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W eniger als eine Stunde später betrat Vasili das Stilos-Hospital durch den Haupteingang. Vasili sah aus wie ein Durchschnittstyp – mittelgroß, mittelschwer, mittelblond. Ein Gesicht, das man schon in dem Augenblick wieder vergessen hatte, da er an einem vorbeigegangen war. Gerade das machte ihn für Dimitris’ Organisation so wertvoll. Das und sein Medizinstudium, das er erst nach acht Semestern abgebrochen hatte. Vasili kannte sich in Krankenhäusern aus, er kannte die Abläufe, das Verhalten, die Dienstroutinen. Selbstsicher und unauffällig, so als wäre er jeden Tag in dem Gebäude, passierte er den Eingangsbereich und verschwand auf der nächsten Toilette. Dort nahm er aus einem kleinen Beutel eine blaue Hose, ein blaues Shirt und einen Arztkittel und zog sich um. Zuletzt holte er aus dem Beutel ein kleines Brillenetui hervor, das er vorsichtig in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Vasili nutzte das Treppenhaus, um auf die Etage zu gelangen, auf der sich die Intensivstation befand. Er wartete einige Schritte vor der verschlossenen Stationstür. Als ein Pfleger sie von innen öffnete, um die Station zu verlassen, huschte Vasili unauffällig hindurch. Es wäre kein Problem für Vasili gewesen, sich in die Datenbank des Hospitals zu hacken, um die Zimmernummer des Journalisten zu erfahren. Aber ein Anruf mit verstellter Stimme und die Behauptung, man sei ein Onkel des Patienten, hatten völlig ausgereicht. So viel zum Datenschutz. Vasili steuerte direkt auf das Zimmer zu, in dem der Journalist lag. In einem günstigen Moment trat er ein. Nur zwei Betten befanden sich in dem großen Raum, und nur eines davon war belegt. Vasili hatte zwar ein Foto des Journalisten gesehen und sich dessen Gesicht gut eingeprägt, er musste sich jedoch an dem Namensschild am Fußende des Bettes orientieren, denn das Gesicht des Journalisten war kaum noch zu erkennen. Offensichtlich hatte er sich bei dem Unfall mehrfach den Kiefer gebrochen, denn dieser war mit Draht zusammengebunden worden. Das linke Auge war verbunden, ebenso ein großer Teil des Kopfes. Der Journalist wurde über die Nase mit Sauerstoff versorgt. An einem Tropf hingen zwei Beutel mit einer Infusionslösung, die den jungen Mann über einen Venenkatheter im rechten Arm versorgten.

Vasili nahm das Brillenetui aus der Hosentasche und öffnete es behutsam. Im Inneren befand sich eine kleine Spritze. Vasili entfernte die Schutzkappe von der Nadel. Dann nahm er vorsichtig den Arm des Journalisten und führte die Nadel in das Einspritzventil des Venenkatheters ein. Vorsichtig leerte er die in der Spritze enthaltene Flüssigkeit. Es war ein Cocktail, auf den Vasili besonders stolz war. Er würde in der nächsten halben Stunde einen Herzstillstand verursachen und war praktisch nicht nachzuweisen, es sei denn, man wusste, wonach man suchen muss. Vasili verstaute die Spritze wieder in dem Brillenetui und verließ zufrieden das Zimmer. Nachdem er sich in der Toilette wieder umgezogen und seine Sachen in dem Beutel verstaut hatte, ging er entspannt durch den Haupteingang des Krankenhauses, während er eine SMS an Dimitris schrieb, die aus nur einem Wort bestand: Vypolneno – Erledigt .