Epilog
E s sind drei Tage bis Weihnachten und Lily ist erkältet.
Ihre Nase ist ganz verstopft, aber der Vorteil davon ist – zumindest aus meiner Perspektive – dass ich nach meinem Gutenachtlied mit Sicherheit sagen kann, dass sie schläft.
Denn sie schnarcht.
Und das ist mein Stichwort, um auf Zehenspitzen den Raum zu verlassen.
Es ist drei Monate her, dass Raphael an meiner Tür klopfte und alles Geschwindigkeit aufnahm.
Im Oktober postete Gaspard das Video, trotz Raphaels heftigen Drohungen, im Internet und schickte es an Mamas offizielle E-Mailadresse.
Sie löschte sie, ohne sie zu öffnen.
Und was das World Wide Web angeht, kann ich nur hoffen, dass mein Sexvideo im Lärm untergeht bis wir Gaspard dazu zwingen, es herunterzunehmen. Raphael hat ihn in meinem Auftrag verklagt. Das Verfahren läuft noch, aber es ist eindeutig, dass wir gewinnen. Erstens, weil das, was Gaspard gemacht hat, nicht rechtens war. Und zweitens, weil Raphael zwei Top-Verteidiger engagiert hat und Gaspard nicht in der Lage war sich irgendeinen zu leisten.
Ausnahmsweise herrscht einmal Fairness in der Unfairness des Lebens.
Im November habe ich meine These verteidigt und mir das Recht verdient „Doktor der Philosophie“ genannt zu werden.
Hallo zusammen, ich bin Mia Stoll, Doktor der Philosophie.
In den darauffolgenden Tagen bekam ich den Job als maître de conférences.
Vor zwei Wochen sind Lily und ich bei Raphael eingezogen. Bevor wir das taten, musste er ein paar… ähm, eine Million Anpassungen seines Lebensstils machen, genauso wie auch in seinem offenen Loft.
Er sagt, dass das überhaupt kein Aufwand war.
Ich habe da meine Zweifel, aber ich stelle mir gerne vor, dass er das sagt, weil unsere Anwesenheit ihn die Unannehmlichkeiten vergessen lässt.
Er und Genevieve hatten einen großen Streit kurz nach dem Wochenende auf Ninossos. Er will mir keine Details verraten, aber ich vermute, dass sie mich wieder durch den Dreck gezogen hat und er beschlossen hat, dass er endgültig genug davon hatte. Drei Tage nachdem Lily und ich bei Raphael eingezogen sind, kaufte Genevieves Vater ihr eine Wohnung in Hollywood, wo sie ihr Glück als Produzentin für eines der Studios versuchen wird.
Wenn wir miteinander sprechen würden, würde ich ihr den Rat geben, sich auf Biografien von bösartigen Hexen zu spezialisieren.
Leise betrete ich das Wohnzimmer und gehe auf die Couch zu, wo Raphael sitzt und liest.
Ich werde ihm heute gestehen, dass er Lilys Vater ist.
Eigentlich wäre „bestätigen“ das bessere Wort, denn ich bin sicher, dass er es weiß. Wir haben nie darüber gesprochen, aber vor einiger Zeit habe ich aufgehört, über ihr Alter zu lügen und er fing damit an, sie „mein kleiner flammkuche “ zu nennen.
Er muss es wissen.
„Natürlich weiß ich es“, sagt er, nachdem ich mich ihm offenbart habe. „Aber ich wollte es von dir hören, wenn du bereit dazu bist.“
„Danke für deine Geduld.“
„Gern geschehen“, sagt er. „Eigentlich hat mir dein Schweigen nicht viel ausgemacht. Es erlaubte mir mich an den Gedanken zu gewöhnen und meine Prioritäten neu anzuordnen.“
Ich lächle. „Seit wann weißt du es?“
„Seit dem Moment, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe.“
Ich runzle ungläubig die Stirn.
„Lass mich dir etwas zeigen“, sagt er und geht zu seinem Schreibtisch.
Ich folge ihm. Raphael zieht ein Foto aus der obersten Schublade. Es ist Lily, mit ihrem süßen Grübchenlächeln. Aber irgendetwas stimmt nicht…
„Ihr Kleid“, sage ich und deute auf das Foto. „Lily hat so ein Kleid nicht.“
Er lächelt. „Das ist nicht Lily. Das ist meine Mutter im ungefähr demselben Alter.“
Einen Moment später fällt mir auf, dass mir der Mund offensteht und ich schließe ihn wieder.
Immer noch lächelnd, legt er das Bild auf den Schreibtisch und zieht mich an sich heran.
Ich schlinge meine Arme um seine Hüfte und atme ihn ein.
Er zerzaust mein Haar. „Weißt du, ich habe mich so an deinen Bob gewöhnt, dass ich jetzt weniger Haare auf deinem Kopf bevorzuge.“
„Gut“, sage ich.
Seine andere Hand fährt mir zwischen die Beine. „Und hier mit einem vollen Busch.“
Ich pruste gegen seine Brust.
Weniger als eine Minute später sind wir halb nackt, mein Hintern auf der Kante seines Schreibtisches und er bis zum Anschlag in mir vergraben.
„Halt dich nicht zurück“, sage ich und komme seinen gemäßigten Stößen entgegen. „Ich will es heute Nacht hart und fest.“
„Ja, Doktor.“
Wenige Minuten später umklammern wir uns erschöpft.
Er küsst mich auf die Stirn. „Heiratest du mich?“
Ich ringe nach Luft.
Raphaels Herzschlag beschleunigt sich an meiner Brust. Dass meine Antwort auf seine Frage ihn so nervös macht, ist pure Freude.
„Baby, wenn du Zeit zum Nachdenken brauchst, kann ich das total –“
„Nein“, sage ich.
Er verkrampft, was mich verstehen lässt, wie meine Antwort geklungen hat.
„Nein“, sage ich erneut. „Ich brauche keine Zeit zum Nachdenken. Und ja, ich möchte dich heiraten. Wenn du sicher bist, dass es das ist, was du willst.“
„Ich war mir in meinem ganzen Leben noch nie sicherer.“
Wir beide grinsen wie Idioten.
„Eigentlich“, sagt er, während seine Hand sich ihren Weg über meinen Rücken zu meinem Hintern bahnt. „Hatte ich nicht geplant, dir heute Abend… so… einen Antrag zu machen. Ich wollte es eigentlich auf eher klassischem Wege mit einem angemessen großen Stein morgen im Jules Verne machen.“
„Es war perfekt“, sage ich und drücke ihm einen Kuss auf den Mund.
Sein Grinsen wird größer.
„Bis auf einen kleinen Schönheitsfehler“, füge ich hinzu.
„Der wäre?“
„Was werden wir Lily erzählen, wenn sie uns fragt, wie Papa den Antrag gemacht hat?“
Er runzelt die Stirn. „Hmm.“
„Wir werden gezwungen sein, sie anzulügen.“
Er hebt seinen Zeigefinger. „Ich habe eine Lösung!“
„Ich höre.“
„Ich werde dir morgen noch einen Antrag im Restaurant machen. Ich werde sie dazu kriegen, dir den Ring zu geben.“
„Sie könnte sich dazu entschließen, ihn stattdessen in den Mund zu nehmen“, sage ich.
„Dann, lassen wir ihn in der Schachtel. Die passt nicht in ihren Mund.“
„Okay.“
Sein Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln. „So wird sie auch Teil des Antrags. Und an dem Tag, wenn sie danach fragt, haben wir eine coole und wahre Geschichte, die wir ihr erzählen können.
Ich küsse sein Kinn. „Das ist ein wirklich süßer Plan.“
„Das liegt daran, dass ich ein wirklich süßer Mann bin“, sagt er selbstgefällig.
Ich beginne die Augen zu verdrehen und höre auf halbem Wege auf. „Weißt du was, Raphael d’Arcy? Das bist du tatsächlich.“
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Lieber Leser,
Ich hoffe, Ihnen hat RAPHAELS LIEBESABENTEUER gefallen.
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Lesen Sie weiter, für einen Auszug aus dem letzten Teil der Darcy Brüder Serie (Noahs Geschichte)! Sie finden es direkt hinter den Links zu meinem Newsletter und meinen Büchern.