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Kapitel 11

Energisch klopfte Bradley die Wassertropfen von der Jacke, bevor er sich auf den Sitz in seinem Abteil fallen ließ. Sehr zum Verdruss einer älteren Dame, die ihren Unmut mit einem schnippischen Laut kundtat. Es regnete in Strömen, was nicht nur für die Jahreszeit, sondern im Allgemeinen ungewöhnlich war. Deshalb trafen die Wassermassen die Bewohner von Metalhain äußerst unvorbereitet, was Bradley um ein Haar den Zug hätte verpassen lassen. Seine dünne Jacke diente lediglich der Zierde, daher hatte sie ihm das Nass als dunkle Ringe auf die graue Weste weitergereicht. Er sank in den weichen Sitz am Fenster und ignorierte den mürrischen Blick der Frau, die ihm ein weiteres Mal ihr Missfallen unter die Nase reiben wollte. Den Gefallen würde er ihr nicht tun.

Auf der anderen Seite der Scheibe zog gemächlich der Bahnhof vorüber. Ein abstraktes Gemälde aus Köpfen und Lichtern, durchzogen von verzerrenden Wasserstreifen. Bradley hasste Züge. Doch da er Luftschiffe noch mehr hasste, war es dennoch das geringere Übel. Eigentlich mochte er auch Menschen im Allgemeinen nicht. Gerade in der ersten Klasse hatte jeder einen Spleen oder eine Marotte, die es nach kürzester Zeit in deren Nähe unangenehm werden ließ. So wie die Dame, die ihn weiterhin taxierte, um ja die Würdigung ihrer Person für sein sträfliches Benehmen zu erhalten. Bradley würde die Fronten klären müssen, damit er die nächsten Stunden seine Ruhe hatte. Daher sah er sie direkt an.

»Ich empfinde es als äußerst unhöflich, dass Ihr mich wegen meinem ungewöhnlich anziehenden Äußeren unentwegt anstarrt. Mit Verlaub, aber ich dürfte deutlich zu jung für Euch sein.«

Das aufkeimende Funkeln in ihren Augen sowie die einsetzende Schnappatmung blieben die einzige Rückmeldung. Indes amüsierte seine forsche Art ein junges Paar, das ebenfalls im Abteil saß. Der Mann räusperte sich, um dem Grinsen entgegenzuwirken, sie verbarg ihr Schmunzeln hinter einem Taschentuch.

Noch drei Stunden, dann würden sie Darkhagen erreichen und er konnte diesem Gefängnis aus edlem Holz, weichen Polstern und poliertem Glas endlich entfliehen. Dennoch war es beinahe verlockender, im Zug zu bleiben. Zwar war die Stadt schöner und pompöser als Metalhain, doch die Arroganz, begründet im Sitz des politischen und aristokratischen Zentrums des Landes, zog sich durch jede Faser, jede Straße, jedes Individuum und jede noch so kleinen Gepflogenheit. Selbst die Ratten sahen einen herablassend an. Wer immer dort lebte, wurde wahrlich ein anderer Mensch.

Da war es gut, dass Darkhagen fernab der anderen Metropolen lag, am Rande einer Schlucht und umsäumt von grüner Vegetation. Dabei war Grün relativ, denn auch über Darkhagen verband sich der Smog mit den ewig grauen Wolken dieses Landes. So mochte man das helle Braun eines Blattes bereits als erfrischend ansehen.

Um in dieser Oberflächlichkeit nicht unnötig aufzufallen, hatte Bradley seinen besten Zwirn angelegt. Ein schwarzes Hemd lugte unter der grauen Weste hervor, ging farblich beinahe nahtlos in eine edle Stoffhose über. Einzig seine Schuhe schienen im Gesamtbild durch ihre Metallverzierungen klobig. Doch er war ein Metalhainer und würde das auch zum Ausdruck bringen.

Deutlich mehr als seinem Outfit galt die Sorge hauptsächlich seiner Aufgabe, das Stadtarchiv zu finden. Von Cube wusste Bradley, dass sämtliche Register dort und nicht in den jeweiligen Ämtern aufbewahrt wurden. Darkhagen war groß, unglaublich groß. Wo sich in Metalhain ein dünnes Straßennetz durch die Stadt schlängelte, gab es hier ganze Systeme von Straßen, teils auf zwei Ebenen. Der Reichtum hatte die Mobilität auf ein völlig neues Niveau gehoben. Wer sich zeigen wollte, fuhr ein Dampfmobil. Dabei waren die öffentlichen Verkehrsmittel vortrefflich und sehr gut ausgebaut, ober- wie unterirdisch.

Cube war so fürsorglich gewesen, ihm eine entsprechende Route vom Bahnhof zum Ziel zu notieren. Er hatte nur kurz drauf gesehen, dank der Komplexität mit den Augen gerollt und den Zettel in der Brusttasche verstaut. Bradley beließ ihn auch weiterhin an Ort und Stelle. Weder war er gerade dafür in der Stimmung, noch war dies der Zeitpunkt, sich den Kopf über den nächsten Abschnitt zu zerbrechen. Bis dahin waren es noch etwa zweieinhalb Stunden und die würde er damit verbringen, die karge Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen.

X

Bradleys Hass auf diese Stadt war in der vergangenen Stunde noch weiter angewachsen. Er hätte sich den Zettel intensiver ansehen sollen. Zwei Mal war er zwar in die richtige Stadtbahn, aber in die falsche Richtung gestiegen. Eine hübsche Dame hatte ihn beim ersten Mal mit der Frage nach dem Weg seiner Konzentration beraubt. Danach geschah es beim Gedanken an sie erneut. Das passierte, wenn man mit der Hose und nicht mit dem Verstand nachdachte. Am Ende hatte er sich etwas geschnappt, das sie hier Bef nannten. Ein Beförderungsdienst, der einen an jeden Ort der Stadt mit einem Dampfwagen brachte. So etwas kannte er bis dato gar nicht. Auch wenn er ihm unverhältnismäßig teuer erschien, brauchte er sich über den Weg keine Gedanken zu machen. Zumindest konnte Bradley derweil den Blick auf die Stadt genießen.

X

Das Archiv war unverschämt ansehnlich. Die schlanke, aufragende Fassade wirkte geradezu feminin. Backstein wand sich mit Stahl hinauf, verband sich mit grazilen Fenstern. All das ließ vermuten, dass im Gebäude unzählige Stufen, ein ausgeklügeltes Lichtkonzept und für ein Stadtarchiv überflüssiger Luxus herrschte.

Bradley durchschritt die Pforte, hinter der nicht etwa ein überwältigender Blick wartete, sondern ein schwarz umhülltes Wärterhäuschen. Die Besucher vor ihm wechselten dort Worte, zeigten Ausweise und verschwanden dann durch eine weitere Tür seitlich im Bauch des Archivs.

»Ihr wünscht, Sir?«, begrüßte ihn eine Dame in den Vierzigern, ohne aufzublicken.

»Ich möchte gerne ins Stadtarchiv.«

Nun sah sie ihn doch an. Ihre flinke Musterung seiner Person gefiel ihm gar nicht. Eine typische Angewohnheit der Darkhagener zur Veranschaulichung ihrer vielschichtigen Überlegenheit.

»Mit welchem Anliegen?«, hakte sie nach, ohne eine emotionale Regung zu vergeuden.

»Ich möchte die Firmenregister einsehen.«

Bradley kam sich albern vor. Als müsste er bei seiner Mutter um Erlaubnis fragen.

»Wie lautet Euer Name, Sir?« Als er die Dame irritiert ansah, schob sie nach: »Alle Besucher müssen registriert werden. Vor allem wenn sie nicht aus Darkhagen kommen.«

Natürlich durfte dieser Seitenhieb nicht fehlen.

»Ich bin Bradley Lenville, benötigt Ihr einen Ausweis?«

Die Frage war vorbeugend, er hatte gar keinen dabei.

Sie ging darauf nicht weiter ein, stattdessen huschte ihr Blick bei der Erwähnung seines Namens auf etwas, das außer Sichtweite in ihrem Häuschen angebracht war. Ihm war nicht klar, ob er von der merkwürdigen Pause oder dem plötzlichen Lächeln, das folgte, verunsichert sein sollte.

»Angenehmen Aufenthalt, Mr Lenville.«

Er hatte keinerlei Interesse daran, diesem Mysterium auf den Grund zu gehen. Viel wichtiger war, dass er endlich nach Antworten suchen konnte.

Hinter der unscheinbaren Tür verschlug es ihm die Sprache. Was immer er sich auf der Straße zu diesem Gebäude zusammengereimt hatte, es traf die Realität nicht im Ansatz. Dies war kein Archiv, dies war eine zweckentfremdete Kathedrale.

Noch nie hatte Bradley ein Gebäude gesehen, bei dem man bis unter die Dachbalken sehen konnte. Balken traf es nicht ganz, denn das Gebäude war ein findiges Konstrukt aus unzähligen Steinsäulen, die bis unter das Dach hinaufreichten. Mehrere Männer wären nötig gewesen, um sie am Sockel zu umfassen, und doch wirkten sie leicht und luftig. Zu beiden Seiten lagen acht Ebenen, auf denen tausende Regale die eigentlichen Schätze beherbergten. Hinauf gelangte man über diverse Treppen. Bradley glaubte sogar, einen Lift auf jeder Seite zu erkennen. Davon hatte er bisher nur gehört, aber noch nie einen gesehen.

Sosehr ihn der Aufbau begeisterte, er war nicht für eine Besichtigung hier. Die schiere Größe dürfte sich allerdings als problematisch herausstellen. Von hier unten war es unmöglich, Ausschilderungen zu erkennen, ebenso blieb ihm keine Zeit, jeden Aufgang abzugehen, um die benötigen Fachbereiche ausfindig zu machen. Er hatte lediglich einen Tag für den Aufenthalt eingeplant.

»Darf ich Euch behilflich sein, Sir?«, wurde er plötzlich von der Seite angesprochen. Ein junger Bursche in einer dunklen, extrem gut sitzenden Uniform gesellte sich zu ihm, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. »Gerne helfe ich Euch, damit Ihr Euch in unserem Archiv zurechtfindet.« Etwas in Bradleys Blick schien den jungen Mann zu einem Nachsatz zu animieren. »Dieser Service ist selbstverständlich kostenlos.«

Kaum zu glauben, dass Darkhagen mit einer positiven Überraschung aufwarten konnte. Dieses zeitsparende Angebot nahm Bradley zu gerne an.

»Vielen Dank. Ich bin auf der Suche nach den Unternehmensregistern.«

Nach einem kurzen Nicken stellte sich sein Gegenüber als Bill vor und bat ihn, ihm zu folgen. Bradley wurde zwischen zahlreiche Tische gelotst, die vielen Wissbegierigen als Hafen für ihre Nachforschungen dienten. Die Anordnung, ausgerichtet wie die Bänke zu einem Altar, unterstrich einmal mehr das Gefühl, durch eine Kirche zu gehen. Auf halber Höhe bog Bill rechts ab und lief geradewegs auf den Aufzug zu. Dieser traf just im Moment ihrer Ankunft ein und spie zwei Gentlemen in den großen Raum.

Die Kabine wirkte weniger beengt, als Bradley erwartet hätte. Wo immer möglich war Glas verbaut worden, das eine freie Sicht gestattete. Mit dem sich verändernden Blickwinkel der Auffahrt wusste die besondere Architektur einmal mehr zu beeindrucken. Von der schlanken, aufragenden Fensterfront des Archivs fielen helle Streifen ins Innere, die nicht nur den Bauch, sondern ebenso die Randbereiche der Regale beschienen. Es brachte eine mystische Ruhe in den sonst lebendigen Bau.

Nach dem kurzen Klang eines Glöckchens schob Bill die Tür auf und trat auf die erreichte Ebene. Geradeaus prangte eine Drei an einem Regal.

»Möchtet Ihr das Register einer bestimmten Stadt einsehen, Sir?«

»Ich würde gerne mit Metalhain beginnen.« Bevor Bill davonging, schob Bradley nach: »Wo würde ich die anderen Städte finden?«

Der junge Bursche deutete in seine geplante Laufrichtung. »Metalhain liegt hier vorn zu Eurer Linken, Darkhagen nimmt den größten Abschnitt gleich hier in Anspruch und hinter Euch, dann zur Rechten findet Ihr jenes von Blagguard. Wobei Letzteres ... nun ja, weniger präzise ist.«

Bradley folgte seinen Ausführungen und versuchte, sich die Abschnitte einzuprägen. Gemäß den Beschilderungen an den Außenseiten der Regale gab es sonst keine erkennbare Abtrennung.

»Benötig t Ihr sonst noch Hilfe, Sir?«

»Nein, habt vielen Dank. Ab hier sollte ich allein zurechtkommen.«

Bill legte Daumen und Zeigefinger um den Schirm seiner Mütze, deutete ein Nicken an und begab sich zurück zum Lift.

Sich in den gleich aussehenden Reihen der Regale zurechtzufinden, würde nicht einfach werden. Allerdings konnte er niemanden gebrauchen, der ihm bei seinen Nachforschungen über die Schultern sah. Neugierig blickte Bradley in den erstbesten Gang, um ein Muster in der Archivierung zu erkennen. Kleine Plaketten mit Buchstaben präsentierten sich dem Betrachter wie Reklameschilder auf einer Straße. Auf allen war derselbe Buchstabe abgebildet, ein C. Bradley holte tief Luft. Wenn der Buchstabe C bereits einen ganzen Gang füllte, wollte er sich den Abschnitt für das Z nicht ausmalen. Wenigstens machte es dessen Reihenfolge im Alphabet einfach, zur entsprechenden Stelle zu gehen.

Während er dem gewünschten Buchstaben entgegenging, nutzte Bradley einmal mehr die Gelegenheit, sich umzusehen. Rechts vor der Balustrade zum Freiraum waren Lesepulte aufgestellt. In den schmalen Gängen war ohnehin nicht genug Platz und hier draußen wartete natürliches Tageslicht.

Das plötzliche Auftauchen des Buchstaben Z ließ Bradley alles Weitere vergessen und augenblicklich in den Gang abbiegen, nur um gleich wieder stehen zu bleiben. Die schiere Masse an Büchern erschlug ihn. Er musste das System verstehen. Vor ihm lagen sechs Abschnitte, jeweils einer für eine Gruppe Buchstaben des Alphabets. Also hieß es, für Z. P. das Pferd von hinten aufzuzäumen.

Das Geräusch seiner schweren Schritte wurde von den unzähligen Buchrücken dumpf zurückgeworfen. Ein merkwürdiger Druck legte sich auf Bradleys Ohren. Erst vor dem angepeilten Regal umhüllte ihn schwere Ruhe. Eines musste er den Archivaren lassen, sie waren bis ins Detail strukturiert. Auf den Buchrücken prangten die möglichen Buchstabenkombinationen. Es dauerte nicht lang und Bradley zog die drei Bücher heraus, die Z. P. beinhalteten. Zurück am Freiraum nutzte er einen der Lesetische, um sich auszubreiten.

Das Wort Bücher beschrieb die Register nicht wirklich, eher glichen sie übergroßen Mappen, in denen die Seiten nicht verklebt, sondern eingeheftet waren. Auf diese Weise konnten stetig neue Informationen ergänzt werden. Auch dies war ein Detail, für das Bradley Bewunderung empfand. Er blätterte durch die sauber verfassten Seiten. Zu seiner Verwunderung lagen die Ergebnisse fernab seiner Erwartung: Zpatikko Feinsalze, Zpitzni & Co., Bäckerei Zpotcz.

Sein Herz klopfte schneller, angetrieben von der Unruhe, bei der Suche erfolglos zu bleiben. Immer hastiger schlug er die Seiten um, doch es gab überall nur Namen, keine Abkürzungen. Auf der letzten Seite des ersten Registers angekommen, klappte Bradley es zu und sprang gleich weiter zum zweiten. Doch auch hier das gleiche Bild. Vom Einzelunternehmer bis hin zu größeren Warenhausketten war alles zu finden, nur Z. P. gab es nicht.

Er trat vom Pult weg und fuhr sich durchs Haar. Das durfte nicht wahr sein. Hatten sie sich derart getäuscht? Z. P. war also schon einmal nicht der Name einer Firma. Konnte es die Abkürzung eines Unternehmens sein? Dafür müsste er allerdings jede einzelne Mappe mit dem Buchstaben Z durchforsten. Unmöglich! Oder verbarg sich dahinter doch eine Person? Die Suche nach ihr wäre gleichwohl noch schwieriger, zumal es keinen Ansatz gab.

Vornüber lehnte sich Bradley auf das Buch und fing sich mit den Unterarmen ab. Ihm schwirrte der Kopf. Gleichzeitig breitete sich Unwohlsein aus. Seine Glieder wurden schwer und er wankte. Augenblicklich sank er auf den Boden und schob sich mit dem Rücken an das nächstbeste Regal.

War es möglich, dass dieses Archiv womöglich nicht die richtigen Antworten bot? Oder mochten die Nachforschungen lückenhaft sein? Nein, ganz sicher war Cube gründlich gewesen. Weshalb gab es dann dennoch keine verwertbare Spur?

»Denk nach, denk nach!«, feuerte Bradley sich selbst an. »Wenn es kein Unternehmen ist und keine Person aus dem engeren Bekanntenkreis, was dann? Ein Pseudonym? Vielleicht ein Code? Nein, zu absurd … Ein Ort?«

Auch diesen Gedanken wischte er beiseite, besaßen diese eigentlich nur einen Namen, vor allem aber keine Hände für eine Unterschrift. Der Name eines Gebäudes war da schon eher möglich. Zentrale Poststation?

»Ist Euch nicht gut, Sir?«, sprach ihn eine weibliche Stimme von der Seite an.

Nur zögerlich sah Bradley auf, kreuzte den besorgten Blick einer Dame in einem vor Rüschen explodierenden roten Kleid. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er auf dem Gang herumlungerte. Augenblicklich zog er sich am Regal empor, strich die Hose glatt und neigte das Haupt.

»Verzeiht. In der Tat war mir kurz schwindelig, aber es geht bereits wieder. Nicht jedermann ist für das Arbeiten in solch einer Höhe geeignet«, scherzte er.

Immerhin entlockte es der Dame ein Schmunzeln, bevor sie von dannen zog.

Was nun?

Ein einfacher Gedanke, der enormes Gewicht besaß. Bradley wollte sich nicht damit zufriedengeben, schon wieder einer Sackgasse aufgesessen zu sein. Im Durchforsten weiterer Register sah er keinen Nutzen, insofern es keinen vielversprechenderen Ansatz gab. Er lehnte sich aufs Pult und blickte zur gegenüberliegenden Seite des Archivs. Vielleicht würde ihm ja beim Umherschweifen noch ein geistreicher Einfall einholen.

Das würde er nicht.

Solch ein Anblick war die reinste Ablenkung. Stöhnend ließ er den Kopf auf die Brust sinken. Eines musste er dem Mörder seiner Eltern lassen, er würde es ihm verdammt schwer machen. Mit diesem dunklen Gedanken im Geist schaute Bradley hinunter zum Eingang. Nach wie vor war es ein Kommen und Gehen. Zwischen den Gängen erhaschten zwei besonders geschwind dahinschreitende Herren seine Aufmerksamkeit. Immer wieder blieben sie stehen, um dann hastig die nächsten Meter zurückzulegen. Ein wirres Schauspiel, das eher einem Tanz gleichkam. Als der jüngere entnervt den Kopf in den Nacken legte, verschlug es Bradley die Sprache. Das konnte unmöglich ein Zufall sein!