I
ch lehne mich in dem geräumigen Sessel zurück und untersuche die Kabine. Sie ist mit sanftem Licht geflutet, ausgestattet mit milchigem Leder, perlgrauen Teppichen und blassen Holzpanelen. Der Inbegriff von Luxus.
Ich lächle, als ich mich an die Enttäuschung erinnere, als ich diesen Jet zum ersten Mal betreten habe, den Raphael zusammen mit seinem älteren Bruder Sebastian besitzt.
Er schien klein.
Nicht, dass ich zuvor irgendwelche persönlichen Erfahrungen mit Privatjets hatte. Tatsächlich hatte ich als Anhaltspunkte Filme wie Air Force One
oder Serien wie House of Cards
, in denen jeweils das für den Präsidenten der Vereinigten Staaten vorgesehene Flugzeug vorkam.
Nicht weniger.
Jetzt wo ich weiß, wie ein normaler Privatjet aussieht, finde ich, dass dieser Zwölfsitzer die perfekte Größe hat. Groß genug, um die Beine auszustrecken und doch klein genug, um sich wohl zu fühlen.
Wir fliegen von einem faulen Wochenende an der Costa Brava zurück nach Paris. Naja, relativ faul, denn wann immer wir nicht im Pool, Restaurant oder im Bett waren, arbeiteten wir im luxuriösen Café im Außenbereich des Spas und genossen das perfekte frühe Maiwetter. Wenn er nicht gerade am Telefon mit seinen Beratern war, studierte Raphael streng geheime Akten und ich plagte mich mit meiner Doktorarbeit herum.
Mein innerer Nerd liebte die ruhige Gesellschaft während dieser fleißigen Stunden genauso sehr, wie meine innere Hure es genoss, ihn am Strand zu küssen.
Aber alles geht irgendwann zu Ende.
Auch dieser Flug.
Mir fällt ein, dass er vorbei sein wird bevor wir auch nur „Paris“ sagen können und beginne daraufhin mit dem Frühstück aus pochierten Eiern, gebratenen Pilzen, Räucherlachsröllchen und Ahornsirup-Pancakes, von dem mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Neben mir überfliegt Raphael einen Bericht und tippt eine E-Mail, während er seinen doppelten Espresso schlürft.
Wer sagt, dass Männer nicht multitaskingfähig sind?
„Iss solange es warm ist“, sage ich.
„Oui, maman
.“ Er legt sein Tablet zur Seite.
Ich nehme mir eine Schale mit verschiedenen Beeren. „Nur weil du diese Art von Frühstück immer haben kannst, wann du willst, ist das kein Grund es nicht zu genießen.“
„Wahr.“ Er haut rein. „Diese Woche wird die Hölle.“
„Arbeit?“
„Mhm.“ Er blickt mich von der Seite an. „Ich werde dich nicht viel sehen.“
Ich falte meine Serviette und arrangiere die Überreste des Essens auf dem Tablett, vermeide dabei aber Augenkontakt. Er muss nicht wissen, wie sehr mich diese Aussicht bestürzt.
Raphael wendet sich von mir ab und beginnt an den Knöpfen auf seiner Armlehne herumzuspielen. Plötzlich sind wir durch eine Filzabtrennung vom Rest des Flugzeuges abgetrennt. Nett
. Er drückt einen anderen Knopf und mein Sitz gleitet nach hinten in eine liegende Position. Eine Sekunde später tut das sein Sitz auch.
Er lehnt sich über mich. „Wir könnten die nächsten zwanzig Minuten mit etwas Sinnvollem verbringen.“
Nur das ich nicht kann. Ich habe heute Morgen meine Periode bekommen. Das Problem ist, dass meine Erziehung es nicht zulassen wird, das einem Mann zu sagen. Selbst einem Mann, dem jeder Zentimeter meines Körpers sehr intim vertraut ist.
„Der Trick mit den Sitzen“, sage ich stattdessen, „war kitschig.“
Er nickt. „Und billig.“
„Genau.“
„Und kindisch“, fügt er hinzu.
„Das auch.“
„Und chinesisch?“
Ich runzle die Stirn. „Warum chinesisch?“
„Weil…mir gerade nichts Besseres eingefallen ist.“
Ich breche in Gelächter aus.
Er knöpft mein Shirt auf und zieht die Schalen meines BHs unter meine Brüste. Das Gefühl seiner Hand auf meiner Haut ist zu angenehm, um zu widerstehen, also lasse ich ihn mich von der Hüfte aufwärts streicheln.
Er beginnt meine linke Brust zu streicheln, seine Handfläche umschließt und knetet sie. Gleichzeitig senkt sich sein Mund auf meine rechte Brust und nachdem er mit der Zunge meinen Nippel umkreist hat, umschließt er ihn mit seinen Lippen. Ein Schauer durchströmt mich. Während er mir ins Gesicht sieht, nimmt Raphael den Nippel in den Mund und saugt an ihm. Ich stöhne und krümme meinen Rücken, während er meinen anderen Nippel mit den Fingern massiert und leicht zukneift.
Das ist so verdammt gut.
Ich meine, nicht gut.
Denn er hat sicher nicht vor, an meiner Hüfte Halt zu machen. Er hat gerade meine Jeans aufgeknöpft und den Reißverschluss geöffnet.
„Ich hätte dir sagen sollen, dass du einen Rock anziehen sollst“, sagt er und gleitet mit seiner Hand in mein Spitzenhöschen.
Ich packe ihn am Handgelenk. „Was ist, wenn die Stewardess hereinkommt, um die Tabletts zu holen?“
„Wird sie nicht“, sagt er, hält trotzdem inne, „solange die Abtrennung oben ist.“
„Was ist, wenn ein Notfall passiert? Was ist, wenn wir abstürzen und die Piloten es uns mitteilen müssen?“
„Wenn wir abstürzen würden, dann würden wir das merken
.“
Während ich nach einem anderen Grund suche, warum wir aufhören sollten, gleitet seine Hand zwischen meine Beine.
Ich reiße an seinem Handgelenk. „Stop!“
„Warum? Was ist los, Baby?“
Okay, zur Hölle mit den guten Manieren. „Ich habe meine Periode.“
„Oh.“ Er sieht etwas verwirrt aus. „Musst du ins Badezimmer?“
„Nein, alles okay. Ich will nur nicht, dass du… du weißt schon.“
Er legt seine Hand auf meinen unteren Bauch. „Krämpfe?“
„Ein wenig.“
„Armer Schatz.“
Bevor ich nach seinem Handgelenk greifen kann, gleiten seine langen Finger in mein Höschen und finden die Schnur meines Tampons. „Wunderbare Erfindung, nicht wahr?“
„Jaha. Kannst du nun… zurück zu meinen Brüsten?“
„Ich habe einen Vorschlag.“ Er lächelt mich betrügerisch an. „Mein Mund kehrt zu deinen wunderschönen Brüsten zurück und meine Hand bleibt da wo sie ist.“
„Ich denke nicht –“
„Ohne sich zu bewegen.“
„Du bist do ein… groppenkopf
“, sage ich.
Er weitet die Augen. „Hat Mia Stoll soeben ein Schimpfwort verwendet?“
„Das bedeutet ‘Dickkopf’ auf elsässisch.“
„Puh.“ Er lässt seinen Kopf in gefälschter Erleichterung auf die Brust fallen. „Für einen kurzen Moment dachte ich, dass uns das Ende der Welt bevorsteht.“
Ich lächle und Raphael streichelt mich da unten kaum merklich. Seine Berührung ist federleicht.
Ich presse die Beine zusammen. „Deine Hände können nur bleiben, wenn du sie kontrollieren kannst.“
„Ich verspreche, dass ich mein Bestes geben werde“, sagt er. „Wenn ich versage, klatsch mir eine.“
„Oh, das werde ich.“
Er haucht über meine Nippel und widmet sich wieder der Fürsorge. Aber es ist mir unmöglich, mich zu entspannen, während seine Hand zwischen meinen Beinen ist. Oder viel mehr, während seine Finger wieder anfangen sich zu bewegen. Als er sie gegen meinen Po presst, öffne ich meinen Mund, um unflätig loszuschreien, aber das Vergnügen scheint stärker zu sein, als meine Hemmungen und Tabus.
Von meiner sexuellen Freizügigkeit ermutigt, beginnt er tatsächlich zu reiben.
Meine Augen werden schwer.
Er übt mehr Druck aus und kurz darauf krümme ich mich unter seiner Berührung. Ich vergesse, dass ich menstruiere. Ich vergesse, dass ich Krämpfe habe. Mein Gehirn weiß nicht einmal mehr, was Krämpfe sind.
Raphael wird schneller und flüstert, während unsere Lippen sich fast berühren: „Mia, Baby, du bist so schön.“
In dem Moment, in dem seine Zunge in meinen Mund eindringt, erreiche ich den Höhepunkt. Er küsst mich fordernd und tiefgründig, Welle für Welle von süßem Genuss überkommt mich.
Und ich gebe mich dem voll hin.
Als ich von meinem Hoch herunterkomme realisiere ich, dass meine Fingernägel sich tief in seinem Rücken vergraben haben.
„Tut mir leid“, sage ich und lasse ihn los. „Habe ich dir wehgetan?“
„Ein wenig.“ Wieder dieses Lächeln, dass einem das Höschen auszieht. „Aber es hat mir gefallen.“
Ich grinse zurück. „Naja, jetzt sind wir schon zu zweit in Bezug auf Problemen in Sachen Selbstkontrolle.“
„Ist es nicht komisch“, sagt er, „dass ich in keinem anderen Bereich meines Lebens Probleme habe die Kontrolle zu behalten, außer in diesem?“
„Das ist
komisch.“
„Manchmal komme ich wochenlang damit aus, nicht an Frauen zu denken, bis ich eine Sache sehe, die mich anzieht. Und dann bin ich geliefert.“
„Eine Sache
?“
„An einer Frau“, erklärt er. „Wie deine Augen. Und Lippen. Nacken, und Brüste… Eigentlich alles an dir.“
Während er die verschiedenen Körperteile nennt, berührt er sie mit seinen Lippen, teilweise etwas unbeholfen. Da seine rechte Hand noch immer in meinem Höschen ist und seine linke Hand gegen meinen Sitz gestemmt ist, damit er sich abstützen kann, ist der arme Mann gezwungen, seinen Kopf zu benutzen.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
„Es ist wie mit Q-Tips“, sagt Raphael.
„Wie bitte?“
„Hast du noch nie einen Q-Tip in einer Schublade im Badezimmer entdeckt und plötzlich fingen deine Ohren an zu jucken?“
Ich lächle und nicke. Allein das Wort zu hören, lässt meine Ohren jucken.
Er schlängelt seine Zunge an meinem Nacken hinauf über mein Kinn. „Es ist als müsstest du nach einem greifen, um dein Jucken zu lindern, sobald du eines siehst! Weißt du?“
„Jaaaa…“ Ich ziehe es in die Länge.
Die Wahrheit ist, ich weiß nicht, was ich weiß. Die Q-Tip Angelegenheit ist etwas, was ich definitiv nachvollziehen kann, aber wir reden doch hier nicht mehr über Q-Tips, oder doch? Raphael beschreibt seine Beziehung zum anderen Geschlecht.
Sich kratzen wo es juckt, hm?
Es trifft mich, wie unsensibel sein Vergleich ist. Und noch mehr trifft mich die Tatsache, dass er das gar nicht bemerkt.
Oder es interessiert ihn nicht.
Um Himmels willen, Mia, entferne dich von diesem Mann!
Er wird dich süchtig nach seiner Art von Liebe und seinem verwegenen Charme machen und dich dann wegwerfen, wie einen benutzten Q-Tip.
„Baby, stimmt etwas nicht?“
Ich schüttle meinen Kopf. „Alles in Ordnung.“
„Das glaube ich nicht.“ Er durchsucht mein Gesicht. „Habe ich zu fest an deiner Lippe geknabbert oder war es das, was ich gerade gesagt habe?“
Wie kann ein Mann so schroff und zur gleichen Zeit so sensibel sein? Er sagt die unmöglichsten Dinge, ohne an deren Folgen zu denken und ist dennoch in der Lage den geringsten Unterschied in der Art und Weise zu bemerken, wie mein Körper auf ihn reagiert. Warum ist er nicht einfach ein normaler Mistkerl? Dann wären die Dinge so viel einfacher gewesen!
Ich hätte ihm schon längst einen Korb gegeben.
Nein, streichen wir das, ich hätte erst gar nicht anfangen sollen, mit ihm zu schlafen.
„Es ist nicht etwas, was du getan hast“, sage ich.
Er nickt. „Es ist was ich über die Q-Tips gesagt habe, richtig?“
„Kein sonderlich schmeichelhafter Vergleich.“
„Tut mir leid“, sagt er. „So habe ich das nicht gemeint.“
Ich klopfe auf sein Handgelenk und er zieht seine Hand aus meinem Höschen.
„Zumindest war es ehrlich“, sage ich und setze mich auf. „Ich werde darüber hinwegkommen.“
Auch er richtet sich auf und fährt unsere Sitze dann wieder in die normale Sitzposition.
Ich sammele mich und beschließe, dass das ein guter Zeitpunkt wäre, über meinen Kollegen Sandro zu sprechen, den mein Liebhaber im Begriff ist zu feuern.
„Du kündigst Sandro“, sage ich.
Raphael sieht mich leicht überrascht an. „Das tue ich tatsächlich.“
„Macht er einen schlechten Job?“
„Warum interessiert dich das?“ Sein Ausdruck verhärtet sich. „Ist er ein Freund von dir? Oder mehr als ein Freund?“
„Er ist ein Freund von Barbara“, sage ich. „Wir essen manchmal zusammen zu Mittag.“
Raphael nickt, sein Kiefer entspannt sich.
„Also ist er schlecht?“, frage ich erneut.
„Nein. Er kam nur drei Mal innerhalb von zwei Wochen betrunken zur Arbeit.“
„Sein Freund hat ihn nach drei Jahren einfach so verlassen.“
„Nicht mein Problem.“ Raphaels Lippen verschmälern sich.
Mein Kiefer verkrampft.
„Ich muss handeln, bevor seine Probezeit zu Ende geht“, erklärt Raphael. „Wenn ich das nicht tue, wird er einen unbefristeten Vertrag erhalten, tritt der Gewerkschaft bei und wird weiterhin trinken. Und dann ist es definitiv mein Problem.“
„Er wird mit dem Trinken aufhören“, sage ich. „Ich kann für ihn bürgen. Er liebt seinen Job und braucht seine Arbeit. Es war nur ein Ausrutscher.“
Raphael schüttelt den Kopf. „Wenn die Dinge so sind, wie du sie beschreibst, dann wäre ihm der Ausrutscher erst gar nicht passiert.“
„Bist du noch nie vom Weg abgekommen?“, frage ich. „Hast du noch nie fehlgeleitete Entscheidungen getroffen oder dumme Dinge gemacht, die du danach bitter bereut hast?“
Er durchsucht mein Gesicht.
„Würdest du Sandro bitte eine Chance geben?“
Er blickt für einen langen Moment aus dem Fenster. „Ja, es gab eine Zeit, in der ich meinen Weg verloren habe“, sagt er und wendet sich damit wieder mir zu. „Vor vielen Jahren in meiner Jugend.“
„Aber du hast es wieder auf die Reihe bekommen und ich bin sicher, dass du das nicht alleine geschafft hast. Jemand – vermutlich deine Eltern – waren da, um dir zu helfen.“
Er lächelt mich humorlos an. „Jemand hat das tatsächlich, aber es waren nicht meine Eltern. Maman kümmerte sich um ihre Wohltätigkeit in Nepal und Papa… Jedenfalls, die Person, die hinter mir stand, war Seb. Wäre er nicht gewesen, hätte ich es vielleicht niemals mehr auf die Reihe bekommen.“
Ich schaue ihm in die Augen.
Er starrt zurück. „Ich schaue mir Sandros Akte noch einmal an.“
„Danke.“
Raphaels Mundwinkel ziehen sich nach oben. „Du solltest dich für den Heiligenstand bewerben mit dem Herzen, das du hast.“
Ha! Die Ironie darin.
Ich setze mich nicht für Sandro aus der Güte meines Herzens ein. Meine Motive sind komplexer und weniger uneigennützig. Das Hauptmotiv besteht aus einem lächerlichen Wunsch. Ich hoffe, dass wenn mein Sex Video jemals ins Internet gerät, das Universum mir einen Gefallen schuldet. Ich hoffe, dass die Menschen, die mich kennen, es nicht sehen werden, oder wenn sie es sehen, sie mich nicht zu hart dafür verurteilen werden.
Und vor allem hoffe ich, dass die wichtigsten Menschen die Leinen nicht durchtrennen werden.