

»Nein«, flüsterte Val. »Nein, nein ...«

Ihr Jammern erstarb zu einem Wimmern, als Jack eine Art Knurren tief aus der Kehle von sich gab, mich an den Haaren packte und meinen Kopf zu sich riss, so dass ich das Gleichgewicht verlor und gegen seine Brust fiel. Er rammte mir die Pistole unter das Kinn und zwang mich, den Kopf noch höher zu heben. Mein Hals tat höllisch weh. Ich werde ersticken, dachte ich, als mir der Speichel die Kehle hinunterlief.

»... muss gestern Nacht passiert sein.« Wieder Mr. Anderson. »Wenn es früher gewesen wäre, hätten wir es gehört. Muss ja einen Mordslärm machen, wenn man so in die Hecke kracht. Sie müssen auf dem Weg hierher gewesen sein. Mary hat es natürlich gemeldet, aber ich dachte mir, ich schaue lieber mal vorbei, um nachzusehen, ob alle noch heil sind.«

»Es muss jemand hier sein«, sagte Fred. »Was ist mit dem anderen Wagen? Und alle Vorhänge sind zugezogen. Trudy hat gesagt, es ging ihr nicht besonders gut.«

»Vielleicht schlafen sie noch.«

»Wie? Bei dem Lärm? Und sie würde doch die Pferde füttern, oder? Es ist nach neun.«

»Vielleicht ist sie in der Scheune?«

»Auf keinen Fall. Dann hätte sie uns gehört.«

»Egal, am besten schauen wir mal nach.« Schritte, die den Hof überquerten, bis sie außer Hörweite waren.

Ich bin hier. Helft mir. Der Schmerz breitete sich über meine Schultern und meine Brust aus. Ich schluckte mühsam, versuchte, den Druck zu lindern, aber es nützte nichts. Lass los, flehte ich Jack stumm an. Lass los.

Wir hörten, wie Fred sich auf dem Hof bewegte, und dann Mr. Anderson zurückkommen.

»Sieh dir das lieber mal an.«

Ich hörte Fred sagen: »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, dann wieder ihre Schritte, die diesmal sehr schnell den Hof überquerten.

Es ist Jeff, dachte ich. Sie haben Jeff gefunden.

Ich fing an zu würgen.