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Die Alarmglocken in Erins Kopf schlugen so laut, dass ihr fast die Zähne klapperten, während sie über den Teppich kroch. Sie waren sehr ruhig, aber sie kannte den Klang des Hauses. Es waren die kleinen, verhaltenen Geräusche, die nicht hierher gehörten.

Sie spähte durch die Stäbe des Geländers auf die U-förmige Treppe.

Die einzigen erkennbaren nicht menschlichen Einzelheiten waren die hässlichen Silhouetten von Sturmgewehren, die aus ihren Umrissen herausragten. Das waren nicht die Waffen von Einbrechern. Das waren die Waffen von Mördern.

Erin lief im Krebsgang weiter, lief am Geländer über ihnen entlang und duckte sich, damit das kleine Elefanten-Nachtlicht am oberen Ende der Treppe ihren Schatten nicht an die Wand warf.

Alles, was sie hörte, war das adrenalingetriebene Zwölfzylinder-Wummern ihres Herzens, als sie am Ende des Perserteppichs nach links abbog und darauf achtete, nicht gegen den kleinen Tisch in der Ecke zu stoßen.

Erin erreichte Maudes Tür und packte den Knauf. Er war schlüpfrig von ihrem Schweiß, und sie hatte Schwierigkeiten, ihn richtig zu umfassen. Als sie ihn schließlich umdrehte, stellte sie fest, dass die Tür abgesperrt war.

Erin verlor eine Sekunde Zeit, weil sie den Schlüssel mit dem Band von ihrem Hals nehmen musste, aber er glitt wie von Zauberhand sofort in das Schloss. Sie öffnete die Tür und trat in den dunklen Raum.

Maude saß bereits am Rand ihres Bettes. Sie sagte nichts, und Erin wusste, dass ihre Instinkte sofort einsetzen würden. Kampf oder Flucht, das Mädchen war in beidem Expertin.

»Wir müssen hier weg«, flüsterte Erin. Im nächsten Moment stand Maude neben ihr.

Bevor sie in den Flur gingen, packte Erin das Gesicht des Mädchens mit beiden Händen. »Hol Laurie. Ich schnappe mir die Jungs und Alisha.« Erin küsste sie, und sie huschten in den Flur.

Maude ging nach links, Erin zur Tür gegenüber, wo die Jungs schliefen.

Bevor sie eintrat, warf Erin einen Blick zu Alishas Tür und überlegte, wie sie sie holen konnte. Drei Stufen nach unten zu dem Treppenvorsprung, dann drei Meter über den Gang, dann drei wieder hoch und weitere fünf Fuß bis zu ihrer Tür.

Sie würde es nicht schaffen. Nicht, ohne dass man sie sah.

Erin versuchte nicht, die Furcht in ihrer Stimme zu verbergen, als sie Damien und Hector weckte, was die beiden Jungs schlagartig wachmachte. Sie huschten alle in den Korridor hinaus. Maude und Laurie waren bereits da, und sie alle schlüpften in ihr Schlafzimmer. Erin schloss die große Eichentür, und das Letzte, was sie in dem schwach beleuchteten Gang sah, war einer der Männer, der den Treppenabsatz erreichte und sich umdrehte, in Richtung Alishas Zimmer.

Erin schloss die Tür.

Und sperrte sie lautlos ab.