»195 Gramm Kokain, jede Menge Pillen – ihrem Aussehen nach zu schließen, wahrscheinlich Ecstasy oder Methadon, aber wir müssen sie auf jeden Fall ins Labor schicken –, ein halbes Kilo aufbereitetes Marihuana und ein paar Pflanzen«, betete Maroulas die Liste zum dritten Mal herunter. Er verstand nicht, warum Markou sie immer wieder hören wollte. Ebenso wenig verstand er, warum ihm der Kommissar auf seine Frage, ob Ersen seiner Meinung nach untergetaucht sei, ständig die gleiche Antwort gab: »Lesen Sie den Bericht, dann haben Sie die Antwort.«

Die Drogen waren an verschiedenen Stellen auf dem Boot versteckt gewesen, allerdings nicht besonders gut. Schon nach zehn Minuten entdeckten sie die Pillen und das Kokain in einem kleinen Spalt unter dem Teppich und in einem Schrank voller bunter Hemden und T-Shirts. Das Cannabis befand sich in der Küche in Behältern, die mit Oregano, Thymian und den Namen verschiedener anderer Kräuter beschriftet waren. Das alles ohne Hilfe eines Spürhunds – so einen Luxus konnten sie sich auf Nissos nicht leisten.

Wirklich schade, dass wir Katzen nicht beibringen können, Drogen zu erschnüffeln; dann hätten wir mehr als genug Kandidaten, dachte Maroulas, als sie die Schnee versiegelten. Wahrscheinlich war das weiße Pulver, das sie gefunden hatten, die Erklärung für den Bootsnamen.

Diese Menge Drogen – und es war nicht auszuschließen,

Nachdem sie die Drogen in einem Müllsack verstaut hatten, waren sie zur Wache zurückgekehrt. Das Boot ließen sie von einem Kadetten der Küstenwache bewacht zurück, unter den aufmerksamen Blicken der Besitzer der Taverne und des Kiosks am Hafen. Letzterer hatte ihnen erzählt, dass er Mehmet Ersen während seiner Nachtschicht nicht zurückkommen sehen hatte. Und der Wirt der Taverne hatte hinzugefügt, dass er auch am Morgen nicht wie sonst auf einen Kaffee und ein Koulouri vorbeigekommen war. Ersens Handy war ausgeschaltet, und von seinem Mietroller fehlte jede Spur.

Als Maroulas den Kommissar zum x-ten Mal fragte, ob der Türke untergetaucht sei, wiederholte Markou nur wieder, er solle den Bericht lesen. Also las der junge Polizeianwärter die Liste noch einmal laut vor, wie ein Kind, das mechanisch seinen Stundenplan aufsagt. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Maroulas verstummte abrupt und sagte dann mit unsicherer Stimme: »Wenn er abgehauen wäre, hätte er vorher noch alles auf dem Boot vernichtet.«

Markous Nicken zauberte ein Lächeln auf die Lippen des Kadetten. »Er kann nicht abgehauen sein. Entweder versteckt er sich irgendwo, oder er …« Er sprach den Satz nicht zu Ende.

»Laut Aussage des Kioskbesitzers war er gestern Nachmittag zum letzten Mal am Hafen«, sagte Markou. »Also ist er nach der Vernehmung wahrscheinlich sofort zu seinem Boot gefahren und nur ein paar Minuten geblieben, bevor er sich am Kiosk eine Schachtel Zigaretten gekauft hat und mit seinem Roller weggefahren ist.«

Markou nickte und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Vorzimmer, wo Timos Karas und Mariama Milandi warteten. »Sagen Sie ihnen, sie sollen morgen wiederkommen.«