Zuerst war es die panische Hektik des Mädchens, die seine Aufmerksamkeit erregte, als sie mehrere Stufen auf einmal nehmend die Treppe wieder heraufgerannt kam. Dann waren es ihre schreckgeweiteten Augen, die aus ihren Höhlen zu treten drohten, und die gespenstische Blässe ihres Gesichts, noch verstärkt durch ihr korallenrotes Kleid.
Und schließlich die Art, wie sie mit aller Kraft am Kleid ihrer Mutter zog. Da sie ihm dabei den Rücken zugekehrt hatte, konnte er nicht verstehen, was sie sagte. Doch der Gesichtsausdruck der Gastgeberin, zuerst skeptisch, dann bestürzt, war deutlich zu erkennen.
Markou sah, wie Mariama Milandi dem Mann, mit dem sie sich gerade unterhalten hatte, ihr Glas in die Hand drückte und ihre Tochter am Arm in Richtung Treppe zog.
Als Mutter und Tochter hinabstiegen, stand der Kommissar auf und folgte ihnen. Auf den hellen Steinstufen fielen ihm sofort die kleinen feuchten Fußabdrücke auf, die jedoch bereits trockneten und nur noch ansatzweise sichtbar waren.
Unten angekommen, ließ die Mutter den Arm der Tochter los und ging auf die Stelle zu, auf die das Mädchens zeigte: eine weit offen stehende Tür, durch die grelles Licht in den schwach beleuchteten Innenhof fiel.
Vielleicht aus einem Instinkt heraus oder auch aus Erfahrung schloss Markou als Erstes die Tür zu der Gasse, die zur Platia führte.
Ein Geräusch, als schnappte jemand erschrocken nach Luft, gefolgt von einem gellenden Schrei, drang an sein Ohr. Die Gastgeberin, die jetzt direkt vor der offenen Tür stand, riss entsetzt eine Hand an ihren Mund und hielt die andere vor die Augen ihrer Tochter. Ihr Busen wölbte sich, als sich ihre Lunge mit Luft füllte, um einen weiteren Schrei auszustoßen. Im selben Moment drehte sie den Kopf und sah ihn neben sich stehen. Sie brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, dass der Mann neben ihr nicht nur ein Partygast war. Sondern Mikes Cousin, der Polizist aus Athen.
Ohne einen Schrei oder auch nur ein Wort packte Mariama Milandi den Kommissar am T-Shirt und zog ihn vor sich. Mit der anderen verdeckte sie weiter die Augen ihrer Tochter. Das Mädchen versuchte, die Finger ihrer Mutter auseinanderzuziehen, um einen Blick ins Innere der Abstellkammer zu erhaschen, wo sich Markou jetzt umblickte.
Dort lag neben alten Teppichen, allen möglichen Möbelstücken, Körben und Keramikbehältnissen eine Frauenleiche auf dem etwa zehn Zentimeter unter Wasser stehenden Boden. Die Tote trug ein hellblaues Kleid, an ihrer linken Hüfte hing ein kleiner gehäkelter Beutel, und sie lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser, das ihr bis zu den Ohren reichte. Markous Blick wanderte zu ihren langen blonden Locken, die sich im Rhythmus des Wassers bewegten, das aus dem Schlauch neben ihr sprudelte. Dabei bemerkte er mehrere rotbraune Flecken auf ihren Haaren.