Wenige Stunden vor Lucy Davis’ Tod

Mit dem Schlüssel in der Hand stand Lucy reglos da. Sie wusste nicht, was sie damit machen sollte. Ihn wieder unter den Topf mit dem Basilikum legen? Offensichtlich kannte er das Versteck – wie auch nicht? Sie hatte die Idee von seiner Haushälterin. Er hatte die ganze Woche versucht, sie zu erreichen. Um ihr was zu sagen? Um zu versuchen, ihr alles zu erklären? Sie wollte weder wissen, warum noch wie er die Frau auf dem Foto umgebracht hatte. Selbst wenn es ein Unfall gewesen war, selbst wenn er eine Million Gründe gehabt hatte, wollte sie es nicht wissen.

Wilde Wut überkam sie. Sie entriegelte die Tür noch mal, stieß sie auf und machte die Außenbeleuchtung an, bevor sie die Haustür wieder abschloss. Sie würde das Licht an lassen. In dieser einsamen Gegend wäre es von Weitem zu sehen und würde ihr bei ihrer Rückkehr wie ein Leuchtturm ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Nicht, dass sie meinte, in Gefahr zu sein.

Andererseits war er nicht davor zurückgeschreckt, in ihr Haus einzudringen, als sie weg war. Sie ballte eine Faust um den Schlüssel. Und nicht nur das, er hatte ihren Laptop durchsucht, die Zeilen, die ihm Sorgen machten, gelöscht und den Papierkorb geleert. War er wirklich so dumm? Oder so verzweifelt? Konnte er vor Angst nicht mehr klar

Sie drehte den Kopf abrupt zu den Olivenbäumen hinter ihr. Sie bildete sich ein, etwas gehört zu haben.

Sie blickte sich eine Weile um. Aber es war niemand zu sehen.

Jetzt mal nicht gleich den Teufel an die Wand, redete sie sich gut zu.

Sie öffnete ihre Handtasche und legte den Schlüssel zu ihrem Handy, dem Notizbuch, ein paar 20-Euro-Scheinen und einer Packung Kaugummi. Denselben Schlüssel, den Cadena ein paar Stunden nach Lucys Ermordung wieder unter den Topf mit dem Basilikum legen sollte, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Lucy die gelöschten Zeilen nicht neu geschrieben hatte.