Der Flur lag weiter im Dunkeln, wie ausgestorben, nur am Ende war ein schwacher Lichtschein, dort, wo sich, wie Enrique dem Dominikaner erklärt hatte, die Küche und das Esszimmer befanden.
»Sie sind spät dran«, sagte Enrique, nahm sein Feuerzeug und schaute erneut auf die Uhr.
Der Dominikaner sagte nichts. Er schwitzte, auch wenn es nicht besonders warm war. So aufgeregt und erwartungsvoll, nervös und überspannt war er zuletzt in seiner Zeit in Mexiko gewesen, wo er schon mal bei diesen als Unfall getarnten Ermordungen mitmachen musste, die Generalissimus Trujillo anordnete. Aber das hier, so viel stand fest, war sehr viel wichtiger als alles, was er bisher getan hatte, um seinem Chef zu gefallen. Zum Glück war Enrique mit von der Partie, ein entscheidender Faktor. Aber ob auch alles so lief, wie der es sich erträumte? Enrique war ungeheuer ehrgeizig und dachte, in dem Vakuum, das sich ergäbe, würde sein Traum, ins Präsidentenamt zu gelangen, Wirklichkeit werden. Da hatte er seine Zweifel, und Mike Laporta ebenfalls. Aber wie auch immer, nichts war unmöglich im Leben. Stimmte es, dass Präsident Castillo Armas ihm diesen grässlichen Spitznamen gegeben hatte: Grobklotz?
»Da kommen sie«, hörte er Enrique flüstern.
Tatsächlich, rechts von ihnen war eine Tür aufgegangen, und ein Schwall Licht erhellte den kleinen Garten mit seiner einsamen Akazie. Ein Paar war herausgetreten und ging langsam in ihre Richtung. Wenn sie zum Esszimmer wollten, mussten sie direkt an ihnen vorbeikommen, sie fast berühren.
»Gib mir das Gewehr«, hörte er Enrique.
»Ich mach’s«, sagte der Dominikaner sofort, denn so konnte er sich, dachte er, dem Generalissimus gegenüber als zuverlässig erweisen. Und noch einmal sagte er, wie um sich Mut zu machen: »Ich.«
»Erst entsichern«, sagte Enrique, und schon beugte er sich vor und machte es selbst. »Fertig.«
Das Paar ging nun durch das Gärtchen, und der Dominikaner hörte, wie die Frau überrascht, aber auch empört rief:
»Warum hat niemand Licht gemacht? Und wo ist das Dienstpersonal?«
»Und die Wache?«, rief er.
Sie waren stehen geblieben. Schauten sich um. Er hatte schon kehrtgemacht, wollte offenbar wieder zurück ins Haus. Aus dem Dunkel zielte der Dominikaner auf ihn und schoss. Der Schuss war sehr laut und hallte im Flur wider. Er schoss ein zweites Mal, und sofort erscholl der Schrei und das hysterische Jammern der Frau, die sich auf den Boden geworfen hatte, neben den dort liegenden Mann.
»Komm, gehen wir, schnell«, sagte Enrique, packte seinen Kumpan am Arm und zerrte ihn mit. Der ließ das Gewehr fallen, folgte ihm. Und raschen Schrittes, fast rennend nahmen sie denselben Weg zurück, über den sie in die Residenz hereingekommen waren. Als Enrique die kleine Tür öffnete, die sich in der Wand an der Ecke der sechsten Avenida verbarg, stand vor ihnen der schwarze Wagen mit dem Kubaner Ricardo Bonachea León am Steuer.
»Dein Auto«, sagte Enrique. »Du kannst die Doña von hier wegbringen, ich gebe dir eine Stunde. Keine Minute länger. In exakt einer Stunde lasse ich sie festnehmen.«