»Natürlich kannte ich sie. Wir waren mit ihr befreundet. So schockiert und betroffen ich über Lucys Tod auch bin, bei der Suche nach ihrem Mörder kann ich Ihnen leider nicht helfen.«

Fausto Ardolinis Aussage stimmte fast wortgetreu mit der seiner Frau überein. Im Gegensatz zu ihr war ihm jedoch seine Nervosität deutlich anzumerken. Er hatte die Finger krampfhaft ineinander verschränkt, und als er es sich auf dem Stuhl bequem zu machen versuchte, öffnete und schloss sich sein Mund wie der eines Goldfischs.

»Haben Sie auf der Party mit Lucy Davis gesprochen?«

»Ja.«

»Können Sie sich erinnern, sich über etwas Bestimmtes mit ihr unterhalten zu haben?«

»Nein. Bei solchen Anlässen bleibt es meistens bei oberflächlichem Small Talk.«

»Dann hatte der Streit, den Sie gestern Nachmittag mit Ihrer Frau hatten, also nichts mit ihr oder der Party zu tun?«

Um etwas Zeit zu gewinnen, wischte sich Ardolini den Schweiß von der Stirn. Dann antwortete er: »Nein.«

Fausto Ardolini gab sich große Mühe, klar zu denken. Wer hatte dem Kommissar von ihrem Streit erzählt? Alessandra etwa? Ausgeschlossen. Hatte sie jemand beobachtet? Hatte jemand gehört, was sie gesprochen hatten? Wurde es Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken?

Markou nickte und setzte sein Verhör in ruhigem Ton fort.

»Soviel ich gehört habe, hatte das Opfer ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann. Ein Mann, der gesehen wurde, wie er sie in ihrem Haus am Pirate’s Beach besucht hat.«

Diese letzte Behauptung war erfunden. Markou hoffte jedoch, sie würde den Italiener, der kurz davor stand einzuknicken, noch stärker unter Druck setzen. Und tatsächlich brauchte er diesmal ein paar Sekunden länger für seine Antwort, die jedoch nicht so ausfiel, wie Markou gehofft hatte.

»Darüber weiß ich nichts. Außerdem stand es Lucy frei, ein Verhältnis einzugehen, mit wem sie wollte. Sie war eine erwachsene Frau. Sein Liebesleben ist jedem selbst überlassen, oder etwa nicht? Außer Sie sind der Papst und halten Sex für eine Sünde …«, schloss er mit einem verlegenen Lächeln und dem missglückten Versuch, dem Ganzen eine humorvolle Wendung zu geben.

»Nein, ich bin nicht der Papst und halte es nicht für eine Sünde. Aber ich bin Polizeikommissar und sehe ein potentielles Mordmotiv«, sagte Markou und wischte damit auch noch die letzte Spur eines Lächelns aus Ardolinis Gesicht.