Kapitel zweiundzwanzig
Hatten Sie viele Kunden, Caine?«, erkundigte sich Shanti, als sie über den nassen Asphalt zum Wagen rannten.
»Keinen einzigen«, antwortete Caine. »Aber ich brenne darauf zu erfahren, was Sie da drinnen erlebt haben. Sie sehen ein bisschen erhitzt aus, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.«
»Dürfen Sie nicht, Caine. Was bei einer solchen Sitzung passiert, ist allein Sache zwischen dem Klienten und der Geistwelt. Moment mal! Was machen Sie denn jetzt schon wieder? Ich werde klitschnass!«
Er war wie angewurzelt stehen geblieben, als wäre er von einer Idee getroffen worden wie von einem Blitzschlag.
»Würden Sie bitte eine Minute warten, Shanti? Ich möchte etwas überprüfen, was Medusa gesagt hat.«
Sämtliche Einwände verschwanden wie die überfließenden Pfützen in Glastonburys gurgelnder Kanalisation. Während Caine auf dem Absatz kehrtmachte und noch einmal zum Third Eye zurücklief, duckte sich Shanti unter die Markise eines Ladens, der Alles für die anspruchsvolle Hexe anbot.
Was mochte Caine vorhaben? Und wovon zum Teufel hatte Medusa gesprochen? Die Liebe Ihres Lebens ist näher, als Sie denken.
Drei Minuten später kehrte er zurück, die nassen Haare fielen strähnig auf seine Schultern. Gemeinsam sprinteten sie zum Wagen.
»Und was sollte das jetzt?«, fragte Shanti, während sie die Klimaanlage aufdrehte, um den Beschlag von den Scheiben zu bekommen.
»Interessante Sache, Shanti. Erinnern Sie sich, dass Medusa zugegeben hat, sie habe mit Freunden und Familie über Ethans Auftrag gesprochen? ›Geprahlt‹ war das Wort, das sie benutzte.«
»Ja, das ist mir nicht entgangen. Das heißt, dass praktisch jeder in Glastonbury über die Kostüme Bescheid gewusst haben könnte.«
»Nun ja. Nur ist mir plötzlich aufgefallen, dass sie Glastonbury gar nicht erwähnt hat. Sie hat gesagt: ›Natürlich habe ich damit geprahlt – und zwar so sehr, dass ich meiner Familie und meinen Freunden im Dorf wahrscheinlich ziemlich auf den Geist gegangen bin. Alle wussten, dass die Kostüme hier hingen.‹«
»Und was wollen Sie damit sagen?«
»Glastonbury ist eine Stadt, richtig? Ich bin also noch einmal zu ihr zurückgegangen, um sie zu fragen, warum sie das Wort ›Dorf‹ verwendet hat. Es stellte sich heraus, dass sie gar nicht hier wohnt. Das ist auch der Grund dafür, warum sie den Laden während der Festivalzeit für gewöhnlich erst später öffnet. Sie lebt in einem kleinen Dorf ein paar Meilen von hier entfernt, und während des Festivals sind die Zufahrtsstraßen immer völlig verstopft.«
»Und das kleine Dorf heißt …?«
»Kilton.«
»Wow!«
»Und das ist noch nicht alles …«
»Ich höre.«
»Medusas beste Freundin ist die Barfrau aus dem Five Heads.«
»Sie meinen, die Bikerin, die den Blick nicht von Ihnen wenden konnte? Na schön, ich muss zugeben, das könnte tatsächlich von Bedeutung sein. Zu blöd, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin. Nun, im Gegenzug erzähle ich Ihnen jetzt etwas, was Medusa zu mir gesagt hat, auch wenn das wahrscheinlich nicht mehr als ein Haufen Schwachsinn ist. Angeblich hat Ethan aus dem Jenseits mit ihr gesprochen. Wenn wir herausfinden, wen Ethan über alles geliebt hat, dann werden wir verstehen.«
»Ja«, sagte Caine. »Wir müssen Eve finden.«
Die Regentropfen prasselten mit einer solchen Wucht auf den Asphalt, als wollten sie zum dunklen Himmel zurückspringen. Hinter den auf Hochtouren arbeitenden Scheibenwischern bremste Shanti den Wagen auf Schrittgeschwindigkeit ab.
»Also gut, Caine. Ich habe den Ingrimm der Geistwelt auf mich gezogen, indem ich Ihnen verraten habe, was Medusa gesagt hat. Aber was ist mit Ihnen? Sie haben ausgesehen wie der Tod, als Sie aus dem Hinterzimmer kamen.«
»Ich habe den Tod erblickt.«
»O mein Gott. Wissen Sie, was? Ich habe Menschen dicke, die ständig in pseudomystischen Rätseln sprechen. Sagen Sie mir einfach klipp und klar, was passiert ist.«
»Sie hat mir die Karten gelegt und in eine der Kristallkugeln geblickt. Es war so klar … so anschaulich … wie ein luzider Traum …«
»Wie Schwachsinn in HD-Qualität?«
»Ich befand mich in einem Wettlauf mit dem Tod. Ich konnte spüren, wie meine Lungen zu platzen drohten, als ich versuchte, ihn einzuholen. Sein Mantel bauschte sich beim Rennen. Dann gingen wir ringend zu Boden. Sein Gesicht war grauenvoll – ganz braun und verwest.«
»Sie haben mit dem Tod gerungen?«
»Das ist richtig. Aber er ist mir entschlüpft.«
»Herrgott, Caine. Sie erinnern sich, dass Sie vor einer Weile für längere Zeit krankgeschrieben waren? Ich werde mal ein Wörtchen mit dem Superintendent reden müssen. Vielleicht kann er Sie noch etwas länger freistellen. Es wäre schön, wenn Sie sich einfach mal ausruhen und zu mentaler Stabilität finden könnten. Sie werden sehen, es wird Ihnen bald besser gehen. Aber in Wahrheit … in Wahrheit …«
»In Wahrheit was?«
»Tatsächlich bin ich diejenige, die langsam, aber sicher durchdreht. Uns bleiben noch genau anderthalb Tage, und alles, was wir haben, ist ein dampfender Misthaufen halb garer Ideen, außerdem einen Todes-Elektriker, eine alternde Diva, mordgierige Zwillinge und Love-ins in Jurten, und dann auch noch … Ach verdammt, Caine, ich glaube, mir platzt der Kopf. Und sollten Sie es unter diesen Umständen wagen, Meditation, Massage, Mäßigung oder sonst etwas vorzuschlagen, was mit M beginnt, wird sich Ihre düstere Vorahnung, dass Sie bald mit dem Tod ringen, schneller erfüllen, als Sie es sich vorstellen können.«
»Mord beginnt ebenfalls mit M.«
»Halten Sie die Klappe, Caine. Halten Sie einfach die Klappe.«
Schweigend fuhren sie zur Unworthy Farm, wo Shanti den Wagen parkte und sich von Primrose einen Regenschirm lieh – »Nichts zu danken, gern geschehen.«
Seite an Seite schritten die beiden DIs durch den Wolkenbruch, den Wasserfall von Totterdown Hill hinunter, vorbei am Five Heads und den vor Nässe glänzenden Grabsteinen des Friedhofs von Kilton. Die Luft war erfüllt von einem feucht-süßen Duft, den die ausgetrocknete Erde verströmte, die sich nun endlich satt trinken konnte.
»Ich werde mir noch einmal Sista Tremble vorknöpfen«, sagte Shanti laut unter dem Regenschirm. Die prasselnden Tropfen hörten sich an wie Trommelwirbel. »Vielleicht hat sie sich mittlerweile ein wenig beruhigt und beantwortet mir ein paar Fragen über ihre Vergangenheit mit Stigma.«
»Glauben Sie wirklich, dass sie in den Mord an Ethan verwickelt ist?«
»Ich habe keine Ahnung, aber irgendetwas muss ich ja tun. Ich denke, wir sollten vorübergehend getrennt ermitteln. Wir sind schließlich nicht an der Hüfte zusammengewachsen. Was haben Sie vor? Arbeiten, ausruhen oder vergnügen?«
»Ich nehme an, Buddha würde alle drei gleichzeitig empfehlen.«
»Das ergibt so wenig Sinn, dass es fast schon wieder Sinn ergibt.«
»Ich werde mir den Brief der Arztpraxis vornehmen, den Sie in Ethans Zimmer gefunden haben. Außerdem wollte ich mich mit Benno und einigen der Uniformierten kurzschließen.«
»Es gibt bei diesem Fall keine Uniformierten. Ich habe Benno angewiesen, dass alle Zivil tragen sollen.«
»Wie dem auch sei – hoffen wir mal, der Regen hört bald auf. Es sollen heute Abend und morgen einige großartige Bands auftreten.«
»Wissen Sie, wie sehr auf einer Skala von eins bis zehn mich das interessiert, Caine? Eins. Wenn nicht gar null. Warum müssen Sie mir eigentlich so nahe kommen?«
»Entschuldigung. Der Schirm ist nicht sonderlich groß. Hier, nehmen Sie ihn.«
»Ich teile ja gern, aber ein gewisser körperlicher Abstand sollte doch gewahrt bleiben.«
Als Shanti und Caine das Festivalgelände erreichten, hatte der Regen wahrhaft biblische Ausmaße angenommen und die Stimmung von sonnengebackener Entspanntheit zu fieberhaftem Gewusel und trübseliger Schutzsuche vor der Sintflut geführt. Die Standinhaber deckten verzweifelt ihre Waren ab. Teenagergruppen, die ihre Zelte gedankenlos in den Senken aufgestellt hatten, waren eifrig damit beschäftigt, ihre klatschnassen Habseligkeiten zu retten. Ein paar betrunkene Spinner machten in den braunschwarzen Pfützen Schlammrutschen.
»Guten Tag, Miss«, sagte eine Stimme neben Shanti.
Sie drehte sich um und sah einen langhaarigen Mann mit einem Zapata-Schnurrbart und blauer Sonnenbrille unter dem tropfenden Rand eines offenen Festzelts.
»Der Herr gebe mir Kraft, Spalding. Ich sagte Zivilkleidung, kein Pantomimenkostüm.«
»Ich versuche lediglich, mich unter die Menge zu mischen, Miss. Genau, wie Sie es wollten. Warten Sie erst ab, bis Sie Dunster sehen … Augenblick mal … Er meldet sich gerade.« Er zog verstohlen ein Funkgerät aus seinem Poncho, aus dem ein lebhafter Redeschwall drang.
»Was sagt er, Spalding?«
»Sie werden es nicht glauben – Dunster hat ihn auf der Other Stage entdeckt.«
»Wo?«
»Auf der Other Stage – das ist die Bühne gleich hinter der Pyramid Stage, die mit dem Blick auf Glastonbury und den Tor.«
»Aha. Und wen hat er da entdeckt?«, wollte Shanti wissen.
»Den Tod«, antwortete Spalding. »Dunster sagt, er habe ihn mit dem Foto von dem Überwachungsvideo verglichen, und er ist sich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass er unser Mann ist. Scheint so, als sei der Tod ein Lil-Bisto-Fan.«
»Klar«, erwiderte Shanti. Dann: »Ich möchte, dass das profimäßig gehandhabt wird. Sagen Sie Dunster, er darf den Verdächtigen auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Sobald er sich in Bewegung setzt, soll er ihm mit etwas Abstand folgen. Wir sind schon unterwegs.«
»Es geht schneller, wenn ich schon mal vorlaufe«, bot Caine an. »Wir sehen uns dort.«
Noch bevor Shanti etwas erwidern konnte, war er schon davongeschossen und schlängelte sich geschickt durch die bis auf die Knochen durchnässte Menschenmenge. Shanti und Spalding folgten ihm.
Trotz des Wolkenbruchs und des bedrohlich grummelnden Himmels hatte sich eine große Menge in Plastikumhänge gehüllte Fans vor der Other Stage versammelt und nickte begeistert hüpfend mit den regenhutverhüllten Köpfen, während Lil Bisto kreischend über die Bühne tanzte. Caine richtete sich zu voller Größe auf und überblickte das Gewühl. Keine Spur von Dunster, keine Spur von dem Verdächtigen.
Als Caine auf eine leicht erhöhte Stelle vor der Bühne zuging, wo sich mehrere Menschen unter einer Eiche zusammendrängten, bemerkte er aus dem Augenwinkel Bewegung, eine Art Aufruhr, und tatsächlich: Weniger als fünfhundert Meter entfernt fand ein außergewöhnlicher Abtausch statt. Nur in Glastonbury konnte die Auseinandersetzung zweier derart seltsam gekleideter Kontrahenten als banale, wenngleich nervige Ablenkung von der Bühnenshow durchgehen. Entschuldigungen vor sich hin murmelnd, schlängelte Caine sich durch die Menge, dann sah er Dunster in einer haarsträubenden Polizeiuniform aus dem Kostümladen – einem blauen Einteiler mit riesigen Silberknöpfen, einem winzigen Helm und übergroßen Stiefeln –, der sein Bestes gab, die abscheuliche, mit einem roten Samtcape verhüllte Figur des Todes zu verhaften. Noch während er sich durch den Wirrwarr aus Regenschirmen quetschte, hörte er, wie Dunster sagte: »Könnte ich Sie kurz sprechen, Mr. Tod?«
Der Tod starrte den ulkigen Polizisten aus den madenumwundenen Augenhöhlen in seinem verwesten Gesicht an, dann riss er sich los und gab Fersengeld. Eilig nahm Caine die Verfolgung auf.
Es war schwierig, über die glitschige Wiese zu laufen, aber Caine jagte das Skelett im roten Mantel durch die fluchende, rempelnde Menge. Am Rand des Bühnengeländes angekommen, verschwand der Tod in einem schmalen Durchgang zwischen tropfenden Zelten und Unterständen, im Laufen über Seile, Kabel und Holzstangen springend.
Ein Gefühl der Panik überwältigte Caine, weil er meinte, er habe ihn verloren. Der Himmel war so dunkel geworden, dass er stehen bleiben und in die Sintflut starren musste, nass bis auf die Haut. Es donnerte und blitzte, doch er bemerkte es kaum.
Angestrengt hielt er Ausschau nach Shanti, Dunster, Spalding oder irgendwem, der die Dringlichkeit der Situation verstand – vergeblich. Er war allein.
In seinem peripheren Gesichtsfeld nahm er ein flüchtiges Aufblitzen von Rot unter dem Dach eines offenen Festivalzelts wahr, in dem ein Kunst-Workshop für Kinder stattfand. Er hörte Schreien und Rufen, dann strömten die erschrockenen Kinder in den Regen hinaus. Caine rannte ins Zelt, gerade rechtzeitig, um auf der anderen Seite den so gruselig kostümierten Flüchtigen hinausstürmen zu sehen. Er nahm die Verfolgung wieder auf, wobei er zum Entsetzen der Eltern über ein kleines Kind sprang, das schlafend auf einer Decke lag.
Der Tod sprintete über eine freie Fläche auf ein großes Festivalzelt zu, in dem eine hitzige politische Debatte stattfand. Der Politiker auf dem Podium trat mit wilder Überzeugung für seine Sache ein, aber die Menge war offenbar ganz klar anderer Ansicht. Die kapuzenverhüllte Gestalt bahnte sich einen Weg durch die Zuhörer, stieß gegen Kameras und trat auf Kabel. Caine drängte sich, weitere atemlose Entschuldigungen stammelnd, ebenfalls durch die Menge. Im nächsten Moment unternahm das rot bemäntelte Skelett einen rutschigen Sprint über ein offenes Feld, auf dem sich eine verzweifelte Schlange vor einer WC-Anlage gebildet hatte. Der Regen hatte den Boden in Schlamm verwandelt, der zwischen den braunen Grashalmen Blasen warf. Auf einmal sah Caine, wie der Tod ausrutschte, ins Taumeln geriet und mit dem Gesicht voran in den Matsch fiel. Binnen einer Sekunde stürzte er sich auf ihn.
»Wie erbärmlich«, sagte eine Frau voller Abscheu, als sie sich raufend im Schlamm wälzten. »Glasto ist ein Festival der Liebe und Freundlichkeit. Es sind auch Kinder hier. Wenn ihr Idioten euch unbedingt prügeln wollt, dann geht doch zu Hause in den Pub.«
Caine wollte es ihr erklären. Wollte ihr sagen, dass er auf ihrer Seite war. Dass er sich als aufrichtigen Verfechter des Friedens sah und dass er sich nichts weniger wünschte, als mit einem scheußlichen Skelett in diesem stinkenden Morast einen Ringkampf auszutragen. Doch er fand nicht die richtigen Worte. Die zu erledigende Aufgabe war derart erschöpfend, dass sie jedes Gramm an Energie benötigte, das er aufbringen konnte. Es gelang ihm, dem Mann einen Arm auf den Rücken zu drehen, aber sein Gegner war so schlüpfrig wie ein Aal. Jedes Mal, wenn Caine versuchte, sich auf die Knie aufzurichten, grub er sich noch tiefer in den Matsch.
Auf einmal kam ein muskulöser Mann in einem Rollstuhl angefahren und zog den Tod auf die Füße.
»Nein!«, rief Caine flehentlich. »Das ist der falsche Mann!«
Aber der Tod hatte sich bereits hochgekämpft. Caine warf einen letzten flüchtigen Blick auf den grausig grinsenden Schädel, dann schwankte die Gestalt im roten Mantel eilig davon und verschmolz mit der Menge.
Nicht weit davon entfernt, in dem Areal, das bekannt war als Shangri-La und der Außenseiterkunst und Subkultur vorbehalten war, hatte Shanti Spalding verloren.
Sie schüttelte ihren Schirm aus und betrat ein Szenario, das direkt aus einem dystopischen Film hätte stammen können – beklemmende, graffitibeschmierte Gassen und die zweigeschossige Fassade eines neonbeleuchteten Hotels. Shanti passierte ein riesiges Portal aus recycelten Plastikflaschen und fand sich auf einer Pflegestation für Psychiatriepatienten wieder. Auf mehreren Reihen eiserner Bettgestelle schliefen betrunkene Festivalbesucher ihren Rausch aus, umsorgt von bärtigen Krankenschwestern in knappen Uniformen, die mit riesigen Spritzen ausgerüstet waren.
Als sie weiterging, gelangte sie in eine düstere Cabaret-Bar mit dem treffenden Namen PugUgly – potthässlich –, in der die vor dem Regen geflüchteten Festivalbesucher Cocktails schlürften und wo auf der kleinen Bühne der Auftritt für den heutigen Abend geprobt wurde. Die Darsteller wanden und wälzten sich in makabren S&M-Outfits im grünen Stroboskoplicht. Shanti kaufte sich eine große Cola light und entdeckte einen freien Platz an einem Tisch weiter hinten.
Als sie – vergeblich – versuchte, Caine auf seinem Handy zu erreichen, geschah etwas Merkwürdiges. Zunächst reagierte sie kaum. Fast jeder hier war seltsam gekleidet, von daher dauerte es einen Moment, bis der Adrenalinschub einsetzte, nachdem sie die tropfnasse, schlammverschmierte Gestalt des Todes in die Bar hatte kommen sehen.
Er blieb direkt vor der kleinen Bühne stehen, augenscheinlich erschöpft vor Anstrengung. Shanti stand auf, ging mit eiligen Schritten auf ihn zu – und machte einen Hechtsprung.
Während die Fetischtänzer nach hinten taumelten, drückte Shanti den Tod auf die Bühne. Mit einer geschmeidigen Abfolge von Bewegungen rollte sie ihn auf den Bauch, fesselte ihm die Hände mit Handschellen auf dem Rücken und drehte ihn wieder um.
Dann steckte sie je einen Finger in die beiden madenumwundenen Augenhöhlen und zog ihm die Pappmaschee-Maske vom Gesicht.