Kapitel Sechs
C larice stand vor ihrem Schlafzimmerspiegel und schürzte die Lippen.
Der hohe Ausschnitt ihres nachtblauen Kleides reichte fast bis zu ihrem Hals. Sie legte vorsichtig eine Hand auf das Oberteil ihres Kleides und spürte darunter die frisch gewickelten Bandagen.
Ihre Zofe summte eine fröhliche Melodie, als sie niederkniete, um sicherzustellen, dass Clarices Saum gerade war.
«Hat Ihnen das Kleid gefallen, das Lady Lucy zum Hochzeitsball trug, Mylady? Die Zofe, die Lady Susan begleitet, sagte, sie sei die hübscheste aller unverheirateten Damen in jener Nacht gewesen. So schade, dass ich es nicht gesehen habe», sagte Bella und stand auf.
Als sie bemerkte, wie Clarices Spiegelbild sie anstarrte, wurde sie rot.
«Nun, natürlich ist Lady Lucy nicht in Trauer. Ich bin mir sicher, wenn es soweit ist, werden Sie genauso schön aussehen wie sie. Bitte um Verzeihung, Lady Clarice», stammelte sie.
Clarice lächelte und streckte ihre Hand aus. Sie ergriff Bellas Handgelenk und drückte es sanft.
«Du musst dich nicht entschuldigen, Bella. Ich mochte Lady Lucys Kleid. Es war das sanfteste Hellblau, das ich je gesehen habe, und die Spitzenärmel waren exquisit. Es ist eine Schande, dass es dir zu schlecht ging, um selbst mitzukommen. Ich weiß, dass du es liest, die Damenmode zu sehen.»
Bella holte tief Luft, und Clarice wartete darauf, dass sie etwas sagte. Die erwartungsvolle Stille wurde durch ein kleines Schluchzen unterbrochen. Clarice schaute in den Spiegel und sah, dass ihre Zofe Tränen zurück blinzelte.
«Würdest du meine Perlenohrringe holen, Bella? Wir dürfen Lady Alice nicht warten lassen?», sagte Clarice und brachte ein Lächeln zustande.
Sie wusste, dass es für jemand wie Bella, die sich so sehr für Mode interessierte, besonders grausam war, einer Frau zu dienen, die sich so kleidete wie sie.
Kurze Zeit später traf sie Lady Alice unten.
«Ist das Kleid schwarz oder blau?», fragte die Witwe und blinzelte durch ihre Brille, als sie Clarices Garderobe inspizierte. Sie kniff die Lippen zusammen und war offensichtlich enttäuscht darüber, wie ihre Enkelin gekleidet war.
«Also, welche Aufführung besuchen wir heute Abend?», fragte Clarice, als sie und Lady Alice sich in der Kutsche auf den Weg machten. Clarice liebte die Oper.
Die Witwe rutschte auf ihrem Sitz herum und zog ein Stück Papier aus ihrem Täschchen. Sie faltete es auseinander und hielt es gegen das Licht, das die Laterne an der Seite der Kutsche verströmte.
«Ein Mann namens Lee», sagte sie.
«Das klingt nicht sehr italienisch», antwortete Clarice.
Lady Alice schnaubte. «Nun, das könnte daran liegen, dass er Engländer ist. Wir werden uns ansehen, wie die englische Oper eine Produktion von Artaxerxes im Theatre Royal aufführt. Zum Glück haben Lord und Lady Strathmore eine Oper auf Englisch ausgesucht. Ich bin bereit, eine Nacht in der Oper zu verbringen, solange ich verstehen kann, was sie singen.»
Sie gab Clarice das Programm.
«Ich erinnere mich gut daran, wie deine Mutter deinen Vater und mich mitschleppte, um diesen italienische Xanthippe Catalani im King’s Theatre zu sehen. Auf halber Strecke des ganzen Schlamassels war ich bereit, mich über den Balkon nach unten zu werfen. Es kann keinen Zweifel geben, Clarice, dass du deine Liebe zur Oper nicht von der Seite deines Vaters geerbt hast.»
Clarice nickte. Heute Abend würde das erste Mal seit langer Zeit sein, dass sie eine Oper in voller Länge sehen durfte, und egal, in welcher Sprache sie aufgeführt wurde: Sie war aufgeregt.
Sie wusste auch, wie wichtig dieser Abend für ihren Vater war. Die Familie Radley hatte ihm ein weiteres Mal die Hand gereicht, und sie war entschlossen, ihm Ehre zu machen.
Sie wartete immer noch auf den richtigen Moment, um Lord Brooke wegen seines angeblichen Reitunfalls zur Rede zu stellen.
Die Menschenmenge im Haupteingang des Theatre Royal in der Drury Lane war erdrückend. Offensichtlich gab es viele andere Opernliebhaber mit der gleichen Abneigung wie ihre Großmutter, einen Abend mit italienischen Arien zu verbringen.
Sie trafen sich mit dem Herzog und der Herzogin von Strathmore und wurden zu ihrer privaten Empore begleitet. Lady Alice humpelte zu ihrem Platz und bestellte Champagner bei der Bediensteten.
Der Vorhang der Empore öffnete sich, und Alex und Millie erschienen. Clarice erhob sich von ihrem Platz und begrüßte sie.
Millie trug einen scharlachroten Umhang über ihrem dazu passenden Seidenkleid, ein rubinroter Nasenring vervollständigte das Ensemble. Ihre Abendgarderobe war atemberaubend, aber es waren ihre Augen, die Clarices Aufmerksamkeit erregten. Sie strahlten vor Glück.
«Ich bin so froh, dass Sie heute Abend kommen konnten, Clarice», sagte Millie. Sie umarmte sie freundlich. Clarice lachte, als sie Millie nach Luft schnappen hörte.
«Wie groß dieses Theater ist, und schauen Sie sich diese Gaslampen in der Nähe der Bühne an! Ich bin so aufgeregt, heute Abend hier zu sein. Dies ist das erste Mal, dass ich in einer echten Oper bin. Wir hatten in Kalkutta nichts Vergleichbares», rief Millie aus.
«Na dann, Lady Brooke, ich denke, Sie werden heute Abend auf Ihre Kosten kommen», antwortete Clarice mit einem Grinsen.
Nach allem, was sie über die neue Marquise von Brooke wusste, spürte sie einen verwandten Geist. Millie war eine intelligente und leidenschaftliche Frau. Die perfekte Voraussetzung, um sich in eine Opernliebhaberin zu verwandeln.
Die Vorhänge öffneten sich erneut, und Lucy trat ein. Hinter ihr gab David dem Bediensteten ihre Tickets. Millie winkte ihnen zu.
Clarices Atem stockte bei dieser unerwarteten Wendung.
Was macht er hier?
Wenn es eine Sache gab, von der sie wusste, dass David und ihr Vater sie gemeinsam hatten, war es eine vehemente Abneigung gegen die Oper.
«Entschuldigung, dass wir zu spät sind. Emma hat mich gebeten, ihr ein weiteres Kapitel aus ihrem Märchenbuch vorzulesen», sagte David.
Lucy lachte. «Emma liebt es so sehr, wenn ihr großer gutaussehender Bruder ihr vorliest. Du bist ihr Held, weil sie jetzt weiß, dass die Prinzessin dem feurigen Drachen entkommen ist.»
Er lächelte. «Kein Mann sollte jemals eine Dame in Nöten im Stich lassen.» Sein Blick fiel auf Clarice, und sein leichtes Lächeln verschwand.
Er trat vor und verbeugte sich feierlich.
«Lady Clarice, was für ein Vergnügen, Sie heute Abend hier zu sehen.»
Sie zwang sich zu einem freundlichen Lächeln und bot ihm ihre behandschuhte Hand an.
«Mr. Radley, ich bin überrascht, Sie hier zu sehen. Ich war mir sicher, dass Sie kein Freund der Oper sind. Was könnte so verlockend sein, Sie heute Abend hierherzubringen? Sagen Sie mir nicht, dass Sie eine geheime Liebe zur antiken griechischen Geschichte haben.»
«Ich wusste, dass Sie hier sein würden, Lady Clarice, und das war der Grund für mich, herzukommen», antwortete er und gab ihr einen Kuss auf die Fingerspitzen.
Durch seine Antwort und seinen Wagemut erschüttert, zog sie schnell ihre Hand zurück.
Die Streicher des Orchesters begannen ihre Instrumente zu stimmen, und die versammelten Gäste nahmen ihre Plätze ein. Ob beabsichtigt oder nicht, der einzige freie Platz, der übrig blieb, nachdem Lucy sich neben Lady Alice gesetzt hatte, war der neben Clarice. Sie warf Lucy einen fragenden Blick zu, die wiederum grinste, als David den unbesetzten Platz einnahm. Sie biss die Zähne zusammen und ärgerte sich darüber, dass ihre Pläne für einen schönen Abend in der Oper in Amors Dienst gestellt worden waren.
«Ich hörte, dass dieser Lee ziemlich gut sein soll. Zumindest werde ich ihn verstehen können, wenn er auf der Bühne seine Lungen herausbrüllt», sagte David.
Lady Alice, die auf der anderen Seite von Clarice saß, kicherte.
«Ganz richtig, Mr. Radley, obwohl ich finde, dass ein paar Gläser Champagner durchaus helfen, die Ohren zu entlasten, wenn die Sopranistinnen zu Hochform auflaufen.»
In ihren Seidenschuhen rollte Clarice ihre Zehen zusammen und betete, dass sich bald die Bühnenvorhänge öffneten. Sobald die Oper begann, würde jeder auf der Empore still sein.
Am Ende der ersten Arie fühlte sie sich ihrer Großmutter gegenüber nicht mehr besonders gnädig. Wenn Lady Alice nicht an ihren Fingernägeln herumpulte, beschwerte sie sich, dass es zu kalt war. Schließlich erhob sich die Gräfin-Witwe von ihrem Sitz, schnappte sich ihren Spazierstock und verschwand von der Empore.
Zu seiner Ehre schwieg David während der gesamten Aufführung. Irgendwann, spät im ersten Akt, wagte Clarice einen Blick zu ihm hinüber. Sein Blick war fest auf die Bühne gerichtet, und seine Lippen bewegten sich lautlos. Sie starrte ihn an. Sang er tatsächlich die Worte mit? Er drehte sich um und begegnete ihrem Blick.
«Er ist ziemlich gut», flüsterte er und zeigte auf den Haupttenor.
Sie nickte. Als David den Kopf zurück in Richtung Bühne drehte, runzelte sie die Stirn. Clarice straffte ihren Rücken, setzte sich gerade auf ihrem Stuhl hin und konzentrierte sich wieder auf die Musik. Nachdem er sie beim Ball angelogen hatte, war sie überzeugt, dass er einfach alles sagte, von dem er dachte, dass es sie hören wollte. Wenn David glaubte, er könnte sie auf solch unbekümmerte Weise manipulieren, würde sie ihn eines Besseren belehren.
Am Ende des ersten Aktes verließen die Sänger die Bühne, und die Mehrheit der Gäste verließ die Empore, um die Ruheräume aufzusuchen oder Kontakte zu knüpfen. Nachdem Clarice höflich Lucys Einladung abgelehnt hatte, sie und Millie in die Ruhezimmer der Damen zu begleiten, blieb sie ohne die beiden zurück. Sie stand da und starrte auf die leere Bühne. Abgesehen von dem nervigen und unerklärlichen Verhalten einiger ihrer Begleiter war der Abend wundervoll.
«Gehen Sie nicht mit den anderen Damen?», fragte eine tiefe männliche Stimme hinter ihr.
Sie schüttelte den Kopf und studierte die Bühne weiter gründlich. Wenn sie David ignorierte, war er vielleicht vernünftig genug, sie in Ruhe zu lassen.
«Erfrischungen sollten in Kürze gebracht werden. Oder soll ich Ihnen etwas holen?», fügte er hinzu.
«Danke, ich werde warten, bis Ihre Eltern zurückkehren. Seine Gnaden sagte, er würde meine Großmutter aufsuchen und sicherstellen, dass sie rechtzeitig zum zweiten Akt zurück ist», antwortete sie.
Als er seine Hand ausstreckte und ihren Ellbogen berührte, zuckte sie zusammen. Ein Hauch von Hitze traf ihr Gehirn, und Clarice spürte, wie sich ihre Brüste in den Bandagen zusammenzogen. Sie schauderte, als David sprach und dabei die Spur eines warmen Atemzuges auf ihren Nacken blies.
«Clarice, darf ich mit Ihnen sprechen?»
Er stellte sich neben sie und schaute über den Rand der Empore. Gruppen anderer Operngäste waren um die Stände versammelt, lachten und teilten sich einen Imbiss.
«Ja», antwortete sie, weil sie wusste, dass es gesellschaftlich inakzeptabel wäre, etwas anderes zu sagen. Sie war ein Gast seiner Familie.
«Ich glaube, Sie waren beim Hochzeitsball meines Bruders Zeugin von etwas Unerfreulichem, für das ich eine wahrheitsgemäße Erklärung abgeben muss.»
«Weiter» antwortete sie.
Er verstummte neben ihr und veranlasste Clarice damit, ihn anzusehen.
«In der Vergangenheit habe ich mich in Bezug auf das schöne Geschlecht nicht immer angemessen verhalten. Das Ergebnis dieses schlechten Verhaltens war der ziemlich unglückliche Austausch, den Sie zwischen Mrs. Chaplin und mir beobachtet haben. Dafür entschuldige ich mich.»
Der Vorhang der Empore öffnete sich, und zwei Bedienstete brachten mit vielen leckeren Häppchen beladene Tabletts herein. Sie stellten sie auf einen Tisch in der Nähe. David deutete auf das Essen.
«Sollen wir?», fragte er.
Clarice schüttelte den Kopf.
«Ich glaube nicht, dass Sie mit Ihrer Erklärung schon fertig sind, nicht wahr, Mr. Radley?», antwortete sie.
Es machte sie rasend, wenn ihr Dinge auf eine Weise erklärt wurden, als sei sie ein kleines Kind. Sie würde ihm eine Chance geben, sich vernünftig zu erklären, aber nur eine einzige Chance.
«Ich verstehe», sagte er.
David Radley war mit einem intelligenten Verstand gesegnet, und sie war sich sicher, dass sie ihm nicht noch deutlicher machen musste, wie weit auseinander ihre Meinungen derzeit lagen. Sie stählte sich für die Wahrheit und wusste, dass er es nicht wagen würde, sie mit einer weiteren Lüge zu beleidigen.
«Als Gentleman werde ich nicht auf die Einzelheiten meiner Beziehung zu Mrs. Chaplin eingehen. Es genügt zu sagen, dass das, was ich getan habe, falsch war, und ich bedauere es zutiefst. Ich bedauere auch alle Schmerzen, die ich Ihnen versehentlich zugefügt habe. Ich hatte nie die Absicht, Sie zu verletzen, Clarice.»
«Und was ist mit Ihren anderen Gespielinnen?», antwortete sie, um ihn in die Enge zu treiben.
Er runzelte die Stirn.
«Es gibt keine anderen und wird es auch in Zukunft nicht geben. Als ich diesen Brief geschrieben habe, habe ich mich Ihnen verpflichtet. Nur Ihnen.»
Sie schloss die Augen und legte einen Finger an ihre Lippen. Zu hören, wie er diese Worte tatsächlich aussprach, ging ihr ans Herz.
«Papa wird uns niemals erlauben, zusammen zu sein», flüsterte sie.
Nach und nach kehrten die anderen auf die Empore zurück, um sich am Tisch mit den Häppchen zu versammeln. Bald würden sie überhaupt keine Privatsphäre mehr haben.
«Ich weiß, dass der Weg, der vor uns liegt, schwierig sein wird, aber wenn wir uns in unserem Ziel einig sind, werden wir Erfolg haben», antwortete er. Sie spürte, wie sich die Hitze seines Blicks in sie brannte, als er ihr Gesicht nach einem Zeichen der Zustimmung absuchte.
«Ich weiß es nicht, David, ich weiß es wirklich nicht. Ich bin mir bei so vielen Dingen nicht sicher.»
«Glauben Sie mir?», fragte er.
Sie holte heftig Luft. «Ja, das tue ich.»
«Dann haben wir Fortschritte gemacht.»
Er ergriff ihre Hand.
«Schade um die Handschuhe», flüsterte er. Er platzierte auf jede ihrer Fingerspitzen einen sanften Kuss. Einem nach dem anderen schenkte er jedem Finger intime Aufmerksamkeit.
Im Gegensatz zu ihrer früheren Begrüßung war sie jetzt entzückt von seiner unverhohlenen Zuneigung. Hitze begann durch ihren Körper zu pulsieren und erschien schließlich als Röte auf ihren Wangen.
Oh mein Gott, was war das?
«David», flüsterte sie.
«Hmmm», antwortete er.
«Ihre Familie.»
Sie zog ihre Hand zurück, und er richtete sich auf, als der Rest der Radley-Familie und Lady Alice auf die Empore zurückkehrten.
«Ich hoffe inständigst, dass es hier wenigstens ein paar vernünftige Scotch Eggs gibt», bemerkte Lady Alice schroff.
Der Herzog von Strathmore hielt ihren Arm fest und half der Gräfin-Witwe sanft auf ihren Stuhl.
«Lassen Sie mich sehen, was das Buffet hergibt, und ich werde Ihnen eine Auswahl kredenzen, Alice», bot die Herzogin von Strathmore an.
Clarice lächelte, als der Herzog und die Herzogin ein verschwörerisches Grinsen teilten. Lady Alice spielte die Rolle des kränklichen Gastes bis zum Anschlag, und alle schienen das Spiel zu genießen.
Alex, Millie und Lucy gesellten sich zu Clarice und David vorn an der Balustrade.
«Darf ich dir einen Orgeat-Drink, Limonade oder Champagner besorgen, Clarice?», fragte Alex.
Lucy räusperte sich und antwortete für sie. «Champagner natürlich. Wir sind in der Oper. Und danke, lieber Bruder, Millie und ich nehmen auch ein Gläschen.»
Alex eilte zum Buffet und kehrte nach einem kurzen Gespräch mit einem Bediensteten zurück, der ein Tablett mit Champagnergläsern trug. David nahm zwei Gläser und reichte Clarice eines davon.
Als sie einen Schluck von dem köstlichen Champagner nahm, konnte Clarice sehen, wie Lucy und Millie einen hoffnungsvollen Blick mit David austauschten. Er wiederum zog die Nase kraus. Gab es jemanden in seiner Familie, den er nicht für seine Sache einspannen würde?
«Clarice, meine Liebe, komm und setz dich zu deiner armen alten Großmutter», verkündete Lady Alice.
«Entschuldigung», sagte sie und beeilte sich, ihren Platz einzunehmen.
Als der zweite Akt begann, nahm David wieder Platz neben ihr. Wie zuvor schien er auf nichts weiter zu achten als auf die Sänger auf der Bühne. Clarice ihrerseits konnte sich nicht auf die Aufführung konzentrieren.
Der Champagner machte sie schläfrig, und sie bemühte sich, wach zu bleiben. Da sie es etwas kühl fand, faltete sie ihren Abendschal auseinander und legte ihn um ihre Schultern. Langsam rutschte sie auf dem Stuhl in sich zusammen und schloss schließlich die Augen.
Als der letzte Akt sein Crescendo erreichte, wurde die Aufmerksamkeit aller auf der Empore des Herzogs von Strathmore auf die Bühne gelenkt. Alle außer Lady Clarice Langham. Sie schlief fest in der zweiten Reihe, den Kopf sanft auf Davids Schulter gelegt.