Epilog
„Ich bin seit Monaten nicht hier gewesen. Ich könnte dem Wetter die Schuld geben, aber der Winter ist seit Wochen vorbei. Ich könnte der Arbeit die Schuld geben, aber ihr würdet beide wissen, dass das eine dicke Lüge ist. Ich könnte vielen Dingen die Schuld geben, aber die Wahrheit ist, dass ich Angst hatte. Es ist eine Sache, mit den Jungs herzukommen. Wenn sie dabei sind, kann ich nicht zusammenbrechen, und ich kann so tun, als wärt ihr noch da.“ Ich seufze tief und lege mich ins kühle Gras. „Jetzt musste ich aber kommen. Ich wollte diejenige sein, die es euch beiden erzählt. Ich wollte, dass ihr beide die Ersten seid, die es erfahren. Ich habe es noch nicht einmal Greg und Cohen gesagt, aber ich habe das Gefühl, wenn ich es tue, feiern sie so laut, dass ihr sie hören werdet.“
Ich sehe in den wolkenlosen Himmel hinauf, lächele und fahre fort. „Es hat sechs Monate gedauert, aber heute kamen die Dokumente für die Adoption. Greg und ich sind offiziell Cohens Eltern. Cohen findet es cool, dass er einen neuen Namen bekommt. Cohen Cage. Er sagt, das sei ein besserer Name für einen Superhelden.“ Ich lache, und werde dann wieder ernst.
„Ich wünschte, ihr beide wärt noch hier. Ich habe immer von diesem Moment geträumt und mir immer vorgestellt, dass ihr bei mir seid. Aber wie wir Cohen gesagt haben, ich weiß, dass ihr da oben seid und euch für uns freut.“
Ich brauche ein paar Minuten, bis ich trotz des Kloßes in meiner Kehle weitersprechen kann. „Ich war heute beim Arzt“, flüstere ich. „Ich hoffe, es wird ein Mädchen, Fia. Erinnerst du dich, wie oft wir darüber gesprochen haben, wie schön es sein würde, erst einen Sohn und dann eine Tochter zu bekommen, damit sie immer beschützt werden würde? Ich kann es nicht erwarten, dass Cohen ein großer Bruder wird.“
Ich liege noch eine Weile lächelnd da und denke daran zurück, wie wir unsere Zukunft geplant hatten.
Es ist nicht mehr so hart, meine Familie zu vermissen, aber es wird immer wehtun.
„Ich vermisse euch beide. Ich wollte nur, dass ihr als Erste erfahrt, dass es Cohen gutgeht und unsere Familie bald wachsen wird. Ich wünschte so sehr, ihr wärt hier und könntet es mit mir teilen. Ich liebe dich, Mom. Ich liebe dich, Fia.“
Ich stehe auf und werfe einen letzten Blick auf die beiden Grabsteine meiner Familie.
Ich liebe euch beide so sehr .
Als ich vom Friedhof nach Hause fahre, spüre ich, wie der Druck der Trauer von meinem Herzen abfällt und gen Himmel steigt – zum ersten Mal, seit ich Fia verloren habe.
Ich biege in die Auffahrt und sehe meinen Mann und meinen Sohn im Gras herumrollen. Und da weiß ich, dass wir beide trotz allem Kummer und Schmerz fliegen gelernt haben.
Wir haben gelebt.
Und jetzt können wir unseren Kindern beibringen, dasselbe zu tun.