Kapitel 14
Greg
In den letzten beiden Jahren habe ich beobachtet, wie einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben erst sich selbst und dann die Liebe gefunden hat. Danach fing ich an, über alles nachzudenken, was ich in meinem Leben bisher in Ordnung fand. Eine feste Beziehung hatte ich mir nie gewünscht. Ich war zufrieden, meine Zeit mit Schlampen wie Mandy zu verbringen.
Das ist vielleicht eine Übertreibung. Ich habe sie definitiv falsch eingeschätzt, und zwar gewaltig. Nachdem ich gesehen habe, wie Axel und Izzy sich wiederfanden und gemeinsam so viel Mist durchmachten, sehne ich mich nach dem, was sie haben. Ich will jemanden, der mich aufbaut, zu dem ich nach Hause komme und mit dem ich Kinder haben kann. Ich bin bereit und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich eine Frau, die diese Veränderungen wert ist.
Ich will nicht so weit gehen und es Liebe auf den ersten Blick nennen, aber ich hatte auf jeden Fall einen Ständer, als ich sie zum ersten Mal sah. Der Mistkerl ist allerdings nicht wählerisch, also kann ich mich nicht allein darauf verlassen.
Als sie das erste Mal den Mund aufmachte und ihre Meinung kundtat, wusste ich, dass sie es wert ist. Sie ist nicht einfach. Ich weiß, dass sie zögert, eine Beziehung anzufangen, und ich wette, dass es nicht daran liegt, dass sie sich schon mal die Finger verbrannt hat. Als sie mir von ihrer Schwester erzählte und ich die Verbindung erkannte, wusste ich, dass all ihre Probleme mit diesem Scheißkerl in Zusammenhang stehen.
Dieser verfluchte Simon Wagner.
Ich habe aus demselben Grund Gracie nicht bei mir, wie sie keine Schwester mehr hat. Ich bin Manns genug, zuzugeben, dass ich mir Sorgen mache, was passieren wird, wenn sie von dieser Verbindung erfährt.
Der Montagmorgen kommt viel zu schnell. Ich habe die Nacht damit verbracht, das Kopfkissen zu umarmen, das noch nach meiner Schönen riecht. Jedes Mal, wenn mir der Duft von Vanille in die Nase steigt, ist es wie ein Signal an meinen Schwanz, sich zum Himmel zu recken. Sie taucht in jedem meiner Träume auf. Wie ihre blauen Augen vor Feuer und Lust funkeln. Wie sie sich weiten und ausdruckslos werden, wenn sie kommt. Und wie sie mich ansieht, wenn sie vergisst, Angst zu haben – als würde ich alle Antworten kennen.
Ja, ich bin offiziell Feuer und Flamme für sie.
Ein klares Zeichen meiner Geistesabwesenheit ist, dass ich Sways Anwesenheit übersehe, als ich bei Corps Security halte. Ich bin damit beschäftigt, mir Melissa über die Arbeitsplatte in der Küche gebeugt vorzustellen, aber als ich aufblicke und Sway wie ein Idiot winkt, fällt der Ständer, den ich den ganzen Morgen hatte, sofort in sich zusammen.
Was zur Hölle?
Während der fünf Jahre, die ich diesen Mann kenne, habe ich gelernt, dass er unberechenbar ist. Aber der Anblick, den er heute Morgen bietet, übertrifft alles. Da steht er auf dem Bürgersteig und trägt eine dieser hautengen Tarnhosen, die für Frauen sind. So eine Hose lässt einen Mann stolpern und dem Frauenhintern darin um die ganze Welt folgen, aber an diesem Mann traumatisieren sie mich vielleicht fürs Leben. Als ob das nicht genug wäre, ist das funkelnde, burgunderfarbene Shirt, das sich um seinen runden Bauch spannt, einfach lächerlich. Dann bemerke ich, was er macht.
„Sway? Warum bemalst du den Bürgersteig?“, frage ich und sehe auf den Eimer mit goldschimmernder Farbe hinunter. „Ist das verfluchter Glitter?“
„Fang erst gar nicht mit deinem heißen Alphagetue an, Gregory. Natürlich ist das Glitter! Man kann einen Bürgersteig nicht ohne Glitter goldfarben streichen!“ Er meint es ernst, wiegt den Kopf von einer Seite zur anderen und gestikuliert wild mit den Händen.
„Ehrlich? Du malst den Bürgersteig goldfarben an? Weiß Axel von diesem Scheiß?“
„Natürlich, mein König der heißen Typen. Kneif den Arsch nicht so zusammen. Wenn ich so darüber nachdenke, tu es doch. Lass es mich aber sehen.“ Er lacht wie ein Irrer und ich kann nur auf die Explosion von goldfarbenem Glitter starren.
„Sway, Mann, du wüsstest nichts mit mir anzufangen.“ Er wird sofort ernst und ich bereue es, ihn ermutigt zu haben. „Vergiss, dass ich das gesagt habe. Erzähl mir, warum du das Bedürfnis hast, überall Glitter zu verteilen.“
„Weil Glitter jeden glücklich macht, mein Adonis!“
Als er anfängt, um seinen Farbeimer herumzutanzen, muss ich gehen. Ich kann Sway nur in kleinen Dosen ertragen, wenn er sich so benimmt. Ich mache vielleicht Witze, aber dieser Mann ist der merkwürdigste kleine Scheißer, den ich je kennengelernt habe.
„Okay. Weißt du, wer Glitter liebt?“, frage ich, weil ich Coops Wagen vorfahren sehe. „Coop liebt Glitter. Warum gönnst du ihm nicht eine Begrüßung, die ihm den Tag versüßt? Ich halte sogar den Pinsel für dich.“
„Oooh! Ja, sofort, Sir Sexgott!“
Er beugt sich hinunter, greift eine Handvoll Glitter und rennt so schnell über den Parkplatz, wie es seine Absätze erlauben. Ich sehe, wie Coop die Augen aufreißt, als er den Mann auf sich zu rennen sieht.
Inzwischen kann ich das Lachen einfach nicht mehr unterdrücken. In der Sekunde, als Coop aus dem Jeep steigt, greift Sway an, wirft Glitter in die Luft und schreit ‚guten Morgen‘. Als er sich in Coops Arme wirft, fürchte ich, dass ich mir einen Muskel zerren könnte, so sehr lache ich.
„Guten Morgen, Arschloch“, rufe ich Coop zu und verschwinde im Gebäude.
„Was zum Teufel geht da draußen vor sich?“, fragt Beck und geht zum vorderen Fenster.
Als er Coop sieht, der versucht, sich von Sway zu befreien, wirft er den Kopf in den Nacken und sein Lachen hallt durchs Zimmer, wodurch Emmy auf ihrem Platz hinter dem Empfangstisch zusammenzuckt.
„Ihr seid alle so unreif“, höre ich sie murmeln.
„Kopf hoch, Em. Es ist erst Montag, also viel zu früh, um so schlechte Laune zu haben.“ Als ich ihren Blick sehe, der klar und deutlich ‚lass mich in Ruhe‘ schreit, beeile ich mich, in mein Büro zu kommen und mache mir eine geistige Notiz, sie später zu fragen, was sie bedrückt.
Zuerst muss ich diesen Bastard Derrick anrufen. Ich gehe um den Schreibtisch herum, lasse mich auf den Stuhl fallen, wobei die Beine protestieren, nehme das Telefon und wähle eine Nummer, die ich nie vergessen werde. Wenn man fast zwei Jahre lang täglich irgendwo anruft, vergisst man die Nummer nicht mehr so leicht.
„Johnson“, meldet er sich ungeduldig.
„Derrick.“ Mein Tonfall ist tödlich. Der Blödmann weiß, dass ich kein Mann bin, den man provozieren sollte.
„C-Cage“, stottert er, räuspert sich und versucht es noch einmal. „Cage, wie kann ich dir helfen?“
„Als Erstes kannst du mir erzählen, ob du ganz zufällig vergessen hast, mir zu sagen, dass Simon und Sofia Wagner einen Sohn haben, der am Leben ist?“
„Scheiße“, zischt er und Panik verdrängt seine vorgetäuschte Unbekümmertheit.
„Ich hoffe, dass du mit Scheiße meinst, dass du dein verfluchtes Hirn und deinen gesunden Menschenverstand verlegt hast? Glaubst du nicht, dass das etwas ist, dass die Person, die deine Schecks dafür unterschreibt, dass du Erkundigungen über den Bastard einziehst, wissen sollte?“ Meine erhobene Stimme muss Axel alarmiert haben, dass etwas schiefläuft. Bevor ich zu Ende gesprochen habe, kommt er herein, schließt die Tür und nimmt mir gegenüber Platz.
„Hör mal, Cage, ich hätte nicht gedacht, dass das eine große Sache ist. Dem Kind ging es gut. Es hat Pech mit seinen Eltern gehabt, ist aber zur Mutter der Frau gegangen. Alles war in Ordnung.“
Das Knurren, das in meiner Kehle aufsteigt, ist wild genug, um jedem Dreckskerl Angst einzujagen. „Das Kind hat einen Namen, Arschloch. Du schickst mir besser die vollständige Fallakte. Heute noch. Und es interessiert mich einen Scheißdreck, ob du dafür ein verdammtes Fahrrad mieten und hierher radeln musst. Du hast eine Stunde. Ich will alles, was du mir vor einem Jahr verschwiegen hast!“ Dass ich das Telefon auf den Tisch knalle, sollte meine Wut etwas mildern, doch sie brodelt nur noch heißer in mir.
„Willst du darüber reden?“, fragt Axel.
„Kannst du mir mal verraten, warum du hier bist? Du solltest zu Hause bei deiner Braut sein.“ Ein Themenwechsel scheint mir bei dem Ausmaß meiner Wut angebracht.
„Versuch du mal, zu Hause zu bleiben, wenn du alle zwei Sekunden attackierst wirst! Diese Frau ist unersättlich. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Pause brauchen würde. Aber mein Schwanz ist müde, Mann.“
„Herrgott noch mal, du Blödmann. Würdest du wohl nicht mit mir über diesen Scheiß reden?“
„Du hast gefragt.“ Er lacht.
„Den Teufel habe ich. Ich habe gefragt, warum du hier bist, nicht, warum dein Schwanz nicht funktioniert.“
„Okay, genug von meiner Frau. Erzählst du mir, worum es da gerade ging?“ Alle Heiterkeit ist aus seiner Miene gewichen. Er sieht besorgt aus.
„Du kennst doch Izzys Freundin, die Krankenschwester bei Nates Kinderarzt?“
„Ja, was ist mit ihr?“, fragt er und sieht mich an, als hätte ich etwas falsch gemacht. „Himmel, sag mir nicht, dass sie dein neues Spielzeug ist.“
„Nenn sie nicht Spielzeug, verdammt“, knurre ich ihn an. Er verengt bei meinem Ton die Augen, und ich hätte gelacht, wenn ich nicht noch wegen des Ausdrucks Spielzeug sauer wäre.
„Okay. Erklärst du mir das mal? Ich habe dich noch nie so kurz davor gesehen, dein Revier durch Pissen zu markieren.“ Er lacht und hebt abwehrend die Hände.
Will ich es Axel wirklich erzählen? Klar, von uns fünf ist er derjenige mit der nötigen Erfahrung, mir zu sagen, was ich tun soll, aber ihn wissen zu lassen, dass ich wegen einer Frau durchdrehe, die ich gerade kennengelernt habe, ist etwas anderes.
„Es gibt noch nichts zu erzählen.“
„Was bedeutet, dass du sie nach der Hochzeit mit nach Hause genommen hast. Lass mich raten – ihr habt das Wochenende miteinander verbracht. Ihr habt beschlossen, zusammen in den Sonnenuntergang zu gehen und kleine Welpen zu haben, die den Postboten ankläffen. Und wenn ihr Glück habt, findet ihr ein Bowling-Team, das sich jeden Freitag trifft. Was soll das, Mann? Dieser Scheiß sieht dir nicht ähnlich.“
„Du kannst mich mal, Arschloch.“ Ich werfe eine ungeöffnete Packung Druckerpapier nach ihm und lache, als sie ihm auf die Beine fällt. „Das hast du verdient.“
„Meinetwegen. Izzy reißt dir den Arsch auf, wenn du mich verletzt.“ Er wirft die Packung auf den Schreibtisch zurück und sieht mich schweigend mit einem Blick an, der mich zum Reden auffordern soll. Herr im Himmel. Er benimmt sich schon wie Dr. Phil. „Was ist mit dir los, G? Du warst zwar immer da, seit Nate geboren wurde, aber du bist ungewöhnlich still. Ich weiß, dass etwas mit dem Dreckskerl passiert ist, mit dem deine Schwester verheiratet war, aber du wolltest nie darüber reden. Aber jetzt wirst du es tun.“
„Soll ich für dieses Gespräch meine verdammte Vagina anziehen?“ Aus meinen Worten tropft Sarkasmus. Ich muss das besprechen, aber es ist so verdammt unangenehm. Nur wenige Menschen kennen Details über Grace. Ich sollte sagen, die Grace ‚danach‘. Axel hat mir immer wieder gesagt, ich solle loslassen und das Leben leben, das Grace für mich gewollt hätte. Aber ich kann nicht. Simon muss seine gerechte Strafe bekommen. Er hat nicht die Strafe gekriegt, die ich für ihn gewählt hätte, aber ich weine auch nicht jede Nacht in mein Kissen, weil er nicht in der Hölle verrottet.
„Flipp nicht gleich aus, Greg. Ich will nur wissen, ob ich helfen kann.“
Er lehnt sich im Stuhl zurück und ich sehe, dass er es ernst meint. Izzy würde ihm die Hölle heiß machen, wenn er mir nicht helfen würde, aber noch wichtiger ist, dass er Familie ist. Und Familie hilft Familie.
Ich atme tief durch und erzähle die Geschichte. „Ihre Schwester war mit Simon verheiratet. Bis heute Morgen war ich mir nicht ganz sicher, aber nach dem Telefonat mit Derrick bin ich es. Das Schlimmste ist, dass ich nicht weiß, wie sie damit umgehen wird, dass ich ihn hätte aufhalten können, es aber nicht getan habe.“ Ich stütze die Stirn auf den Händen ab und stoße einen tiefen Seufzer aus. „Wenn ich ihn aufgehalten hätte, hätte sie ihre Schwester nicht verloren. Der Scheiß ist schwer zu ertragen, Ax.“
Nach einem langen Schweigen spricht er, und ich höre an seinem Tonfall, dass das, was ich gesagt habe, ihn schockiert hat. „Ich kann nicht mal sagen, welcher Teil davon am beschissensten ist. Dass es zwischen euch eine verkorkste Verbindung gibt, oder dass du dir die Schuld für das gibst, was passiert ist. Du weißt genauso gut wie ich, dass es nichts gab, was du gegen diesen Bastard hättest tun können. Du hast keine Beweise gehabt, Greg. Nichts. Du kannst dir nicht weiter die Schuld für etwas geben, das du nicht kontrollieren konntest.“
„Und ob ich das konnte! Ich hätte ihn schon vor langer Zeit ausschalten können, und das weißt du!“
„Und dann? Wolltest du den Rest deines Lebens hinter Gittern verbringen? Du weißt, dass Grace so ein Leben nicht für dich gewollt hätte, Greg. Du weißt, sie hätte gewollt, dass du glücklich bist.“
Er sieht mich so an wie früher Izzy, wenn sie sich in sich selbst zurückgezogen hat. Der Blick, den sie hatte, wenn sie sich daran erinnerte, dass ich fast gestorben wäre, um sie zu retten. Dasselbe hätte ich für Grace und Sofia tun sollen. Ich hasse es, mit diesem Blick angesehen zu werden.
„Wie soll ich ihr sagen, dass ich nicht nur weiß, wer der Vater ihres Neffen ist, sondern dass ich auch bei dem Versuch versagt habe, ihn hinter Gitter zu bringen, damit er keiner anderen Frau mehr etwas tun kann?“ Frustration reicht nicht annähernd aus, um zu beschreiben, was ich empfinde. Ich weiß, dass das, was ich mit Melissa habe, wert ist, es zu vertiefen, und ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass Simon mir das aus dem Grab heraus verdirbt.
„Sag es ihr nicht sofort, Mann. Ihr habt erst mal nur Dates, und wenn es dir mit ihr und eurer Beziehung ernst ist, musst du herausfinden, ob es dir das wert ist. Denn egal, wie du es ihr erzählst, sie wird es auf keinen Fall gut aufnehmen. Sie muss dich erst besser kennenlernen. Aber lass dir nicht zu lange Zeit, Greg. Das macht es nur schlimmer und es lässt sich dann vielleicht nicht mehr in Ordnung bringen.“
„Ich verstehe, aber mir gefällt der Gedanke nicht, etwas Neues auf einer unsicheren Grundlage anzufangen.“ Ich lehne mich auf dem Stuhl zurück und sehe ihm in die Augen. „Ich spüre es, Ax. Eine Verbindung, die man nicht ignorieren kann. Und ich will es.“
Seine Augen weiten sich ein wenig, doch bevor er etwas sagen kann, hören wir im Eingangsbereich einen Aufruhr.
„Was zur Hölle ist mit dir passiert?“, hören wir eine dröhnende Stimme aus dem vorderen Büro, gefolgt von Coops Gackern im Flur.
„Halt die Klappe!“ Maddox’ mörderischer Ton bringt ihn zum Schweigen.
Bei dem Anblick, der Axel und mich in der Lobby empfängt, muss ich selbst ein Lachen unterdrücken. Dort steht Maddox Locke, einsneunzig, sauer und zerzaust. Doch das Beste ist, dass goldene Farbe und Glitter ihn vom Kopf bis zu den Stiefeln bedecken.
„Du siehst lächerlich aus.“ Ich kann das Lachen nicht mehr unterdrücken.
„Habt ihr Mr. Happiness nebenan gesagt, dass er draußen eine goldene Pflastersteinstraße machen darf?“ Er kommt auf mich zu, und ich bemerke ein leichtes Humpeln, was meine Heiterkeit sofort ersterben lässt.
„Ist alles in Ordnung?“ Er hört meine Frage, ignoriert mich aber und stapft zu den hinteren Büros.
Ich sehe Axel an. Er bemerkt meine Besorgnis und folgt Maddox, um sich zu überzeugen, dass es ihm gut geht. Es ist zwar lustig, aber wir sorgen uns doch alle um ihn. Ich sehe Coop an, um dafür zu sorgen, dass er sich zusammenreißt. Doch er folgt bereits Axel in den hinteren Bereich.
„Em, wo ist Beck?“ Sie blickt auf, und ich sehe den Schmerz in ihren Augen. „Em, was ist los?“
„Nichts, Greg. Mir geht es gut. Beck ist ungefähr fünf Minuten bevor Maddox reinkam gegangen. Er wollte etwas wegen ein paar Fällen checken“, sagt sie. Sie räuspert sich und ihr Blick bittet mich, aufzuhören und keine Fragen mehr zu stellen.
„Emmy, du kennst meine Geschichte und weißt, dass ich für dich da bin. Also erzähl mir bitte, was dich bedrückt.“ Den Jungs macht es viel Spaß, mich damit aufzuziehen, wie sehr ich die Mädels bemuttere, aber ich kann den Gedanken, dass jemand ihnen wehtut, nicht ertragen. Ein paar Jahre nachdem ich Grace verloren und zu lange unbekümmert und rücksichtslos gelebt hatte, habe ich mir geschworen, dass ich nie wieder zulassen werde, dass einer Frau, die mir nahesteht, etwas passiert.
„Es ist wirklich nichts, okay?“ Sie seufzt. „Lass uns einfach sagen, dass mir schmerzhaft klargemacht wurde, dass ich nie das sein werde, was er will.“
Mehr muss sie nicht sagen. Ich weiß, dass sie mit er Maddox Locke meint. Die arme Frau ist schon viel zu lange unglücklich verliebt in ihn. „Emmy, du weißt, dass es nicht an dir liegt, oder?“ Ich gehe um den Schreibtisch herum, knie mich vor sie hin und drehe den Stuhl so, dass ich ihr in die Augen sehen kann. „Manchmal gibt es nichts, was man tun kann, ganz egal wie rein dein Herz ist, um die Dunkelheit aus der Vergangenheit eines Menschen zu vertreiben. Er muss mit einem Mist fertig werden, bei dem nicht mal du ihm helfen kannst. Lass los und sei für ihn da, wenn er darum bittet, okay?“ Mir passt es gar nicht, dass diese süße, unschuldige Frau sich in Maddox verliebt hat, den wir seit Jahren den Düsteren nennen.
„Ich verstehe, Greg. Es ist nur nicht so leicht.“
Mich bringt es fast um, eine Träne über ihre Wange laufen zu sehen. Über die Monate ist ihr offenes, schüchternes Lächeln langsam verschwunden, und jetzt ist sie genauso stoisch wie Maddox.
„Das, was es wert ist, ist niemals leicht, Babe.“
Meine eigenen Worte sind für mich wie ein Schlag ins Gesicht, denn mir wird klar, dass ich mich an sie halten muss, wenn ich mit Melissa zusammenkommen will.