Archondia ließ die leere Wäschewanne auf dem Küchenboden stehen und durchquerte auf Zehenspitzen den Innenhof, um unter dem offenen Fenster niederzukauern. Weil sie unbedingt hören wollte, was die zwei Männer miteinander redeten, hatte sie die Wäsche nur notdürftig aufgehängt.
In ihrer Eile hatte sie nicht einmal die Nachbarin wegen ihrer ungezogenen Kinder zurechtgewiesen, als sie sie vom Markt zurückkommen sah. Am Morgen hatte sie nämlich eine Zitrone in der Unterwäsche ihres Herrn gefunden, und in der Wäsche vom Vortag hatte ein Hemd gefehlt.
Als sie ihm davon erzählte, jammerte er unter Tränen, es gebe Wichtigeres als Unterwäsche und Zitronen. »Belästigen Sie mich bitte nicht mit solchen Lappalien! Wissen Sie denn nicht, was passiert ist?« Da erst hatte sie von Lucy Davis’ gewaltsamem Tod erfahren.
Vielleicht hat der Wind das Hemd weggeweht, aber meinetwegen kann die ganze Wäsche gern in Rhodos landen, dachte sie angesichts der Harmlosigkeit dieses Problems. Es war unvorstellbar: Jemand hatte Lucy ermordet. Hier. Auf Nissos. Von solchen Vorfällen im Fernsehen zu erfahren, war etwas völlig anderes, als wenn es im persönlichen Umfeld geschah.
Und bei dem Gedanken, wie Lucy vor acht Tagen ihre Sachen gepackt und das Haus verlassen hatte, beschloss Archondia, nicht länger an alten Gewohnheiten festzuhalten: Mit einem Mörder auf der Insel war Schluss mit nicht abgeschlossenen oder gar offen stehenden Türen. Von jetzt an würde sie das Haus sogar dann zusperren, wenn sie bloß zum Bäcker um die Ecke ging.