Kapitel Acht­und­zwanzig
L ady Alice zog sich kurz vor Mitternacht in ihre Kammer zurück, und Clarice überlegte, ob sie es ihr gleichtun sollte. Da sie aber wusste, dass sie sowieso nicht würde schlafen können, solange sie auf David wartete, zog sie ihre Pantoffeln aus, setzte sich an den Kamin und las ein Buch.
Die Uhr auf dem Kaminsims tickte und tickte. Kurz vor ein Uhr schloss sie das Buch und beschloss, doch etwas Schlaf zu finden.
Als sie den langen Flur entlang zu ihrem Schlafzimmer ging, spürte sie die Stille im Haus. Sie ging an dem Raum vorbei, in dem ihr Vater und David noch saßen, blieb stehen und legte ein Ohr an die Tür. Sie konnte das leise Summen männlicher Stimmen hören, aber keine Worte verstehen.
Enttäuscht rümpfte sie die Nase.
«Na ja, ich werde es früh genug wissen», murmelte sie.
Sie verweilte eine kurze Zeit in ihrem eigenen Zimmer, bevor sie sich entschied, ihren Instinkten zu folgen. Sie ging zu Davids Zimmer. Unabhängig davon, was dieser Abend bringen würde, wollte sie in seinem Bett schlafen.
Sie setzte sich auf die Bettkante und dachte über ihre Zukunft nach. Als sie ihre Hand auf die weiche, luxuriöse rote Seidendecke legte, erinnerte sie sich daran, wie die sich auf ihrer nackten Haut anfühlte, wenn sie nachts im Bett lag. Ein Bett, das sie fast eine Woche lang heimlich mit David geteilt hatte. Jeden Morgen und jede Nacht erlebte sie pure Freude in Davids Armen, wenn er sie nahm und zur Ekstase brachte.
Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Sie kletterte vom Bett und stellte sich vor den Schminkspiegel. Das Mädchen im Spiegel war sie, aber so anders als die Clarice Langham, die sich erst Wochen zuvor geweigert hatte, mit David beim Hochzeitsball zu tanzen. Ihre Kleidung passte jetzt zu ihren Kurven. Da ihre Brüste nicht mehr gebunden waren, zeigte sie eine Figur, die sie für das Auge angenehm fand. Es bestand kein Zweifel, dass David ihr neues Aussehen gefiel. Sie hatte ihn seit ihrer Ankunft in Sharnbrook mehrmals dabei erwischt, wie er über dem Esstisch auf ihre Brüste starrte.
Das Lächeln auf ihrem Gesicht war genau dasselbe wie das, welches Millie Radley jedes Mal trug, wenn Clarice sie seit der Hochzeit gesehen hatte. Das gleiche strahlende Glück leuchtete in ihren Augen. Eine andere Sache, die die Radley-Brüder gemeinsam hatten: Ihre Wirkung auf ihre Frauen.
Sie schloss die Augen und betete still.
Herr, lass bereits ein Kind in mir heranwachsen. Ein Kind unserer Liebe.
Sie fuhr mit einer Hand über ihren flachen Bauch. «Sorge dich nicht, mein Kleiner, du wirst in den Namen deines Vaters hineingeboren. Du wirst nie die Angst kennen, dass jemand der Welt plötzlich dein Geheimnis preisgeben könnte. Dein Vater wird dich immer beschützen.»
Sie legte sich zurück auf das Bett und schloss die Augen. Schnell fiel sie in einen tiefen Schlaf.
Irgendwann in der Nacht fühlte sie vertraute Hände, die ihr die Kleidung auszogen und die Laken über ihren nackten Körper breiteten. David kuschelte sich eng an ihren Rücken.
Sie rollte sich herum und versuchte, sein Gesicht in dem abgedunkelten Raum zu sehen.
«David?»
«Ja», bestätigte er.
Der Geruch von Brandy in seinem Atem überwältigte sie fast.
«Bist du betrunken?»
«Ganz sicher bin ich das. Dein Vater verträgt verdammt viel. Es war ganz schön anstrengend, mit ihm Schritt zu halten.»
Sie zog sich aus seiner Umarmung zurück und setzte sich auf. Dann warf sie die Bettdecke zurück und stieg aus dem Bett, um die Kerze auf dem Nachttisch anzuzünden.
Er griff nach ihr, und sie blieb stehen.
«Geh nicht. Ich will dich halten», sagte er und schlang ungeschickt seine Arme um ihre Taille.
«In Ordnung, aber du musst mir sagen, was mein Vater gesagt hat», antwortete sie und legte sich zurück ins Bett. «Werden wir beide gleich bei Tagesanbruch auf dem Weg zur Grenze sein?»
Er entließ sie aus seinem schraubstockartigen Griff und unterdrückte erfolglos einen Schluckauf.
«Nein. Du gehst nirgendwo hin. Ich allerdings werde gleich morgen früh nach Bedford fahren, um nach einem neuen Widder zu suchen.»
Clarice seufzte. Das hier war schlimmer, als wenn einem ein Zahn gezogen wurde.
«David, heiraten wir?»
«Ja.»
«Hat mein Vater uns seinen Segen gegeben?»
«Ja.»
«Also heiraten wir in London?»
Stille.
«David?» Sie schüttelte ihn heftig. Ein betrunkenes Schnarchen erfüllte den Raum.
Sie musste lachen. «Und man stelle sich vor, ich habe die Chance verpasst, deinen Bruder zu heiraten, damit ich dich bekommen könnte.»
Mit beträchtlicher Anstrengung rollte sie David auf die Seite, und sein Schnarchen ließ sofort nach. Sie rollte sich gegen seinen Rücken, den Arm über seine Hüfte gelegt, lag im Dunkeln und betete, dass die Morgendämmerung nicht zu lange auf sich warten lassen würde.
So sehr sie David glaubte, wollte sie die Worte doch auch von den Lippen ihres Vaters hören.
«Sie hat ein wunderbares Talent, genau zu wissen, wann sie ein Zimmer verlassen muss», sagte der Earl, als sie am nächsten Morgen recht spät beim Frühstück saßen. Lady Alice hatte ohne Vorwarnung das dringende Bedürfnis verkündet, ein Buch aus ihrem Zimmer holen zu müssen, und darauf bestanden, dass David derjenige war, der sie begleitete.
Clarice lächelte. Ihre Beziehung zu Lady Alice hatte sich in den Wochen seit der Ankunft ihrer Großmutter in London gestärkt und vertieft. Sie bedauert inzwischen von Herzen, dass sie Lady Alice so lange von sich ferngehalten hatte.
«Sie war meine Retterin», antwortete Clarice.
Beide standen von ihren Sitzen auf und trafen sich am Fenster des Frühstücksraums. Ihr Vater ergriff ihre Hände. Vater und Tochter sahen einander an.
«Bist du glücklich, dass du David heiraten wirst?», fragte er.
Sie nickte. «Sehr. Obwohl ich immer noch nicht weiß, warum du deine Meinung über ihn geändert hast. Ich dachte, du wärst für immer dagegen, dass ich David heirate. Ich weiß, dass du ihn immer für unwürdig gehalten hast, weil er unehelich geboren wurde.»
Lord Langham runzelte die Stirn.
«Ich war gegen ihn, aber nicht, weil er außerhalb der Ehe geboren wurde. Ich könnte niemals einen Mann oder eine Frau für die Umstände ihrer Geburt verurteilen.»
Clarices Atem stockte in ihrer Kehle. Ihr Vater verstärkte seinen Griff um ihre Hände, und sie glaubte, Tränen in seinen Augen zu sehen.
«Du bist meine Tochter. Ich hielt dich innerhalb von Minuten in meinen Armen, nachdem du deinen ersten Atemzug gemacht hast. Ich habe dir meinen Namen gegeben, und nichts kann das jemals ändern.»
Er wusste es.
«Aber woher ...», flüsterte sie.
«Deine Großmutter hat es mir gesagt. Ich wusste nicht, dass du dabei gewesen bist, als deine Mutter ihren Unfall hatte.»
Sie starrte auf den Boden und schämte sich, endlich die Wahrheit über diesen schrecklichen Tag zu bekennen.
«Ich geriet in Panik, als ich sah, dass Mama tot war. Ich rannte und versteckte mich oben auf dem Treppenabsatz, bis ich hörte, dass du kamst. Ich wusste nicht, was ich machen sollte.»
Ihr Vater seufzte. Sie schlang ihre Arme um ihn.
«Vor drei Jahren hat sich nichts geändert, und jetzt ändert sich nichts», sagte er.
Der Earl blickte auf sie herunter, die Sorgenfalten zogen immer noch seine Stirn zusammen. «Und was ist mit deinem neuen Verlobten? Hast du ihm etwas davon erzählt?»
Sie nickte. «Er weiß so viel davon wie ich. Nach all der Missbilligung, die er in seinem Leben ertragen musste, konnte ich unsere Ehe nicht damit beginnen, so etwas vor ihm geheim zu halten. Wenn ich ihn angelogen hätte, als er mich bat, ihn zu heiraten, hätten wir unsere ganze Zukunft auf einer Lüge aufgebaut. Ich musste auch bedenken, dass uns eines Tages jemand mit der Wahrheit konfrontieren könnte. Es ist besser, dass er alles über mich weiß.»
«Dann habe ich ihn richtig beurteilt», antwortete der Earl.
«Ich verstehe immer noch nicht, warum du David endlich akzeptiert hast», antwortete Clarice.
Ein tiefes Lachen hallte durch seine Brust. «Nein, das habe ich auch nicht von dir erwartet. Ich habe David nie dafür verurteilt, dass er außerhalb der Ehe geboren wurde. Ich habe ihn und seinen Bruder dafür verurteilt, dass sie trunksüchtige, verantwortungslose Hallodris waren.»
Clarice zuckte zusammen, aber sie wusste, dass ihr Vater recht hatte. In den vergangenen Jahren hatten Alex und David die jüngere Gruppe des Ton wie Götter regiert. Alex mit seinem Ruf als Herzensbrecher und David als Anstifter von vielerlei Arten von hitzigem Unfug.
«Ich war der Auffassung, dass ich keinem von beiden erlauben würde dich jemals zu heiraten, um ehrlich zu sein. Nur die allerbesten Männer waren gut genug für dich. Wenn der Marquis von Brooke formell um deine Hand angehalten hätte, hätte ich ihm das Leben zur Hölle gemacht, bis er gezeigt hätte, dass er deiner würdig ist.»
«Hast du Alex deshalb zusammenschlagen lassen?», fragte Clarice Sie hatte das Thema schon oft mit ihrem Vater besprechen wollen, aber erst jetzt fühlte sie sich stark genug, um zu fragen.
Der Earl schüttelte den Kopf. «Alex hat dich gedemütigt. Er hat dich öffentlich lächerlich gemacht. Während ich denke, dass die Jungs mit ihren Fäusten vielleicht etwas zu weit gegangen sind, gibt es viele andere, die sagen würden, dass Brooke es seit langem verdient hatte. Niemand behandelt meine Tochter so und kommt ungeschoren davon.
Sagen wir mal so, ich beschloss, dass der Mann, der gut genug wäre, um dich zu heiraten, es beweisen muss. Ich wusste, dass David dieses Anwesen von seinem Vater erhalten hatte und dass er seine Fehler eingesehen und sein Verhalten gemäßigt zu haben schien. Aber das war kein Beweis dafür, wie er wirklich für dich fühlte. Indem er meinem Edikt, dich nicht aufzusuchen, nicht gehorchte und dann die Kühnheit hatte, dich aus Norfolk zu entführen, machte er deutlich, wie wichtig du ihm bist.»
Die Wahrheit stand nun klar und deutlich vor ihr. Ihr Vater hatte David nicht abgelehnt; er hatte ihn getestet. Nur ein Mann, der mutig genug war, sich gegen Lord Langham zu behaupten, wäre gut genug, um seine Tochter zu heiraten. Sie trat zurück und starrte ihren Vater fest an.
«Also hast du mich weggeschickt, um zu sehen, ob er mir folgen und mich retten würde?»
Er lächelte. «Langham Hall war das einzig Turmähnliche, was ich besitze, um dich darin zu verstecken. Wenn er dein Ritter in glänzender Rüstung war, musste er es mir beweisen. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du selbst gegen einen echten Drachen kämpfen müsstest. Sicher aber ist: Fox wird sich wünschen, David hätte ihn mit einem Schwert durchbohrt, als er die Chance dazu hatte. Oder wäre zumindest zurückgetreten und hätte deine Großmutter den Lump erschießen lassen, weil ich beabsichtige, ihm von nun an das Leben sehr unangenehm zu machen. Das nächste Mal, dass Mr. Fox seinen Fuß in Langham Hall setzen darf, wird erst sein, wenn ich schon kalt in der Erde liege.»
Clarice sah ihren Vater an und fühlte, dass sie zum ersten Mal sein wahres Selbst sah. Keine Lügen oder Geheimnisse mehr lagen zwischen ihnen. Sie stellte sich auf ihre Zehen und gab ihm einen warmen, liebevollen Kuss auf die Wange.
«Danke, Papa, danke für alles.»
Ihr Vater legte seinen Arm um ihre Schulter und führte sie zur Tür.
«Komm schon, dein junger Mann wird auf dem Hof auf uns warten. Er denkt sicher schon, wir haben ihn vergessen. Erste Regel der Ehe, du solltest deinen Mann nicht warten lassen», sagte er.
Clarice lachte. Ihre Mutter war nie pünktlich irgendwo angekommen.
Draußen im Hof saß David auf seinem Pferd, während Lady Alice, die an der Seite stand, ihn bewundernd ansah. Clarice bemerkte, dass sie kein Buch in der Hand hatte.
«Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Wenn man bedenkt, wie viel Portwein und Brandy ich dem jungen Mann letzte Nacht in die Kehle gezwungen habe, bin ich überrascht, dass er ein Pferd auch nur anschauen, geschweige denn eines besteigen kann», murmelte ihr Vater, als sie am Hoftor stehenblieben.
Clarice schüttelte den Kopf. Egal, wieviel Alkohol ihr Vater in der vergangenen Nacht konsumiert hatte, er hatte klare Augen und war einsatzbereit. Sie konnte das nicht genauso sicher für David sagen. Während ihr Vater beiläufig seine Reithandschuhe anzog und es ihm dabei keinen Deut schlechter zu gehen schien als vor dem Trinken in der vergangenen Nacht, wusste sie, dass David jedes Zucken im Hinterteil seines Pferdes spürte. Er war an diesem Morgen in ihrem Bett zu nicht besonders viel in der Lage gewesen, sodass sie diejenige gewesen war, die das Liebesspiel initiierte. Und er hatte sie gebeten, sanft zu sein.
Zu seiner Ehre hatte es ihr nun offiziell verlobter zukünftiger Ehemann geschafft, sich aus dem Bett zu hieven, zu frühstücken und zur vereinbarten Zeit im Sattel zu sitzen. Sie verspürte einen Anflug von Enttäuschung, weil sie wusste, dass es heute keine Chance geben würde, nachmittags in Temple Wood mit ihm zu spielen.
«Er sitzt gut zu Pferd. Nicht rücksichtslos wie sein jüngerer Bruder, aber mit Nachsicht für das Tier. Er hat definitiv eine Affinität zu Tieren.»
Clarice sah ihren Vater an. Sie konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal etwas Positives über jemanden gesagt hatte. Etwas hatte sich verändert.
Sie lächelte.
Der Earl drehte sich zu ihr um und bot ihr seine Hand an. Sie nahm seine Finger in ihre. Er zog sie an seine Seite und legte väterlich den Arm um ihre Schulter, dann beobachtete er wieder David, der sein Pferd im Hof auf und ab trotten ließ.
Sie holte tief Luft und blinzelte heiße Tränen weg.
«Mein Mädchen.»
«Papa.»
Keine großartige Verkündung, keine emotionale Szene der Versöhnung. Nur eine einfache Bestätigung, wie sie einander und ihre Beziehung sahen. Die Jahre, die sie als virtuelle Fremde verbracht hatten, konnten sie nicht mehr ändern. Aber es war, als wenn ein Buch geschlossen und ein neues geöffnet worden wäre. Eines mit sauberen, leeren Seiten.
Sie würden ihre zukünftige Beziehung zusammenschreiben.
«Habt ihr euch auf einen Ort für die Hochzeit geeinigt?», wollte sie wissen.
Der Earl schmunzelte. «St. Georges, Hanover Square. Ich habe heute Morgen einen Brief abgeschickt. Sagte dem Pfarrer, er solle mit dem Bischof von London sprechen. Das dürfte einige scheinheilige Mitglieder des Ton schockieren. Dann geht es zum Hochzeitsfrühstück ins Strathmore House. Der Herzog von Strathmore kann die Rechnung für die große Anzahl von Gästen bezahlen, die ich einladen möchte. Ich bin gespannt, wie tief seine Taschen wirklich sind, wenn man bedenkt, dass er im Laufe einer einzigen Saison gleich zwei Söhne heiraten lässt.»
David stieg von seinem Pferd ab und reichte Mitchell die Zügel.
«Ich wollte ihn heute Morgen nicht zu sehr ermüden, bevor wir losreiten», sagte David, als er durch das Tor schritt und Clarice mit einem sanften Kuss begrüßte. Ihr Vater wandte seinen Blick ab, aber sie konnte sein verschmitztes Lächeln sehen.
Nie wieder werde ich die Kraft der Liebe eines Vaters unterschätzen.
Sie nickte zustimmend. Niemand würde den Grünton in Davids Gesicht erwähnen.
«Papa hat heute Morgen einen Brief nach London geschickt, um die Kirche zu reservieren», antwortete sie.
Ein Lächeln trat auf Davids Lippen, und er schüttelte dem Earl die Hand. «Danke, Mylord. Es wird eine Ehre sein, Sie als Gast bei unserer Hochzeit zu haben.»
Der Earl brüllte vor Lachen und schlug David grob auf den Arm.
«Als Gast! Was glauben Sie denn, wer die Braut verschenkt, Sie frecher Mistkerl? Kommen Sie schon Radley, ich habe genug davon, Sie auf diesem Pony herumtanzen zu sehen. Zeit für Ihre erste Lektion in der Auswahl eines guten Zuchtbestandes. Sie können meiner Tochter später noch lange genug mondsüchtig in die Augen starren, aber jetzt ist es die Abstammungslinie Ihres Viehs, die ich verbessern möchte. Wir müssen Bedford vor dem frühen Nachmittag erreichen.»
Clarice und ihre Großmutter sahen zu, wie Lord Langham und David ihre Pferde bestiegen und den Hof verließen. Sie ritten langsam die Straße hinunter, die aus Sharnbrook herausführte, und hielten von Zeit zu Zeit an, während ihr Vater auf etwas Interessantes hinwies.
Eine warme Brise wehte sanft durch ihre Haare und trug den Duft von Kiefern mit sich. Sie atmete tief ein.
«Ich werde es lieben, hier zu leben», sagte Clarice.
«So wird es sein, da bin ich mir ganz sicher», antwortete Lady Alice.
Als die Männer das Ende der Zufahrt erreichten und außer Sichtweite waren, drehten sich Clarice und ihre Großmutter um und gingen zurück zum Haus. Lady Alice wollte unbedingt mit den Hochzeitsvorbereitungen beginnen. Listen mussten erstellt werden. Und sobald sie nach London zurückkehrten, mussten wichtige Termine vereinbart werden.
Madame de Feuillide stand ganz oben auf Clarices erster Liste, da sie Davids Reaktion auf das durchsichtige Musselin- Nachthemd genau richtig vorhergesagt hatte.
Clarice machte einen kleinen Hüpfer in der Schotterauffahrt und lachte vor Freude.
Sie würde eine Braut sein.