»Ich muss telefonieren«, sagte der Dominikaner. »Vorher also ins Panamerican.«
Es lag ganz in der Nähe, und Ricardo Bonachea León drehte zunächst eine kleine Runde durch die einsamen Straßen im Zentrum, ehe er vor der Bar der ersten Hoteladresse in Guatemala-Stadt anhielt. Alles war ruhig in den Straßen, und der Dominikaner stellte sich das Spektakel vor, sobald die Neuigkeit an die Öffentlichkeit drang, die klingelnden Telefone und wie die Nachricht von Mund zu Mund flog, die Militärpatrouillen, die in die Straßen ausschwärmten und an allen Ecken Leute festnahmen. Enriques Büro im Regierungspalast wäre das Zentrum dieses hektischen Geflatters. Hoffentlich liefen die Dinge für ihn so, wie er es sich wünschte. Er schätzte diesen Guatemalteken sehr, auch wenn ihm etwas, was er nie aussprechen würde, sagte, dass er es wohl kaum bis ins Präsidentenamt schaffte.
Im Barraum war es fast leer, nur zwei besetzte Tische und an der Theke ein Mann mit einem Bier und einer Zigarette. Aus dem Radio tönte eine Marimba. Der Dominikaner bedeutete dem Barkeeper, ihm eine Telefonmarke zu geben und ein Glas Rum zu bringen. Er ging in die Kabine, schloss die Tür und rief an. Es war besetzt. Er legte auf, wartete und rief erneut an. Immer noch besetzt. Er rief noch zweimal an, und immer war besetzt. Jetzt schwitzten nicht nur seine Hände, auch auf der Stirn stand der Schweiß, lief über den Hals, und er spürte, wie sein Hemd im Rücken nass wurde. Er versuchte es zum fünften Mal, dachte, ›Fehlt nur noch, dass das Telefon kaputt ist‹. Doch jetzt, beim zweiten Klingeln, hörte er Mikes Stimme.
»Erledigt«, sagte er und bemühte sich um einen natürlichen Tonfall, vergeblich. »Bitte ruf Marta an, jetzt gleich. Sie muss sofort den Wagen nehmen. Gacel wird schon an ihrer Haustür sein.«
Es folgte ein langes Schweigen.
»Alles gut gelaufen?«, fragte Mike schließlich.
»Ja, sehr gut. Jetzt ruf sie schon an.«
»Bist du sicher, dass man die Wache abgezogen hat?«
»Bin ich«, der Dominikaner wurde ungeduldig. »In einer Dreiviertelstunde wird Enrique den Befehl geben, sie festzunehmen. Sie muss sofort losfahren, sonst landet sie hinter Gittern. Sag es ihr.«
»Ich habe heute Nachmittag mit ihr telefoniert, sie ist vorbereitet«, sagte Mike. »Mach dir keine Sorgen. Viel Glück.«
Er trat aus der Kabine, stellte sich an die Theke und kippte das Glas Rum hinunter. Der Barkeeper schaute ihn an, als überlegte er, ob er etwas sagen oder lieber den Mund halten sollte. Schließlich gab er sich einen Ruck:
»Verzeihung, der Herr«, sagte er, und dann, auf den Hosenschlitz deutend, mit leiser Stimme: »Ihre Hose ist nass.«
»Ach ja, sehe schon«, stammelte der Dominikaner verwirrt und schaute auf den Fleck. Danke.«
Er zahlte und trat auf die Straße.
»Los geht’s, Ricardito«, sagte er, als er sich in den Wagen setzte, der vor der Tür des Hotels Panamerican auf ihn wartete. »Gib Gas und halt nicht an, bis wir in San Salvador sind.«