Die Widerstandsfähigkeit des Kolonialismus

Dieser historische Rahmen hilft uns, über die Skandale und Marktunsicherheiten, die üblicherweise das Thema Big Tech beherrschen, hinauszuschauen.

Aktuell wird diskutiert, dass es mit dem »Freifahrtschein« für Big Tech bald zu Ende gehen könnte. Zwar haben Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft während der Pandemie Rekordgewinne erzielt – 1,4 Billionen Dollar im Jahr 2021, ein Anstieg um 55 Prozent von einem bereits recht hohen Niveau[1] –, doch die jüngsten Trends sprechen nicht nur für eine Verlangsamung des Wachstumstempos, sondern legen eine Reihe weiterer Probleme von Big Tech offen.

Verstärkt wird diese Tendenz durch eine weltweite

Auch für Start-ups, deren Finanzierung angesichts knapper werdenden Risikokapitals teurer geworden ist, sieht es inzwischen nicht mehr so rosig aus.[6] Experten sind weniger optimistisch, dass sich die hohen Wachstumsraten in diesem Sektor endlos fortsetzen werden, auch wenn viele dieser Unternehmen nach wie vor äußerst profitabel sind.[7]

Bedeutet dies vielleicht, dass es mit Big Tech bereits zu Ende geht und der Datenkolonialismus zusammenbricht, bevor er überhaupt sein volles Ausmaß erreicht hat? Wohl kaum. Zu den

Eine andere Reaktion auf die Krise könnte einfach darin bestehen, die derzeitigen extraktivistischen Praktiken noch zu verstärken, um die Folgen auch auf die Verbraucher und Bürger statt bloß die eigenen Arbeitnehmer abzuwälzen. Naomi Klein diagnostizierte hier bereits einen »Katastrophen-Kapitalismus«, in dem Unternehmen und Regierungen unter dem Vorwand von Natur- und Finanzkatastrophen noch repressivere Maßnahmen durchsetzen.[12] Die Covid-Pandemie liefert ein gutes Beispiel für diese Dynamik. Nach Untersuchungen des

Daraus muss man die Lehre ziehen, dass der Technologiesektor angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten in Zusammenarbeit mit Regierungen wahrscheinlich jederzeit Mittel und Wege finden wird, seine Probleme zu externalisieren und an die Öffentlichkeit weiterzugeben, womöglich in Form von verstärktem Datenextraktivismus auf Kosten von Arbeitnehmern und Verbrauchern. Deshalb wird der derzeitige Wirtschaftsabschwung auch kaum das Ende des Datenkolonialismus einläuten. Selbst der Zusammenbruch großer sozialer Medienplattformen wie Meta oder gar das Ende des Überwachungskapitalismus, das manche vorhersagen (wir selbst sind da eher skeptisch),[15] werden nicht das Aus für den Datenkolonialismus bedeuten, reicht dieser doch, wie wir noch zeigen werden, weit über diese beiden Phänomene hinaus.