Kapitel 21
Melissa
In der Praxis ist alles wie immer. Dr. Roberts hat gute Laune, also ist es einfach, seinen Anweisungen zu folgen. Ich bin immer noch etwas besorgt wegen Greg und was ihn bedrückt, aber entschlossen, heute einen schönen Tag zu haben. Ich rufe ihn während des Tages ein paar Mal an, um mich zu überzeugen, dass es ihm gut geht, und jedes Mal klingt seine Stimme aufgewühlter. Ich hasse es, dass es ihm schlecht geht, auch wenn er mir nicht sagen will, warum. Es tut immer noch weh, dass er meint, etwas vor mir verheimlichen zu müssen.
Als Izzy anruft und mir von ihrer Idee eines spontanen Mädelsabends erzählt, bin ich ganz und gar dafür. Ich vermeide nicht, nach Hause zu gehen, bin aber auch nicht scharf darauf. Ich mache früh Feierabend, beeile mich, nach Hause zu kommen, ziehe mich um und mache mich auf den Weg zum Heavy’s, wo ich die Mädels treffe. Unterwegs fahre ich an Greg vorbei, aber er sieht nicht zur anderen Fahrspur und entdeckt mich daher nicht. Ich überlege, ob ich ihn anrufen soll, verwerfe den Gedanken aber, da ich nicht lange weg sein werde. Wenn ich nach Hause komme, werde ich ihn darum bitten, mit mir zu reden.
Ich kenne meinen Mann. Vielleicht will er mir nicht erzählen, was ihn bedrückt, doch wenn ich ihn darum bitte, wird er es tun.
Ich komme beim Heavy’s an, als Izzy und Dee vorfahren. Dee sprudelt vor Freude über, sie strahlt übers ganze Gesicht.
„Hey, du! Du siehst heute Abend absolut heiß aus! Izzy“, ruft sie über die Schulter. „Siehst du das? So trägt man Jeans und T-Shirt!“
„Halt die Klappe, Dee! Ich habe meine seit Jahren nicht getragen, und weißt du, warum? Weil du alle weggeworfen hast! Wie eine gestörte Mode-Fee. Wer macht so etwas?“ Sie lacht Dee an.
Die beiden haben eine Art von Freundschaft, auf die jeder neidisch wäre. Ich kann mich glücklich schätzen, sie in meinem Leben zu haben.
„Ihr beide seid verrückt, wisst ihr das? Wo ist Emmy?“ Ich sehe mich auf dem Parkplatz um, entdecke aber weder sie noch ihr Auto. „Ich bin auf dem Weg hierher an Greg vorbeigekommen, also weiß ich, dass sie nicht mehr im Büro ist. Er geht nie, wenn sie noch da ist.“
Die beiden tauschen einen Blick, bei dem in wenigen Sekunden viele Informationen übermittelt werden.
„Was ist los? Ist irgendetwas passiert?“ Zwischen Emmy und mir baut sich gerade eine ähnliche Freundschaft auf wie Izzy und Dee sie haben. Die Vorstellung, dass es ihr nicht gutgeht, trifft mich hart. Ich weiß, dass sie Probleme mit ihren Gefühlen für Maddox hat und nach dem, was auf Izzys und Axels Hochzeit passiert ist, hielten wir es für das Beste, wenn sie sich eine Zeit lang zurückzieht. Die Frau hat ein Herz, das zu groß für ihren Körper ist.
„Nein, es ist nichts passiert. Aber ich weiß, dass Maddox es satthat, dass sie ihn so unterkühlt behandelt. Nach Auskunft von Coop, der es von Beck gehört hat, der es von Sway gehört hat, haben sie sich auf dem Parkplatz gestritten. Was danach passiert ist, weiß ich nicht. Axel weiß auch nichts Näheres, weil er den Nachmittag frei hatte, um auf Nate aufzupassen, damit ich etwas Arbeit erledigen konnte. Ich habe sie angerufen, und sie klang okay, sagte aber, dass sie heute Abend zu Hause bleiben will.“ Izzy ist fertig und wendet sich ab, um hineinzugehen.
„Das ist alles? Du hast sie mit einer lahmen Entschuldigung vom Haken gelassen? Ihr kennt sie doch. Wenn etwas passiert ist, ist sie verletzt.“
„Meli, wir können nichts tun. Sie muss selbst begreifen, dass das nie etwas werden wird. Ich habe ihr gesagt, dass ich bei ihr vorbeikomme, bevor ich nach Hause fahre. Sie braucht Zeit für sich.“
Ich sehe Dee an, als hätte sie ihren verdammten Verstand verloren. Der letzte Mensch, der Emmy Ratschläge in Sachen Beziehung geben sollte, ist Dee. Ich mag sie, aber sie ist verflucht verkorkst.
„Wirklich, Dee? Und hast du dich entschieden, diesen Weg auch mit Beck zu gehen?“ Sie zuckt zusammen, und ich bereue meine Spitze sofort. „Tut mir leid, Dee, das war nicht cool. Ich habe ein paar Probleme und wollte es nicht an dir auslassen.“
„Ist schon okay. Ich weiß, dass ihr alle nicht versteht, wo ich mit Beck stehe, weil ich es euch nie erzählt habe. Ich weiß einfach, wie es ist, etwas Unmögliches zu wollen, okay? Lass ihr etwas Zeit.“
Sie lächelt mich schwach an, wendet sich ab und geht zu Izzy, die ungeduldig darauf wartet, hineinzugehen. Dafür, dass sie ein so kleines Ding ist, verdrückt sie Grillfleisch wie ein ausgewachsener Mann.
Wir genossen schon eine Weile unser Abendessen und sprachen über alles, was seit unserem letzten Treffen passiert war. Wir versuchen, wenigstens einmal in der Woche einen Mädelsabend zu haben, aber da Nate letzte Woche krank war und Dee in ihr Büro in North Carolina musste, um etwas zu klären, hatte ich mich nur mit Emmy getroffen.
„Was ist denn in der anderen Filiale los? Du scheinst inzwischen alle zwei Wochen hinzufahren.“ Soweit ich es verstanden habe, hat sie die andere Filiale so gut abgestimmt, dass sie ein Jahr weg sein könnte und es würde trotzdem alles laufen. Selbst Greg sagt, dass er von dem Team dort beeindruckt ist.
Sie stößt einen tiefen Seufzer aus und sieht uns an.
„Sagt es nicht den Jungs, okay? Ich will nicht, dass sie sich einmischen, bevor ich mehr weiß. In der Buchhaltung gibt es einige Unstimmigkeiten. Es kommen Einzahlungen von großen Policen, aber in den Unterlagen ist alles durcheinander. Es sieht aus, als würden einige Gelder fehlen. Ich kümmere mich darum. Ich will nur nicht, dass die Jungs sich einmischen, mit Kanonen auf Spatzen schießen und mehr Ärger machen, als nötig.“
„Äh, Dee, ich hasse es, auf das Offensichtliche hinzuweisen, aber wie willst du dich darum kümmern, ohne dass einer von ihnen Wind davon bekommt? Du weißt, dass sie nichts tun würden, ohne vorher zu fragen.“
Izzy kennt sie besser als ich, aber selbst ich bin der Ansicht, dass sie Blödsinn redet. Wenn sie erfahren, dass eines ‚ihrer‘ Mädchen Schwierigkeiten hat, setzen sie Himmel und Hölle in Bewegung, um ihr zu helfen. Ich beschließe, dass es im Moment klüger ist, den Mund zu halten und sie das auszudiskutieren zu lassen.
„Ich habe es unter Kontrolle, Izzy. Sobald ich herausgefunden habe, was vor sich geht, lasse ich es sie wissen und sie können mir helfen zu überlegen, was ich tun soll. Ich will nicht, dass eine große Sache daraus gemacht wird. Ich könnte Kunden verlieren, wenn das rauskommt.“
„Ich weise auch mal auf das Offensichtliche hin“, unterbreche ich, „aber ist Maddox nicht ein herausragender Computerspezialist? Er könnte sich wahrscheinlich in die Server da oben hacken und die Spuren finden, bevor du auch nur hinfliegen kannst. Warum weihst du ihn nicht ein und lässt es ihn schnell erledigen?“
„Das ist keine schlechte, Dee“, meint Izzy.
„Nein. Ich weiß, dass er dich immer unterstützt und für dich schweigt, Izzy, aber wenn er weiß, dass es Schwierigkeiten gibt, hält er nicht den Mund.“
„Ich glaube, dass du falsch liegst, allerdings kennst du sie besser als ich. Ich gehe zur Toilette und hole uns dann am Tresen Nachschub. Will jemand etwas anderes als Bier?“ Ich stehe vom Tisch auf und lasse ihnen Zeit, darüber nachzudenken. Izzy dringt besser zu ihr durch als ich.
Ich gehe zwei Schritte in den Waschraum, und da ist sie. Die Beine gespreizt und die Arme vor den lächerlich großen Titten verschränkt, sieht sie mich düster an, wenn ich die Miene durch das ganze Botox hindurch richtig deute.
„Himmel, was willst du? Dir ist klar, dass du gegen die einstweilige Verfügung verstößt, oder?“ Ich ignoriere sie und gehe in eine der Kabinen. Als ich fertig bin, steht sie immer noch in derselben Haltung da. Es ist schwer zu sagen, ob sie mich böse ansieht oder ihr Gesicht eingefroren ist. „Was ist? Du machst mich heute Abend besser nicht sauer, Mandy. Echt nicht.“
„Wo ist denn dein Freund heute Abend?“
Gott, ihre Stimme lässt mich wünschen, mir Messer in die Ohren bohren zu können.
„Wo mein Mann ist, geht dich definitiv überhaupt nichts an. Wie wäre es, wenn du mir sagst, was dieser Scheiß soll, damit ich meinen Abend wieder genießen und zu meinem Freund zurückkann?“
„Du bist wirklich ein dummes Miststück.“ Sie wirft den Kopf zurück und lacht. Sie klingt wie ein böser kleiner Troll.
Ich gehe zu ihr hinüber und bleibe so dicht vor ihr stehen, dass ich sicher bin, ohne viel Mühe mit ihr fertig zu werden, wenn sie mich sauer macht. „Was willst du?“ Ich betone jedes Wort mit einem Stoß gegen ihre falschen Titten. „Hm, die fühlen sich sogar steinhart an. Bestimmt hast du für diesen Look nicht bezahlt.“
„Halt die Klappe!“, quäkt sie.
Ja, sie quäkt. Das Geräusch, das aus ihrem Mund kommt, klingt wie der Krach, den man hört, wenn man am Strand steht und tausende Seemöwen angreifen. Diese Schlampe ist verrückt.
„Mandy, ich bin müde und kann jetzt keinen Scheiß ertragen. Sag mir endlich, was du willst.“
„Erzählt Greg dir eigentlich alles? Herrscht ungetrübtes Glück im Paradies? Ich weiß, wie man einem Mann wie ihm Freude bereitet, und ich kann dir sagen, dass er nicht glücklich ist. Er mag es auf eine bestimmte Art und ich bezweifle, dass du diesen … Mumm hast.“
„Mumm? Weißt du überhaupt, was Mumm ist? Glaub mir, Süße, wenn es um Greg geht, habe ich eine Menge Mumm .“
Sie sieht mich ein paar Sekunden verwirrt an, weil sie meine Bemerkung offensichtlich nicht versteht. Ich hatte in der Highschool eine Freundin, die gerade von London nach Amerika gezogen war. Jedes Mal, wenn meine Mom meinte, sie habe Mumm, wäre sie fast gestorben. Sie erklärte ihr, dass Mumm für sie immer Sperma bedeuten würde. Wir sagten gern, dass die Leute Mumm hätten, wenn sie uns sauer machten, denn wir fanden es saukomisch, andere Sperma zu nennen. Egal wie alt man ist, das ist immer lustig.
„Was? Ach, egal. Antworte mir. Habt ihr Geheimnisse voreinander? Ich weiß, dass es so ist, was traurig ist, denn vor mir hat er nie etwas geheim gehalten.“
Mein Magen zieht sich zusammen, denn obwohl ich weiß, dass sie vollkommen verrückt ist, haben wir tatsächlich Geheimnisse voreinander. Oder zumindest er hat Geheimnisse vor mir. Noch vor zwei Tagen hätte ich ihr ins Gesicht gelacht und vielleicht eine ihrer Titten platzen lassen, aber heute ist die Saat des Zweifels schon so in mir aufgegangen, dass sie sie nur noch gießen und beim Wachsen beobachten muss.
„Wirklich? Bist du so verrückt, dass du dir Lügen ausdenkst?“ Bei dem selbst gefälligen Lächeln, das sich auf ihrem künstlichen Gesicht ausbreitet, wird mir eiskalt.
„Ich war heute bei ihm. Als er mich gestern Abend gesehen hat, bat er mich, in sein Büro zu kommen, damit wir reden können. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er dich satthat, also habe ich gewartet, und ich hatte recht. Aber ich war erstaunt, zu hören, warum genau er mit dir fertig ist.“
„Mandy, du bist wahnsinnig. Es reicht. Ich stehe nicht hier rum und höre mir deine Lügen über meinen Mann an. Krieg das in deinen verdammten Kopf: Er gehört nicht dir und wird dir auch nie gehören.“ Ich will gehen, aber sie tritt um mich herum und versperrt mir den Weg zur Tür.
„Wer ist Simon, Melissa?“
Ihre Frage lässt mich erstarren. Wie zur Hölle kann sie von Simon wissen? „Ich weiß nicht, wovon du redest, Mandy. Ist das ein neuer Mann, den du dir angeln willst?“ Gott sei Dank klingt meine Stimme stark, trotz meines Aufruhrs. Innerlich sterbe ich langsam. Sie kann nur von Greg etwas über Simon wissen.
„Oh, du dummes, dummes Mädchen. Lass mich dir erzählen, was ich weiß. War deine Schwester verheiratet? Hm? Vielleicht mit einem Simon? Tja, was du nicht weißt und was dein Liebling Greg dir verheimlicht, ist, dass Simon auch mit seiner Schwester verheiratet war.“
Ich muss all meine Kräfte mobilisieren, jedes Quäntchen Kontrolle, um nicht auf ihre Worte zu reagieren. Sie wartet nicht, sondern holt zum finalen Schlag aus.
„Weißt du, was er mir heute erzählt hat? Er hat mir gesagt, dass er es nicht mehr erträgt, dich anzusehen, denn jedes Mal, wenn er es tut, kann er nur daran denken, dass du eine Verbindung zu dem Mann hast, der seine Schwester umgebracht hat. Er hält es nicht mehr aus, in deiner Nähe zu sein, denn du erinnerst ihn an alles, was er hasst.“ Sie spuckt das letzte Wort aus, und obwohl ich sicher bin, dass alle Farbe aus meinem Gesicht gewichen ist, reiße ich mich zusammen und zeige ihr nichts.
„Du musst dich schon mehr anstrengen, wenn du mir Angst machen willst, Mandy. Gute Nacht.“ Ich gehe um sie herum und den Flur hinunter. Ich nehme die Bar nicht mehr wahr oder die Gäste, die sich an dem Essen und all dem Glück in ihrem Leben erfreuen. Mein Glück wurde mir gerade entrissen. Ich fühle mich wie ausgeweidet.
Wie kann sie von Simon wissen? Sie weiß von Fia. Und Grace? Wenn ich ihr glauben könnte, würde das bedeuten, dass Greg mir etwas ungemein Wichtiges verheimlicht hat. Grace war mit Simon verheiratet? Er wusste das die ganze Zeit, während ich ihm alles über Cohen, meine Schwester und ihren Tod anvertraut habe. Er wusste, wer Simon ist und er wusste, wer Cohen ist.
Oh mein Gott, er hätte ihn aufhalten können! Als mir dieser Gedanke kommt, wird mir das Ausmaß der Situation klar. Gregs Schwester starb vor über zehn Jahren und er wusste, dass Simon dafür verantwortlich war. Er erzählte mir, dass er danach verschwand, aber wenn er geblieben wäre und dafür gesorgt hätte, dass Simon dafür bezahlt, dann würde meine Schwester noch leben. Mein Herz hämmert zu heftig, und mein Atem geht zu schnell. Ich muss hier raus.
Ich schaffe es zurück zum Tisch, aber die Mädels müssen gesehen haben, dass etwas nicht stimmt, denn sie springen auf und sind sofort an meiner Seite.
„Meli, was ist los?“, fragt Izzy oder vielleicht auch Dee.
Ich schüttele nur den Kopf und greife nach meiner Handtasche.
„Meli, bitte rede mit uns. Was ist passiert?“
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es diesmal Dee war.
„Ist das diese verfluchte Mandy?“, fragt eine von ihnen, und ich zucke bei der Erwähnung ihres Namens zusammen.
Ich muss hier raus, bevor Mandy sieht, dass ihre Worte den gewünschten Effekt haben. Ich kann später zusammenbrechen und durchdrehen, aber ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass sie mich dabei beobachtet.
„Nicht hier“, krächze ich und ziehe etwas Geld aus meinem Portemonnaie. Ich werfe es auf den Tisch, gehe Richtung Tür und sorge dafür, dass Mandy nicht mitbekommt, wie aufgewühlt ich bin.
Es fühlt sich an, als hätte man mir das Herz herausgeschnitten. Meine Haut spannt und mein Gesicht schmerzt, weil ich mit Gewalt meine Gefühle unter Kontrolle halte. Das Brennen, das in meiner Brust angefangen hat, wandert zu meiner Kehle hoch und ich weiß, dass ich das Schluchzen höchstens noch für einige Sekunden zurückhalten kann.
„Meli, bitte warte!“ Ich höre Izzy hinter mir herrennen, aber ich habe mein Auto und damit das Entkommen im Blick. „Melissa!“
Sie greift fest genug nach meinem Arm, dass ich nicht weiterlaufen kann und dreht mich zu sich um. Ich spüre, wie Tränen aus meinen Augen quillen, und als ich ihr sagen will, dass sie mich in Ruhe lassen soll, erkenne ich die Laute kaum, die aus mir hervordringen. Es ist der Klang meines Herzens, das in tausend kleine Stücke zerbricht.
„Süße, was ist denn los?“
„Hast du es gewusst?“, flüstere ich mit zitternder Stimme. Die Tränen laufen mir immer noch das Gesicht hinunter. „Hast du es gewusst?“, wiederhole ich mit etwas mehr Kraft.
Sie zuckt bei meiner Frage leicht zusammen, runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. „Meli, ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Was soll ich gewusst haben?“
Ich schüttele ein paar Mal den Kopf und versuche wieder, zu meinem Auto zu kommen. Ich weiß nicht, wo Mandy ist, aber ich weiß, dass sie sich entgehen lassen wird, welche Wirkung ihre Bombe auf mich hat. „Ich muss weg, Izzy. Ich kann nicht hierbleiben, wenn ich zerbreche“, bettele ich.
„Du kannst aber nicht fahren. Steig bei mir ein, ich bringe dich nach Hause.“
„Nein!“ Ich will mich an ihr vorbeidrängen, aber sie hält mich fest. Himmel, ich bin doch viel größer als sie. Wie kann sie mich zurückhalten? „Ich fahre nicht nach Hause, nicht zu ihm!“ Es scheint sie noch mehr zu verwirren, wie leidenschaftlich ich mich weigere, zu Greg zu fahren. „Bitte, ich kann nicht nach Hause.“ Meine Stärke schwindet und ich zittere am ganzen Körper, weil ich mich so zusammenreißen muss.
„Okay, Süße, das ist in Ordnung. Komm mit. Wir können auf der Fahrt überlegen, wohin du willst, okay?“
Sie schiebt mich auf den Sitz, gibt mir meine Handtasche, geht schnell um das Auto herum und fährt nach wenigen Sekunden los. Ich habe keine Ahnung, wohin ich soll, aber ich weiß, dass ich Greg jetzt nicht sehen kann. Im Moment weiß ich nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen kann.
Das Letzte, was ich sehe, bevor wir vom Parkplatz fahren, ist Mandy, die aus dem Heavy’s stürmt, mit Dee dicht auf den Fersen. Sie sieht sich um, aber als sie nicht findet, wonach sie sucht, dreht sie sich zu Dee um und fängt an, zu gestikulieren.
Zumindest bin ich weg, bevor sie sieht, wie ich zusammenbreche. Ich höre, wie Izzy mich fragt, wohin sie fahren soll, und sie telefoniert ein paar Mal, aber ich bin in meiner eigenen Welt. Ich ziehe die Beine an mich und lasse den Tränen freien Lauf.