Kapitel 7

Eine Frau von der Insel, die für einen Fremden arbeitet, bestiehlt diesen.

Hier endete der Text abrupt. Der einzige Satz des siebten Kapitels enthielt nur eine einzige Information. Nichts über den Fortgang der Handlung.

Markou legte das ausgedruckte Manuskript neben den Frappé, den er trotz der späten Stunde bestellt hatte, und drehte den Kopf nach rechts. Eine Pergola mit dicken Zeltwänden schützte den Außenbereich des Restaurants und die

Dann blickte Markou hoch in die Dunkelheit und dachte über Lucy Davis’ Manuskript nach. Er ging im Kopf die erwähnten Personen durch, diejenigen, die er kennengelernt hatte und mit ihrem literarischen Alter Ego verknüpfen konnte, und diejenigen, denen er nicht begegnet war – den Schriftsteller und seine Frau, den jungen Schauspieler, der möglicherweise bei ein paar Pornos mitgewirkt hatte, die sich auf seine Karriere auswirken konnten. Und wieder fragte sich der Kommissar, wie viel in dem Romanfragment der Wahrheit entsprach und wie viel reine Erfindung war.

Außerdem war ihm aufgefallen, dass der Entwurf keinen Plot hatte. Sowohl die vollständigen Kapitel als auch die Notizen handelten lediglich von Klatsch, sie führten nirgendwo hin, steuerten auf keinen Höhepunkt zu.

Andererseits musste nicht jedes Buch mit dem Unbehagen des Lesers spielen, ein Rätsel enthalten, das nach einer Lösung schrie, oder zu einer Katharsis führen. Doch der Krimiliebhaber Markou konnte schwer nachvollziehen, warum man auf einen spannenden Plot verzichten sollte. Er hatte noch nie verstanden, was jemand an einem Buch fand, das lediglich in schöne Worte gekleidete Gedanken bot. Solche reinen Charakterstudien würde er nie anrühren, nichtssagende Geschichten über die Gewohnheiten, Vorzüge und Fehler eines kleinen Personenkreises, die beim Leser weder Furcht noch Verständnis auslösten.

Aber möglicherweise war Davis ermordet worden, bevor sie zum Höhenpunkt ihrer Erzählung kommen konnte. Vielleicht war genau das das Tatmotiv. Aus dem Word-Dokument ging hervor, dass das Manuskript zuletzt am Nachmittag vor ihrem Tod bearbeitet worden war. Und der Roman steckte noch in den Anfängen.