»Sie verdächtigen also die beiden …«, sagte Maroulas, als sich die Tür hinter dem italienischen Paar geschlossen hatte. Und ohne seine Antwort abzuwarten: »Deshalb haben Sie sie also gebeten, die Sachen mitzubringen, die sie an dem Abend anhatten. Und wonach haben Sie in der Tasche gesucht? Haben Sie etwas gefunden?«
Markou wartete, bis Maroulas mit seinen Fragen fertig war, dann holte er tief Luft.
»Wir haben einen Fehler gemacht«, sagte er. »Beziehungsweise ich habe einen gemacht; Sie trifft keine Schuld. Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass der Mörder das Haus nach der Tat sofort verlassen hat. Eine verständliche, logisch begründete Annahme.«
Er schüttelte den Kopf, als er seinen Fehler zu rechtfertigen versuchte.
»Rein psychologisch gesehen wäre es völlig irrational, auf einer Party zu bleiben und weiter seine Drinks zu süffeln, nachdem man gerade jemanden umgebracht hat. Doch selbst wenn sich der Täter irrational verhielt, gab es einen anderen, sehr konkreten Grund, weshalb ich ausschloss, dass der Täter noch in Milandis Haus war, als die Leiche gefunden wurde.«
Jetzt war es an Maroulas, den Kopf zu schütteln. »Das Blut«, sagte er.
»Ganz richtig. Bei einer derartigen Kopfwunde muss der Täter zwangsläufig eine Menge Blut auf seine Kleider bekommen haben. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass er nicht auf der Party geblieben ist, verstehen Sie?«
Maroulas hielt den Blick schweigend auf Markous Schulter gerichtet. Ohne darauf zu warten, dass sein junger Kollege die entsprechenden Schlüsse zog, griff der Kommissar nach der Kamera und zeigte ihm das Foto von Alessandra Ardolini.
»Sehen Sie es jetzt?«
Maroulas brauchte nicht lang, um die Bedeutung dessen zu verstehen, was er auf dem Display sah: Ardolini mit ihren vom Blitzlicht rot leuchtenden Augen hatte das Sakko ihres Mannes über ihr geblümtes Kleid geworfen und ihre große Tasche an ihre Brust gedrückt.
»Natürlich!«, rief er, als endlich der Groschen fiel.
»Sie hat die Blutspuren auf ihrem Kleid mit der Jacke und der großen Tasche verdeckt …«
Nach einer kurzen Pause, in der er die letzten Puzzlestücke zusammensetzte, fügte er lächelnd hinzu: »Außerdem konnte sie in ihrer Tasche den Hammer verstecken! Deshalb wollten Sie sie sehen – um zu prüfen, ob Blutspuren darin waren.«
Markou nickte. »Ich habe zwar keine entdeckt, aber Frau Ardolini könnte sie sauber gemacht haben. Das gilt natürlich auch für ihre Kleider.« Maroulas entging das kurze Zögern des Kommissars nicht.
»Dann verdächtigen Sie die beiden also tatsächlich?«
»Dass der Mörder sich nicht sofort vom Tatort entfernt hat, vergrößert natürlich den Kreis der Verdächtigen. Und die Italiener hatten ein Motiv. Das Gleichgewicht ihrer Ménage-à-trois war gestört …«
Maroulas unterbrach ihn: »Schon klar. Aber wenn aus dem Dreier eine Zweierbeziehung der beiden Frauen geworden ist, hätte doch Fausto Ardolini handeln müssen und nicht …«
Als er merkte, dass er gerade nicht an der Reihe war und nur die Gedankengänge seines Vorgesetzten störte, verdrehte er leicht die Augen und wollte sich schon entschuldigen.
»Sie haben völlig recht«, murmelte der Kommissar jedoch. »Wieder kommen wir mit Psychologie nicht weiter. Und er hatte kein Blut an der Kleidung; er hat seiner Frau sogar seine Jacke gegeben.«
»Und wie sieht es mit dem zweiten Motiv aus?«, fragte Maroulas. »Dass beide verhindern wollten, dass das Buch erscheint?«
»Auszuschließen ist es nicht«, sagte Markou. »Da die beiden in Davis’ Haus ein und aus gegangen sind, hätten sie Zugang zum Laptop gehabt. Allerdings war auf ihren Gesichtern deutlich Überraschung – und eine gewisse Enttäuschung – zu sehen, als sie eben das Manuskript lasen – als fühlten sie sich von Davis hintergangen, weil sie ihr, zumindest in ihren Augen, kostbares Geheimnis enthüllt hatte. War ihre Reaktion echt? Schwer zu sagen …«
Mit einer Handbewegung signalisierte er, dass sie sich die nächsten Zeugen vornehmen mussten.
»Wen soll ich reinrufen?«, fragte Maroulas.
»Sehen Sie sich die Fotos an, und sagen Sie es mir«, schlug Markou vor und reichte ihm die Kamera.
Ein paar Bilder später leuchteten Maroulas’ Augen erneut auf: »Die Brasilianerin!«
Markou lächelte leicht, und der junge Kadett öffnete die Tür zum Wartezimmer.